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15.04.2024
56 Minuten
Die Geschichte der pakistanischen Frauenbewegung ist untrennbar
verbunden mit dem Kampf um die Gründung des unabhängigen Staates
Pakistan: Im Zuge der Unabhängigkeitsbewegung forderten muslimische
Frauenrechtlerinnen wie Fatima Jinnah Rechte für Frauen ein –
während sich männliche Befürworter der Unabhängigkeit gegen die
Gleichstellung von Frauen und Männern aussprachen. Dieses
Spannungsverhältnis prägt bis heute die Stellung von Frauen in
Pakistan. Während es fundamentale Fortschritte gab wie die
gesetzlich eingeführte Gleichberechtigung 1973, wurden diese de
facto immer wieder durch islamistische Kräfte außer Kraft gesetzt.
So wurden Ende der 70er Jahre unter der Regierung Zia-ul-Haqs die
Rechte von Frauen durch auf der Scharia basierenden
Hudood-Verordnungen erneut massiv eingeschränkt. Heute gibt es
erhebliche gesetzliche Fortschritte, die aber in weiten Teilen
nicht angewandt werden. So bleiben Formen der Gewalt gegen Frauen
wie sogenannte Ehrenmorde und Säureattacken, aber auch die Praxis
der Brautpreise ein weitverbreitetes Phänomen. Hinzu kommt eine
unterschiedliche traditionelle Prägung der Regionen in Pakistan
sowie die Verfolgung von Frauen aus Minderheiten. In der
Veranstaltung diskutieren Naurin Ahmad-Zaki, Leiterin des
Annemarie-Schimmel-Hauses in Lahore, und Birgit Lamm, Leiterin des
Projektbüros der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in
Islamabad, über die Geschichte und die aktuelle Lage von Frauen in
Pakistan sowie über mögliche Zukunftsaussichten. Naurin Ahmad-Zaki
gründete 2003 das Deutsche Kulturzentrum Lahore in Pakistan,
bekannt als Annemarie-Schimmel-Haus (Goethe-Zentrum). Sein
Hauptzweck ist die Förderung und Pflege eines kulturellen Dialogs
mit Deutschland sowie die Durchführung von Deutschkursen und
Prüfungen in Zusammenarbeit mit seinem Partner, dem
Goethe-Institut. Das Annemarie-Schimmel-Haus unterhält enge
Beziehungen zu den Deutschen Vertretungen in Pakistan, dem DAAD und
zur Alliance Francaise de Lahore. Naurin Zaki ist in Deutschland
geboren und aufgewachsen, lebt aber schon lange in Pakistan. Als
ausgebildete Journalistin hat sie sich 30 Jahre lang für die
Förderung der deutschen Sprache und Kultur in Pakistan eingesetzt.
Birgit Lamm arbeitet seit 1993 für die Friedrich-Naumann-Stiftung
für die Freiheit. Seitdem bekleidete sie verschiedene Positionen
innerhalb der Stiftung im In- und Ausland. Sie war unter anderem
Direktorin der International Academy for Leadership (IAF) in
Gummersbach (2006-2012) und Leiterin des Mexiko-Büros (2013-2019).
Seit 2019 leitet sie das Pakistan-Büro der Stiftung. Sie hat einen
MA in Angewandter Linguistik (Englisch / Spanisch) von der
Universität Mainz und einen MPA von der Hertie School of Governance
in Berlin. Zur Reihe: Die Freiheit einer Gesellschaft kann an den
gesetzlich garantierten Rechten für Frauen und der Umsetzung von
Gleichberechtigung gemessen werden. Wo Frauen nicht die gleichen
Rechte zugestanden werden, finden sich auch immer Einschränkungen
in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Daher sagt die Situation
von Frauen viel über die aktuelle Lage eines Landes aus.
