Essay: “Genialität und Wahnsinn” – Zum 225. Todestag von J.M.R. Lenz – eine Würdigung von Manfred Orlick
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Beschreibung
vor 5 Jahren
Jakob Michael Reinhold Lenz war ein hervorragender Vertreter des
Sturm und Drang, vor allem als begnadeter Dramatiker ist sein Ruf
heute unbestritten. Er stand jedoch zeitlebens im Schatten Johann
Wolfgang Goethes und blieb seinen Zeitgenossen weitgehend
unbekannt. Zu Unrecht wäre er fast dem Vergessen anheim gefallen,
hätte sich Georg Büchner 1835 mit seiner Novelle Lenz nicht
seinem tragischen Schicksal gewidmet und dem „unglücklichen
Poeten Namens Lenz“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Das
novellistische Porträt beginnt mit dem klassischen (fast schon
legendären) ersten Satz „Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg“
und ist ein Psychogramm des psychisch kranken Dichters. Büchner
beschreibt dabei den 20-tägigen Aufenthalt von Lenz im
elsässischen Steintal, wo er sich bei dem Pastor und
Sozialreformer Johann Friedrich Oberlin aufhält, um einen
Ausbruch seiner Schizophrenie zu verhindern. Zunächst bessert
sich sein Zustand, auch durch die beruhigende Atmosphäre in dem
Pfarrhaus. Nachdem der Unglückliche aber mehrfach rastlos durch
das Gebirge auf beschwerlichen Wanderungen streift, entfernt er
sich wieder von der Realität. Als sein Wahnsinn endgültig
ausbricht, schickt Oberlin den „bedauernswürdigen Patienten“
wieder nach Straßburg zurück. In seinem grandiosen Seelengemälde
lässt Büchner neben der fortschreitenden psychischen Erkrankung
aber auch die Genialität des verwirrten Dichters durchblitzen. …
von Manfred Orlick
Sprecher ist Uwe Kullnick
Manfred Orlick, Diplom-Physiker. Nach Studium an
der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zunächst im
Universitätsrechenzentrum dann als Kliniksphysiker an der Klinik
für Nuklearmedizin tätig. Er ist, neben seinem
naturwissenschaftlichen Beruf, immer auch literarisch tätig
gewesen. Regelmäßig Beiträge in Regionalzeitungen von Halle und
Leipzig, dazu zahlreiche Rezensionen. Publikationen: “Man will es
einfach nicht glauben” (Glossen, 2009), “Freizeitführer
Saalekreis” (2012), “Wahre Geschichten entlang der Straße der
Romanik” (2016), “Wahre Geschichten um den Lutherweg S.-A.”
(2017). Seit 2015 Hrsg. “literarisches echo” (Magazin für
Literaturgeschichte).
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