Podcaster
Episoden
31.05.2022
15 Minuten
Können Identitätskrisen durch die Flucht in ein anderes Leben
überwunden werden? Wie lebt man, wie liebt man unter falscher
Identität? Und wie kann man sich zugehörig fühlen, wenn man
nirgends zuhause ist? In der 50. und letzten Folge von Suhrkamp
espresso stellen wir vier Bücher zu diesem Thema vor.
In seinem Roman Das Leben eines Anderen beschreibt Keiichiro
Hirano, was geschieht, wenn wir mit einer anderen Person die
Identität tauschen. Er schreibt in einem raffinierten
literarischen Spiel über eine scheinbar ganz normale japanische
Familie – und über das fatale Verlangen nach einem anderen Leben.
Yannic Han Biao Federer erzählt in seinem Roman Tao von einer
Spurensuche entlang biographischer Brüche und historischer
Verwerfungen, in der deutschen Provinz wie im zerrissenen
Hongkong von heute. Sein Buch stellt die Frage, wie gemeinsame
Erinnerung erzählt werden kann, wem sie gehört – und was sie
verspricht. In An der Grasnarbe erzählt Mirjam Wittig von einer
suchenden jungen Frau, von ihren Zweifeln und den Widersprüchen
unserer Gegenwart. Um ihren Angstattacken in der Großstadt zu
entfliehen, ist Noa als freiwillige Helferin auf einen Hof nach
Südfrankreich gekommen. Doch in der Abgeschiedenheit der Berge
holen sie schließlich die Ängste und inneren Konflikte ein, mit
denen sie bereits zuhause zu kämpfen hatte. Matthias Nawrats
Roman Reise nach Maine, der 2021 im Rowohlt Verlag erschien,
erzählt von einem jungen Schriftsteller, der mit seiner Mutter in
die USA reist. Auf der Reise beginnt ein Konflikt zwischen beiden
aufzubrechen, der nicht nur das Leben der beiden und ihr
Verhältnis zueinander prägt.
Die Bücher der Folge:
Das Leben eines Anderen von Keiichiro Hirano:
http://shrk.vg/LebenEinesAnderen-P
Tao von Yannic Han Biao Federer: http://shrk.vg/Tao-P
An der Grasnarbe von Mirjam Wittig:
http://shrk.vg/Grasnarbe-P
Reise nach Maine von Matthias Nawrat:
https://www.rowohlt.de/buch/matthias-nawrat-reise-nach-maine-9783498002312
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07.05.2022
16 Minuten
Welche Freiheit lohnt es, verteidigt zu werden? Wieso lässt sich
besonders in Krisenzeiten ein Erstarken des Populismus und des
Faschismus beobachten? Und woher kommt die verbreitete Angst,
dass schon die kleinste Einschränkung der individuellen Freiheit
automatisch in der Knechtschaft mündet? Vier Bücher zu diesem
Thema im neuen Suhrkamp espresso.
Tempolimit? Nein, danke! Selbst angesichts des rasant
voranschreitenden Klimawandels hat sich in weiten Teilen des
politischen Diskurses die Ablehnung von Verboten und die Betonung
von individueller Freiheit als schlagkräftiges Argument
etabliert. Philipp Lepenies geht diesem Aspekt in seinem Buch
Verbot und Verzicht nach und beschreibt, wie stark sich die
Ideale des Neoliberalismus in den Köpfen festgesetzt haben. Aus
politischen Debatten ist der Begriff des »Populismus« kaum
wegzudenken, doch noch immer herrscht Uneinigkeit, was darunter
eigentlich genau zu verstehen ist. In seinem gleichnamigen
Sammelband hat Herausgeber Kolja Möller rund ein Jahrhundert
Populismusdiskussion versammelt – mit Texten u. a. von Antonio
Gramsci, Isaiah Berlin, Chantal Mouffe, Stuart Hall, Ernesto
Laclau, Jan-Werner Müller und Karin Priester – und bietet eine
umfassende Einführung in den Forschungsstand zu dieser
hochaktuellen Debatte. »Der Faschismus ist Furcht vor der
Freiheit, geweckt durch eine Ahnung von Freiheit.« – auf diese
Weise definiert Paul Mason das Phänomen, mit dem er sich in
seinem gleichnamigen Buch beschäftigt. Für Mason ist Faschismus
nicht zuletzt ein Gedankengebäude, in dessen Zentrum eine
ethnisch definierte Mehrheit steht, die sich als Opfer
emanzipatorischer Bestrebungen sieht und alles ablehnt, was sie
in ihrem Widerstand dagegen einschränken könnte. In Faschistische
Ideologie, das 2019 in einer Neuauflage im Verbrecher Verlag
erschien, nimmt Zeev Sternhell eine genaue Bestimmung des
Begriffes Faschismus aus seiner historischen und ideologischen
Entwicklung heraus vor.
