Podcaster
Episoden
07.12.2022
48 Minuten
Wie häufig spielt es in Ihrem professionellen Leben eine Rolle,
dass Sie eine Frau sind? Jeden Tag! Astrid Stange, CEO der
Element Versicherung und zuvor u. a. langjährige Vorständin der
AXA, im Gespräch mit Carola Schroeder, Mitglied des Vorstands der
Barmenia, bei Insurance FM.
Carola Schroeder und Astrid Stange zeichnen ein nüchternes Bild
der Branche mit Blick auf Männer und Frauen. Frauen sind in der
Regel deutlich besser qualifiziert als Männer in gleichen
Positionen. Sie arbeiten auch mehr und härter. Und dennoch hat
sich im Grunde mit Blick auf Gleichstellung und Vielfalt nahezu
nichts verändert. Die Schlussfolgerung: Wir brauchen nicht die
kleinen Schritte, sondern die großen. Kein weiterer Frauenkreis
und auch kein zusätzliches Mentoringprogramm, in dem Frauen
erklärt bekommen, dass sie wie Männer zu sein haben. Große
Schritte bedeutet: Die Versicherungswirtschaft - und nicht nur
sie - muss ihre Bewertungssysteme ändern. Ganz offensichtlich
sind die Prozesse, die über Karrieren und Entwicklungspfade
entscheiden von Männern für Männer gemacht. Männer sagen zu, wenn
sie das Gefühl haben, die Anforderungen an einen neuen Job zu 20%
erfüllen zu können, Frauen erst bei 70%. Entsprechend sagen
Männer oft direkt im ersten Gespräch zu. Frauen denken nach und
machen es dann nicht. Wer den Prozess bei „Ich führe mit jedem
und jeder ein Gespräch“ belässt, wird immer die Männer einstellen
und dazu noch persönliches und fachliches Potenzial verschenken.
Stange und Schroeder argumentieren: Diese Systeme muss die
Branche ändern. Sie muss nicht die Frauen verändern,
sondern die Systeme. Die Frauen müssen nicht wie Männer werden,
sonst verlieren auch Versicherungsunternehmen die
Unterschiedlichkeit der Perspektiven, entfernen sich weiter von
ihren jeweils besten Lösungen. Letztlich muss sie auch Quoten
einführen. Wenn Frauen wirklich so gut sind wie Männer, sich
ebenso gut entwickeln können - und warum sollte das nicht so
sein? - und die Prozesse dennoch dafür sorgen, dass Frauen in der
Minderheit bleiben, dann sind die Prozesse Teil des Problems.
Dann braucht es Quoten und diese Quoten müssen dem
gesellschaftlichen Anteil von Frauen entsprechen: 52% auf allen
Ebenen.
Das Thema Frauen und Männer ist natürlich wiederum Teil des
größeren Themas Diversity. Ein Thema, das nach übereinstimmender
Einschätzung von Astrid Stange und Carola Schroeder in der
Versicherungswelt noch nicht durchdrungen ist. Dabei ist
Diversity der zentrale Treiber für Veränderungen und Innovation.
Es wird auch der Schlüssel sein bei der Antwort auf den
Fachkräftemangel in der Versicherungswelt. Es wird der
Versicherungswirtschaft nur dann gelingen, ausreichend
zusätzliche qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter anzuziehen und zu binden, wenn sie sich ernsthaft mit
Diversity auseinandersetzt. Auch hier: Es braucht große Schritte.
Vielfach werden Themen wie sexuelle Identität oder die
Integration der Elternrolle vorrangig mit einer Marketingbrille
betrachtet. Die Substanz dahinter ist überschaubar. Das ist nicht
nur ein Problem für den jeweils marginalisierten Anteil, sondern
wird insgesamt darüber entscheiden, ob die Versicherungswelt
anschlussfähig an die Arbeitswelt bleibt.
Mehr
16.11.2022
50 Minuten
Zwei Makler im Gespräch: Kai-Frank Büchter ist der CEO für den
deutschsprachigen Raum bei Aon, Florian Karle geschäftsführender
Gesellschafter bei Südvers. Ein Makler im Familienbesitz und ein
börsennotierter. Beide nennen Beratung als zentrale
Herausforderung ihres Geschäfts. Der Bedarf an Beratung ist
gewaltig. Er ist heute schon zu groß, als dass alle Berater:innen
der Branche ihn gemeinsam decken könnten. Und er wächst weiter.
