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Episoden
23.10.2024
23 Minuten
Die Hauptstadt Galiziens gehörte bis 1914 zu den Metropolen der
k.u.k.-Monarchie und zu den Glanzstücken Europas. Mit dem Einmarsch
der zaristischen Armee im 1. Weltkrieg blieb für Lemberg, dessen
Bauten und dessen Kultur einen Höhepunkt der Zeit vor 1914
repräsentieren, die Zeit stehen. Bis dahin gingen von dieser Stadt
verblüffende Karrieren aus. Kulturelle Vielfalt und europäische
Perspektive dieser alten Stadt, die über einem unterirdischen Fluss
erbaut ist, waren unverwechselbar. Im 20. Jahrhundert konnte dann
ein Mensch, der in Lemberg lebte, sieben Mal die Staatsbürgerschaft
wechseln, ohne seinen Wohnsitz zu verlassen. Die Stadt gehörte zu
Österreich-Ungarn, wurde russisch, kam zu Polen, wurde erneut
russisch besetzt, wurde von den deutschen Armeen erobert, wurde
erneut sowjetisch und gehört heute zur Ukraine. Mit der Geschichte
der schönen Stadt verbinden sich bittere Erfahrungen. Zwischen den
miteinander verfeindeten ukrainischen und polnischen
Bevölkerungsteilen befand sich die starke jüdische Gemeinde. Im
Allgemeinen heißt es: wo sich zwei streiten, freut sich der Dritte.
Dazu hatte der jüdische Bevölkerungsteil keinen Grund. Die
Aggression beider verfeindeten Seiten richtete sich gegen die
Juden. Es folgte mit der Teilung Polens die russische Besetzung und
anschließend die deutsche Okkupation. Neben der Judenvernichtung
gilt es von dem Gefangenenlager Stalag328 zu berichten. Es war in
der Zitadelle Lembergs untergebracht. In dem Lager hielt die
Wehrmacht Gefangene der Roten Armee unter unmenschlichen Umständen
eingesperrt und ließ sie zu Tode hungern. In der heutigen
Hauptstadt West-Galiziens lebt eine ganz andere Bevölkerung und
eine andere Kultur und ein anderer Geist als der aus der Zeit vor
1914, von dem die Gebäude zeugen. Auch anders als der aller
Zwischenzeiten. Der Autor und Publizist Lutz Kleveman hat die
faszinierende Stadt in seinem Buch LEMBERG: DIE VERGESSENE MITTE
EUROPAS eindrücklich beschrieben. Er berichtet. Spannend und
informativ.
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23.10.2024
12 Minuten
Lord Byron schrieb eine Versdichtung über einen ukrainischen
Herrscher im 17. Jahrhundert, der an der Unbeherrschtheit seines
Charakters politisch scheiterte: eine ukrainische Tragödie.
Puschkin entwickelte den Stoff weiter. Peter Tschaikowski
komponierte daraus eine wenig bekannte, aber überaus starke Oper
mit dem Titel MAZEPPA. Dies ist der Name jenes ukrainischen
Herrschers, der alle im eigenen Lande gegen sich aufbrachte, sich
mit dem Westler Karl XII. von Schweden verbündete und mit diesem
von Peter dem Großen in der Schlacht von Poltawa besiegt wurde.
Diese legendäre Entscheidungsschlacht, durch die die Ukraine zu
Russland kam, steht im Mittelpunkt der Oper. Der Historiker und
Politologe Martin Aust kommentiert Tschaikowskis Oper. Er erläutert
historische und aktuelle Hintergründe und Gegensätze auf den
Gebieten, die heute West-Ukraine und Ost-Ukraine heißen, deren
Ursachen bis heute wirksam sind. Der Archäologe Dr. Burkhard
Böttger ergänzt diese Kommentare von der archäologischen Seite:
Ukraine und Krim in der Antike.
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23.10.2024
23 Minuten
Dr. Fiona Hill ist eine bedeutende Analystin aus dem Umkreis des
Weißen Hauses und arbeitet derzeit für die Brookings Institution,
eine private Stiftung für politische Forschung. Sie ist dort für
Europa und Russland zuständig. Aufsehen erregte ihre
außerordentlich kenntnisreiche Putin-Biografie, die auf Quellen
beruht, die nicht jeder hat. Der Vater Putins war im 2. Weltkrieg
an der Leningrad-Front im Hinterland der Deutschen Kommandant eines
russischen Sprengtrupps. Er wurde verraten und schwer verwundet.
