Podcaster
Episoden
22.07.2024
1 Stunde 8 Minuten
Dass Sarah Niecke Künstlerin geworden ist, kam ziemlich zufällig.
So zufällig, dass es eigentlich gar kein zufälliger Zufall
gewesen sein kann. Ihr Weg begann mit viel Widerstand, als
sogenannte schwierige Schülerin. Keiner konnte mir wirklich
erklären, warum ich tun soll, was ich tun sollte, sagt sie. Bis
heute hinterfragt sie die Dinge und übernimmt nicht einfach, was
die rationale Effizienzlogik diktiert.
Bis sie ihren Weg zum Kunststudium gefunden hat, waren aber erst
noch verschiedene Ausbildungen (wie zB. zur Karosseriebauerin)
und das Ausleben einiger innerer Widerständigkeiten nötig. Das
hat sich gelohnt, denn ihre Kunstwerke sind enorm ausdrucksstark,
auf skurrile Weise ästhetisch und erscheinen oft wie nicht von
dieser Welt.
Die wundersamen Bilder und Videos, die sich zum Beispiel in der
preisgekrönten Arbeit "alphazero vs. alphazero" finden, wirken
wie ein Märchen aus der Zukunft, strahlen weibliche Stärke und
einen ironisch-philosophischen Blick auf das Leben aus. Sie
erzählt, wie sie ihre Vorstellung von einer KI, die in einem
trostlosen Raum immer wieder gegen sich selbst antritt, um sich
zu trainieren, inspiriert hat. Und wie sie genau dieses Szenario
sogar selbst in der analogen Welt ausprobiert hat.
In ihren Video- und Fotoarbeiten spielt auch ihr eigener Körper
oft eine zentrale Rolle. Dabei empfindet sie dieses körperliche
Ausprobieren, nicht als zur Schaustellung, sondern eher als
Forschungsgebiet, auf das sie neugierig ist. Für sie ist der
Ausdruck über Worte viel intimer und tiefgehender.
Obwohl sie schon einige Kunst-Preise abgeräumt hat, arbeitet sie
in der Betreuung von jungen Wohnungslosen als Sozialpädagogin.
Sie betont, wie genervt sie davon ist, wenn KünstlerInnen meinen,
mit ihrer Kunst Menschen aus ihrem Elend retten zu können. Das
ist einfach Quatsch, sagt sie, denn aus Erfahrung weiß sie, wie
weit weg das Privileg der künstlerischen Arbeit von der
Lebensrealität sozial benachteiligter Menschen ist.
Ein solcher Job in Vollzeit kann einem auch schon mal "die Schuhe
ausziehen" erzählt sie und spricht ganz offen von ihrer
Burn-Out-Phase. Gemeinsam entdecken wir, wie unterschiedlich sich
diese für uns darstellen und anfühlen können. Denn antriebslos
war sie auch in dieser Zeit nie, obwohl das ja die klassische
stereotypisierte Wahrnehmung von Depressionen ist. Sie erklärt
ihre ganz spezielle Art, mit den Tiefphasen des Lebens umzugehen
und wir fragen uns, wie sie ihre Strategie, die eigentlich gar
keine explizite Strategie ist, unbewusst entwickelt hat.
Dass gesellschaftlich gesehen, alles eine gewisse Effizienz
nachweisen muss, beobachtet sie schon lange, ohne es selbst in
ihr Leben integrieren zu wollen. Deshalb diskutieren wir immer
wieder über die große Frage, ob die Fluidität von allem nicht
doch viel sinnhafter ist als eine erzwungene Starrheit oder
lineare Richtung. Und natürlich gibt es auch in Sarah's Leben
Alltagssituationen, in denen sie das, was im Inneren vorgeht,
erst mal zurückdrängen muss. In Gespräch gibt sie preis, wie sie
das für sich selbst ausgleicht und sie sogar tiefste Tiefphasen
auf eine fast genussvolle Art durchleiden kann.
Hört unbedingt rein, denn Sarah spricht völlig locker-flockig und
unerschrocken über hoch philosophische Themen und ihre spannende,
bisherige Lebensgeschichte.
Mehr
19.03.2024
1 Stunde 7 Minuten
Armin Rohr ist seit rund 30 Jahren erfolgreicher Künstler und
sieht es nach wie vor als Privileg an, jeden Tag in sein Atelier
gehen und malen zu können. Dass er frei malen wollte, bemerkte er
schon Ende der 80er, als er sein Grafikdesign-Studium in
Saarbrücken abschloss. Er verdiente dann zwar ganz gut, quälte
sich aber auch öfter mal durch Aufträge. Je weniger frei er bei
diesen arbeiten durfte, umso weniger angenehm war es für ihn.
