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15.05.2024
58 Minuten
Es gibt Ereignisse, bei denen man sofort weiß, dass sie den Lauf
der Weltgeschichte verändern werden. Auch wenn die volle
Tragweite der Geschehnisse im Nahen Osten noch nicht erkennbar
ist, wird jetzt schon deutlich, dass sich Gewissheiten und
politische Realitäten unwiderruflich verschoben haben. Genauso
gibt es Bilder, die sich in unser kollektives Gedächtnis
einbrennen. Bilder, die nur schwer aushaltbar sind und die
Weltgemeinschaft dringend zum Handeln auffordern.
Beides gilt für den brutalen Terroranschlag der Hamas am 7.
Oktober 2023 und die anschließende israelische Militäroffensive
in Gaza. Die Ereignisse der vergangenen sieben Monate und die
damit verbundenen Bilder haben Israel, Palästina und die Welt
verändert. Gleichzeitig haben sie zu einer neuen Eskalation im
Jahrzehnte andauernden Nahostkonflikt geführt. Kaum ein Thema ist
historisch, ideologisch und emotional so aufgeladen wie der
Nahostkonflikt. Kaum ein Konflikt ist von so vielen Verhandlungen
und Resolutionen, aber so wenigen Fortschritten gekennzeichnet.
Kaum ein Konflikt scheint so aussichtslos zu sein.
Aber was bedeutet das für die deutsche Außenpolitik, vor allem
für eine Außenpolitik, die sich den Werten und Zielen
feministischer Außenpolitik verpflichtet hat? Inwiefern kann in
den palästinensischen Gebieten heute von einer
gleichberechtigten Teilhabe aller Menschen gesprochen werden? Wie
lässt sich die bisherige deutsche Außenpolitik gegenüber Israel
und Palästina beschreiben und wo könnte eine feministische
Außenpolitik ansetzen? Diesen großen Fragen versuchen wir heute
mit Isabel Cademartori und Dr. Muriel Asseburg auf den Grund zu
gehen.
Zum Thema Nahostkonflikt empfehlen Isabel Cademartori und
Dr. Muriel Asseburg:
Palästina und die Palästinenser: Eine Geschichte von der Nakba
bis zur Gegenwart (Muriel Asseburg, 2022)
Der Nahostkonflikt: Geschichte, Positionen, Perspektiven. (Muriel
Asseburg, Jan Busse, 2023)
Der hundertjährige Krieg um Palästina (Rashid Khalidi, 2024)
Ein Tag im Leben von Abed Salama (Nathan Thrall, 2024)
Weitere Informationen:
Beschlusslage des SPD Netzwerk Feministische Außenpolitik zur
Situation in Gaza (Stand 17.04.2024)
Offener Brief “Waffenstillstand jetzt: Humanitäre Katastrophe
abwenden, Zwei-Staaten-Lösung vorantreiben” (18.01.2024)
Eine feministische Außen- und Entwicklungspolitik in den
palästinensischen Gebieten (Muriel Asseburg, Forschungsgruppe
Afrika und Mittlerer Osten, Arbeitspapier 2024/Nr. 01, Februar
2024)
Bundesregierung zum Gazakrieg: Kaum feministische Ausrichtung
(Gastkommentar von Leonie Stamm und Barbara Mittelhammer, taz,
09.04.2024)
Die palästinensischen Gebiete: Strukturelle Hürden und
pragmatische Ansatzpunkte für eine feministische Außen- und
Entwicklungspolitik (Muriel Asseburg in: Claudia Zilla (Hg.)
Feministische Außen- und Entwicklungspolitik konkret. Beitrag zu
einer Sammelstudie 2024/S 07, 28.02.2024, 87 Seiten, S.
39–44)
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05.02.2024
1 Stunde 9 Minuten
Deutschland ist die größte Volkswirtschaft Europas und die
drittgrößte Wirtschaftsnation weltweit. Im globalen Lieferketten
Netzwerk nimmt Deutschland damit einen hohen Stellenwert ein,
womit eine große Verantwortung einhergeht. Das
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, kurz Lieferkettengesetz,
das am 1. Januar 2023 in Kraft getreten ist, gilt in diesem
Kontext als großer Meilenstein: Es regelt die unternehmerische
Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten und
Umweltschutz in globalen Lieferketten. Das Ziel bleibt aber eine
einheitliche europäische Regelung, um gleiche
Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und internationale Standards
zu setzen. Ein verbindlicher rechtlicher Rahmen, die sogenannte
Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), wird
zurzeit auf EU-Ebene verhandelt. Nachdem sich die EU-Kommission,
das EU-Parlament und der EU-Rat im Trilog geeinigt hatten,
versucht die FDP aktuell die EU-Richtlinie auf den letzten Metern
zu stoppen.