Frauenrechte sind Menschenrechte, wo Frauen vollständig entrechtet
sind, wie beispielsweise in Afghanistan, ist die Lage für die
gesamte Bevölkerung meist desolat. In den letzten Jahren hat sich
im Hinblick auf Frauenrechte einiges verändert. Während einige
Länder wie Saudi Arabien vorsichtige Schritte hin zu mehr Rechten
für Frauen machen, Indien sogar die Gesetzgebung geändert hat,
wurden die Rechte von Frauen unter anderem in Russland und Polen
weiter beschnitten. In der Reihe Frauenrechte im Fokus soll die
aktuelle Situation von Frauen in verschiedenen Ländern beleuchtet
werden, sowie der Zusammenhang von Frauenrechten und Sicherheit,
Freiheit und Wohlstand. Dies ist eine Kooperationsveranstaltung von
Frauen für Freiheit e.V., der Friedrich-Naumann-Stiftung für die
Freiheit und der Thomas-Dehler-Stiftung.
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09.04.2024
54 Minuten
Obwohl die Menschenrechtslage in China ständig in der Kritik steht,
wird die Situation von Frauen allgemein und die Verletzung von
Frauenrechten kaum beleuchtet. Zunächst bedeutete der Aufstieg der
kommunistischen Partei eine Befreiung der Frauen aus vorgegebenen
Traditionen wie dem Brautpreis, Zwangsverheiratungen, dem
selteneren Füßebinden und weiteren drastischen Formen von Gewalt.
Doch die Kommunisten betrachteten Frauen vor allem als
Arbeitskräfte. Auf der ersten Konferenz der Vereinten Nationen in
China 1995 verkündete der damalige Generalsekretär der
Kommunistischen Partei Chinas, Jiang Zemin, die Gleichberechtigung
von Männern und Frauen gehöre zur grundlegenden nationalen Politik
Chinas. Doch trotz der Einführung von Gesetzen zum Beispiel gegen
häusliche Gewalt ist das heutige China weit von einer
gleichberechtigten Gesellschaft entfernt. Der Machtmissbrauch der
KPC drückt sich auch in der systematischen Degradierung von Frauen
aus. Frauen, die auf sexuelle Belästigung aufmerksam machen,
verschwinden oder werden zum Verstummen gebracht, selbst so
prominente Frauen wie der Tennisstar Peng Shuai. Feministische
Organisationen werden verboten, Journalistinnen verhaftet. Frauen
aus Minderheiten wie den Uiguren werden in Lagern sexuell gefoltert
und zwangssterilisiert. Frauenhandel existiert weiterhin, auch als
eine der Konsequenzen der Ein-Kind-Politik. Gewalt gegen Frauen
wird kaum geächtet und sogar über soziale Medien verbreitet. In der
Veranstaltung unternimmt die Menschenrechtsaktivistin Tienchi
Martin-Liao eine Einordnung der aktuellen Lage von Frauen in China
im Zusammenhang mit der Herrschaft der KPC, der
Politikwissenschaftler und China-Experte Dr. Andreas Fulda ordnet
mögliche Reaktionen westlicher Demokratien im Hinblick auf das
Vorgehen des Regimes ein. Das Gespräch moderiert Rebecca
Schönenbach, Frauen für Freiheit e.V.