Armin erzählt, warum er dann zunächst ein paar mal abgelehnt
wurde an Kunsthochschulen und wie er nach dem Abschluss in
Malerei vor der Entscheidung zwischen Sicherheit oder Wachstum
stand. Denn die Galerie, die ihn vertrat, wünschte sich immer
weitere Bilder im Armin-Rohr-Stil.
Loslassen wirkt aus seiner Sicht oft heilsam, aber auch das
Hadern und Zweifeln vor einer großen Entscheidung im Leben ist
ganz menschlich und gehört einfach dazu. Das zu akzeptieren, ist
gar nicht so einfach. Denn, um die für uns persönlich richtigen
Entscheidungen zu finden, müssen wir selbst auch durch die
Unsicherheits- und Angst-Gefühle, das kann uns niemand abnehmen.
Wenn man als Maler in Saarbrücken bleiben will, muss man sich
Strategien überlegen. Wie Armin, der sich auch über seine Kurse,
die er an der Kunsthochschule gibt, finanziert. Ab und zu macht
er sogar Porträt-Aufträge, bei denen aber schon klar ist, dass er
sie so gestalten kann, wie er möchte und der Auftraggeber keine
Vorgaben macht. Auch, wenn er immer wieder mit finanziellen
Engpässen konfrontiert ist, wirkt er zufrieden und ausgeglichen
und sagt: Hauptsache ich kann im Atelier sein, die Farben und
Leinwände riechen und muss keinen Job machen, völlig fern von der
Kunst.
Beim Malen geht er eigentlich analytisch vor, trifft die
konkreten Entscheidungen an der Leinwand aber intuitiv. Dabei
bleibt er der Freude treu, was bedeutet, dass er thematisch dem
folgt, was ihn gerade beschäftigt, was ihn erfasst. Eine nie
endende Suche nach etwas, das nicht gefunden werden kann, weil es
selbst für immer veränderlich bleibt.
Maßstäbe gibt es ja keine, also wie stellt Armin fest, wann ein
Bild gut oder schlecht, abgeschlossen oder unfertig ist? "Ich
muss schon wieder machen, was ich will", beschreibt Armin
lachend, dass er auch mal verzweifelte Momente im Atelier erlebt.
Und wenn gar nichts mehr klappt, geht er spazieren.
Über die Jahre hat er gelernt, dass er es nicht kontrollieren
kann, wie seine Kunst ankommt und wie er dem Betrachter seine
eigene Meinung lässt. Er versucht dem Blick von Außen keine Macht
über das Selbstwertgefühl zu geben und findet sein Vertrauen eher
in seiner eigenen Intuition. Wer anderes außer einem selbst
sollte auch beurteilen können, ob ein Bild oder man selbst
authentisch ist oder nicht?
Hört unbedingt rein! Es wird hoch Lebens-philosophisch und
keineswegs politisch ;)
Mehr
26.12.2023
1 Stunde 2 Minuten
Bei Detlef Schlagheck lebt dieser nämlich in seinen Ausstellungen
und Kunstwerken weiter, auch wenn er die Jahre als Sänger der
Punkband "Pommes Brutal" (deren feinsten Sound ihr nach unserem
Gespräch hören könnte) längst hinter sich gelassen hat. Detlef
führt als Kurator die Kieler Galerien On Space und K34 mit dem
Verein K34 und ist Mitglied im Quarantäne Kollektiv (ja den Namen
hatte das Kunstkollektiv schon lange vor Corona), das auch schon
in Saarbrücken ausgestellt hat.
Seine solidarischen Punk-Grundwerte erkennt man zum Beispiel in
dem Kunstwerk „Aldi die schönen Sachen“ aus, das, wie er selber
sagt, aufgrund seiner Ironie wirkt und hängen bleibt. Denn er hat
einen simplen Aufsteller aus Pappe gebaut, der zwei Obdachlose
zeigt, mit denen er sich in seiner früheren Galerie in einem
alten Schlecker Laden angefreundet hat. Den Aufsteller hat er in
einer Kunstausstellung platziert und damit auf einfache,
humorvolle Art einen dramatischen Fakt angesprochen: Kunst wird
immer noch viel oft als Teil der Hochkultur angesehen und ist
damit nur einer bestimmten sozialen Schicht zugänglich ist.
Detlef erzählt, wie er in seinem Studium an der Kunsthochschule
dazu aufgefordert wurde, bloß keine zu direkte Aussage in seinen
Bildern und Skulpturen auszudrücken. Und sich entschieden hat,
dies nicht zu befolgen. Denn er möchte, dass seine Kunst auch
ohne jede Vorbildung eine Wirkung hat. Kunstwerken, die reine
Ästhetik verkörpern und die nur über viele Deutungs-Ecken in
hochtrabender Sprache gedeutet werden können, empfindet er als
“blutleer” und geprägt von „ängstlicher Formsprache“.
Für ihn war es deshalb auch ein wichtiger Erfolg, dass er die
beiden obdachlosen User, die auf dem Aufsteller von hinten und in
Lebensgröße zu sehen sind, damals dazu bringen konnte, sich in
die Galerie hinein zu trauen. Er erinnert sich daran, wie die
beiden zu einer Vernissage gekommen sind, bei der sonst eher
Bildungsbürger anwesend waren. "Zombie", einer der beiden hat bei
der Eröffnungsrede „ständig dazwischen gequatscht“. „Ey Zombie
halt mal fresse, lass mich mal zu Ende erzählen“, hat aber
schnell gewirkt, erzählt Detlef amüsiert, denn die leicht
pikierten VernissagebesucherInnen mussten ebenfalls grinsen. Zwei
Welten, die aufeinander treffen, sich befremdlich vorkommen, aber
freundlich aufeinander reagieren. Und genauso wünscht sich Detlef
das auch, denn Kunst ist für ein lebendiger, gemeinsamer, sich
entwickelnder Organismus.
Er beschreibt sich selbst als extrem geprägt von der DIY (Do it
yourself) Bewegung, deren Arbeitsweise er teils auch in seine
unheimlich, figürlich und dennoch zerfließend lebendig wirkenden
Skulpturen einwirken lässt. Beim Erbauen der Skulpturen wie
den „Leviathan“ startete er mit einem Holzgerüst, einer Art
Skelett, die der Hülle aus schwarzem Plastik, seine Form
verleiht. Dabei ist es ein hin und her zwischen Intuition, die
ihn beim Formieren der Holzstücke leitet und dem rationalen
Wissen, über zum Beispiel Statik oder wie er ein bestimmtes Stück
anbringen muss, um diese oder jene Form-Vorstellung
hinzubekommen. Intuition beschreibt er als Gefühl der Ahnung, als
unkontrollierbar. Der Zufall ist für ihn ein Teil der Intuition.
Detlef erklärt, wie er gelernt hat, diese für viele Menschen
unangenehme, teils sogar angsteinflößende Unkontrollierbarkeit
des Lebens wertzuschätzen: Wenn etwas nicht nach Plan läuft,
sieht er dies als Zufall, der ihn in eine neue Richtung
inspiriert, „ein Wink von außen“ und nicht als Hürde. Denn man
kann wochenlang über etwas nachdenken und kommt dennoch nie auf
das, was eine scheinbar zufällige, intuitive Erfahrung vermitteln
kann.
Mehr
01.12.2023
1 Stunde 2 Minuten
Bahzad Sulaiman hat schon in der ganzen Welt ausgestellt und
performed, kommt aber trotzdem immer wieder gerne zurück ins
kleine Saarbrücken. Seine Kunst kann man nicht auf ein bestimmtes
Genre festlegen, denn er arbeitet immer interdisziplinär, hat
kürzlich sogar eine eigene Performance-Oper inszeniert: Mit
TänzerInnen, SängerInnen und MusikerInnen zeigte er "Das Flüssige
zwischen uns" und zwar buchstäblich. Denn er thematisierte damit,
wie unterschiedlich die Welt für jeden von uns ist, wie anders
und schwer das Leben für Menschen mit sozialen Ängsten oder mit
Behinderungen, wie zum Beispiel Autismus ist. Wir selbst
erschaffen das Leben in uns selbst und dementsprechend
unterschiedlich gehen wir auch mit Nähe und Distanz, mit
Verbindung und Losgelöstheit oder mit den Fragen danach, wie wir
uns wann am besten verhalten, um. Bahzad erzählt, wie er dieses
"Flüssige zwischen uns" mit seiner Oper in Relation zu der
Wirkung des Raumes, des Publikums und der Atmosphäre gesetzt und
damit ein sich immer wieder änderndes Erlebnis geschaffen hat.