Die Bücher der Folge:
Verbot und Verzicht von Philipp Lepenies:
http://shrk.vg/VerbotVerzicht-P
Populismus, hg. von Kolja Möller: http://shrk.vg/Populismus-P
Faschismus von Paul Mason: http://shrk.vg/Faschismus-P
Faschistische Ideologie von Zeev Sternhell:
https://www.verbrecherverlag.de/book/detail/935https://www.verbrecherverlag.de/book/detail/935
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26.04.2022
16 Minuten
Welchen Herausforderungen begegnen Frauen auf der Suche nach
ihrer Identität? Mit vier Romanen beleuchten wir in dieser Folge
des Suhrkamp espresso verschiedene literarische Ausprägungen
weiblicher Selbstverortung.
Natasha Brown erzählt in Zusammenkunft davon, was es heißt, als
junge schwarze Frau im London der Gegenwart Karriere zu machen.
Sie erzählt von Rassismus und dem Erbe des Kolonialismus, von
Herkunft und Besitz und von den Nachwirkungen einer toxischen
Vergangenheit, die noch lange nicht überwunden ist. In ihrem
autobiografischen Roman Ich werde leben berichtet Lale Gül vom
Aufwachsen eines muslimischen Mädchens im abgehängten Amsterdamer
Westen, von Grenzen und Geboten einer ultrakonservativen Familie
und von der Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben. In Jennifer
Clements neuem Roman Auf der Zunge kehrt eine namenlose
Protagonistin ihrer lieblosen Ehe den Rücken, indem sie einfach
davonspaziert. In sanft lyrischen und brutal ehrlichen Bildern
beschwört die Autorin das Aufbäumen einer Frau gegen den Verlust
der Träume und der Leidenschaft. Das goldene Notizbuch von Doris
Lessing, erstmalig 1962 erschienen, gilt als Klassiker des
Feminismus. Das Buch erzählt von den Schmerzen des unbedingten
Versuchs, in dieser Welt eine ganze Frau zu sein.
Die Bücher der Folge:
Zusammenkunft von Natasha Brown:
http://shrk.vg/Zusammenkunft-E-P
Ich werde leben von Lale Gül: http://shrk.vg/IchWerdeLeben-P
Auf der Zunge von Jennifer Clement:
http://shrk.vg/AufDerZunge-P
Das goldene Notizbuch von Doris Lessing:
https://www.fischerverlage.de/buch/das-goldene-notizbuch-9783596522330
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09.04.2022
20 Minuten
Prekäre Verhältnisse, wohin man schaut: Befristete
Arbeitsverträge, schlechte Bezahlung und eine ungewisse Zukunft
sind schon lange nicht mehr nur der arbeitenden Klasse
vorbehalten – auch in Forschung und Lehre ballen sich derartige
Probleme. In der neuen Folge von Suhrkamp espresso stellen wir
vier aktuelle Bücher vor, die diese Verhältnisse beleuchten und
konstruktive Lösungsansätze bieten.