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03.10.2023
52 Minuten
Die Reihe "Frauenrechte im Fokus" ist eine Kooperation von Frauen
für Freiheit e.V., der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
und der Thomas-Dehler-Stiftung. Schwerpunkt Türkei 2013 verkündete
der damalige Ministerpräsident der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan,
die Aufhebung des Kopftuchverbots im öffentlichen Dienst. Der jetzt
wiedergewählte Präsident machte das Kopftuch immer wieder zum
Politikum, einst mit dem Ziel, das durch die Trennung von Staat und
Kirche bedingte Kopftuchverbot abzuschaffen, und schließlich 2022
mit der Ankündigung, ein Recht auf Hijabtragen in der Verfassung
verankern zu wollen. Erdoğan untergräbt mit seiner Politik nicht
nur symbolisch das Fundament der modernen Türkei, sondern baut
systematisch die Rechte von Frauen ab: 2021 erklärte die türkische
Regierung den Austritt aus der Istanbul-Konvention, die die
Grundlage für den Schutz von Frauen vor Gewalt bildet, ein Schritt,
der durchaus auch als Ablehnung „westlicher“ Werte gesehen werden
kann. Denn die Rechte von Frauen werden in der Türkei immer mehr zu
einem Teil von Identitätspolitik, die sich an religiösen und
ethnischen Kriterien orientiert, statt an universalen
Menschenrechten. Gegen diese Politik steht eine starke
Frauenbewegung in langer Tradition. Bereits vor Atatürks
Regierungszeit erreichten türkische Suffragetten die Einschränkung
der Polygamie. Über die Jahrzehnte erkämpften die nachfolgenden
Frauenbewegungen Reformen des Zivil- und Strafrechts, unter
anderem, um Frauen bei Scheidungen gleiche Rechte zu verschaffen,
gegen Belästigung zu schützen usw. Dazu veranstalteten die Frauen
teilweise spektakuläre Aktionen wie die „Lila Nadel“, bei der
Frauen 1989 auf der Straße eine große Stopfnadel in die Hand
gedrückt bekamen, um sich gegen sexuelle Übergriffe wehren zu
können. Über die heterogene feministische Szene in der Türkei, die
aktuelle Situation und den Ausblick nach der Wiederwahl Erdoğans
und der Neubesetzung des Parlaments diskutieren Dr. Lale Akgün und
Fatma Keser mit Rebecca Schönenbach. Gast Dr. Lale Akgün wurde 1953
in Istanbul geboren und lebt seit 1962 in Deutschland. Sie ist
Psychotherapeutin und Autorin mehrerer Bücher zum Thema Islam und
Integration. Ihr Bestseller „Tante Semra im Leberkäseland“ wurde
für die ARD verfilmt. Zuletzt erschien von ihr das Buch „Hüzün…das
heißt Sehnsucht – wie wir Deutsche wurden und Türken blieben“.
Akgün war 15 Jahre lang in der Familienberatungsstelle der Stadt
Köln als Psychologin tätig, zuletzt als stellvertretende Leiterin
und baute das Landeszentrum für Zuwanderung NRW auf. Sie ist
Trägerin des Bundesverdienstordens und des Giesberts-Lewin-Preises.
Gast Fatma Keser wurde 1991 in Xalfetu (Türkei) geboren und ist
Kurdin. Sie hat Komparatistik und Philosophie an der Frankfurter
Goethe Universität studiert, wo sie beim AStA Frankfurt
Feminismusreferentin und Referentin für politische Bildung war.
Keser ist Mitherausgeberin des im Herbst 2023 bei Edition Tiamat
erscheinenden Sammelbandes "Gesichter des politischen Islam" und
Gründungsmitglied der Initiative Migrantinnen für Säkularität und
Selbstbestimmung. Moderation Rebecca Schönenbach arbeitet als
unabhängige Beraterin im Bereich der Terrorismusbekämpfung,
speziell auch zum Themenbereich islamische Finanzierungen. Als
Spezialistin für Scharia und islamischen Extremismus hält sie
Vorträge und berät Behörden, NGOs und Unternehmen. Darüber hinaus
schreibt sie Fachbeiträge zu den Themenbereichen Islamic Finance,
Islamismus, Radikalisierung und Frauenfeindlichkeit. Als
Vorsitzende des Vereins Frauen für Freiheit engagiert sie sich
gegen Gewalt gegen Frauen, vor allem gegen politische Gewalt mit
dem Ziel, Gleichberechtigung abzuschaffen. Schönenbach ist
Diplom-Volkswirtin, Mitherausgeberin des Sammelbandes „Ich will
frei sein, nicht mutig – FrauenStimmen gegen Gewalt“ und
Kolumnistin der Welt am Sonntag.
