Podcaster
Episoden
05.12.2025
34 Minuten
In dieser Folge widmen sich Andreas und Werner einem Thema, das
sie bereits in ihrer früheren Episode "Tabu Suizid" behandelt
haben – doch diesmal mit einer ganz besonderen Perspektive: Sie
sprechen mit Prof. Dr. Ute Lewitzka, seit November 2024 Inhaberin
der deutschlandweit ersten Professur für Suizidologie und
Suizidprävention an der Goethe-Universität Frankfurt.
Die Zahlen sind alarmierend: Über 10.000 Menschen nahmen sich
2023 in Deutschland das Leben – mehr als dreimal so viele wie
durch Verkehrsunfälle starben. Die Zahl der Suizidversuche liegt
noch deutlich höher. Dennoch wird kaum öffentlich darüber
gesprochen. Prof. Lewitzka hat sich dieser Aufgabe verschrieben
und forscht seit über 25 Jahren zu den Ursachen suizidalen
Verhaltens und zu wirksamen Präventionsstrategien.
Im Gespräch erklärt sie, warum es diese wichtige Professur erst
jetzt gibt und welche Bedeutung sie für die Entstigmatisierung
psychischer Erkrankungen hat. Sie erläutert die drei Säulen
wirksamer Suizidprävention: Methodenrestriktion (wie das Sichern
von Hotspots und kleinere Medikamentenpackungen), die oft
unterschätzte anti-suizidale Wirkung von Lithium und schulische
Prävention durch das evaluierte HEYLiFE-Programm.
Besonders eindrucksvoll ist Prof. Lewitzkas Arbeit mit "Heatmaps"
– durch die systematische Erfassung von Suizidversuchen in ihrer
Kliniksuiziddatenbank mit 135 beteiligten Kliniken können
gefährliche Orte identifiziert und gesichert werden.
Im Gespräch gibt es konkrete Handlungsempfehlungen für
Angehörige, Fachkräfte und Betroffene. Sie beschreibt ihre Vision
für das geplante Deutsche Zentrum für Suizidprävention und
erklärt, warum Forschung und Datenerfassung so entscheidend sind,
um bessere Präventionsmaßnahmen entwickeln zu können.
Eine bewegende und gleichzeitig hoffnungsvolle Folge über ein
schweres Thema – mit einer Expertin, die seit Jahrzehnten dafür
kämpft, dass mehr Menschen die Hilfe bekommen, die sie brauchen,
und die uns allen zeigt: Über Suizid zu sprechen, rettet Leben.
Gast dieser Folge: Prof. Dr. Ute Lewitzka Professorin für
Suizidologie und Suizidprävention Goethe-Universität Frankfurt
Website Werner-Felber-Institut: https://www.felberinstitut.de/
Hilfsangebote - Wenn du Hilfe brauchst:
Telefonseelsorge: 0800-1110111 oder 0800-1110222 (24/7,
kostenlos, anonym) Online-Beratung:
https://www.telefonseelsorge.de
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention:
https://www.suizidprophylaxe.de Informationen, Adressen von
Beratungsstellen und Krisendiensten
U25 - Suizidprävention für junge Menschen:
https://www.u25-deutschland.de Online-Beratung durch
gleichaltrige Peers für suizidgefährdete Jugendliche unter 25
Jahren
MANO - Suizidprävention für Erwachsene: https://mano-beratung.de/
Mail-basierte anonyme Online-Beratung für Menschen ab 26 Jahren
mit Suizidgedanken
Krisenchat - Für Menschen unter 25: https://krisenchat.de
Chat-Beratung per WhatsApp und SMS, rund um die Uhr
AGUS - Angehörige um Suizid e.V.: https://www.agus-selbsthilfe.de
Bundesweite Selbsthilfeorganisation für Menschen, die einen nahen
Menschen durch Suizid verloren haben
DGS – Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention
https://www.suizidprophylaxe.de
Frühere Folge 22 zum Thema: "Tabu Suizid - Wie kann die
Sprachlosigkeit überwunden werden?"
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07.11.2025
32 Minuten
In ihrer 63. Folge widmen sich Andreas und Werner einem
innovativen und lebensrettenden Projekt: Krisenchat, der
kostenlose psychosoziale Beratungsdienst per WhatsApp, SMS,
Signal, Reddit, Twitch und Discord für junge Menschen bis
25 Jahre.
Ihr Gast Melanie Eckert von Krisenchat gibt faszinierende
Einblicke in eine Organisation, die seit ihrer Gründung im Mai
2020 bereits über 200.000 Beratungen durchgeführt hat und damit
zum meistgenutzten Online-Beratungsangebot für junge Menschen in
Deutschland geworden ist. Rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, sind
über 350 ehrenamtliche Fachkräfte aus Psychologie, Psychotherapie
und Sozialpädagogik im Chat-Einsatz.
