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18.07.2023
39 Minuten
Der Musikjournalist, Autor und Klangkünstler Michael
Rüsenberg lädt Jazzgrößen bei „Speak Like A Child“ zu
einem interessanten Austausch ein. Der Titel der Reihe geht
zurück auf das Titelstück des legendären Herbie Hancock-Albums
von 1968 und ist eine Referenz an die musikalische Grundfarbe des
Stadtgartens. Jetzt gibt es die beliebte Interviewreihe auch als
Podcast.
Mit Alexander von Schlippenbach, einem der
bedeutendsten Vertreter des FreeJazz in Europa, assoziiert man
gerne „Berlin“. Aber er ist auch Kölner; jedenfalls hat er hier
das Abitur gemacht und von 1959-64 an der Musikhochschule
Komposition studiert. Die weitaus bedeutendere Assoziation
allerdings lautet „Globe Unity“. 1966 lediglich der Titel einer
Komposition, ist es bis heute der Name der wohl bedeutendsten
Großformation der europäischen Jazz-Avantgarde.
Alexander von Schlippenbach ist als Pianist ein eigener Stilist.
Seine größten Einflüsse sind Cecil Taylor, andererseits
Thelonious Monk; 1996/97 hat er das Gesamtwerk von Monk (70
Stücke) mit einem Quintett eingespielt. Legendär sein über fünf
Jahrzehnte existierendes Trio mit Evan Parker (Sopransaxofon) und
Paul Lovens (drums), später Paul Lytton. Er ist auch in seinem
neunten Lebensjahrzehnt noch unterwegs, u.a. mit seiner Ehefrau,
der Pianistin Aki Takase, gelegentlich auch mit seinem Sohn
Vincent, alias DJ Illvibe.
Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. Albert Mangelsdorff-Preis
1994, SWR-Jazzpreis 2007, 2017 Bundesverdienstkreuz. Das Gespräch
mit Alexander von Schlippenbach fand statt am Ostermontag, 10.
April 2023, in der Lounge des Stadtgarten, drei Tage nach seinem
85. Geburtstag. Das war um 18 Uhr, vor Publikum; um 20 Uhr saß er
am Flügel auf der Bühne des Stadtgarten mit The Bridge, dem
Quartett des portugiesischen Saxophonisten Rodrigo Amado.
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25.04.2023
41 Minuten
Der Musikjournalist, Autor und Klangkünstler Michael Rüsenberg
lädt Jazzgrößen bei „Speak Like A Child“ zu einem interessanten
Austausch ein. Der Titel der Reihe geht zurück auf das Titelstück
des legendären Herbie Hancock-Albums von 1968 und ist eine
Referenz an die musikalische Grundfarbe des Stadtgartens. Jetzt
gibt es die beliebte Interviewreihe auch als Podcast.
Wenn es je einen „musicians' musician“ im deutschen Jazz gab,
dann Gerd Dudek. Der Saxophonist, insbesondere am Tenor,
technisch ausgereift, elegant und stilistisch extrem
adaptionsfähig, von der Filmmusik bis zum Free Jazz, zog viel
Bewunderung von Kollegen auf sich. Der Trompeter Woody Shaw
(1944-1989) wird zitiert mit den Worten über ihn: „Ich möchte
einmal so spielen können, wie Du spielen kannst!“
Dudek hatte, verglichen mit heute, eine Schmalspurausbildung an
der Musikschule Hilchenbach (bei Siegen). Mit 20 spielt er beim
NDR Jazzworkshop mit Oscar Pettiford und Kenny Clarke, 1960-1964
im Orchester Kurt Edelhagen. Parallel dazu stößt er in Köln auf
den Kreis um Manfred Schoof und Alexander von Schlippenbach. Ja,
er gehört zur ersten Garde des deutschen Free Jazz; 1966 Globe
Unity Orchestra, und 1968 ist er, was kaum jemand weiß, bei der
Premiere von Brötzmanns „Machine Gun“ in Frankfurt dabei.
Anfangs von Stan Getz, später von John Coltrane und, nach eigenem
Bekunden, auch von Albert Ayler beeinflusst („das Horn muss
singen!“), findet Dudek zu einem sehr eigenen Ausdruck -
weitgehend unbemerkt von einem größeren Publikum. Nur wenige
Stücke und Alben sind von ihm überliefert, Ehrgeiz zu einer
„richtigen“ Karriere war ihm fremd; er blieb, wie Joachim Kühn
zutreffend formuliert, „der ewige sideman“. Gerhard Rochus „Gerd“
Dudek, geboren am 28. September 1938 in Groß Döbbern bei Breslau,
starb am 3. November 2022 in Köln an den Folgen eines
Herzinfarktes. Er wurde 84 Jahre alt
Michael Rüsenberg unterhielt sich mit acht Gesprächspartnern zu
Gerd Dudek. Diese waren, in der Reihenfolge der Gespräche im
Podcast, Manfred Schoof, Peter Brötzmann, Joachim Kühn, Alexander
von Schlippenbach, Jasper van't Hof, Martin Sasse, Paul Heller
und Oswald Dudek.
