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Episoden
28.10.2022
47 Minuten
Kennt kein Tabu: "Krebs braucht Kommunikation, Information,
Austausch und Wissen", sagt Tobias Korenke im turi2 Clubraum.
Deswegen engagiert sich der Kommunikationschef der Funke
Mediengruppe bei der Initiative YesWeCancer. Im Gespräch mit
Moderatorin Aline von Drateln und turi2-Chefredakteur Markus
Trantow erzählt er von seinem persönlichen Bezug zum Thema: Als
seine Frau an Krebs erkrankte und vor fünf Jahren daran verstarb,
habe er gemerkt, wie tabuisiert die Erkrankung noch immer ist. In
der Wahrnehmung vieler Menschen sei Krebs "etwas anderes als jede
andere Krankheit", weil der Tod "schnell mit im Raum" stehe. Viele
seiner Freunde haben sich "wahnsinnig um uns gekümmert", andere
zogen sich zurück, "weil sie damit nicht umgehen konnten". Die
Erkrankung seiner Frau habe dem Historiker und Publizisten bewusst
gemacht, dass Krebs – obwohl eine der relevantesten Krankheiten in
Deutschland – noch immer nicht genug Öffentlichkeit bekomme.
YesWeCancer sieht Korenke vor allem als Möglichkeit für Erkrankte
und Angehörige, sich auszutauschen: "Das hilft schon, besser damit
umzugehen." Über eine App sprechen derzeit 20.000 Betroffene und
Angehörige über Arztsuche, Behandlungen und Nebenwirkungen aber
auch über die "emotionale Ebene", etwa die Kommunikation mit den
eigenen Kindern. "Natürlich hat man Angst, wenn man die Diagnose
bekommt, weil es da sehr schnell um Leben und Tod gehen kann", sagt
Korenke. Die werde jedoch nur schlimmer, "wenn die Krankheit mit
einem Tabu belegt wird". In dem Moment, in dem Betroffene
kommunizieren, sich austauschen und aufgeklärt werden, "wird die
Angst schon weniger". Außerdem spricht Korenke über seine Arbeit
bei Funke, beklagt die mangelnde Digitalisierung im
Gesundheitswesen und erklärt, warum YesWeCancer mit
Promi-Testimonials arbeitet. Kommenden Freitag ist um 11 Uhr der
ehemalige "Titanic"-Chefredakteur Moritz Hürtgen zu Gast.
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21.10.2022
55 Minuten
Mag den Weg: Zeit-Online-Chefredakteur Jochen Wegner war in seinem
Beruf "noch nie so glücklich wie zur Zeit", sagt er im turi2
Clubraum mit Aline von Drateln und Markus Trantow. Er hat zum
ersten Mal das Gefühl, die große Finanzierungs-Frage geknackt zu
haben: "Wir können für Journalismus Geld verlangen und das ist
total in Ordnung." Werbung sei natürlich ein wichtiges
Geschäftsmodell, aber Menschen seien verlässlicher: "Das ist ein
Fundament, das kann man gar nicht so schnell kaputtmachen."
Besonders positiv sei die Resonanz in den seltenen Momenten, in
denen es gelinge, online "eine sekundenaktuell gemachte
Wochenzeitung" mit Tiefe anzubieten. Wegner glaubt, dass die Marke
"Zeit" für den Erfolg seines Podcasts "Alles Gesagt" mit Christoph
Amend gerade am Anfang "schon wichtig" war: "Wenn wir das ohne
'Zeit' gemacht hätten, wäre das glaube ich versandet oder
verschwunden." Heute gebe es eine Art "Grundvertrauen" gegenüber
Podcasts der "Zeit", weshalb die Startaufmerksamkeit bei neuen
Projekten "deutlich besser als früher" sei. "Alles Gesagt"
funktioniere, weil die Hosts dank guter Vorbereitung nach
"bizarrsten Kleinigkeiten" aus dem Leben von Promis fragen, die oft
mit fortschreitender Dauer dann "gerne erzählen". Zudem spricht
Wegner über seine Faszination für Künstliche Intelligenzen, die
Bilder erzeugen, erklärt seine TikTok-Schwäche und verrät, warum
Zeit Online die Lesedauer seiner Artikel nicht ausweist. Kommenden
Freitag ist Tobias Korenke im turi2 Clubraum zu Gast. Der
Funke-Kommunikationschef engagiert sich bei der Initiative
YesWeCancer.
