Hörbahn on Stage: “Austern – Ein Portrait” von Andreas Ammer

Hörbahn on Stage: “Austern – Ein Portrait” von Andreas Ammer

1 Stunde 19 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Sobald der feste Muskel des beim Verzehr noch lebenden Tiers
durchtrennt ist, offenbart sich der darin lebende Mollusk: Er hat
ein Herz, aber kein Gehirn, dafür Magen, Darm und After.
Vielleicht steht die Auster genau deswegen im Zentrum erotischer
Fantasien, als Inbegriff der Kreatürlichkeit. Als solcher findet
sie im 16. Jahrhundert Eingang in die Malerei, um schließlich im
19. Jahrhundert eine Popularisierung zu erfahren: Bevor die
Auster zur Delikatesse wurde, war sie billiges Streetfood, ein
Arme-Leute-Essen. Und lange bevor die Queer Theory die Frage nach
dem Geschlecht zu verflüssigen suchte, war diese unscheinbare
Meeresbewohnerin bereits eine Meisterin der gender fluidity: Je
nach Witterung wechseln Austern mehrmals im Leben ihr Geschlecht.
Auf den Spuren dieses faszinierenden Tiers begibt sich Andreas
Ammer auf Fischmärkte, in Hafenlokale und auf Schiffe, um
letztendlich doch immer zu diesem einen Moment zurückzukehren:
der Oyster Conversion Experience, der lebensverändernden
Begegnung mit diesem unsichtbaren Meerestier, dessen Geschmack
nach Ozean er immer wieder herbeisehnt. Und zu der Frage, wie
sich von einem Tier erzählen lässt, das zwar schon weitaus länger
als der Mensch lebt, sich jedoch die allermeiste Zeit zwischen
zwei Schalen verbirgt.


Andreas Ammer, 1960 in München geboren, ist
Fernsehmacher, Universitätsdozent und Opernregisseur, vor allem
aber in Zusammenarbeit mit Musikern wie FM Einheit, Ulrike Haage,
The Notwist, Acid Pauli oder Driftmachine der Autor zahlreicher
preisgekrönter Hörspiele.

Falk Nordmann, Zeichner und Illustrator,
lebt und arbeitet in Berlin. Ab 2007 Umschlaggestaltungen und
Autorenportraits, seit 2013 Tierillustrationen der Reihe
Naturkunden für Matthes & Seitz Berlin.


Judith Schalansky, 1980 in Greifswald geboren,
studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign und lebt als
freie Schriftstellerin und Buchgestalterin in Berlin. Sowohl ihr
Atlas der abgelegenen Inseln als auch ihr Bildungsroman Der
Hals der Giraffe wurden von der Stiftung Buchkunst zum
»Schönsten deutschen Buch« gekürt. Für ihr Verzeichnis
einiger Verluste erhielt sie 2018 den Wilhelm-Raabe-Preis. Seit
dem Frühjahr 2013 gibt sie die Reihe Naturkunden heraus.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15