Text: Michael Rüsenberg
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03.01.2023
24 Minuten
Der Musikjournalist, Autor und Klangkünstler Michael Rüsenberg
lädt Jazzgrößen bei „Speak Like A Child“ zu einem interessanten
Austausch ein. Der Titel der Reihe geht zurück auf das Titelstück
des legendären Herbie Hancock-Albums von 1968 und ist eine
Referenz an die musikalische Grundfarbe des Stadtgartens. Jetzt
gibt es die beliebte Interviewreihe auch als Podcast, zu hören
hier auf dieser Website, Spotify und iTunes.
Wenn das zeitgenössische Jazzpiano erörtert wird, dann fällt -
jenseits aller Gender-Aspekte - immer auch ihr Name: Kris Davis.
Über das Studium von Herbie Hancock, Keith Jarrett, Bill Evans
(deren Einfluss man so gut wie nicht hört), aber auch über György
Ligeti und Morton Feldman hat sie zu einem eigenen Stil gefunden,
als Pianistin und Komponistin.
Sie kommt aus dem kanadischen Westen, geboren 1980 in Vancouver,
aufgewachsen in Calgary; Bachelor in Jazzpiano in Toronto; 2014 -
da arbeitet sie schon mehr als ein Jahrzehnt in New York City -
ein Master in Klassischer Komposition am City College. 2018 wählt
die New York Times einen Satz aus ihrer Solo-Piano-Suite „Eight
Pieces for the Vernal Equinox“ (gespielt von Rory Cowal) unter
die „25 Best Classical Music Tracks of 2018“.
Unter den Ausgezeichneten im selben Jahr, in derselben Kategorie,
mit einem Orchesterstück: Ingrid Laubrock, eine befreundete,
langjährige Partnerin, neben John Zorn, Tyshawn Sorey, John
Hollenbeck und und und…
Kris Davis hat zwei Dutzend Alben veröffentlicht, betreibt
inzwischen ein eigenes Label (Pyroclastic) und wurde 2021 mit dem
mit 275.000 $ dotierten Doris Duke Artist Award ausgezeichnet. Im
selben Jahr folgt sie der Einladung von Terri Lyne Carrington
nach Boston, an das Berklee Institute of Jazz and Gender Justice.
Sie, die in einem Interview sagt, keine Benachteiligung erfahren
zu haben, unterrichtet dort Ensembles und Solisten. Sie ist
außerdem beteiligt an der Sammlung „New Standards - 101 Lead
Sheets by Women Composers“.
Das Gespräch mit Kris Davis fand statt am 20. September 2022 im
„Jaki“, dem Club des Stadtgarten, ein Tag vor dem Konzert ihres
Quintetts „Save Your Breath“ im Rahmen des
„Multiphonics“-Festivals.
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09.11.2022
41 Minuten
Am 22. April 2022 wäre Charles Mingus 100 Jahre alt geworden; als
Bassist, Komponist und Bandleader eine historische Jazzgröße. Aus
diesem Grund und aus Anlaß ihres im Juni 2022 veröffentlichten
Tribut-Albums „The Mingus Sessions“ haben Denis Gäbel und Robert
Landfermann ein zweitägiges Festival im Stadtgarten organisiert,
„Mingus 100“.
Es gelang ihnen, dafür einen sehr authentischen Artist In
Residence zu gewinnen: Charles McPherson. Der Altsaxophonist
tourte von Ende 1959 bis 1972 mit Mingus, ein letztes Mal spielte
er mit ihm in einem Studio 1978, ein Jahr vor dessen Tod. Charles
McPherson spricht über seinen persönlichen Bezug zur Musik von
Charles Mingus, die Jahre mit ihm sowie die Erfahrung aus diesem
Projekt im Stadtgarten. Im Anschluß einige der Kölner
Teilnehmer:innen von „Mingus 100“.
Die Gespräche wurden am 5. und 6. Oktober 2022 aufgezeichnet.
1. Charles McPherson (00:00 - 13:36)
Charles McPherson, (evtl. Foto) geb. 1939 in Missouri, kam als
20jähriger aus Detroit nach New York zu Charles Mingus, als
Nachfolger von Eric Dolphy. Er war auch früher schon in Köln, als
Gast der WDR Big Band. Er lebt heute in San Diego.