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12.10.2022
50 Minuten
Audio-Duo: Es ist "eins der schönsten Gefühle, wenn man sieht, dass
ein Podcast vom ersten Moment an funktioniert", sagt Christian
Schalt im turi2 Clubraum, der ausnahmsweise schon am
Mittwochabend und "live on stage" im RTL Audio Center Berlin
aufgenommen wurde. Große Hoffnung hat der Geschäftsleiter der
Produktions-Einheit Audio Alliance in jedem Fall für den neuen
Fußball-Podcast "Zeigler und Köster" von RTL, in dem
"11-Freunde"-Chefredakteur Philipp Köster und Stadionsprecher und
Journalist Arnd Zeigler ab nächster Woche wöchentlich die
Geschichten hinter den wichtigsten Fußball-Ereignissen und
Ergebnissen erzählen. Zur Feier der Veröffentlichung der turi2
edition #19 zum Thema Audio, die gedruckt bei Deutschlands
wichtigsten Kommunikationsprofis liegt und allen kostenlos als
E-Paper zur Verfügung steht, sprechen Moderatorin Aline von Drateln
und turi2-Chefredakteur Markus Trantow mit Schalt und der
Geschäftsführerin von RTL Radio Deutschland, Nina Gerhardt, über
Radio und Podcast. Gerhardt findet nicht, dass die beiden Formate
in Konkurrenz zueinander stehen, weil sie unterschiedliche
Nutzungssituationen abdecken. Während das Radio kurz und schnell
ist, geht es beim Podcast eher in die Tiefe. "Ich glaube, dass wir
uns da prima ergänzen", sagt Gerhardt. Vom "guten alten Radio"
möchte sie nichts hören: "Das Radio ist mega modern und cool und
vor allen Dingen erfolgreich." Natürlich gebe es neue Sachen wie
Podcasts und Musik-Streaming, "aber das Radio ist auf all diesen
Wegen dabei" und könne gut auf andere Plattformen übertragen
werden. Die Stärke des Radios sieht sie vor allem im
Live-Charakter: "Radio hat etwas überraschendes." Zwar seien
Podcasts eine "gute Sache", dennoch habe das Format "überhaupt noch
nicht die Wirkkraft wie Radio". Gerade die Corona-Pandemie habe
gezeigt, "wie nah das Radio an den Menschen ist". Lockdowns und
Social Distancing haben aber auch die Podcasts auf eine neue Ebene
gebracht, findet Schalt. In Deutschland habe die Pandemie als
"Promotions-Tool" für Podcasts gedient. Mittlerweile sei das Format
ein "echtes Mainstream-Phänomen", das unglaublich wächst "und im
Moment sehen wir da auch kein Ende". In einer Zeit und
Gesellschaft, in der es schwer ist, Aufmerksamkeit zu bekommen, sei
das Marketing zwar wichtig, aber nicht alles. Bei erfolglosen
Podcasts sei es ein großer Fehler, zu viel über die Vermarktung
anstatt den Inhalt des Podcasts nachzudenken. In der nächsten Woche
findet der turi2 Clubraum wie gewohnt am Freitag um 12 Uhr statt.
Zu Gast ist dann Jochen Wegner, Chefredakteur von Zeit Online und
Mitglied der Chefredaktion der Wochenzeitung "Zeit".
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06.10.2022
58 Minuten
Trommeln für den Tanker: Marieke Reimann, seit 2021 Zweite
Chefredakteurin des SWR, nervt die "fehlende Eigenwerbung" der ARD.
Im turi2 Clubraum mit Markus Trantow und Aline von Drateln sagt
sie, die ARD mache "so geiles Zeugs" und habe "so viele Leute mit
einem starken journalistischen Verständnis", doch sie schaffe es
noch nicht, dem Krisenmodus etwas entgegenzusetzen: "Für den
Tanker, der wir ja sind, verstecken wir uns manchmal vor unserer
eigenen Courage." Sie wünscht sich "mehr Power hinter dem Bollwerk
ARD", Kampagnen mit prominenten Testimonials und dass auch
hochrangige Vertreterinnen der Rundfunkanstalten in den sozialen
Netzwerken stattfinden. "Wir sind alle ganz dicht dran an der Krise
des RBB und der generellen Identitätskrise der ARD", sagt sie. Die
Medien stünden unter einem Generalverdacht, aber die ARD treffe es
besonders. Die Mitarbeitenden müssten sich "tagtäglich dafür
rechtfertigen, dass es Rundfunkgebühren gibt" und trotzdem nicht
alle die Berichterstattung angemessen fänden. Reimann bleibt
dennoch optimistisch. Die ARD sieht sie jetzt in der Bringschuld,
für mehr Transparenz zu sorgen – und offener für unterschiedliche
Perspektiven zu werden. Sie forder "mehr Durchmischung", die
Einstiegshürden in der Medienwelt insgesamt seien immer noch zu
hoch. Sie fordert zum Beispiel andere Auswahlkriterien in den
Journalistenschulen, sichtbarere Stellenausschreibungen und bessere
Praktikumsvergütungen. Dabei spielt für sie auch ihre ostdeutsche
Herkunft eine Rolle – eine Perspektive, die nach wie vor nicht
genug vertreten sei. Auch deshalb findet sie ihre Arbeit beim SWR
toll – weil sie dadurch die Chance habe, als eine der wenigen
ostdeutschen Führungskräfte in westlichen Medienunternehmen eine
Vorbildfunktion einzunehmen. Als Kind hört Reimann "Radio Lollipop"
von Rolf Zuckowski und interviewt ihre Mutter beim Kochen. "Da
wusste ich, ich muss irgendwas mit Radio machen", erinnert sie
sich. Nach dem Studium arbeitet sie zunächst als Autorin für
"Süddeutsche" und "11 Freunde" und baut dann bei der "Zeit" das
Jugendmagazin ze.tt mit auf. Als ze.tt zu einem Ressort von Zeit
Online wird, nimmt sie sich eine Auszeit und wechselt dann zum SWR.
