Entwicklung einer klinischen Testmethode zur Diagnostik der Störungen der Otolithenfunktion

Entwicklung einer klinischen Testmethode zur Diagnostik der Störungen der Otolithenfunktion

Beschreibung

vor 17 Jahren
Funktionsstörungen der Otolithenorgane sind relativ häufig unter
peripheren und zentralen vestibulären Funktionsstörungen. Deren
Diagnose ist aufgrund der komplexen Anatomie und Physiologie sowie
bislang fehlender klinisch einsetzbaren Untersuchungstechniken oft
schwierig, weshalb derartige Funktionsstörungen oft übersehen
werden. Während einer Kippung des Kopfes um die naso-okzipitale
Achse führen die Augen eine kompensatorische Gegenrollung (ocular
counterroll, OCR) aus. Obwohl es schon seit langem Versuche gibt,
die Funktion des Utrikulus durch die Messung des OCR zu
untersuchen, war ein solcher in der klinischen Routine einsetzbarer
Test bislang noch nicht etabliert. Gründe dafür waren technische
Schwierigkeiten bei der Registrierung der Augentorsion,
uneinheitliche Methoden der Stimulation des Utrikulus sowie
kontroverse Daten aus vorausgegangenen Untersuchungen. Ziel dieser
Studie war es u.a. durch den Vergleich unterschiedlicher
Stimulationsbedingungen einen klinisch leicht einsetzbaren
reliablen Otolithenfunktionstest zu entwickeln. Dafür wurde der OCR
bei einem Probandenkollektiv mit Hilfe der Videookulographie
gemessen und die torsionelle Augenposition und -geschwindigkeit
bzw. der Gain für Position und Geschwindigkeit während aktiver und
passiver Kopf-, sowie passiver Ganzkörperkippungen verglichen. Die
Stimulation erfolgte mit Amplituden von 12,5 und 25 Grad. Der OCR
wurde getrennt für die Richtungen von der 0-Grad-Stellung und
zurück zur 0-Grad-Stellung bestimmt. Die wesentlichen Ergebnisse
dieser Studie waren: (1) Der OCR zeigte bei aktiven Kopfkippungen
eine signifikant höhere Variabilität als bei passiven Kopf- und
Ganzkörperkippungen. (2) Der Gain der torsionellen Augenposition
waren kleiner [0,133 (+/-0,006)] als der Gain der torsionellen
Augengeschwindigkeit [0,183 (+/-0,011)]. Der Gain der torsionellen
Augenposition war umgekehrt proportional der Amplitude der Kopf- /
Körperkippung [0,121 (+/-0,007) bei Amplitude 25 Grad; 0,146 (+/-
0,010) bei Amplitude 12,5 Grad]. Der Gain der torsionellen
Augengeschwindigkeit war proportional der Amplitude der Kopf- /
Körperkippung. [0,205 (+/-0,016) bei 25 Grad; 0,162 (+/-0,016) bei
12,5 Grad]. (3) Es wurde kein Einfluss der zervikalen Afferenzen
auf tVOR gesehen. Aus den Untersuchungen lässt sich schließen, dass
die Stimulation der Utrikuli durch passive Kopfkippungen mit der
Messung der kompensatorischen Augenverrollungen mittels
Videookulographie ist als klinisch einsetzbarer Otolithentest
geeignet. Um die klinische Wertigkeit dieses Testes zu analysieren,
werden auf der Basis dieser Befunde Patienten mit peripheren und
zentralen Gleichgewichtsstörungen in Nachfolgestudien untersucht.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: