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22.04.2024
49 Minuten
Ein Bekenntnis: Daniel Mühlbauer liebt Daten.
Daten in HR. Darum schreibt er einen Blog. Darum spricht er hier
über Daten. Und im Grunde leuchtet es ja auch direkt ein: HR
glaubt, sich auszukennen. In Wahrheit betrachten alle in HR nur
ihre eigenen Erfahrungen, nur das, was sie selbst gerade
überblicken. Wir glauben nur, wir würden uns auskennen. Tun wir
aber nicht.
Also: Wir brauchen Daten in HR. Harte Daten,
also Verhaltensdaten. Die soften Daten aus Befragungen können
dann gerne noch dazu. Aber im Kern hilft vor allem gute
Datenhaltung und gute Kenntnisse der Statistik. Kann damit
eigentlich jeder Mensch HR? Daniel zieht eine Grenze: Jeder
Mensch mit statistischem Wissen kann Daten über People Experience
erheben und auswerten. Daraus aber etwas zu machen, zwischen
Unternehmenskultur und gesetzlichen Rahmen, dafür braucht es
professionelle Menschen, dafür braucht es hochqualifizierte HR.
Ein praktisches Problem ist häufig, überhaupt Daten in einer
brauchbaren Qualität zu bekommen. Da hat HR Tec enormen
Nachholbedarf. Eva wünscht sich dringend mehr HR-Praktiker in den
HR-Tec Unternehmen. Vielleicht macht HR aber auch gar keinen so
guten Job, eben diese Tec-Firmen zu fordern. Jedenfalls, so
Daniel, sprechen HR und HR-Tec nicht dieselbe Sprache, auch nach
all den Jahren noch nicht.
Die zwei größten Fehler, die Daniel immer wieder
begegnen:
Der Versuch, HR auf eine gute Datenbasis zu stellen, wird
scheitern, wenn er nur mangelhaft auf businessrelevante
HR-Entscheidungen ausgerichtet ist. Wir müssen vorher definieren,
welche Entscheidungen hinterher auf der Grundlage der Daten
getroffen werden sollen. Also nicht erst einmal unbestimmt
erheben, wie es um den Gender-Pay-Gap steht, und dann hinterher
diskutieren, ob man dieses Problem auch tatsächlich angehen will.
Wer das macht, hat die Garantie, dass die Daten in irgendeinem
Dashboard versauern und alle Beteiligten frustriert sind.
Noch schwerer wiegt das zweite Problem: Die
fehlende Betrachtung der Datenperspektive beim Ausrollen von
HR-Technologie. Daniel betont, er habe noch nie erlebt, dass man
bei der Einführung eines Tools direkt über die Datenqualität
gesprochen hätte. Zack, kaum ausgerollt, erfindet der erste
Nutzer einen Workaround. Und Workaround ist auch nur ein anderes
Wort für Datenfehler. Wenn man im neuen Tool die Kostenstelle in
irgendein Kommentarfeld quetschen muss…. Ebenso wichtig: Die
Inklusion. Wie trägt ein sehbehinderter Mensch seine Dinge ein?
Tragen sehbehinderte Menschen deshalb häufiger fehlerhafte Daten
ein? Haben wir damit zugleich einen Bias? Diese ganze Situation
führt zu jahrelangen Aufräum-Prozessen, bei denen nur eines
sicher ist: Sie werden nicht abgeschlossen sein, bevor das
nächste Tool eingeführt ist.
Zu Gast: Dr. Daniel Mühlbauer, als Experte für
People Tech Themen gilt seine Leidenschaft der Kombination aus
Datenanalysen, künstlicher Intelligenz und digitalen Tools zur
Wegbereitung in die Zukunft der Arbeit und des People
Managements. Diese Leidenschaft lebt er als Blogger und als
Mitarbeiter eines Münchener Industrieunternehmens aus.
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15.04.2024
46 Minuten
Wir könnten es eine Case-Study nennen. Oder
gleich: Die Case-Study. Einhorn aus Berlin hat einen Ruf weit
über die Welt von Kondomen und Periodenprodukten hinaus - als
besonderer Ort zum Arbeiten. Die Mitarbeiter:innen finden ihre
Aufgaben im Wesentlichen selbst, die Organisation ist
hierarchiefrei, aber nicht ohne Führung, es herrscht weitgehend
Transparenz. Markus Wörner gehört zu den Urgesteinen bei Einhorn,
er kümmert sich heute um People&Culture.
Markus sagt: Eine solche Unternehmenskultur ist
vor allem eins, nämlich viel Arbeit. Wenn das Netzwerk an die
Stelle von festen Strukturen tritt, ist auf einmal viel
auszuhandeln. Bei Einhorn bilden sich immer wieder Räte, die
Themen übernehmen und zur Entscheidung vorbereiten. Wiewohl die
Kunst, Entscheidungen zu treffen, genau das bleibt: Eine Kunst.
Der Schlüssel zur Entwicklung ist Feedback, und das
erneut: Viel Arbeit. Viel persönliche Arbeit aller
Beteiligten. Markus würde niemandem raten, mit der eigenen
Organisation direkt in einen Einhorn-artigen Zustand zu springen.
Wohl aber, positiv auf den Menschen zu schauen und sich auf den
eigenen Weg zu machen.
Dieses Menschenbild liegt vielem bei Einhorn zu
Grunde. Wer ernsthaft davon überzeugt ist, dass Menschen
Sinnvolles tun möchten und sich aus eigener Motivation
einbringen, wird eine andere Organisation entwickeln als der, der
glaubt, seine Mitarbeiter würden von sich aus immer nur gerade
genug tun und zu allem anderen müsse man sie nötigen. Einhorn
zahlt keine Boni, keine Gewinnausschüttungen, Motivation entsteht
durch den Raum, der den Menschen bei Einhorn offen
steht.
Und was ist nun der Einhornspot? Klares
unternehmerisches Denken kombiniert mit dem Glauben, dass das
auch sozialer und nachhaltiger geht. Soll man das für Bullerbü
halten? Steht jedem frei, sagt aber dann vielleicht mehr über
einen selbst aus als über Einhorn.
Über die Vier-Tage-Woche, über Null-Bock-Tage und die Sache mit
dem Urlaub hätten wir auch noch reden können. Naja, nächstes Mal.
Zu Gast: Markus Wörner, People/Culture and Head
of PR @einhorn products
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08.04.2024
44 Minuten
Folge G wie Gehaltstransparenz. Reden wir also
über Geld. Warum ist das wichtig? Leonie Tholey
Recruiting-Expertin bei Workwise sagt: Transparenz sorgt dafür,
dass wir keine Spielchen spielen können. Damit kommen wir beim
Thema equal pay weiter: Männer vs. Frauen, Senior vs. Junior,
aber auch zwischen verschiedenen Sparten und Bereichen des
Hauses, auch angesichts des jeweiligen Marktes. Es ist komplex.
Umso mehr lohnt es sich, die Dinge transparent zu machen.
Ist es grundsätzlich eine gute Idee, die Gehälter aller
Mitarbeiter:innen im Unternehmen transparent zu machen? Leonie
zögert nur kurz: Ja. Außer, es sind andere grundlegende Zahlen
noch nicht transparent, wie Umsatz oder Gewinn. Dann müssen diese
zuerst transparent werden. Und dann die Gehälter.
Eva betont: Wahrscheinlich redet kaum jemand
gerne über Gehalt. Und gerade wenn es transparent ist, muss ich
ja auch nicht darüber reden. Außer ich will. Das ist im Grunde
gute alte Tarifarbeit, wie jeder Konzern sie praktiziert. Im
Handbuch (!) stehen Stufen, Bänder, Qualifikationen. Umso
bitterer, wenn der Mensch dann immer noch falsch eingruppiert ist
- und auch das transparent zu Tage tritt.
Der erste Fehler liegt schon im
Bewerbungsprozess: Das Gehalt nicht in der
Stellenausschreibung nennen. Dabei hat jedes Unternehmen für jede
zu besetzende Stelle ein Budget hinterlegt. Der Ball für mehr
Transparenz liegt insofern beim Unternehmen. Das geht aber nur,
wenn ich das Thema Gehalt intern transparent habe. Sonst kommen
neue Mitarbeiter:innen - und die bisherigen finden irgendwann
beim Mittagessen heraus, wie der Gap ist. Der direkte Weg zum
quiet quitting. Das lässt sich dann auch nicht mehr durch
Gehaltsaufschläge in Bleibeverhandlungen lösen. Die Wertschätzung
nimmt Schäden. Ein Rattenschwanz.
Zudem: In der Zukunft lauert das
Entgelttransparenzgesetz. Dann müssen
Unternehmen ohnehin an das Thema heran. Entsprechend kann ich
jetzt, wo es noch nicht alle müssen, den größten Vorteil
erzielen: Passendere Bewerbungen. Leonie ist ganz klar: Im
Recruiting führt Gehaltstransparenz direkt zu Effekten. Es mag
ein schmerzhafter Prozess sein, aber der Gain ist deutlich größer
als der Pain.
Wie gehen Unternehmen an das Thema heran? Mit
dem Gehalt ist es wie mit der Kommunikation: Intern vor extern.