2. Theresia Philipp (13:36 - 19:26)
Theresia Philipp stammt aus Sachsen und hat in Köln an der
Musikhochschule studiert. Sie wurde ausgezeichnet mit dem Kölner
Jazzpreis (2020) sowie dem WDR Jazzpreis (2022).
Theresia Philipp spielte bei „Mingus 100“ mit ihrem Quartett
featuring Charles McPherson, as, mit Felix Hauptmann p, Nick
Dunston, b, Lukas Akintaya, dr.
3. Denis Gäbel (19:27 - 25:06)
Denis Gäbel hat in Amsterdam studiert und ist seit 2022 Mitglied
der hr Big Band. Denis Gäbel spielte bei „Mingus 100“ u.a. mit
Shannon Barnett, tb, Norbert Scholly , g, Robert Landfermann, b,
Christian Ramond, b, Leif Berger, dr.
4. John Goldsby (25:07 - 34:18)
John Goldsby, geb. 1958 in Kentucky, ist seit 1994 Mitglied der
WDR Big Band in Köln. Der Bassist unterrichtet u.a. an der
Folkwang Hochschule für Musik in Essen, er hat mehrere Lehrbücher
geschrieben, z.B. „The Jazz Bass Book“.
John Goldsby spielte bei „Mingus 100“ in einem Quintett mit
Charles McPherson, as, Axel Schlosser, tp, Billy Test, p, Mareike
Wiening, dr.
5. Elisabeth Coudoux (34:19 - 40:54)
Elisabeth Coudoux spielt das Instrument, das Mingus' erstes war
(noch vor dem Bass): das Cello. Sie hat in Dresden und Köln
studiert. Elisabeth Coudoux spielte bei „Mingus 100“ im Low
Strings Syndicate, einem frei improvisierenden Streich-Quartett,
mit Robert Landfermann, b, Sebastian Gramss, b, Christian Ramond,
b.
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10.10.2022
35 Minuten
Ingrid Laubrock, geboren 1970 in der westfälischen Provinz,
dürfte die renommierteste deutsche Jazzmusikerin sein. Ihr Weg
von Stadtlohn über Berlin (kurz) und London (20 Jahre)
schließlich nach New York City (ab 2009) ist beispiellos.
Obendrein, wenn man bedenkt, dass sie erst mit 19 Jahren das
Instrument zu spielen beginnt, über dessen Beherrschung ihr
Schweizer Saxophon-Kollege Omri Ziegele ins Schwärmen gerät. Ihr
Weg ist auf einzigartige Weise vom Prinzip des „learning by
doing“ bestimmt. Sie sagt, sie sei „eigentlich auto-didaktisch
auf dem Saxophon“, sie hat von Anfang an davon gelebt, sie hat
keinen Abschluß an einer der berühmten Lehrstätten des Jazz.
Sie hat bald drei Dutzend Alben als Leader bzw. Co-Leader
veröffentlicht, mehrere mit dem Schlagzeuger Tom Rainey, ihrem
Ehemann, sowie mit der Pianistin Kris Davis. Gegenwärtig gehört
sie zum neuen Saxophon-Quartett von Anthony Braxton. Ein Stück
aus ihrem ersten Orchesterwerk „Contemporary Chaos Practices“
zählt die New York Times zu den „25 Best Classical Music Tracks
of 2018“.
Gerade hat sie ihr erstes Streichquartett komponiert. Sie
unterrichtet Jazz - und wird unterrichtet: während der Pandemie
hat sie ein Masterstudium in klassischer Komposition aufgenommen.
Sie baut quasi vor, denn Ingrid Laubrock kann sich durchaus eine
Zukunft rein als Komponistin vorstellen.
Das Gespräch mit Ingrid Laubrock fand am 24. Juni 2022 in Monheim
statt, am Rande der Monheim Triennale 2022.
Text: Michael Rüsenberg
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Über diesen Podcast
Der Musikjournalist, Autor und Klangkünstler Michael Rüsenberg lädt
Jazzgrößen zu einem interessanten Austausch ein. Der Titel der
Reihe „Speak Like A Child“ geht zurück auf das Titelstück des
legendären Herbie Hancock-Albums von 1968, und ist eine Referenz an
die musikalische Grundfarbe des Stadtgartens. Der Titel soll dem
Gespräch viel headroom erlauben. Selbstverständlich sollen Gäste
& Gastgeber nicht „kindisch“ sprechen, aber doch unbefangen und
offen. Und nuanciert, wie in Hancocks Arrangement.
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