Neben der Einführung von Lieferkettengesetzen ist auch der
Prozess der Weltbank-Reform, der seit 2021 läuft, ein aktueller
Ansatz, um eine sozial-nachhaltige Veränderung der
internationalen Wirtschaftsbeziehungen zu schaffen. Svenja
Schulze, unsere Schirmherrin und Bundesentwicklungsministerin,
beschreibt in diesem Kontext die sogenannte “Just Transition”,
also den Übergang zu einer klimagerechten Wirtschafts- und
Lebensweise, als ihr Leitbild für einen globalen Strukturwandel.
Aber wie kann uns dieser Übergang in Zeiten multipler Krisen, die
von Sparmaßnahmen und wachsender Ungleichheit geprägt sind,
gelingen - vor allem, wenn rechte, neoliberale und konservative
Kräfte dem entgegenwirken? Inwiefern kann ein feministischer
Ansatz in der internationalen Wirtschafts- und Finanzpolitik zur
Bewältigung dieser Krisen beitragen und den Weg für eine
klimaneutrale, resiliente und gerechte Wirtschaftsordnung ebnen?
Diesen Fragen gehen wir in dieser Folge mit dem finanzpolitischen
Sprecher der SPD-Fraktion Armand Zorn und der Chefökonomin des
Momentum Instituts Katharina Mader auf den Grund.
Zum Thema feministische Wirtschafts- und Finanzpolitik
empfehlen Armand Zorn und Katharina Mader:
Alle Werke der britischen Ökonomin und Soziologin Diane Elson
Die Fachpresse zu verfolgen
Lisa empfiehlt außerdem folgendes Buch:
Wir sind nicht alle: Der Globale Süden und die Ignoranz des
Westens (Johannes Plagemann und Henrik Maihack, 2023)
Weitere Informationen:
DIHK Sonderauswertung Lieferkettengesetz (Juni 2023)
Faire Produktion: EU-Lieferketten Richtlinie scheitert
wahrscheinlich am Widerstand der FDP (Handelsblatt, 23.01.2024)
Lieferkettengesetz: Koalitionskrach um EU-Vorhaben - Das
Lieferketten-Massaker (DER SPIEGEL, 30.01.2024)
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25.01.2024
1 Stunde 1 Minute
Die Klimakrise ist ungerecht: Sie betrifft zwar alle Menschen auf
unserem Planeten, aber es sind vor allem Menschen aus dem
Globalen Süden, insbesondere einkommensschwache Frauen, Mädchen
und marginalisierte Gruppen, die am meisten gefährdet sind und
die die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen
der Klimakrise zu spüren bekommen. Das Paradoxe an der ganzen
Sache: Sie tragen am wenigsten dazu bei und müssen die
Konsequenzen des kapitalistischen und ausbeuterischen Handelns
der Industriestaaten ausbaden. Deshalb ist Klimagerechtigkeit
eine zentrale Forderung feministischer Außenpolitik.
Kein Land der Welt wird die Klimakrise alleine lösen können: Es
braucht eine internationale Lösung und vor allem internationale
Solidarität. Auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen, kurz
COP, kommen einmal im Jahr alle Vertragsstaaten der 1992
abgeschlossenen UN-Klimakonvention zusammen, um den Fortschritt
in Sachen Klimapolitik zu besprechen. Die letzte COP, die COP28,
hat vom 30. November bis 13. Dezember 2023 in Dubai
stattgefunden. In dieser Folge machen wir mit der
Europaabgeordneten Delara Burkhardt und der Aktivistin Sheena
Anderson einen Reality Check: Präsentiert sich Olaf Scholz
wirklich als Klimakanzler, was wurde auf der COP28 erreicht und
wie sieht feministische Klimapolitik aus? Welche Auswirkungen hat
das Erstarken rechtsextremer Bewegungen auf progressive
Klimapolitik und was können wir gegen das Ohnmachtsgefühl tun?
Zum Thema feministische Klimapolitik empfehlen Delara
Burkhardt und Sheena Anderson folgende Bücher:
The Intersectional Environmentalist (Leah Thomas, 2022)
Die Donut-Ökonomie (Kate Raworth, 2023)
Weitere Informationen:
Klima und Gender - UN Women Deutschland
Towards EU climate neutrality: progress, policy gaps and
opportunities (European Scientific Advisory Board on Climate
Change, January 2024)
The Gender Action Plan | UNFCCC
Geheimplan gegen Deutschland (CORRECTIV, 10. Januar 2024)
Ihr möchtet Teil unseres Netzwerks werden? Dann schreibt
uns auf Instagram unter @spdnfa.
