Podcaster
Episoden
26.11.2025
11 Minuten
Edgar Wright beginnt seine Verfilmung des Romans von Stephen King
vielversprechend: Unser Protagonist Ben Richards (Glen Powell)
geht durch die Armenviertel der Stadt, visuell überzeugend,
atmosphärisch, glaubwürdig. Das war dann aber leider nicht der
Look des Films. Ben Richards ist als dauerwütender Held
konzipiert – das trägt keinen zweistündigen Film, und da ist Glen
Powell (der in anderen Rollen großartig ist) auch nicht die
richtige Wahl. Die Geschichte hat ein großes Potential als
gesellschaftskritischer Film, als düster-humorvoller Film, als
Hochspannungsfilm. Edgar Wright spielt im Ansatz mit allen diesen
Möglichkeiten, zieht aber keine richtig durch.
Beispiel: Es gibt ein Ultimatum, das über einen Timer am
Handgelenk angezeigt wird: Das kann man in atemloser Spannung
inszenieren (Klapperschlange, James Bond etc.), aber Wright
verschenkt es. Anderes Beispiel: als augenzwinkernder Verweis auf
die Verfilmung mit Arnold Schwarzenegger sieht man
New-Dollar-Scheine mit Arnolds Antlitz. Wie sieht es sonst mit
Humor aus? Glen Powell hat ein enormes komisches Talent – nutzt
Wright fast gar nicht, selbst als Ben Richards vor einem
Hotelfenster hängt. Oder die politische Ebene: Das allmächtige
Medienimperium fälscht alle Szenen der Show. Warum sind die
Zuschauer trotzdem auf der Seite von Ben Richards?
Während die ersten beiden Drittel das Publikum noch mit Flucht
und Verfolgung unterhalten, bricht das letzte Drittel
dramaturgisch zusammen. Fazit: ein uninspiriertes Drehbuch, wenig
einfallsreiche Regie, ein verschenkter Hauptdarsteller. Am
Mikrofon direkt nach dem Kino: Johanna, Gabriele, Hendrik,
Harald, Tom und Thomas.
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22.11.2025
15 Minuten
Giorgos Lanthimos traut sich was. Schon wieder. BUGONIA
inszeniert er als Zweikampf zwischen der super taffen
Geschäftsfrau Michelle (Emma Stone) und einem ihrer Angestellten,
Teddy (Jesse Plemons). Er macht sie nicht nur verantwortlich für
die schwere Krankheit seiner Mutter sondern glaubt auch in ihr
eine Außerirdische erkannt zu haben, die bei der kommenden
Mondfinsternis die Menschheit auslöschen will. In Rededuellen
setzt sich Michelle zur Wehr und versucht den Entführer zu
manipulieren. Als der Dorfpolizist wegen einer Routinekontrolle
auftaucht, eskaliert die Situation.
BUGONIA ist ein Remake der südkoreanischen
Science-Fiction-Komödie SAVE THE GREEN PLANET! von Jang Joon-hwan
(2003). Lanthimos hat eine respektlose und oft unerwartete Art,
so verschiedene Themen wie Verschwörungsglaube, Opiodkrise,
Bienensterben, Serienmorde, gesellschaftliche Stimmung und Folter
ineinander zu verschlingen. Das ist mitunter ein anstrengender
Genre-Mix, der durch die intensive Musik immer wieder auch
opernhafte Züge annimmt. Ein kraftvoller, zynischer, mitunter
grotesker Film, der den einen oder anderen Zuschauer unterwegs
verlieren wird. Dementsprechend haben wir ganz unterschiedliche
Meinungen im Podcast direkt nach dem Kino. Am Mikrofon sind:
Anke, Heidi, Johanna, Marc, Hendrik, Tom und Thomas. Gespoilert
wird erst spät – und nach der akustischen Spoilerwarnung.
Unsere Reaktionen auf Filme von Giorgos Lanthimos
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18.11.2025
14 Minuten
TRON war 1982 ein Riesenschritt für Disney: optisch unglaublich
aufwändig und wirklich innovativ. TRON LEGACY hat 2010 auch noch
einmal zumindest optisch überzeugt. Und TRON: ARES? Ich war
skeptisch, allein schon wegen Jared Leto, der nicht zu meinen
Lieblingen zählt (und in der Tat hätte ein charismatischer
Schauspieler wie Keanu Reeves hier eine andere Wirkung gehabt).
