Die Sentinellymphknoten-Biopsie beim primären Mammacarcinom- Erfahrungen aus der Frauenklinik vom Roten Kreuz München

Die Sentinellymphknoten-Biopsie beim primären Mammacarcinom- Erfahrungen aus der Frauenklinik vom Roten Kreuz München

Beschreibung

vor 17 Jahren
Das Mammacarcinom ist weltweit der häufigste bösartige Tumor der
Frau. Die operative Standardtherapie beim primären Mammacarcinom
ist die Entfernung des Primärtumors durch brusterhaltende Therapie
oder durch modifiziert radikale Mastektomie. Als Goldstandard für
die operative Therapie der Axilla galt bisher die axilläre
Lymphonodektomie mit Exzision von mindestens zehn Lymphknoten aus
Level I und II. Dieser Eingriff kann mit einer hohen
Schulter-Arm-Morbidität einhergehen. Zudem sind 50% der in
Deutschland operierten Mammacarcinome nodalnegativ und erhalten
somit möglicherweise durch die Axilladissektion eine Übertherapie.
Nachdem die Sentinellymphknoten-Biopsie schon seit einigen Jahren
beim Peniscarcinom und beim malignen Melanom durchgeführt wurde,
wurde diese Technik auch beim Mammacarcinom eingeführt. In vielen
Studien hat sich gezeigt, dass hierdurch die Morbidität der
Patientinnen deutlich gesenkt werden konnte, ohne dabei die
onkologische Sicherheit zu reduzieren. In dieser Arbeit werden die
Ergebnisse zur Sentinellymphknoten-Biopsie aus der Frauenklinik vom
Roten Kreuz München vorgestellt. Von Februar 2003 bis November 2004
wurde bei 375 Patientinnen die Sentinellymphknoten-Biopsie
durchgeführt. Die Markierung des Wächterlymphknotens erfolgte, nach
Sicherung der Diagnose durch präoperative Stanzbiopsie, bei 274
Patientinnen mit einem radioaktiv markiertem Tracer (Nanocoll) und
bei 101 Patientinnen mit Farbstoff (Patentblau V). Die
Detektionsrate lag im Gesamtkollektiv bei 91,7 % (344/375). Bei den
mit Patentblau V markierten Patientinnen konnte bei 85,1% (86/101)
der Sentinellymphknoten (SN) identifiziert werden, bei den mit
Nanocoll markierten Patientinnen waren es 94,1% (258/274). Die
Größe und die Lokalisation des Primärtumors hatten keinen Einfluß
auf die Detektionsrate. Eine Schnellschnittuntersuchung der
detektierten SN wurde bei 325 Patientinnen durchgeführt, von denen
der Wächterlymphknoten bei 85 Patientinnen positiv, bei 267
Patientinnen negativ war. Die Falsch-negativ- Rate der
Schnellschnittergebnisse lag insgesamt bei 7,8% (21/267).
Vergleicht man die Anzahl der detektierten Lymphknoten mit dem in
der endgültigen Histologie festgestellten Nodalstatus, so zeigte
sich, dass bei Patientinnen mit Lymphknotenmetastasen mehr
Sentinellymphknoten zu detektieren waren, als bei nodalnegativen
Patientinnen. Von den 344 Patientinnen, bei denen der
Sentinellymphknoten erfolgreich detektiert wurde, waren 67 in der
endgültigen Histologie positiv. 28,3% dieser positiven
Sentinellymphknoten waren Mikrometastasen (19/67). Während sich in
63,1% (12/19) der Fälle in der endgültigen Histologie keine
weiteren axillären Lymphknotenmetastasen zeigten, wurde bei 36,8%
(7/19) der Patientinnen eine weitere axilläre Lymphknotenmetastase
gefunden. Eine Korrelation zwischen der Größe des Primärtumors und
einer Mikrometastase im Sentinellymphknoten, und dem endgültigen
axillären Nodalstatus konnten wir in unserer Untersuchung nicht
feststellen. Die Ergebnisse unserer Untersuchungen zur
Sentinellymphknoten-Biopsie stimmen weitgehend mit den in der
Literatur beschriebenen Daten überein. Auch wir konnten zeigen,
dass die Sentinellymphknoten-Biopsie eine zuverlässige Methode ist,
den axillären Nodalstatus beim primären Mammacarcinom zu bestimmen.
Nodalnegativen Patientinnen kann durch diese Methode bei deutlicher
Reduktion der Morbidität im Schulter-Arm-Bereich die axilläre
Lymphonodektomie erspart werden, ohne dabei die onkologische
Sicherheit zu gefährden. In dieser Hinsicht untermauern unsere
Daten den Beschluß der auf der internationalen Konferenz in St.
Gallen gefasst wurde. Nur die von einigen Autoren aufgestellte
These, bei sehr kleinem Primärtumor (pT1a und pT1b) und einer
Mikrometastase im Sentinellymphknoten auf die axilläre
Lymphonodektomie verzichten zu können, muß aufgrund unserer
Datenlage äußerst kritisch betrachtet werden.

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