Ein Treiber dieser Entwicklung ist das Stichwort der Krise. Jede
weitere Krise, die sich auf die bisherigen stapelt, verschärft
den Beratungsbedarf auf Seiten der Kunden.
Das Thema Beratung löst in der Versicherungsbranche einen enormen
Personalbedarf aus - und bei Makler, die im Gewerbe- und
Industriegeschäft tätig sind, gleich noch mehr. Da rächt es sich,
dass die Branche lange zu zurückhaltend war, wenn es darum ging,
Nachwuchs anzuziehen. Trotz überdurchschnittlicher Bezahlung und
stabilen Karriereaussichten ist die Versicherungsbranche bei
jungen Menschen im Wesentlichen unbekannt und löst keinen Hype
aus. Südvers strebt eine Ausbildungsquote von 10% an, Aon hat sie
schon fast erreicht, lösen kann die Branche dieses Thema
allerdings nur gemeinsam, anstatt sich die jeweils frisch
ausgebildeten Versicherungskaufleute gegenseitig mit leicht
erhöhten Bezügen abzuwerben.
Bemerkenswert ist die Perspektive auf die Digitalisierung der
Branche. Mit Commodities digitales Standardgeschäft zu machen,
das geht in einigen Segmenten noch, betrifft allerdings das
Maklergeschäft im Mittelstand so gut wie nicht. Allerdings warten
Makler nur darauf, dass die großen Versicherer möglichst viel
digitalisieren und automatisieren, um damit den Druck auf die
Fachkräfte zu mindern. Einkauf und Schaden sind im Maklergeschäft
aber auf lange Sicht so taylormade, dass Büchter und Karle nicht
erwarten, hier wesentliche Veränderungen durch die
Digitalisierung zu sehen.
Wo beide, Büchter und Karle, Veränderungen für notwendig halten,
ist das Binnenverhältnis zwischen Versicherern und Maklern. In
den zurückliegenden Jahren sind etliche Aufgaben auf die Makler
übertragen worden. Das könne nicht so bleiben. Teile der Aufgaben
müssen wir automatisieren und weite Teile rückübertragen. Dabei
sind die fehlenden Standards ein Riesenproblem. Zahllose Daten
werden erhoben, dann doch nicht verarbeitet und die Kunden
malträtiert. Alle bisherigen Anstrengungen, Standards zu schaffen
und diese für die unternehmensübergreifende Kooperation zu
nutzen, sind bislang nicht wirksam.
Insgesamt muss die Versicherungsbranche um ihre Bedeutung ringen.
In den USA hat die Versicherungswirtschaft in den zurückliegenden
Jahrzehnten die Hälfte ihres Anteils an der Wirtschaftsleitung
eingebüßt. Zugleich ist der Anteil der Unternehmen gewachsen, die
keine physischen Produkte oder Produktionsmittel zu versichern
haben. Daran muss die Versicherungswirtschaft wachsen.
Mehr
19.10.2022
44 Minuten
Hier treffen sich zwei, die es wissen müssen: Mario Krause, CIO
ERGO Deutschland, und Lothar Engelke, CTO Swiss Life Deutschland,
sind gerade für gute Vertriebssoftware ausgezeichnet worden.
Wodurch zeichnet sich gute Software aus? Die Schwierigkeiten
beginnen schon bei der Frage, wer diese Frage beantwortet. Beide,
Engelke wie Krause, haben erlebt, wie Projekte von der
technischen Seite als sehr erfolgreich eingeschätzt wurden – es
allerdings noch zusätzliche Automatisierungen oder vorgeschaltete
Masken brauchte, bis die Anwenderseite mit der Lösung gut
arbeiten konnte.
Die zentrale Erkenntnis: Gute Software muss nicht teurer oder
aufwändiger herzustellen sein. Die Fähigkeit hierzu wird aber zu
einem differenzierenden Faktor zwischen den
Versicherungsunternehmen von morgen. Wer am effizientesten
Software entwickelt und einführt, wird Wettbewerbsvorteile haben,
denn er wird sich in der digitalen Welt mehr zutrauen, wird
innovativer sein, mehr Services und Prozesse realisieren. Die
schlichte Frage „Wie sehr vertrauen Sie Ihrer Software?“ wird zum
Lackmustest für die Innovationsfähigkeit.