2021 lancierten Amrei Bahr, Kristin Eichhorn und Sebastian Kubon
den Hashtag #IchBinHanna, unter dem die prekäre Arbeitssituation
in der Wissenschaft thematisiert wird. Binnen weniger Stunden
machten darunter zahllose Betroffene ihrem Ärger Luft . In ihrer
gleichnamigen Streitschrift zur Onlinekampagne haben die
Initiator:innen alle wichtigen Punkte der Debatte sowie mögliche
Lösungsansätze versammelt. Auch in der Institution, die
eigentlich Nährboden für die Wissenschaft sein soll – in den
deutschen Schulen – herrschen prekäre Verhältnisse. Von
Lehrermangel, über fehlende Digitalisierung bis hin zu maroden
Schulgebäuden: In Berlin kommen diese Probleme besonders geballt
zum Tragen. Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und
Bildungsredakteurin Susanne Vieth-Entus versammeln in
Klassenkampf die drängendsten Probleme des Berliner Schulsystems
und entwerfen mögliche Lösungsansätze für das Bundesland der
»organisierten Unzuständigkeit«. Minijobs, Zeitarbeit, schlechte
Arbeitsbedingungen: in der arbeitenden Klasse sind prekäre
Verhältnisse nichts Neues. Geschichten aus dieser
Gesellschaftsschicht hat Magdalena Schrefel in ihrem
Erzählungsband Brauchbare Menschen versammelt. Ihre Figuren
berichten von den absurd-alltäglichen Herausforderungen des
Spätkapitalismus und fragen, unter welchen Bedingungen modernes
Arbeiten möglich ist – und ab wann sie unzumutbar wird. In
Exzellent!?, 2021 erschienen im C.H.Beck Verlag, liefert
Peter-André Alt eine Reflexion über die Universität im 21.
Jahrhundert in drei Teilen: Das Buch beinhaltet einen
historischen Abriss der Universität seit 1960, diskutiert den
Status Quo und erläutert Gestaltungspotentiale für die Zukunft.
Die Bücher der Folge:
#IchBinHanna von Amrei Bahr, Kristin Eichhorn und Sebastian
Kubon: http://shrk.vg/IchBinHanna-P
Klassenkampf von Lorenz Maroldt und Susanne Vieth-Entus:
http://shrk.vg/Klassenkampf-E-P
Brauchbare Menschen von Magdalena Schrefel:
http://shrk.vg/BrauchbareMenschen-P
Exzellent!? von Peter André Alt:
https://www.chbeck.de/alt-andre-exzellent_/product/32447674
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23.10.2021
12 Minuten
Im Jahr 1951 wurden die ersten sechs Bände der Bibliothek
Suhrkamp veröffentlicht. Zum Jubiläum stellen wir drei aktuelle
Bücher aus dem Herbstprogramm der Reihe vor.
Für alle, die in diesem Jahr nicht zur Frankfurter Buchmesse
fahren, präsentieren wir ausgewählte Bücher unseres aktuellen
Herbstprogramms in einem zwölfteiligen »Suhrkamp
espresso«-Spezial.
Alle Bücher zur Folge:
»Mensch Gott!« von Wolf Biermann: http://shrk.vg/MenschGott-P
»Das Ereignis« von Annie Ernaux: http://shrk.vg/DasEreignis-P
»Schwarze Spiegel« von Nicolas Mahler und Arno Schmidt:
http://shrk.vg/SchwarzeSpiegel-P
»Mein Privatbesitz« von Mary Ruefle:
http://shrk.vg/MeinPrivatbesitz-P
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Über diesen Podcast
Schnell, kurz und stark: Das ist Suhrkamp espresso. In diesem
Video-Podcast sind es die Lektorinnen und Lektoren unseres Verlags,
die im Gespräch mit Moderator Max Spallek zu Wort kommen. Jede
Woche geht es um ein Thema und vier Bücher – um schöne und
unterhaltende Literatur, aber auch um Wissenschafts- und
Sachbücher; es geht um Bücher der Verlage Suhrkamp und Insel, aber
auch um Titel anderer Verlage. Alle »Suhrkamp espresso«-Folgen auch
unter http://shrk.vg/espresso.
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