Woher sein Selbstvertrauen kommt, kann er nicht genau sagen, aber
er vermutet ganz simpel durch Erfahrung. Schon immer ist er
intuitiv dem gefolgt, was ihn gerade am meisten interessiert hat.
So hat er zunächst in seinem Heimatland Syrien Bildhauerei
studiert und bereits 2010 erste Ausstellungen gemacht. Doch dann
interessierte ihn nicht nur die Skulptur, Form oder Installation,
sondern er wollte diese auch bewegen oder beweglicher machen. In
einem weiteren Studium in Theater Design und Inszenierung hat er
auch diese Neugier ausgelebt und seine akademische Bildung
schließlich mit dem Studium der freien Kunst in Saarbrücken
abgeschlossen.
Für ihn war immer klar, dass er von seiner Kunst leben möchte,
einfach ein bisschen Kunst und dann schauen, ob es klappt, kam
für ihn nie infrage. Und das erfordert natürlich Leistung. Für
ihn ist Leistung dennoch nebensächlich. Es ist das, was er machen
muss, um von der Kunst leben zu können: nämlich Unmengen von
Bewerbungen und Projektideen schreiben. Und er gibt offen zu,
dass auch Unmengen von Absagen dazu gehören. Das ist nun mal Teil
des Lebens. Die europäische Leistungsmentalität hat nichts mit
ihm zu tun. Denn er misst seinen Erfolg nicht an Leistung,
sondern daran, wie viel Freude ihm das Arbeiten macht.
"Feierabend", dieses Wort existiert in vielen Sprachen gar nicht,
erklärt Bahzad. Und auch in seinem Leben nicht, denn er will
nicht erst nach der Arbeit feiern, sondern währenddessen. Er
verurteilt niemanden, der ständig auf etwas hin arbeitet, egal ob
Urlaub oder Rente. Aber er würd sein Leben so nie führen wollen.
Wieso sollte man ständig im Kopf in der Zukunft leben, wo doch
klar ist, dass uns in der Zukunft ganz andere Dinge glücklich
machen, als jetzt. Bahzad sagt, dass das doch ganz von der
Lebensphase und dem aktuellen Interesse abhängt und es darum
geht, was im Jetzt passiert. Sein Selbst oder die Situation, in
der er gerade ist, bewertet er aus dem Jetzt heraus und nicht aus
einer möglichen zukünftigen Annahme. Genau so hat er auch all die
schwierigen Momente in seinem Leben gemeistert, die Erfahrung des
Kriegs in Syrien, das alleine in die Fremde gehen, ohne die
Sprache, die Schrift oder Menschen dort zu kennen.
Bahzad erzählt davon, wie er mit 8 Geschwistern aufgewachsen ist,
dass auch er natürlich die auf der ganzen Welt herrschende
Mentalität kennt, besser zum Beispiel Arzt als Künstler zu
werden, ihm aber die kurdische Kultur einen anderen Zugang zur
Lebensgestaltung mitgegeben hat, als das hiesige Statusdenken.
Für ihn ist es egal, dass in seiner Familie niemand einen Bezug
zu Kunst hatte. Vielleicht gerade, weil er sich auf den Prozess
konzentriert, wenn dieser ansteht und auf das Ergebnis, wenn das
Ergebnis ansteht. Wenn ich einen Berg besteige, genieße ich ja
nicht nur den Gipfel, sondern den ganzen Weg dahin, mit all der
Natur und den neuen Erfahrungen.
Mehr
21.11.2023
58 Minuten
Die zauberhafte Lucyna Zwolinska ist nicht nur erfolgreiche
Tänzerin, hat schon in den Dance-Companies in Frankfurt,
Stuttgart, Augsburg, Trier und Saarbrücken getanzt, sondern macht
mit großer Leidenschaft eigene Choreografien, die in ganz
Deutschland, Italien, Japan, Irland und Polen gezeigt wurden. Bis
zum letzten Jahr war sie sogar Ballettdirektorin an „The Castel
Opera in Szczecin“. Obwohl es ohnehin nicht einfach ist, als
Tänzerin immer wieder neue Engagements ergattern zu müssen, hat
sie sich vor ein paar Jahren entschieden, sich als Choreografin
selbstständig zu machen. Und zwar aus einer rein intuitiven
Entscheidung heraus. Wie das funktionieren würde, wusste sie
nicht, aber, dass sie es machen wollte, fühlte sie ganz ohne
Zweifel. Diese „starken Momente“, bei denen man eine Richtung
fühlt, ohne rational zu wissen warum, sind selten, aber immer
richtig, erklärt sie.
