#31 mit Vince Clarke

#31 mit Vince Clarke

BEAT Producer Podcast
34 Minuten
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Beschreibung

vor 4 Monaten

Im Behind the Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende
Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um
Depeche-Mode- und Erasure-Legende Vince Clarke, der mit 63 sein
erstes Solo-Album “Songs of Silence” aufgenommen hat – eine
Sammlung atmosphärischer Experimente, Exkursionen und Exerzititen
auf dem Eurorack.


Wenn ich an Vince Clarke denke, denke ich in Farben: Die
Regenbogenpalette auf dem Cover des Erasure-Albums “Circus”. Die
hyperreal-kitschigen Lilatöne auf “Loveboat”. Sogar ihre Sounds
klangen quietschig-grell - und lauteten nicht ihre letzten beiden
Studiowerke auf die Namen “The Neon” und “Day-Glo”? Wenn ich an
Vince Clarke denke, denke ich auch an das Video zu “Chorus”, in
dem er und Andy Bell auf dem Strand herumturnten und Vince als
verrückter Professor an einem gigantischen Modular-Synthie die
Knöpchen drehte. “Ehrlich gesagt war das gar kein Synthie” meint
Vince grinsend als ich ihn darauf anspreche, “Es war eine alte
Telefonanlage!”


Aber auch das passt. Denn wenn es jemandem zuzutrauen ist, sogar
aus einem überholten Museumsstück die wundersamsten Klänge
hervorzuzaubern, dann ist es zweifelsohne Vince Clarke. Seit
nunmehr vierzig Jahren ist er der Tüftler und Schrauber im
Hintergrund, der analoges Piepen, Knarzen, und Knattern in
chartstaugliches Material sublimiert. Drei seiner Bands haben
einen bleibenden Fußabdruck in der Musikgeschichte hinterlassen:
Depeche Mode, mit ihrer Kombination aus Pop und Gothic. Yazoo,
deren Fusion aus warmem Soul und kühler Elektronik ihrer Zeit
bemerkenswert weit voraus war. Und schließlich Erasure, die
inzwischen vielleicht konsequenteste Verkörperung der
Synthie-Pop-Philosophie.


Um so erstaunlicher, dass Clarke erst jetzt, mit inzwischen 63
Jahren, sein erstes Soloalbum unter eigenem Namen vorlegt. Der
Schritt war, wie erwartet, der Pandemie geschuldet. Er habe sich
schlicht, wie viele andere auch, zu Tode gelangweilt und eine Art
akustisch Spielwiese gebraucht. Schon in vielen Interviews hatte
er im Laufe der Jahre erwähnt, wie gerne er tiefer in das
Potential seines Eurorack-Systems eintauchen wollte. Nun war der
Moment gekommen. Es entstanden naïve Studien und Versuche,
Mikro-Jams und Skizzen. Clarke konnte es selbst nicht glauben,
als seine Plattenfirma Mute von den Ergebnisen begeistert war und
sie unbedingt herausbringen wollte.


Als Hörer darf man dankbar dafür sein. Denn so großartig Erasure
in ihren besten Momenten bleiben: “Songs of Silence” ist ein
willkomener Blick in eine komplett andere Dimension seines
Schaffens. Statt Stimmen und Songstrukturen nutzt das Projekt die
Magie der Wiederholung, sucht in einer Vielzahl bewusst gewählter
Regeln und Limitierungen frische Inspiration. Drones und
pulsierende Ambienttexturen, krautig klingelnde Sequenzen,
verstörende Samples und ein wehklagender Gastauftritte eines
Cellos ergeben ein dunkles, hyonotisierendes Werk ohne
Refenzpunkte in Clarkes bisherigem Schaffen.


Und das Cover? Ist natürlich schwarz-weiß.

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