Melanie erklärt, warum der Chat als Medium so erfolgreich ist: Er
holt junge Menschen dort ab, wo sie ohnehin kommunizieren –
niedrigschwellig, anonym und ohne die Angst vor Stigmatisierung.
Die Hemmschwelle ist deutlich niedriger als beim klassischen
Telefonat, und mehr als die Hälfte der Hilfesuchenden hat vorher
noch mit niemandem über ihre Probleme gesprochen.
Die drei diskutieren die häufigsten Themen in den Beratungen –
von Liebeskummer über familiären Konflikte bis hin zu
Suizidgedanken. Melanie schildert, wie das Team mit akuten
Notfällen umgeht und wie die Qualität der Beratung durch
Schulungen, Peer Groups und eine 24/7-Rufbereitschaft für
schwierige Fälle gesichert wird.
Besonders bewegend ist die Entstehungsgeschichte: Drei der
Gründer waren gerade einmal 18 Jahre alt, als sie im ersten
Corona-Lockdown erkannten, dass junge Menschen dringend
niedrigschwellige Hilfsangebote brauchen. Innerhalb kürzester
Zeit schufen sie ein Angebot, das bis heute wächst – inzwischen
auch mit einem ukrainisch- und russischsprachigen
Beratungsangebot.
Ehrlich wird auch über die Herausforderungen gesprochen: Etwa 40%
der Anfragen können derzeit nicht bearbeitet werden, weil die
Kapazitäten fehlen. Als gemeinnütziges, spendenfinanziertes
Unternehmen ist Krisenchat auf kontinuierliche Förderung
angewiesen, um allen jungen Menschen in Not helfen zu können.
Eine inspirierende Folge über digitale Innovation in der
Krisenintervention, die Kraft des Ehrenamts und die dringende
Notwendigkeit, mentale Gesundheit junger Menschen ernst zu nehmen
– mit praktischen Informationen für Fachkräfte, Eltern und
Betroffene.
SHOWNOTES - WICHTIGE LINKS
Krisenchat - Die Hauptseite: https://www.krisenchat.de/ Die
offizielle Website mit direktem Zugang zum Chat-Angebot. Rund um
die Uhr erreichbar für alle unter 25 Jahren – kostenlos, anonym
und professionell.
Weitere hilfreiche Links:
Nummer gegen Kummer - Kinder- und Jugendtelefon:
https://www.nummergegenkummer.de/ Etabliertes, kostenfreies
Beratungsangebot per Telefon für Kinder, Jugendliche und Eltern –
als Ergänzung zu digitalen Angeboten.
Youth-Life-Line - Online-Beratung für suizidgefährdete
Jugendliche: https://www.youth-life-line.de/ Spezialisierte
Online-Beratung durch Peers für junge Menschen in suizidalen
Krisen.
[U]25 Deutschland - Suizidprävention für junge Menschen:
https://www.u25-deutschland.de Spezialisiertes
Online-Beratungsangebot von jungen Menschen für junge Menschen
bis 25 Jahre in suizidalen Krisen.
BetaNet - Kostenlose Notfall- und Beratungsnummern:
https://www.betanet.de/notfall-und-beratungsnummern.html
Umfassende Übersicht über bundesweite Hilfstelefone - von der
Nummer gegen Kummer bis zu spezialisierten Angeboten bei
verschiedenen Problemlagen.
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10.10.2025
38 Minuten
In ihrer 62. Folge widmen sich Andreas und Werner einem Kernthema
der psychiatrischen Praxis: der fundamentalen Bedeutung von
Bindungen für die psychische Gesundheit. Erneut zu Gast ist der
erfahrene Psychologe und Psychotherapeut Andreas Knuf, der
bereits in den vorangegangenen Folgen zu "Trauma" (Folge 61),
"Bedürfnisse und Werte" (Folge 45) und "Gefühle" (Folge 31)
wertvolle Einblicke geteilt hat.
Diese Folge entstand als natürliche Ergänzung zur Trauma-Episode,
denn beide Themen sind eng miteinander verwoben:
Bindungsstörungen können traumatisierend wirken, während Traumata
ihrerseits Bindungsfähigkeit beeinträchtigen können.
