Wie konnte passieren, was in Afghanistan geschieht, Herr de Maizière?

Wie konnte passieren, was in Afghanistan geschieht, Herr de Maizière?

Ex-Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere kritisiert und verteidigt zugleich den Einsatz in Afghanistan.
42 Minuten
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Beschreibung

vor 2 Jahren
Als harten „Rückschlag für die Nato“ bezeichnet der frühere
Bundesverteidigungsminister und sächsische
CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas de Maiziere die dramatischen
Ereignisse in Afghanistan. Das Ziel, eine Terrorzentrale zu
bekämpfen, die Terror über die Welt gebracht hat, sei zwar durch
den internationalen Truppen-Einsatz erreicht worden. „Aber das
Ziel, ein halbwegs stabiles Afghanistan herbeizuführen, das
Mindestmaßstäben der Demokratie entspricht, das ist sicher
gescheitert“, sagt de Maiziere im Podcast „Politik in Sachsen“ bei
Sächsische.de. Der Abzug sei überstürzt erfolgt, so de Maiziere.
"Er war nicht an Bedingungen gebunden – die Taliban mussten nur
warten.“ Wer in ein Land reingehe, müsse wissen, was für
Verantwortung er übernimmt. „Und wer in ein Land reingeht, muss
auch wissen, wie er rauskommt.“ Er könne nachvollziehen, dass jetzt
viele sich fragten, ob nicht der ganze Einsatz umsonst gewesen sei.
„Diese Frage habe ich mir vor jeder Trauerfeier gestellt, und jetzt
stelle ich sie mir erst recht“, sagt der 67-Jährige. Im Nachhinein
sei man „natürlich immer schlauer“. Aber die ersten Jahre waren auf
jeden Fall richtig. Und auch der Wechsel von Terrorbekämpfung zur
Ausbildungs-Mission war richtig“, verteidigt de Maiziere den
Afghanistan-Einsatz der westlichen Allianz. „Eine ganze Generation
junger Menschen ist kein Analphabet mehr. Die Gesundheits- und
Wasser-Versorgung, die gesamte Lebenshaltung ist dramatisch besser
geworden. Und dafür haben wir mit gesorgt. „Es war nicht sinnlos,
aber im Ergebnis nicht erfolgreich“, zieht de Maiziere Bilanz. Er
hatte in seiner Funktion als Bundesverteidigungsminister von 2011
bis 2013 die politische Verantwortung dafür mitgetragen. Schwer
verständlich sei für ihn, die nahezu kampflose Aufgabe der
afghanischen Armee. Er habe dafür keine abschließende Erklärung.
„Unsere Ausbildung war nicht schlecht. Dass hinterher jetzt alle
Besserwisser sagen, es hätte nicht genügend Empathie für das Land
gegeben, stimmt nicht.“ Doch die Armee sei gewissermaßen ein
„Fremdkörper“ in der Bevölkerung gewesen. „Wir haben gedacht, die
afghanische Armee könnte eine Klammer sein für die
unterschiedlichen Stämme und Landesteile, aber sie hat nicht
getragen“, so der 67-Jährige. Im Podcast analysiert de Maiziere
tiefgründig, wieso es für den Westen so schwer ist, das Land, das
er "über die Jahre und durch viele Besuche liebgewonnen" hat, zu
verstehen. Schließlich stellt er fest: „Der Eingriff von Außen hat
gezeigt, dass das in Afghanistan nicht funktioniert.“ Außerdem geht
es in dem Gespräch um die nun in Deutschland aufkommende
Diskussion, wie mit Flüchtlingen und Ortskräften umgegangen werden
soll. Und der Podcast wird auch sehr persönlich. Im zweiten Teil
des knapp 45-minütigen Talks spricht de Maiziere über sein
Verhältnis zum kürzlich verstorbenen Kurt Biedenkopf und wieso er
selbst mehrfach das Amt des sächsischen Ministerpräsidenten
abgelehnt hat.

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