Lucyna erzählt davon, wie ihr Leben als Kind und Jugendliche
ausgesehen hat, denn sie hatte klassischen Ballett Unterricht
seit sie 7 war und bereits mit 11 Jahren eine professionelle
Tanz-Ausbildung an einem Internat in Polen. Das bedeutet
natürlich extreme körperliche Leistungen, Disziplin und Strenge.
Und Weg sein von zu Hause, das ihr aber gar nicht so schwer fiel,
denn sie hatte immer schon Lust auf neue Erfahrungen und
Eigenständigkeit. Wir sprechen auch darüber, dass es sich für sie
nie wie ein Verzicht angefühlt hat, denn wilde Parties gefeiert
hat sie als Jugendliche gerade durch das Tanzen, zum Beispiel in
Jazz Clubs.
Schon mit 17 wurde sie an Frankfurter Hochschule für Musik und
Darstellende Kunst zum Tanzstudium zugelassen. Dabei war es nie
ihr Traum Tänzerin zu werden, was wie sie glaubt auch zu ihrem
Erfolg beigetragen hat. Denn etwas zu sehr zu wollen, an etwas
starr festzuhalten, funktioniert nur selten. Sie hat einige
Dramen bei Kindern oder deren Eltern miterlebt, die unbedingt
TänzerInnen werden wollten, es aber vielleicht gerade wegen
des unflexiblen, starren Blicks darauf, wie es sein sollte, nie
geschafft haben. „Was passiert, das soll auch passieren“, sagt
sie. Und erzählt, wie ihre Karriere sich quasi zufällig ergeben
hat, denn ins Tanzen haben ihre Eltern sie damals nur gesteckt,
weil sie als kleines Kind so viel Energie hatte.
Die strenge Ballettausbildung hat ihr nie wirklich Spaß gemacht,
zu viel Technik, zu wenig freie Kreativität. Die hat sie dann
aber auf einem internationalen Tanzfestival in Polen erleben
können, bei dem internationale Größen wie Baryshnikov mitgewirkt
haben. Hier hat sie die Vielfalt des Tanzes kennen und lieben
gelernt.
Lucyna erzählt, wie komplex es ist, Choreografien zu kreieren
und, dass sie ihre Rolle im aktuellen Stück Horizont, im Theater
im Viertel in Saarbrücken besonders hart findet, denn, sie ist
Tänzerin und Choreografin gleichzeitig. Zum einen müssen Technik,
Schritte und Bewegungen passen. Während aber auch Licht, Sound
und Raumeinnahme stimmen müssen. Gleichzeitig versucht sie mit
ihrer Konzeption eine Atmosphäre zu schaffen, das Publikum zu
berühren.
In Trier konnte sie bei der Susanne Linke Company eine
einzigartige Form des Tanzens kennenlernen, so frei wie sie das
wohl nirgendwo anders erlebt hat. Sie schildert, wie sich dieser
Moment auf der Bühne anfühlt, in dem man loslassen und sich
völlig der Bewegung hingeben darf. Und wie sie nun in ihrem
Alltag als Selbstständige ständig zwischen Zeitdruck,
Selbstanspruch und Kreativität versucht beide Seiten in ihre
Kunst zu integrieren. Wenn es ein Muss ist, läuft es selten gut,
sagt sie. Denn Inspiration kann man nicht erzwingen und sie
begegnet einem vor allem, wenn man loslässt. Es ist tricky, denn
gerade im Tanz ist gleichzeitig auch immer Perfektion gefragt
ist. Sie erzählt, wie sie persönlich immer wieder zu ihrer
Intuition findet und, dass sie Ihre wichtigsten Entscheidungen
immer mit ihrem Herzen getroffen.
Mehr
Über diesen Podcast
Bauchgewühl ist ein Projekt, das Intuition auf direktem Weg
erforschen will. Es soll auch dazu inspirieren, sich durch und mit
Kunst und Kreativität der eigenen Intuition zu öffnen. Im
Bauchgewühl-Podcast erzählen Künstlerinnen und Künstler, wie sie
selbst den Weg zur Intuition finden. Wie sich Intuition für sie
anfühlt; was in ihnen passiert, wenn sie im kreativen Prozess sind;
wie sie es schaffen in einer Welt, in der nur das Rationale zählt,
bei sich selbst, dem eigenen Inneren zu bleiben und welche
Bedeutung die Intuition, die man auch Ur-Vertrauen nennen könnte,
in ihrem Leben hat.
Kommentare (0)