"Wir hatten beide kurz so einen Schockmoment, und der hält bis
heute an", kommentiert sie mit einem Lachen die enorme Umstellung,
die das für sie bedeutet hat. Ihr Alltag sei jetzt strukturiert
durch Arbeitsgruppen und Gremien. Es gebe eine sehr hierarchische
Struktur, "die man lernen muss einzuhalten". Grundsätzlich findet
sie die demokratischen Strukturen gut, aber die langen Dienstwege
seien manchmal hinderlich, "weil es Leute davon abhält,
selbstständiger zu arbeiten." Viele würden gerne mehr machen, ist
Reimann überzeugt. "Aber man traut sich zu langsam." In der
nächsten Woche findet der turi2 Clubraum schon am Mittwoch, den
12.10. statt. Markus Trantow und Aline von Drateln sprechen live on
stage im Audiocenter Berlin mit Nina Gerhardt, Geschäftsführerin
von RTL Radio Deutschland, und Christian Schalt, Geschäftsleiter
der Audio Alliance.
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28.09.2022
1 Stunde 6 Minuten
Leichtes Herz: Medien-Tausendsassa Micky Beisenherz macht die
Leichtigkeit der Ansprache seines Podcasts "Apokalypse &
Filterkaffee" als Schlüssel des Erfolgs aus. Gerade angesichts
ernster Themen und Lagen "muss man besonders humorvoll sein, sonst
hat man den Ernst der Lage nicht verstanden", sagt er im turi2
Clubraum mit Aline von Drateln und Markus Trantow. Beisenherz
glaubt daran, dass Podcasts die Welt ein wenig besser machen
können, indem sie bei der Einordnung helfen, ablenken, aber auch
vor Vereinsamung schützen. Er fühlt sich angetrieben von einem
"Werben um Wohlwollen um Diskursfähigkeit". Das Medium Podcast
biete eine Kraft, die weder TV noch Radio hätten: "Die Hosts sind
wesentlich fassbarer", ließen sich in Podcast "durchaus ein
bisschen ins Herz schauen" und förderten dadurch ein Gefühl von
Nähe. Dass seine Arbeit heute mehr vom politischen Tagesgeschehen
geprägt ist, begründet er mit einem "persönlichen Shift". Lange
Jahre bei der "heute show" sowie das Schreiben der "stern"-Kolumnen
hätten ihn geprägt, wichtig sei aber auch gewesen, dass sein Werk
auf Feedback getroffen sei. Verärgertes Amüsement kommt bei
Beisenherz beim Gedanken an Friedrich Merz und seine Aussage vom
"Sozialtourismus" auf. Er wisse "aus gut informierten Quellen",
dass der Ausdruck bewusst als Testballon gefallen sei. Beisenherz
habe Merz bis dato "für einen guten Oppositionsfüher gehalten" und
sei nun "ernüchtert". Persönlich favorisiert er die
Sozialdemokratie, die er sich nicht von den Sozialdemokraten
kaputt machen lassen will. Seine Umtriebigkeit auf Social Media
begründet Beisenherz mit Geltungsdrang, aber auch mit der "Freude
am Droppen von Gedankenfetzen und dem Gucken, was darauf erwächst".
Er sei vielbeschäftigt, könne aber auch gut abschalten und nichts
tun, doch "aus der Ruhe heraus entsteht der schöpferische Drang,
etwas nach außen zu tragen". Ein Workaholic sei er aber deswegen
nicht.
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Über diesen Podcast
turi2 Clubraum ist der neue Live-Podcast für Medien, Wirtschaft und
Politik. Ab 19. November laden wir die turi2-Commmunity immer
freitags von 12-12.30 Uhr zur Debatte ein. Aline von Drateln
diskutiert mit einem prominenten Gast und einem Mitglied der
turi2-Redaktion die Themen der Woche. Den Podcast gibt es Live via
Clubhouse und im Anschluss hier als Podcast. Mehr Infos:
turi2.de/clubraum
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