Aus ihrer langjährigen psychiatrischen Praxis wissen Andreas und
Werner: Viele ihrer Klientinnen und Klienten haben sowohl in der
Vergangenheit als auch in der Gegenwart instabile, unsichere und
unzuverlässige Bindungen erlebt - sei es in der Kindheit zu den
Eltern oder aktuell in Partnerschaften. Diese Erfahrungen
hinterlassen tiefe Spuren und beeinflussen maßgeblich die
Entwicklung psychischer Erkrankungen.
Andreas Knuf erklärt, was Bindungsstörungen charakterisiert, wie
und wann sie entstehen. Er erklärt wie bindungssensibles Arbeiten
in der Praxis aussehen kann. Konkrete Beispiele, wie sich frühe
Bindungsverletzungen im aktuellen Beziehungsverhalten zeigen und
wie Fachkräfte sensibel darauf eingehen können, sollen helfen -
auch der Hinweis den eigenen Bindungsstil zu reflektieren.
Die drei diskutieren, wie sich Fachpersonen mit bindungssensibler
Arbeit auseinandersetzen sollten und wie Teams entsprechende
Kompetenzen entwickeln können. Eine aufschlussreiche Folge, die
zeigt: Sichere Bindungen sind nicht nur in der Kindheit, sondern
lebenslang ein Schutzfaktor für die psychische Gesundheit - und
professionelle Beziehungsarbeit kann heilsame Erfahrungen
ermöglichen.
weiterführende Links:
Mindemy (Institut von Andreas Knuf):
https://www.mindemy.de
Bindungsstile verstehen und hilfreich mit ihnen umgehen:
https://www.mindemy.de/courses/pk-bindungsstile
Mit dem Code ALLTAG30 erhalten alle Hörer*innen 30% Rabatt auf
alle MINDEMY-Onlinekurse.
Fachartikel zum Thema von Andreas Knuf:
https://www.seeminar.de/app/download/8294470764/PSU2025-02Trauma.pdf?t=1754287814
Überblick Bindungstheorie
https://de.wikipedia.org/wiki/Bindungstheorie
Fachbuch über Bindungstheorie
https://www.klett-cotta.de/produkt/bindung-und-menschliche-entwicklung-9783608949360-t-4307
Überblick Bindungsstörungen
https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/bindung/artikel/
Fachbuch über Bindungsstörungen
https://www.klett-cotta.de/produkt/karl-heinz-brisch-bindungsstoerungen-9783608205992-t-2050
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12.09.2025
36 Minuten
In ihrer 61. Folge widmen sich Andreas und Werner einem Thema,
das in der psychiatrischen Praxis allgegenwärtig, aber oft noch
zu wenig beachtet wird: dem traumasensiblen Arbeiten. Zu Gast ist
erneut der erfahrene Psychologe und Psychotherapeut Andreas Knuf,
der bereits in den Folgen über "Bedürfnisse und Werte" (Folge 45)
und "Gefühle" (Folge 31) wertvolle Einblicke geteilt hat.
Aus ihrer langjährigen psychiatrischen Praxis wissen Andreas und
Werner: Ein Großteil ihrer Klientinnen und Klienten hat
schwerwiegende Traumatisierungen und instabile
Bindungserfahrungen in der Kindheit erlebt. Diese frühen
Belastungen wirken oft als Katalysator für andere psychische
Erkrankungen wie Süchte, Angststörungen oder Depressionen und
erschweren Genesungsprozesse erheblich.
Andreas Knuf erklärt, warum diese Problematik früher oft
übersehen wurde und was sich inzwischen verbessert hat. Besonders
wertvoll sind seine konkreten Praxisbeispiele, die zeigen, wie
sich Traumata und Bindungsstörungen im Versorgungsalltag
auswirken und wie professionell darauf eingegangen werden kann.
Die drei diskutieren die Herausforderungen in der
traumatherapeutischen Versorgung und stellen Hilfsmöglichkeiten
vor. Andreas Knuf gibt konkrete Anleitungen, wie trauma- und
bindungssensibles Arbeiten in verschiedenen Berufsgruppen und
Hilfeformen aussehen sollte und wie sich Teams und Einzelpersonen
entsprechend schulen lassen können.
Shownotes:
Mindemy (Institut von Andreas Knuf):
https://www.mindemy.de
Fortbildung „Trauma- und bindungssensibel arbeiten“
Mit
dem Code ALLTAG30 erhalten
alle Hörer*innen 30% Rabatt auf alle MINDEMY-Onlinekurse.