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13.11.2023
1 Stunde 3 Minuten
Die prekäre Situation von Menschen auf der Flucht, vor allem an
den EU-Außengrenzen, ist bekannt: Menschen ertrinken im
Mittelmeer, verdursten in der Wüste und verharren jahrelang unter
menschenunwürdigen Zuständen in Camps auf ihrem Weg in ein Leben
in Sicherheit. Aktuelle Flucht- und Migrationsbewegungen sind ein
Resultat ungerechter globaler Systeme: Ein Resultat von
Konflikten, an denen auch westliche Staaten entweder direkt oder
indirekt beteiligt sind, das Ergebnis von Ausbeutung durch
ungerechte Handels- und Finanzsysteme und eine direkte Konsequenz
der menschengemachten Klimakrise, für die der Globale Norden den
Großteil der Verantwortung trägt. Der Diskurs über Migration und
Asyl wird oft sehr entmenschlichend geführt und von konservativen
und rechten Kräften instrumentalisiert. In dieser Folge
diskutieren wir mit Serpil Midyatli und Sophie Scheytt welche
Lösungsansätze und Instrumente feministische Außenpolitik für
aktuelle migrationspolitische Herausforderungen in Deutschland,
Europa und der Welt mit einem Fokus auf menschlicher Sicherheit
bietet und warum Migration fester Bestandteil deutscher
feministischer Außenpolitik sein muss. Serpil ist
stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, Landesvorsitzende der
SPD Schleswig-Holstein und Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion
für Migrationsangelegenheiten. Sophie ist Expertin für
Asylpolitik und Asylrecht bei Amnesty International Deutschland.
Zum Thema Migration / Feminismus empfehlen Serpil
Midyatli und Sophie Scheytt:
Fünf-Punkte-Plan für eine funktionierende Asyl-, Aufnahme- und
Integrationspolitik (Amnesty International et al., 2023)
Women in Exile
Gegen Frauenhass (Christina Clemm, 2023)
Weitere Informationen:
Am Limit? Kommunale Unterbringung von Geflüchteten (Boris Kühn,
hg. für den Mediendienst Integration, 2023)
Die distanzierte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende
Einstellungen in Deutschland 2022/23 (Franziska Schröter, hg. für
die Friedrich-Ebert-Stiftung, 2023)
Podcast-Empfehlung: Feminist Refugee Struggle Against the Lager
System (English) https://manypod.podigee.io/13-neue-episode
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09.10.2023
52 Minuten
“Feministische Sicherheits- und Verteidigungspolitik muss nicht
realitätsfern radikal de-militarisierend sein, sondern kann der
notwendige Perspektivwechsel sein, den es braucht, um
Innovationen und Lösungen für eine robuste, demokratische und
integrative Verteidigungsfähigkeit zu finden” - das hat unser
Netzwerkmitglied Elisabeth Gniosdorsch in einem Artikel im
Vorwärts geschrieben.
Tatsächlich war die Vorbereitung dieser Folge eine spannende
Herausforderung: Feministische Außenpolitik und Verteidigung -
passt das überhaupt zusammen? Bislang werden Verteidigungs- und
insbesondere Rüstungspolitik auf der einen Seite und
feministische Außenpolitik auf der anderen häufig als Gegensätze
verstanden. Dieses Spannungsfeld diskutieren wir in dieser Folge
mit unserer Wehrbeauftragten Eva Högl und Nana Brink, der
stellvertretenden Vorsitzenden von Women in International
Security (WIIS).
Zum Thema Verteidigungspolitik empfehlen Eva Högl und Nana Brink
folgende Literatur:
Invictus. Der Weg zurück ins Leben (Tom Fiedler, 2023)
Ukrainische Lektionen (Karl Schlögel, Neuausgabe 2023) Sehenden
Auges (Stefanie Babst, 2023) Ergebnisse der Studie „Bunt in der
Bundeswehr" (2020)
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Über diesen Podcast
Wir sind Lisa und Yasmina vom SPD Netzwerk Feministische
Außenpolitik und freuen uns sehr in diesem Podcast mit spannenden
Gäst*innen über sozialdemokratische Außenpolitik aus einer
feministischen Perspektive zu sprechen. In acht Folgen diskutieren
jeweils ein*e Mandatsträger*in und ein*e Expert*in zu einem
bestimmten außenpolitischen Thema: Afghanistan,
Entwicklungszusammenarbeit, Krisenprävention, Verteidigungspolitik,
Klimagerechtigkeit und vieles mehr. Viel Spaß beim Zuhören! Dieser
Podcast wird in Kooperation mit der Berliner vorwärts
Verlagsgesellschaft mbH von ASK.Berlin produziert.
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