Expositions- und Gefährdungsabschätzung bei Kindern aus Bad Münder nach dem Eisenbahnunfall vom 09.09.2002

Expositions- und Gefährdungsabschätzung bei Kindern aus Bad Münder nach dem Eisenbahnunfall vom 09.09.2002

Beschreibung

vor 17 Jahren
Am 09.09.2002 stießen auf der Eisenbahnstrecke Hannover-Hameln im
Deisterbahnhof der Stadt Bad Münder zwei Güterzüge zusammen, wobei
u.a. ein Kesselwagen mit Epichlorhydrin (ECH) in Brand geriet.
Potenziell war eine Wohnbevölkerung von rund 19.000 Personen mit
ECH und über den Luftweg exponiert. Ziel dieser Studie war es,
Symptome zu untersuchen, die bei den Kindern der Stadt Bad Münder
und der umliegenden Ortschaften aufgetreten waren, und die Frage,
ob diese im Zusammenhang mit der Exposition gegenüber dem
Unfallereignis standen. Es sollten weiterhin bestimmte
Risikogruppen identifiziert werden. Hierzu wurde eine randomisierte
Stichprobe der Kinder mittels Fragebogen angeschrieben. 487 Kinder
aus der Stadt Bad Münder und Umgebung wurden in die Studie
eingeschlossen. Die Rücklaufquote betrug 62,9%. Es wurden die
akuten ECHassoziierten Symptome sowohl für die Expositionsphase als
auch für die Kontrollphase erhoben. Neben soziodemographischen
Daten wurden Prävalenzen von Asthma sowie Allergien und
Krebserkrankungen erfasst. Zur Expositionsabschätzung dienten ein
Ausbreitungsmodell und die Wohnortangaben der Probanden. Die
Prävalenz von akuten ECH-assoziierten Symptomen in der
Expositionsphase im Vergleich zur Symptomprävalenz in der
Kontrollphase war nicht signifikant verschieden. Asthmatiker
berichteten signifikant häufiger über ECH-assoziierte Symptome als
Kinder, die nicht unter Asthma bronchiale litten (62,1% vs. 24,7%).
Es zeigte sich keine erhöhte Symptomprävalenz in dem nach dem
Ausbreitungsmodell potenziell „exponierten Gebiet“. Neben dem
Asthma bronchiale (OR ((95% CI): 8,6 (3,4-21,8)) erwies sich das
Berichten der Probanden über Beschwerden in der Kontrollphase als
Hauptprädiktor für die Prävalenz von ECH-assoziierten Symptomen in
der Expositionsphase (8,3 (4,6-15,0)). Die Symptomprävalenz stieg
leicht mit dem Alter der Probanden (2,3 (0.9-5,8)). Geschlecht,
Allergien und Bildungsstand der Eltern waren nicht mit den
Symptomen assoziiert. Zusammenfassend zeigte sich, dass
offensichtlich primär die Gruppe der Asthmatiker empfänglich für
die Unfall-Exposition war. Aufgrund der geringen Spezifität der
betrachteten Symptome können die irritativen Effekte durch die
Exposition gegenüber ECH oder Brandgasen nicht von den Effekten,
die durch die erhöhte Aufmerksamkeit der Bevölkerung aufgrund des
Unfalls hervorgerufen wurde, getrennt werden.

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