Gute Softwaren kann auch nachhaltig dazu beitragen, die laufenden
Kosten zu senken. Hierfür sind vorrangig die Anpassungs- und
Entwicklungsfähigkeit der Software ausschlaggebend. Allerdings
werden diese Effekte, so Engelke und Krause, nur in einer
langfristigen Betrachtung sichtbar, jedenfalls länger als die
Amtsperiode eines Versicherungsvorstands.
Der Anteil der Kosten am vorhandenen Budget für Compliance und
Datensicherheit steigt erheblich. Die Kostenfrage in der IT ist
damit vor allem eine Frage, in welche IT ein Unternehmen
investieren will und muss. Das sind Debatten, die in einer neuen
Spannung geführt werden. Dabei steigen die Anforderungen an
Datensicherheit stetig an. So wie Bremsen auch die Funktion
haben, schneller fahren zu können, wird gute IT-Security zum
Enabler für innovatives Handeln.
Die Herausforderung der IT-Security besteht nicht darin,
potenzielle Löcher zu verringern und zu verkleinern. Aktuell ist
eine neue Dynamik im Markt zu erkennen, sich intensiver mit der
Frage zu befassen, wie eine Versicherung auch nach einem
Totalstillstand oder einer Korruption der Daten wieder startfähig
wird. Eine Art Minimal Viable Company, die sich im Bedarfsfall
schnell starten lässt, um wieder handlungsfähig zu sein.
Mehr
14.09.2022
45 Minuten
Zwei Insurtechs im Gespräch, genauer: Zwei Insurtechs im
Gespräch, die beide direkt an der Kundenschnittstelle aktiv sind.
Schweiz trifft auf Österreich: Pierangelo Campopiano, CEO von
Smile direct, und Christian Pedak, CEO von Lamie direkt, zu Gast
bei Insurance FM. Ein intensiver Austausch über die
ungeschriebenen Regeln der Branche und wie man sie erfolgreich
bricht.
Beide, Pedak und Campopiano beschreiben den Erfolg von
Digitalversicherern als eine Herausforderung an Kultur und
Mindset. Es sei fast traurig zubeobachten, wie Unternehmen
wachsen und darüber aus einem „make money“-Modus in einen „save
money“-Modus fallen. Ab dem Moment geht es dann vorrangig um die
Verteidigung des Erreichten. Wie Campopiano zuspitzt: Ab dann
digitalisieren Versicherungen vielleicht noch ihre Prozesse, aber
es wird ihnen keine digitale Transformation mehr gelingen.
Beispiele für Regelbrüche: Smile spricht seine Kunden mit „Du“
und positioniert sich als digitale Lifestyle-Marke. Lamie strebt
an, 100% der angezeigten Schäden auch regulieren zu können. Und
weil es dafür notwendig ist, dass Sales und Claims gemeinsam dem
Kunden gegenüber im Wort stehen, arbeiten beide bei Lamie in
einer Einheit zusammen. Als Smile eingeführt hat, dass alle
Verträge monatlich gekündigt werden können, brach in den Teams
die Sorge aus, unzufriedene Kunden könnten in Scharen kündigen
und gehen. Dabei war das einer der gewollten Effekte: Jeden Monat
daran zu arbeiten, dass die Kunden zufrieden sind.
Pedak und Campopiano betonen die enorme Bedeutung der
Kommunikation auf Augenhöhe. Transparenz gegenüber dem Kunden ist
mehr als nur ein Wert für die Webseite; aus beider Erfahrung ist
es der zentrale Ausgangspunkt für den Erfolg digitaler
Versicherer. Gerade im digitalen ist nicht der Preis das
Differenzkriterium, sondern der Service und das Erleben der
Kunden.
Beide sind, man hört es durch die ganze Folge, begeistert vom
Austausch mit Kunden. Entsprechend halten Sie es auch nicht für
eine gute Entwicklung der Branche, dass Insurtechs sich vielfach
auf die Rolle als Technologielabor und externer digitaler
Innovation von ansonsten traditionellen Versicherungsunternehmen
begreifen. Es lohnt sich, direkt an die Kundenschnittstelle zu
gehen - und es lohnt sich, unter Digitalversicherern hier
zusammenzuarbeiten. So der Appell von Pierangelo Campopiano und
Christian Pedak.