Für Charisma ist Greta Lee zuständig, die als Firmenchefin einen
Weg sucht, wie die Programme aus dem Raster in der wirklichen
Welt Bestand haben können. Daraus entwickelt sich ein passables
Abenteuer mit einigen rauschhaften Bildern. Aber über den Film
hinweg fällt auf: Die großen Effekte verlieren ihre Wirkung: Ganz
gleich, wie groß die Bilder sind – der Wow-Effekt bleibt aus.
Mehr Wirkung hat da der atmosphärische Soundtrack von Trent
Reznor und Atticus Ross. Im Podcast direkt nach dem Kino hält Tom
einen nostalgischen Boomervortrag über TRON und TRON LEGACY, wir
diskutieren über Lautstärke und Innovation – und fragen uns warum
Künstliche Intelligenzen im Kino nach einer Sekunde sofort über
ein Bewusstein, Gefühle und einen feinen Humor verfügen. Am
Mikrofon direkt nach dem Kino: Harald, Tom und Thomas.
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02.11.2025
12 Minuten
Die ganz große Welt, eingefangen auf einer kleinen Insel, das
Echo von Menschheitsverbrechen erschüttert das Leben von Nanning
auf Amrum. Er ist 12 Jahre alt und versucht in den letzten
Kriegstagen das Richtige zu tun. Aber was ist richtig, wenn alle
die Niederlage des eigenen Landes erwarten, aber die eigene
Mutter stramme Nationalsozialistin ist. Als die Nachricht von
Hitlers Tod eintrifft, will Nanning seiner Mutter einen ganz
einfachen und fast unmöglichen Wunsch erfüllen. Eine Scheibe
Weißbrot mit Butter und Honig. Nanning stellt sich der
herkulischen Herausforderung …
Fatih Akin verfilmt in AMRUM die Kindheitserinnerungen von Hark
Bohm und macht auf dieser kleinen Inselbühne so viel sichtbar:
heimlicher Widerstand, eiskalter Faschismus, Hass auf die
Vertriebenen, Freundschaft, Misstrauen und eine vergangene Welt
mit eigener Sprache. Großartig besetzt, großartig gespielt. Wer
sich an der konventionellen Erzählweise nicht stört, wird mit
einer sehenswerten Perspektive auf die deutsche Geschichte
belohnt. Am Mikrofon direkt nach dem Kino: Die Zeitzeugin Gisela,
Heidi, Johanna, Anke, Marc, Hendrik und Thomas.
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28.10.2025
13 Minuten
Folge 1371 – Revolutionäre und Rassisten – der Stoff passt besser
in die 1960er und 1980er Jahre. In dieser Zeit spielt Thomas
Pynchons Roman „Vineland“, der Paul Thomas Anderson als
Inspiration gedient hat. Seine Version ist eine absurde
Politthrillerkomödie mit sexuell aufgeladenen Freiheitskämpfern,
die am Ende doch über Leichen gehen und
White-Supremacy-Weihnachtsmänner, die ohne mit der Wimper zu
zucken, für ihre Privilegien töten. Den größten Genuss bietet ONE
BATTLE AFTER ANOTHER, wenn man ihn als Komödie sieht und Leonardo
DiCaprio und Benicio Del Toro als dämliche und clevere Kasperle
und Sean Penn als durchgeknallten Dorfpolizisten im
Politpuppentheater versteht. Anderson inszeniert die
unterschiedlichen Phasen der Geschichte einfallsreich und hält
auch mit dem ausgesprochen anstrengenden Score immer einen
Mindestadrenalinwert. Wirklich herausragend in diesem wilden Mix
ist Chase Infiniti, die als Rebellentochter Willa alles in den
Schatten stellt. Ihre Präsenz und eine wirklich atemberaubende
Verfolgungsjagd sind fraglos die Höhepunkte des Films. Direkt
nach dem Podcast sind Tom und Thomas ganz unterschiedlicher
Meinung.
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Über diesen Podcast
Der erste Eindruck - direkt nach dem Kino - in etwa 12 Minuten und
spoilerfrei, versprochen. Das ist unser Kerngeschäft. Ansonsten
echte Liebe für japanische Filme, eine Schwäche für Science-Fiction
und ungebrochene Entdeckungslust für bekannte und unbekannte
Klassiker.
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