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Episoden
06.11.2025
1 Stunde 10 Minuten
The MANIAC – Wenn das Denken den Menschen
überholt
In dieser Folge von „Books & Bolo“ sprechen Ralph Kühnl und
Johannes Tröger über Benjamín Labatuts Roman The MANIAC – ein
literarisch erzähltes Panorama aus Wissenschaftsgeschichte,
Charakterstudien und Gegenwartsbezug.
Worum geht’s in unserer Reihe? Um Wandel: Revolutionen,
Evolutionen, Transformationen – epochen- und genreübergreifend.
The MANIAC fügt sich ideal ein, weil es genau diesen Wandel am
Denken selbst zeigt. Ralph liest mit „Second Screen“: Während der
Lektüre googelt er Figuren, Begriffe, Hintergründe – wie bei
einem interaktiven Doku-Film. Johannes ordnet ein: Literatur kann
mehr als Sachbücher, wenn es um Ambivalenzen geht – sie erlaubt
Stimmenvielfalt, Brüche, Widersprüche.
Der Roman ist kein chronologisches Porträt, sondern eine Collage
aus Perspektiven. Drei Figuren markieren drei Epochen und drei
Aggregatzustände des Denkens:
Paul Ehrenfest steht als Prolog für das Ende der
Gewissheit. Der Physiker, vereint mit der alten, „begreifbaren“
Welt der klassischen Physik, prallt auf Quantenparadoxien und
einen politischen Epochenbruch. Er zerbricht – persönlich und
sinnbildlich. Das Buch setzt damit den Ton: Erkenntnis hat einen
Preis.
John von Neumann ist der Kern des Buches und
unserer Diskussion. Universalgenie aus Budapest, brillant,
charmant, gnadenlos rational – der Mann, der Computerarchitektur,
Spieltheorie und die Logik nuklearer Abschreckung maßgeblich
prägt. Labatut lässt ihn fast nie selbst sprechen; er erscheint
in den Spiegelungen anderer (Gödel, Einstein, Oppenheimer,
Klara). Schlüsselstelle: Gödels Unvollständigkeitssatz beendet
die Hoffnung auf eine widerspruchsfreie, vollständige
Grundlegung. Von Neumann wird pragmatisch – und gefährlich
wirksam: Rechnen statt trösten, Systeme statt Seelen. „MANIAC“
ist Maschine und Metapher zugleich: das kalte, effiziente Denken,
das unsere Moderne gebaut hat.
Lee Sedol bildet den Epilog und die Brücke in
die Gegenwart. 2016 verliert der Go-Weltmeister gegen AlphaGo.
Nicht nur Technik siegt, sondern eine „fremde“ Kreativität, die
kein Mensch zuvor gespielt hat. Sedols legendärer „Move 78“
bringt einen Moment Menschenglanz – doch das Match kippt. Kurz
danach beendet er seine Karriere. Für uns ist das die Frage im
Heute: Ist KI die logische Fortsetzung von Neumanns Denken – oder
bereits etwas qualitativ Neues?
Wir sprechen darüber, warum Labatut genau diese drei Figuren
wählt und sie so unterschiedlich gewichtet: Ehrenfest kurz als
emotionale Ouvertüre, von Neumann als langes Gravitationszentrum,
Sedol als knappes, aber zwingendes Gegenwartsecho. Wir reden über
die Kraft der Polyphonie (viele Stimmen statt Ein-Erzähler), über
die Grenze zwischen Doku und Dichtung, über Fortschrittsglauben
der 50er/60er und die Beschleunigung heutiger KI-Entwicklung. Und
über eine simple Einsicht: Klugheit ist nicht automatisch
Gewissen. Literatur kann das zeigen, weil sie aushält, was sich
nicht planquadratisch erklären lässt.
Unsere Takeaways:
– Der Roman erklärt Wissenschaft, indem er Menschen zeigt.
– „Second Screen“-Lesen vertieft das Verständnis – und macht
Spaß.
– Vom Zweifel (Ehrenfest) über Konstruktion (von Neumann) zur
Simulation (AlphaGo) spannt Labatut den Bogen bis ins
Jetzt.
– Die Leitfrage bleibt: Was bleibt vom Menschen, wenn das Denken
ohne uns funktioniert?
Zum Schluss der Ausblick: In der nächsten Folge springen wir
3.000 Jahre zurück – Eric H. Cline, 1177 v. Chr. – Der erste
Untergang der Zivilisation. Exogene Schocks, vernetzte Systeme,
Kollaps: Wandel ohne „Genie“ im Zentrum. Bis dahin: abonnieren,
bewerten, weiterempfehlen – und gern Feedback schicken. Crocs
optional.
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15.10.2025
1 Stunde 26 Minuten
Was steckt wirklich hinter „künstlicher“ Intelligenz? In unserer
zweiten Folge nehmen wir Kate Crawfords „Atlas of AI“ (2021)
auseinander – kein Informatik-Handbuch, sondern eine
schonungslose Bestandsaufnahme der materiellen, menschlichen und
politischen Grundlagen von KI.
Wir sprechen über
– Erde & Ressourcen: Lithium, seltene Erden und die sehr
reale „Cloud“ aus Minen, Rechenzentren und Energiehunger.
– Arbeit: unsichtbare Klick- und Moderationsarbeit („Ghost
Work“), Taktzeiten, Optimierung – und was das mit
Amazon-Lagerhallen zu tun hat.
– Daten & Klassifikation: warum Kategorien Macht sind, wie
Vorurteile in Modelle wandern und weshalb „Objektivität“ trügt.
– Staat & Infrastruktur: Überwachung, Profilbildung,
Regulierung – und was davon bereits Gesetzestexte erreicht.
– Zukunft: Welche Aushandlungen wir als Gesellschaft jetzt führen
müssen.
Dazu: Reaktionen auf Folge 1, Hörerfeedback, kulinarische Exkurse
(ja, Spaghetti Bolognese) – und der Ausblick auf die nächste
Episode: Benjamin Labatuts Roman „The Maniac“ über John von
Neumann.
Hör rein, abonniere „Books & Bolo“ auf Spotify/Apple/Youtube,
schick uns dein Feedback und Buchempfehlungen – gern auch mit
Gastvorschlägen.
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09.09.2025
52 Minuten
Die erste Folge von "Books & Bolo" nimmt sich das
historische, aber ungemein unterhaltsame Sachbuch "Antwerp" von
Michael Pye vor. Es taucht tief in die "goldenen Jahre"
Antwerpens im 16. Jahrhundert ein. Antwerpen war eine vibrierende
Stadt, freizügig, nur dem Handel und dem Geld verschrieben.
Kirche und Fürsten waren weit weg - damit war der Boden bereitet,
um eine moderne Stadtgesellschaft neuer Prägung zu entwickeln.
Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Information nahmen wichtige
Rollen ein.
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Über diesen Podcast
Einfach gesagt: Johannes Tröger und Ralph Kühnl reden über Bücher.
Mal geht's um Technisches, mal um Historisches. Belletristik,
Sachbücher - alles ist möglich. Zur Einordnung, zur Inspiration,
zur Unterhaltung. Lasst Euch überraschen.
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