Der Lego-Betrüger: Ein Vermögen auf Sand gebaut

Der Lego-Betrüger: Ein Vermögen auf Sand gebaut

Nach Außen war er ein erfolgreicher und sympathischer Bursche. Mit Anfang 20 hatte er in Klagenfurt ein florierendes Geschäft mit Legosteinen aufgebaut. Umso schockierter war (nicht nur) sein Umfeld, als sein weltweiter Betrug aufflog.
35 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Eigentlich war Martin (Name von der Redaktion geändert) am Sprung
zu einer Profi-Sportkarriere. Eine Verletzung machte ihm aber
einen Strich durch die Rechnung, doch er ließ sich nicht
unterkriegen und wollte eben anderweitig erfolgreich sein. Der
durch und durch sympathische, höfliche und zielstrebige junge
Mann (heute ist er 25) hatte schließlich die zündende Idee, es
ist eine Start-Up-Geschichte wie sie im Buche steht: Im Keller
seiner Eltern begann Martin damit, gebrauchte Legosteine zu
sortierten, reinigen und katalogisieren, um so einen
Online-Handel aufzubauen. Schnell hatte er fünf Mitarbeiter und
einen Laden in der Klagenfurter Innenstadt, dem Lego-Begeisterte
die Türen einrannten. Alles scheint perfekt. 


Martins Geschäft wuchs, die Aufträge wurden mehr und größer, auch
die Wirtschaftsredaktion der Kleinen Zeitung berichtete 2019 über
das Unternehmen, es war Stadtgespräch in Klagenfurt. Doch dann
kam die Anzeige eines verärgerten Kunden, der seine Ware nicht
erhielt, es ging nur um ein paar Hundert Euro. Martin hatte eine
plausible Erklärung für den "Irrtum". Doch die Anzeige sollte nur
der Vorbote einer Lawine an Betrügereien sein, deren Opfer
Privatkunden, Sammler, Lego-Künstler und sogar Großhändler von
den Niederlanden bis China waren. 


In langwierigen Ermittlungen konnte die Vorgehensweise Martins
nachgezeichnet werden. So versandte er etwa Sandsäcke statt
Legosteinen, damit die Sendung das richtige Gewicht hatte. Am
Ende konnte der betraute Ermittler mit akribischen
Nachforschungen Hunderte Geschädigte ausfindig machen, der
Schaden betrug mehr als eine halbe Million Euro. Ungewöhnlich in
diesem Fall: Man musste die Opfer finden, da man den Täter ja
bereits kannte. 


Als schließlich schon ein Insolvenzverfahren gegen Martins Firma
anhängig war, postete für seine über 140.000 Instagram-Follower –
sehr zum Missfallen seiner Gläubiger – regelmäßig Urlaubsfotos,
mit Grüßen etwa aus Frankreich oder Italien.    


Martin stritt zunächst alles ab, doch das Gericht sah seine
Schuld als erwiesen an. Zunächst wurde Martin zu einem Jahr
unbedingter Haft verurteilt, doch das Oberlandesgericht in Graz
hob das Urteil auf, letztendlich wurden es drei Jahre. 
 


Wer ist Martin und warum begab er sich in diese Situation? Wie
liefen die Betrügereien ab? Gab es ein Ausstiegsszenario? Wie
dachte er, damit durchzukommen? Wollte Martin einfach nur reich
werden, oder sein Unternehmen retten? Über diese Fragen sprechen
in dieser Folge von delikt Petra
Lerchbaumer aus der Kärntner Bundeslandredaktion und
Bettina Auer aus der Wirtschaftsredaktion mit
Moderator David Knes. 

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