Mit unbändiger Willenskraft gelangte er durch die Front zurück. Von
der Zähigkeit dieses väterlichen Überlebenskampfes ist, so Fiona
Hill, der Charakter des russischen Staatschefs bis heute bestimmt.
Das Auseinanderfallen der Sowjetunion in Teilrepubliken, das Putin
als Geheimdienstoffizier in Dresden erlebte, hat eine weitere
Versteifung seiner Haltung hinzugefügt. Ähnlich wie bei
Reichswehroffizieren und Freikorpskämpfern nach 1918 in
Deutschland. Alles Politische und alles Militärische in der Welt,
so heißt es im Buch "Vom Kriege" von Clausewitz, hat mit dem "Fog
of War", dem "Nebel des Kriegs" zu rechnen. Navigation in diesem
schwierigen Nebelgelände, so Fiona Hill, scheint zu den
Spezialfähigkeiten Putins zu zählen.
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23.10.2024
14 Minuten
Der Raketenschild in Polen und Tschechien, der Plan einer
Einbeziehung der Ukraine und von Georgien in die NATO sind für
Russland, jedes für sich, eine extreme Herausforderung. Auf der
anderen Seite wäre im Anti-Terror-Krieg eine Kooperation zwischen
dem Westen und der Shanghai-Gruppe, zu der neben China auch
Russland zählt, angesagt. In dem sich anbahnenden Konflikt ist es
wichtig, den Original-Ton der Kontrahenten zu hören. Der führende
Außenpolitiker Russlands, Konstantin Kosachev, Vorsitzender des
Gremiums für internationale Beziehungen in der Staatsduma,
erläutert den russischen Standpunkt.
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23.10.2024
22 Minuten
Völkerrecht gibt es als moderne Wissenschaft seit 1648. Aufgrund
der bitteren Erfahrungen des 30-Jährigen Krieges, einer
Auseinandersetzung in Mitteleuropa, die zu keinem Ende finden
wollte, wurden von den besten Juristen des öffentlichen Rechts,
darunter Hugo Grotius aus Holland, für die Gewaltanwendung zwischen
Territorialstaaten Regeln geschaffen. Obwohl blutige Kriege sich in
der Folgezeit steigerten, gab es doch immer Regeln, wie die Völker
zum Frieden zurückfinden. Dieses empfindliche Rechtsgebiet handelt
von den VORFAHRTSREGELN DER MACHT. Es steht im 21. Jahrhundert vor
neuen Herausforderungen. Dazu gehört die NATO-Präsenz im Schwarzen
Meer, die Zukunft der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol
(die Krim gehört zur Ukraine, die in die NATO strebt), der
Georgien-Konflikt und andere elementare Krisenherde der Welt wie
die Spannung zwischen den Atommächten Pakistan und Indien. Prof.
Dr. Tomuschat, Humboldt-Universität, gehört zu den wegen ihrer
Kompetenz gesuchten Fachleuten des Völkerrechts. Aus vielen Gremien
und Tagungen kennt er die Theorie und Praxis dieses faszinierenden
Rechtsgebietes.
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Über diesen Podcast
"Ukrainische Tragödie" ist eine zum Nachdenken anregende
Podcast-Serie, die die Komplexität geopolitischer Konflikte,
insbesondere in Bezug auf Russland, die Ukraine und die umliegenden
Regionen, beleuchtet. Durch historische und zeitgenössische
Perspektiven behandeln die Episoden die NATO-Osterweiterung,
Konflikte in Tschetschenien, eingefrorene Konflikte und den
Einfluss der russischen Führung. Jede Folge entwirrt komplexe
Machtstrukturen, von Raketenabwehrsystemen bis hin zur Präsenz
Russlands im Schwarzen Meer. Der Podcast beleuchtet vergessene
historische Ereignisse wie Lord Byrons Schriften über die Ukraine
und deckt die strategischen Erzählungen auf, die die moderne
Geopolitik prägen. Mit Expertenanalysen verbindet er frühere
Entscheidungen mit den heutigen sich entfaltenden Tragödien.
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