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29.08.2023
50 Minuten
Zur Vorbereitung des Abzugs der beteiligten NATO-Truppen begannen
2015 die „Friedensgespräche“ mit afghanischen Gruppierungen. Schon
damals meldeten afghanische Frauenrechtlerinnen Zweifel und Kritik
an der Beteiligung der Taliban an den Gesprächen an. Diese Kritik
wurde ignoriert. Während die internationalen Truppen den Abzug
umsetzten, übernahmen die Taliban im August 2021 wieder die Macht
in Afghanistan – und alle Befürchtungen afghanischer
Frauenrechtlerinnen traten ein. Die Rechte von Mädchen und Frauen
wurden systematisch eingeschränkt, sie dürfen nur noch
vollverschleiert und in Begleitung auf die Straße, nicht mehr in
Parks und weder zur Schule noch zur Arbeit gehen. Dennoch geben
Frauen in Afghanistan nicht auf, für ihre Rechte zu kämpfen. In
Kabul protestieren Frauen weiterhin, landesweit gibt es
Untergrundschulen für Mädchen. Was den Frauen jedoch zunehmend
fehlt, ist internationale Aufmerksamkeit. Sara Nabil und Omed
Arghandiwal erklären in der Veranstaltung, wie sich die Frauen
trotz der Verbote organisieren, welche Strukturen für Frauenrechte
in den letzten 20 Jahren entstanden sind und welche Maßnahmen sich
Frauen aus und in Afghanistan von westlichen Regierungen wünschen.
Dieser Podcast stammt aus der Reihe "Frauenrechte im Fokus", eine
Kooperation von Frauen für Freiheit e.V., der
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und der
Thomas-Dehler-Stiftung.
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07.05.2023
51 Minuten
Seit die kurdische Iranerin Jina Mahsa Amini im September 2022 von
der Moralpolizei im Iran so schwer verletzt wurde, dass sie an den
Folgen starb, protestieren Iranerinnen und Iraner für „Frau, Leben,
Freiheit“. In der Veranstaltung berichten Mariam Claren und Saba
Farzan vom aktuellen Stand der Revolution, von der Geschichte der
iranischen Frauenbewegung und teilen ihre Einschätzung der
zukünftigen Entwicklung im Iran und der Chancen für „Jin, Jîyan,
Azadî – Frau, Leben, Freiheit“. Dies ist eine
Kooperationsveranstaltung von Frauen für Freiheit e. V., der
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und der
Thomas-Dehler-Stiftung.
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Über diesen Podcast
Die Freiheit einer Gesellschaft kann an den gesetzlich garantierten
Rechten für Frauen und der Umsetzung von Gleichberechtigung
gemessen werden. Wo Frauen nicht die gleichen Rechte zugestanden
werden, finden sich auch immer Einschränkungen in anderen
gesellschaftlichen Bereichen. Daher sagt die Situation von Frauen
viel über die aktuelle Lage eines Landes aus. Frauenrechte sind
Menschenrechte, wo Frauen vollständig entrechtet sind, wie
beispielsweise in Afghanistan, ist die Lage für die gesamte
Bevölkerung meist desolat. In den letzten Jahren hat sich im
Hinblick auf Frauenrechte einiges verändert. Während einige Länder
wie Saudi Arabien vorsichtige Schritte hin zu mehr Rechten für
Frauen machen, Indien sogar die Gesetzgebung geändert hat, wurden
die Rechte von Frauen unter anderem in Russland und Polen weiter
beschnitten. In der Reihe Frauenrechte im Fokus soll die aktuelle
Situation von Frauen in verschiedenen Ländern beleuchtet werden,
sowie der Zusammenhang von Frauenrechten und Sicherheit, Freiheit
und Wohlstand. Die Reihe "Frauenrechte im Fokus" ist eine
Kooperation von Frauen für Freiheit e. V., der
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und der
Thomas-Dehler-Stiftung.
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