Mehr
26.07.2022
52 Minuten
In der elften Folge von Insurance treffen zwei
Maklerorganisationen aufeinander: Jens Florian-Jansen, GF und
Chief Market Officer bei Marsh, und Ralph Sanders, CDO bei
Martens & Prahl. Beide sind überzeugte Verfechter des
Makler-Prinzips. Nicht in allen Kundensegmenten, nicht in allen
Versicherungssparten, aber gerade im Gewerbe- und
Industriebereich zeigen sie keinen Zweifel an der
Zukunftsfähigkeit des Maklermodells.
Was Makler können, lässt sich mit den drei K beschreiben.
Komplexität, Kunden verstehen und Kooperation. Alles drei liegt
in der DNA des Maklers, alle drei sind zentrale Kompetenzen für
die Zukunft. Der zukunftsfähige Makler kann die Komplexität
besser steuern und für den Kunden aufbereiten, als der Kunde es
selbst könnte. Für den Makler bedeutet das, die unterschiedlichen
Digitalisierungs- und Automatisierungsgrade sowohl auf Seiten der
Versicherungen als auch auf Kundenseite miteinander in
Kommunikation bringen zu können. Tendenziell führt das zu einer
eher kleinteiligen IT-Struktur, eine der praktischen
Herausforderungen für die Maklerbranche.
Auch wenn in vielen Branchen gerade die Middle Men durch die
Digitalisierung in Ihrer Existenz bedroht sind, in der
Versicherungsbranche ist es gerade die Komplexität, die die
Makler in der Mitte schützt. Gerade im industriellen und
gewerblichen Bereich hilft die Komplexität eher. Genau da ist
auch das hybride Modell hilfreich, mit dem die Makler derzeit
sehr gute Erfahrungen machen: Digital in Unterlagen und Prozessen
und dennoch schnell vor Ort zum Gespräch. Die Vertrags- und
Schadenbetrachtung lässt sich ohne weiteres digitalisieren und
ersetzen. Die Risikolandschaft des Kunden zu verstehen, das ist
wiederum eine hohe Anforderung, die sich dann aber wiederum auch
nicht ohne weiteres digitalisieren lässt. Gerade weil die beste
Lösung für einen Kunden ja auch etwas anderes als eine
Versicherung sein kann.
Auf der obersten Ebene ist die Digitalisierung für Makler leicht.
Jeder kann ohne Weiteres ein System von der Stange kaufen und
damit viele Anforderungen direkt erfüllen. Das Spannende beginnt
aber erst dahinter und damit auch die Chancen.
Beide stimmen zum Abschluss darin überein: Sie schauen überaus
optimistisch in die Zukunft. Die Risikolandschaft wächst
dynamisch, die Bedingungen und Abhängigkeiten zwischen einzelnen
Risiken noch mehr und damit wächst das Spielfeld des Maklers als
Partner, die die Unternehmen beim Umgang mit Risiken
begleiten.
Mehr
Über diesen Podcast
Willkommen bei Insurance FM. Talk as a service zur Zukunft von
Versicherung. Zu Gast bei Zukunftsforscher Michael Carl und Keylane
sind ausgewählte Köpfe der Versicherungsbranche, die ein Stück
Zukunft von Versicherung und Versicherungsunternehmen nicht
abwarten, sondern aktiv prägen. Über Keylane Keylane ist ein
führender europäischer Anbieter von flexiblen Standard-Lösungen und
SaaS für Versicherungsunternehmen. Mit hochmoderner Software,
umfangreichem IT-Know-how und einem tiefen Verständnis für die
Industrie unterstützt Keylane Versicherer bei ihrer Transformation.
Über 270 Kunden in den Benelux-Ländern, Skandinavien und der
DACH-Region betreiben Ihr Geschäft
mit Keylanes Software-Plattformen. Für mehr Information
schreiben Sie uns unter info.dach@keylane.com oder sprechen Sie mit
uns Virzi unter: +49 89 262 036015.
Abonnenten
Freising
Kommentare (0)