Die Faustregel zu Gehalt und Recruiting lautet: Zuerst die
internen Gehälter erhöhen, dann erst höhere Forderungen von
externen Kandidaten befriedigen. Der wirtschaftliche Effekt ist
gewaltig, denn nichts ist teurer als gute Mitarbeiter:innen, die
gehen.
Und was sagen wir denen, die zwar wollen, sich aber an das Thema
nicht herantrauen, weil sie ahnen: Im Keller liegen zu viele
Leichen? Das Votum der Expertin ist klar: Auch wenn es unangenehm
werden sollte, es ist Zeit. Sobald das Entgelttransparenzgesetz
greift, müssen ohnehin alle das Thema anfassen. Dann lieber
jetzt.
Zu Gast: Leonie Tholey ist Recruiting Expertin
bei Workwise
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01.04.2024
39 Minuten
D wie Digitalisierung, das Kapitel für
Fortgeschrittene. Isabell Welpe ist zu Gast, Professorin
an der TU München und Expertin für Strategie und Organisation.
Sie betont, dass digitale Prozesse Unternehmen attraktiver
machen. Sie ermögliche Beteiligung, Interaktion und zeigen die
Kultur. Damit löst Digitalisierung noch ein ganz anderes Problem:
Es gibt doch gar keinen Fachkräftemangel. Es gibt nur
Unternehmen, wo niemand mehr arbeiten will.
Isabell sieht die Digitalisierung in einem größerem
Kontext. Sie sagt: Unternehmen haben sich immer schon
verändert - und zwar immer in Antwort auf neue Technologien.
Wollen wir herausfinden, ob eine neue Technologie uns zum Wandel
zwingt, ist dies die Testfrage: Wird es einfacher für uns, mit
Menschen Verträge zu schließen? Wenn ja, dann müssen wir über
unsere Organisation und Strukturen nachdenken. Auf HR bezogen:
Wenn es einfacher wird, Menschen zu identifizieren, mit denen wir
arbeiten wollen, dann ran! Daher sind Web3 und Smart Contracts
ebenso wie KI zweifelsfrei Technologien, die eine weitere Welle
der Transformation auslösen werden. Ganz schlicht: Es sinken die
Aufwände in Zeit und Energie.
In welchem Feld wird sich diese Welle der Digitalisierung am
stärksten in Unternehmen auswirken? Isabell ist ganz klar:
Selection beats Treatment. Der Schlüssel für die wirklich großen
Effekte liegt im Recruiting, sowohl bei der erstmaligen
Einstellung neuer Mitarbeiter:innen als auch bei der Frage, wer
wann für welche Aufgabe eingesetzt wird. Auswahlentscheidungen
haben mit großem Abstand den größten Effekt. Die Identifikation
von Lernschritten kommt weit danach. Wenn ich Menschen ins
Unternehmen hole und sie an Aufgaben setze, obwohl die fachliche,
kulturelle und persönliche Passung nur bei gut 50% liegt, werde
ich viel Geld und Zeit für Schulungen, Anreize und Sanktionen
aufwenden müssen, um die Defizite auszugleichen. Wer direkt
Passungen von 80%, 90% oder mehr erreicht, hat ganz andere
Transaktionskosten, nämlich niedrigere.
Werden wir erleben, dass unser eigener Bot die lästigen
Gehaltsverhandlungen direkt mit dem Bot des Unternehmens führt?
Jedenfalls werden wir unsere Qualifikationen und auch Daten zu
unserer Persönlichkeit in der Blockchain hinterlegen - und auf
dieser Basis Arbeitsangebote bekommen, die einfach passen. Ohne
einen quälenden, oft Monate dauernden Prozess. Auch das ist, für
beide Seiten, wieder fern von den Transaktionskosten, die wir im
Recruiting lange für unausweichlich gehalten haben. Bis einer
kam…
Zu Gast: Prof. Dr. Isabell Welpe lehrt Strategie
und Organisation an der TU München.
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25.03.2024
45 Minuten
Sehen wir beim Personal mehr Mythen, Halb- und noch weniger
Wahrheiten als bei anderen Themen der Unternehmenssteuerung?
Jedenfalls sind es reichlich. Eine Folge, die den Mythen im HR
auf den Pelz rückt. Eva und Michael haben dafür Enzo Weber
eingeladen. Er ist Professor am Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB), der Forschungseinrichtung der
Bundesagentur für Arbeit. Er leitet dort den Forschungsbereich
„Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ - der Mann für die
ganz großen Fragen.
