Irgendwas mit Hilfsbusiness - Warum Hilfe von NGOs schaden kann

Irgendwas mit Hilfsbusiness - Warum Hilfe von NGOs schaden kann

Vortrag mit Thomas von der Osten-Sacken
1 Stunde 14 Minuten
Podcast
Podcaster
In diesem Podcast veröffentlicht die Aktion 3. Welt Saar ihre Vorträge im Podcast-Format.

Beschreibung

vor 1 Monat

„Irgendwas mit Hilfsbusiness - Warum Hilfe von NGOs
schaden kann“


Vortrag am 17.10.22 mit Thomas von der Osten-Sacken,
Geschäftsführer Wadi e.V., Frankfurt


Anderen Menschen zu helfen ist nicht die schlechteste
Eigenschaft. Es drückt zunächst einmal Empathie und Mitleid aus.
Das sollte normal sein. NGOs helfen weltweit, bauen Straßen,
Häuser und verteilen Lebensmittel. So haben sich in den letzten
Jahrzehnten zahlreiche NGOs entwickelt, die Hilfe zu
ihrer Kernkompetenz erklären – genauer gesagt zu
ihrem Geschäft machen und noch genauer zu ihrem
Geschäftsmodell erklären.


Das ist nicht weiter verwunderlich – in einer Marktwirtschaft bzw
im Kapitalismus wird schlichtweg alles zur Ware. Da können auch
Begriffe voller emotionaler Bilder nicht darüber hinwegtäuschen.


Die weltweite Hilfe ist längst zu einem Milliarden-Business
geworden. Hilfsorganisationen, die im globalen Süden unterwegs
sind, konkurrieren im globalen Norden um den gleichen
Spendenkuchen. Schon allein aus Gründen des Selbsterhalts.
Bekommt die eine Organisation mehr, bekommt die andere
notgedrungen weniger. Die „Unterlegene“ wird im nächsten Schritt
ordentlich investieren und kommunikativ und beim Story-Telling
aufrüsten: mehr Kommunikationsexpert:innen einstellen,
aufwendigere Videos produzieren, etc. Die Spirale ist endlos. Es
geht immer noch schräger und noch emotionaler. 


Bei dieser Kritik gehen sicherlich viele noch mit. Entscheidend
ist aber die Struktur von Hilfe.




Auch die Empfänger:innen von Hilfe haben
persönliche wie politische Interessen.




Und ein Aufenthalt im globalen Süden macht
sich gut im eigenen Lebenslauf.




Aber auch ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘-Projekte
sind in das Korsett der Top-Down-Entwicklung eingebunden.
‚Wir‘ entwickeln ‚die anderen‘ und transportieren die eigene,
unreflektierte Überlegenheit. Die ‚weißen‘ Männer und Frauen,
die im Süden Projekte durchführen, verteilen das Geld.
Gleichberechtigt ist dies nicht. Solange Menschen aus dem
globalen Süden keine Hilfsprojekte „bei uns“ durchführen,
degradieren wir andere zum Empfänger und Objekt unserer
Entwicklungsphantasien.




Letztlich geht es auch um die Frage, ob Elend nur verwaltet
oder abgeschafft werden soll.




Ganz schön schwierig, den Überblick zu behalten zwischen gut
gemeint und gut.

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