#15 Astrid Stange & Carola Schroeder – Diversity treibt Innovation

#15 Astrid Stange & Carola Schroeder – Diversity treibt Innovation

48 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Wie häufig spielt es in Ihrem professionellen Leben eine Rolle,
dass Sie eine Frau sind? Jeden Tag! Astrid Stange, CEO der
Element Versicherung und zuvor u. a. langjährige Vorständin der
AXA, im Gespräch mit Carola Schroeder, Mitglied des Vorstands der
Barmenia, bei Insurance FM.


Carola Schroeder und Astrid Stange zeichnen ein nüchternes Bild
der Branche mit Blick auf Männer und Frauen. Frauen sind in der
Regel deutlich besser qualifiziert als Männer in gleichen
Positionen. Sie arbeiten auch mehr und härter. Und dennoch hat
sich im Grunde mit Blick auf Gleichstellung und Vielfalt nahezu
nichts verändert. Die Schlussfolgerung: Wir brauchen nicht die
kleinen Schritte, sondern die großen. Kein weiterer Frauenkreis
und auch kein zusätzliches Mentoringprogramm, in dem Frauen
erklärt bekommen, dass sie wie Männer zu sein haben. Große
Schritte bedeutet: Die Versicherungswirtschaft - und nicht nur
sie - muss ihre Bewertungssysteme ändern. Ganz offensichtlich
sind die Prozesse, die über Karrieren und Entwicklungspfade
entscheiden von Männern für Männer gemacht. Männer sagen zu, wenn
sie das Gefühl haben, die Anforderungen an einen neuen Job zu 20%
erfüllen zu können, Frauen erst bei 70%. Entsprechend sagen
Männer oft direkt im ersten Gespräch zu. Frauen denken nach und
machen es dann nicht. Wer den Prozess bei „Ich führe mit jedem
und jeder ein Gespräch“ belässt, wird immer die Männer einstellen
und dazu noch persönliches und fachliches Potenzial verschenken.


Stange und Schroeder argumentieren: Diese Systeme muss die
Branche ändern. Sie muss  nicht die Frauen verändern,
sondern die Systeme. Die Frauen müssen nicht wie Männer werden,
sonst verlieren auch Versicherungsunternehmen die
Unterschiedlichkeit der Perspektiven, entfernen sich weiter von
ihren jeweils besten Lösungen. Letztlich muss sie auch Quoten
einführen. Wenn Frauen wirklich so gut sind wie Männer, sich
ebenso gut entwickeln können - und warum sollte das nicht so
sein? - und die Prozesse dennoch dafür sorgen, dass Frauen in der
Minderheit bleiben, dann sind die Prozesse Teil des Problems.
Dann braucht es Quoten und diese Quoten müssen dem
gesellschaftlichen Anteil von Frauen entsprechen: 52% auf allen
Ebenen.


Das Thema Frauen und Männer ist natürlich wiederum Teil des
größeren Themas Diversity. Ein Thema, das nach übereinstimmender
Einschätzung von Astrid Stange und Carola Schroeder in der
Versicherungswelt noch nicht durchdrungen ist. Dabei ist
Diversity der zentrale Treiber für Veränderungen und Innovation.
Es wird auch der Schlüssel sein bei der Antwort auf den
Fachkräftemangel in der Versicherungswelt. Es wird der
Versicherungswirtschaft nur dann gelingen, ausreichend
zusätzliche qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter anzuziehen und zu binden, wenn sie sich ernsthaft mit
Diversity auseinandersetzt. Auch hier: Es braucht große Schritte.
Vielfach werden Themen wie sexuelle Identität oder die
Integration der Elternrolle vorrangig mit einer Marketingbrille
betrachtet. Die Substanz dahinter ist überschaubar. Das ist nicht
nur ein Problem für den jeweils marginalisierten Anteil, sondern
wird insgesamt darüber entscheiden, ob die Versicherungswelt
anschlussfähig an die Arbeitswelt bleibt.

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