Erster Mythos: Die Gen Z will sich nicht die
Hände schmutzig machen. Die wollen doch alle nur noch Freizeit
und eine Bindung zum Arbeitgeber ist auch nicht vorhanden. Enzo
Weber stellt klar: Man kann versuchen, das belastbar zu belegen.
Und dann sieht man: Die Einstellung zur Arbeit hat sich
verändert; sie hat sich verschlechtert. Das betrifft allerdings
alle Altersgruppen und ist viel stärker ein Thema älterer
Generationen als eines der jungen. Insofern, so Weber: Die
Einstellung der Menschen zur Arbeit ist ein Thema für alle
Unternehmen. Da müssen wir ran. Aber es gibt keinen Grund, dafür
eine junge Generation in Haft zu nehmen. Das Problem tritt in
anderen Generationen deutlich stärker auf. Die Unterschiede
zwischen Menschen einer Generation sind viel größer als die
Unterschiede zwischen den Generationen.
Zweiter Mythos: Alle wollen kürzer arbeiten.
Auch hier hilft der Blick in die Daten. Enzo Weber betont: Wir
sehen nicht, dass Menschen wirklich kürzer arbeiten wollen. Der
eigentliche Wunsch ist der nach flexibleren Zeiten. Nach mehr
Selbstbestimmung. Das erhöht die Motivation und damit auch die
Leistung.
Bislang stehen dem vielfach Arbeitsschutzgesetze entgegen. Die
haben ihre Grund im Gesundheitsschutz. Enzo Weber schlägt vor:
Macht Pakete. Weist nach, dass ihr Regeln etabliert, die den
Gesundheitsschutz fördern, dann könnt ihr auch zeitlich mehr
Flexibilität haben.
Dritter Mythos: Alle gehen möglichst früh in den
Ruhestand. Enzo Weber sagt: Wenn man die öffentliche Debatte
betrachtet, hat man den Eindruck, ganz Deutschland sei auf dem
weg in die Frührente. Die Daten zeigen das Gegenteil. Die
Beschäftigungsquote der Menschen über 60 ist deutlich gestiegen.
Enzo Weber: Da geht auch noch mehr. Wenn wir bei den über
60jährigen Erwerbsquoten hätten, wie wir sie heute bei denen
haben, die nur fünf Jahre jünger sind, dann hätten wir 2,5 Mio
Erwerbstätige mehr. Bei den älteren liegt das größte Potenzial,
das wir in diesem Land haben.
Wir müssen allerdings schauen, wie Menschen im Arbeitsleben bis
67 kommen. Vielfach wird das bedeuten, Menschen in neue
Tätigkeiten zu bringen. Keine vollständig neue Berufe, sagt
Weber, aber verwandte Jobs, das könnte eine Lösung sein. Das
müssen wir uns Beruf für Beruf anschauen.
Zu Gast: Enzo Weber, Professor am Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Er leitet dort den
Forschungsbereich „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.
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Über diesen Podcast
Das Handbuch Personal ist Blick in die Zukunft, HR-Nachschlagewerk,
Plattform für die Debatte um die Rolle des Menschen im Unternehmen
von morgen. In jeder Folge haben Zukunftsforscher Michael Carl und
die HR-Expertin Eva Stock "HRisnotacrime" einen bemerkenswerten
Gast. In jeder Folge klären Sie im Gespräch ein zentrales
Handlungsfeld von HR neu. Dies ist der Grundgedanke des „Handbuch
Personal“: In jeder Folge nehmen Michael und Eva sich ein wichtiges
Thema aus HR und entwickeln gemeinsam ein Zukunftsbild. So entsteht
mehr als nur ein Podcast. „Handbuch Personal“ ist eine
Wissensbasis, die Stück für Stück wächst. Eva Stock ist
HR-Expertin. In ihrer Karriere war sie in Konzern, Startup und
Mittelstand in Verantwortung. Aktuell ist sie Mitglied der
Geschäftsleitung einer Digitalagentur in NRW. Evas Blog
„HRisnotacrime“ verbindet Leidenschaft für HR mit dem Drang zu
Qualität und Innovation in diesem Feld. Michael Carl ist
Zukunftsforscher. Sein Institut, das „carl institute for human
future“ mit Sitz in Leipzig, ist Impulsgeber und Dialogplattform.
Michael berät Unternehmen, ist Keynoter und Autor und Podcaster.
Sein Antrieb ist es, die Zukunft stärker ins Gespräch zu bringen.
Der Podcast entsteht in vertrauensvoller Partnerschaft mit
Freelance Partner, der wohl effizientesten und angenehmsten
Vermittlung von Freelancern und Interim Managern. Alle
Informationen unter freelance-partner.de
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