Fachartikel zum Thema von Andreas Knuf:
https://www.seeminar.de/app/download/8294470764/PSU_2025-02_Trauma.pdf?t=1754287814
DeGPT - Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie
e.V.
https://www.degpt.de/
institut berlin - Traumasensible Weiterbildungen
https://institut-berlin.de/
https://www.be-here-now.eu/
Trauma-und-Sucht.de - Traumasensible Behandlung
http://www.trauma-und-sucht.de/informationen-fuer-therapeuten/traumasensible-behandlung/
ZPTN - Zentrum für Psychotraumatologie und Traumatherapie
Niedersachsen
https://www.zptn.de/
Fachverband Traumapädagogik e.V. (FVTP)
https://fachverband-traumapaedagogik.org/
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15.08.2025
38 Minuten
In ihrer 60. Folge begeben sich Andreas und Werner an einen
besonderen Ort: das Sozialpsychiatrische Zentrum des "Papillon
Vereins für Sozialtherapeutische Angebote und Beratung" in Kleve.
Für Andreas ist dies eine emotionale Rückkehr - hier begann einst
sein Berufsleben, und heute können beide Hosts aus langjähriger
praktischer Erfahrung mit dem ambulant betreuten Wohnen schöpfen.
Ihr Gesprächspartner ist Bernard Majkowski, einer der
Geschäftsführer von Papillon, der tiefe Einblicke in diese
zentrale Hilfeform der psychiatrischen Versorgung gibt. Das
ambulant betreute Wohnen ermöglicht es psychisch kranken
Menschen, selbstständig in den eigenen vier Wänden zu leben und
dabei professionelle Unterstützung im Alltag zu erhalten.
Die drei klären systematisch die wichtigsten Fragen: Was genau
verbirgt sich hinter dem Begriff "ambulant betreutes Wohnen"?
Warum heißt es eigendlich anders? Welche Menschen können von
dieser Hilfeform profitieren und welche Voraussetzungen müssen
erfüllt sein? Besonders praxisnah wird es, wenn Bernard mögliche
Inhalte schildert und den Prozess erklärt.
Ehrlich werden auch die Herausforderungen und Grenzen des
ambulant betreuten Wohnens besprochen sowie die Frage nach
Finanzierung und Antragstellung geklärt. Bernard gibt zudem einen
Ausblick auf wünschenswerte Weiterentwicklungen dieser wichtigen
Hilfeform und wirft einen Blick über die Landesgrenze – in die
Niederlande.
Eine informative Jubiläumsfolge, die eine der wichtigsten Säulen
der gemeindepsychiatrischen Versorgung beleuchtet.
Links zum ambulant betreuten Wohnen
Der Verein Papillon
https://vereinpapillon.de/
https://vereinpapillon.de/so-helfen-wir/assistenzleistungen-bewo/
Landschaftsverband Rheinland (LVR) - Wohnformen für Menschen mit
Behinderung
https://www.lvr.de/de/navmain/soziales1/menschenmitbehinderung/wohnen/wohnformen/inhaltsseite_225.jsp
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) - Wohnen im eigenen
Zuhause
https://www.lwl-inklusionsamt-soziale-teilhabe.de/de/hilfen/wohnen-im-eigenen-zuhause/
Viele praktische Hilfen, auch zur Antragstellung.
Bundesministerium für Arbeit und Soziales - FAQ zum
Bundesteilhabegesetz
https://www.bmas.de/DE/Soziales/Teilhabe-und-Inklusion/Rehabilitation-und-Teilhabe/Fragen-und-Antworten-Bundesteilhabegesetz/faq-bundesteilhabegesetz.html
Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP)
https://www.dgsp-ev.de/themen/leben-und-teilhabe/wohnen
NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales -
Inklusionsportal Wohnen
https://www.mags.nrw/inklusionsportal-wohnen
Das NRW-Landesministerium erklärt betreutes Wohnen und liefert
Finanzierungsinformationen.
Das Manual zum Flexible Assertive Community Treatment (FACT)
https://www.dvgp.org/fileadmin/userfiles/dachverband/dateien/Materialien/FACTManualundQM-Skala_deutsch.pdf
Wie es in den Niederlanden umgesetzt wurde.
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Über diesen Podcast
Psychiatrische Krisen sind alltäglich… über ein Drittel aller EU
Bürger sind im Laufe des Lebens von einer behandlungsbedürftigen
psychiatrischen Erkrankung betroffen. Andersherum wirken sich
seelische Erkrankungen stark auf den Alltag der Menschen aus, die
davon betroffenen sind. Andreas Pfeiffer (Ergotherapeut) und Werner
Höhl (Psychologe) wollen durch Gespräche mit Experten über die
Auswirkungen auf den Alltag, Herausforderungen und Chancen
informieren.
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