Jens Schröder über Social Media und den Ukraine-Krieg.
"Die erste große Panik ist gewichen."
42 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Graf Zahl emotional: "Wenn sich die Leute darüber aufregen, dass
Wodka weggekippt wird, scheint es ihnen so schlecht doch noch nicht
zu gehen", sagt Jens Schröder, Zahlen-Zampano und Daten-Dompteur
bei Meedia.de, im turi2 Clubraum. Nach einer Woche Ukraine-Krieg
ist in sozialen Medien "die erste große Panik gewichen", beobachtet
Schröder, inzwischen trenden wieder Nebenaspekte: Etwa dass Bars
weltweit russischen Wodka in den Abfluss schütten. Fast vier Jahre
lang hat Schröder täglich den beliebten Trending-Newsletter
geschrieben, inzwischen nur noch wöchentlich, in dem er das
Social-Media-Geschehen aus Zahlensicht angeht. "Am besten
funktioniert alles, was emotional ist": leidende Tiere,
verschwundene Kinder, hitzige Polit-Debatten und Fußball. In der
Diskussion der Themen der Woche mit Aline von Drateln und Markus
Trantow stimmt Schröder Trantows These zu, dass das EU-Verbot der
russischen Sender RT und Sputnik falsch ist: "Wenn man
Propaganda-Sender verbietet, kann man nicht einschätzen, wie viel
besser journalistische Medien sind als solche Propaganda-Medien."
RT und Sputnik würden zwar Lügen verbreiten, "aber das muss eine
Demokratie wie unsere aushalten", sagt Schröder. In der Diskussion
um den Ukraine-Einsatz von "Bild"-Vize Paul Ronzheimer, findet es
Schröder "sehr beachtlich", dass Ronzheimer in jedes Krisengebiet
reist, um zu berichten. "Reporter, die in solche Kriegsgebiete
reisen, müssen verrückt sein, anders geht es nicht", sagt Schröder
anerkennend. Besonders beeindruckt ihn derzeit
ARD-Moskau-Korrespondent Demian von Osten, der zwar nicht in der
Ukraine vor Ort ist, aber "von dem ich mich sehr, sehr gut
informiert fühle". Um gut berichten zu können, müsse man nicht
"mitten in den Schießereien sein". Keine rosige Zukunft sieh
Schröder für das Geschäftsmodell des Privatfernsehens: Die aktuelle
Kriegssituation zeige, dass lineare TV-Sender vor allem mit
aktuellen Nachrichten und Sondersendungen punkten können, dazu
Shows und eigene Events. Aber: "Alles, womit das Privatfernsehen
großgeworden ist, Serien und Filme, das guckt kein Mensch mehr im
linearen Fernsehen." Auch für Ältere würden Streamingdienste und
Mediatheken zunehmend die erste Anlaufstelle für alles, was nicht
live ist. Seine Liebe zu Zahlen hat Schröder schon als Kind
entdeckt, als er sich eigne Bundesliga-Tabellen errechnet hat.
Damals wollte er noch Sportreporter werden. Anfangs war er in der
Schule auch in Mathe gut: "Als es dann nicht mehr ums Rechnen ging,
sondern um Kurvendiskussionen, da ließ es nach." Die
Zahlen-Verliebtheit der Medienbranche erklärt Schröder damit, dass
der Erfolg von Zahlen abhängt. "Deswegen sind Zahlen etwas
Fundamentales für die gesamte Medienbranche." Ein baldiges Ende
sozialer Netzwerke sieht Schröder nicht, erwartet jedoch, dass sich
Diskussionen mehr ins Private verlagern, etwa in WhatsApp- oder
Telegram-Chats, und die Timeline wieder "menschlicher" und weniger
durch Algorithmen bestimmt wird.
Wodka weggekippt wird, scheint es ihnen so schlecht doch noch nicht
zu gehen", sagt Jens Schröder, Zahlen-Zampano und Daten-Dompteur
bei Meedia.de, im turi2 Clubraum. Nach einer Woche Ukraine-Krieg
ist in sozialen Medien "die erste große Panik gewichen", beobachtet
Schröder, inzwischen trenden wieder Nebenaspekte: Etwa dass Bars
weltweit russischen Wodka in den Abfluss schütten. Fast vier Jahre
lang hat Schröder täglich den beliebten Trending-Newsletter
geschrieben, inzwischen nur noch wöchentlich, in dem er das
Social-Media-Geschehen aus Zahlensicht angeht. "Am besten
funktioniert alles, was emotional ist": leidende Tiere,
verschwundene Kinder, hitzige Polit-Debatten und Fußball. In der
Diskussion der Themen der Woche mit Aline von Drateln und Markus
Trantow stimmt Schröder Trantows These zu, dass das EU-Verbot der
russischen Sender RT und Sputnik falsch ist: "Wenn man
Propaganda-Sender verbietet, kann man nicht einschätzen, wie viel
besser journalistische Medien sind als solche Propaganda-Medien."
RT und Sputnik würden zwar Lügen verbreiten, "aber das muss eine
Demokratie wie unsere aushalten", sagt Schröder. In der Diskussion
um den Ukraine-Einsatz von "Bild"-Vize Paul Ronzheimer, findet es
Schröder "sehr beachtlich", dass Ronzheimer in jedes Krisengebiet
reist, um zu berichten. "Reporter, die in solche Kriegsgebiete
reisen, müssen verrückt sein, anders geht es nicht", sagt Schröder
anerkennend. Besonders beeindruckt ihn derzeit
ARD-Moskau-Korrespondent Demian von Osten, der zwar nicht in der
Ukraine vor Ort ist, aber "von dem ich mich sehr, sehr gut
informiert fühle". Um gut berichten zu können, müsse man nicht
"mitten in den Schießereien sein". Keine rosige Zukunft sieh
Schröder für das Geschäftsmodell des Privatfernsehens: Die aktuelle
Kriegssituation zeige, dass lineare TV-Sender vor allem mit
aktuellen Nachrichten und Sondersendungen punkten können, dazu
Shows und eigene Events. Aber: "Alles, womit das Privatfernsehen
großgeworden ist, Serien und Filme, das guckt kein Mensch mehr im
linearen Fernsehen." Auch für Ältere würden Streamingdienste und
Mediatheken zunehmend die erste Anlaufstelle für alles, was nicht
live ist. Seine Liebe zu Zahlen hat Schröder schon als Kind
entdeckt, als er sich eigne Bundesliga-Tabellen errechnet hat.
Damals wollte er noch Sportreporter werden. Anfangs war er in der
Schule auch in Mathe gut: "Als es dann nicht mehr ums Rechnen ging,
sondern um Kurvendiskussionen, da ließ es nach." Die
Zahlen-Verliebtheit der Medienbranche erklärt Schröder damit, dass
der Erfolg von Zahlen abhängt. "Deswegen sind Zahlen etwas
Fundamentales für die gesamte Medienbranche." Ein baldiges Ende
sozialer Netzwerke sieht Schröder nicht, erwartet jedoch, dass sich
Diskussionen mehr ins Private verlagern, etwa in WhatsApp- oder
Telegram-Chats, und die Timeline wieder "menschlicher" und weniger
durch Algorithmen bestimmt wird.
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