Folge 46 - Sehnsucht (Joseph von Eichendorff)

Folge 46 - Sehnsucht (Joseph von Eichendorff)

18 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Eichendorffs Gedicht gilt heute als Inbegriff der Romantik. Dabei
ist es erst ganz am Ende der Epoche veröffentlicht worden, wie
sie heute in der Regel datiert wird. In dieser Folge wird
geklärt, warum dieser Text eine so starke kanonische Wirkung hat
und natürlich, wie er inhaltlich und formal beschaffen ist. 





Sehnsucht





Es schienen so golden die Sterne,


Am Fenster ich einsam stand


Und hörte aus weiter Ferne


Ein Posthorn im stillen Land.


Das Herz mir im Leib entbrennte,


Da hab' ich mir heimlich gedacht:


Ach wer da mitreisen könnte


In der prächtigen Sommernacht!





Zwei junge Gesellen gingen


Vorüber am Bergeshang,


Ich hörte im Wandern sie singen


Die stille Gegend entlang:


Von schwindelnden Felsenschlüften,


Wo die Wälder rauschen so sacht,


Von Quellen, die von den Klüften


Sich stürzen in die Waldesnacht.





Sie sangen von Marmorbildern,


Von Gärten, die über'm Gestein


In dämmernden Lauben verwildern,


Palästen im Mondenschein,


Wo die Mädchen am Fenster lauschen,


Wann der Lauten Klang erwacht,


Und die Brunnen verschlafen rauschen


In der prächtigen Sommernacht. -

Kommentare (0)

Lade Inhalte...
15
15
:
: