Podcaster
Episoden
12.04.2023
39 Minuten
Das Wissen der Vergangenheit für die Zukunft bewahren, ist Aufgabe
der Archive. Doch wer entscheidet darüber, was es wert ist,
aufbewahrt zu werden und was nicht? Warum kommen marginalisierte
Gruppen so selten in den öffentlichen, staatlichen Archiven vor,
oder wenn, dann nur häufig unter negativen Perspektiven wie etwa
Kriminalisierung? Diese Fragen stellen sich mit neuer Dringlichkeit
angesichts digitaler Transformationsprozesse. Denn die analogen
Lücken und Asymmetrien des Wissens setzen sich im Digitalen fort
und verstärken sich mitunter sogar. Wie lassen sich Lücken im
Archiv befragen und füllen? Wie könnte eine Dekolonisierung des
Internets aussehen? Brauchen wir neue Ordnungs- und Wissenssysteme?
Darüber spricht Fabienne Imlinger gemeinsam mit Katharina Brunner
vom Forum Queeres Archiv München, Heike Gleibs von Wikimedia
Deutschland und Thomas Schütte von der Monacensia.
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05.04.2023
48 Minuten
**ENGLISH VERSION BELOW** Vielen sind die Bilder der gestürzten
oder mit Farbe besprühten Statuen vermutlich noch in Erinnerung. Im
Kontext der Black Lives Matter Bewegung flammte an verschiedenen
Orten der Welt Protest gegen Denkmäler auf, die Kolonisatoren oder
Sklavenhändlern gewidmet sind. Die Protestierenden stellten anhand
ihrer bilderstürzenden Aktionen mit Vehemenz die Frage: An wen wird
öffentlich erinnert, und warum? Wie manifestiert sich koloniale und
patriarchale Macht im öffentlichen Raum? Diese Fragen bilden auch
den Ausgangspunkt für das Gespräch mit den beiden Künstlerinnen
Manuela Illera und Michaela Melián. Beide haben im Münchner
Stadtraum Kunstwerke geschaffen, die sich kritisch mit Denkmälern
auseinandersetzen: mit Denkmäler, die mit einer gewaltvollen
Geschichte verwoben sind – der Kolonialgeschichte auf der einen,
der Geschichte des Nationalsozialismus auf der anderen Seite.
Anhand von „Cumbia del Colón irritable“ von Manuela Illera und
„Memory Loops“ sowie „Maria Luiko, Trauernde“ von Michaela Melián
geht es in dieser Folge unter anderem um die Frage, wie sich
komplexe historische Zusammenhänge künstlerisch darstellen lassen.
Auf dass Menschen nicht eine vorgegebene Version der Geschichte
konsumieren, sondern sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen.
Wie können wir mit problematischen Denkmälern der Vergangenheit
umgehen? Braucht es andere Formen der Erinnerungskultur, braucht es
neue Denkmäler – und wie sollten sie aussehen? Many people probably
still remember the images of toppled statues, of statues sprayed
with paint. In the context of the Black Lives Matter movement,
protests flared up in various places around the world against
monuments dedicated to colonizers or slave traders. Through their
iconoclastic actions, protesters vehemently called into question,
who was being publicly commemorated, and why. How does colonial and
patriarchal power manifest itself in public space? These questions
also form the starting point for the conversation with the two
artists Manuela Illera and Michaela Melián. Both have created
artworks in Munich's urban space that deal critically with
monuments that are interwoven with a violent history - colonial
history on the one hand, the history of National Socialism on the
other. Based on "Cumbia del Colón irritable" by Manuela Illera and
"Memory Loops" as well as "Maria Luiko, Trauernde" by Michaela
Melián, this episode deals, among other things, with the question
of how complex historical contexts can be represented artistically.
How to deal with problematic monuments of the past? Do we need
other forms of remembrance culture, do we need new monuments - and
what should they look like?
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29.03.2023
50 Minuten
„Was dürfen wir nicht vergessen?“ Diese Frage steht Jan Assmann
zufolge im Herzen der Erinnerungskultur einer Gruppe oder
Gemeinschaft. Das bedeutet: Durch die Erinnerung an bestimmte
Ereignisse oder Figuren bildet sich ein „wir“. Die Einschwörung auf
ein gemeinsames Erinnern produziert aber immer auch Ausschlüsse:
das, was vergessen wird; die, die nicht im „wir“ auftauchen. In der
dritten Folge von Female Peace Palace geht es um das Vergessene,
Ausgeschlossene, Verdrängte in der Erinnerungskultur. Mit Eva Bahl
von münchen postkolonial, Sebastian Huber vom
NS-Dokumentationszentrum und Sapir von Abel von ausARTen sind drei
Gesprächspartner*innen im Podcast zu Gast, die sich in München mit
vergessenen oder verdrängten Aspekten der Münchner Stadtgeschichte
beschäftigen. Auf welche Weise wird die deutsche Kolonialgeschichte
in München erinnert? Wieso sorgt ein jüdisch-muslimischer
Stadtrundgang für Irritationen? Wie kann der queeren Opfer des
Nationalsozialismus gedacht werden, ohne dass queere Menschen dabei
‚lediglich‘ als Opfer erinnert werden? Welche Perspektiven werden
in Debatten um deutsche Erinnerungskultur nicht mit gedacht und
warum? Welche Formen von Erinnerungskultur, welche Debatten braucht
es?
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22.03.2023
54 Minuten
Mehr Tiere als Frauen – so lautet das Fazit der kroatischen
Historikerin Lydija Sklevicky, das vermutlich nicht nur für die
jugoslawische Geschichtsschreibung gilt. Warum Frauen im Vergleich
zu Tieren so selten als Akteurinnen in der Geschichte auftauchen,
und warum insbesondere weiblicher Widerstand selten Gegenstand der
Geschichtsschreibung ist, darüber spricht Fabienne Imlinger in der
dritten Folge mit der Politikwissenschaftlerin Brigita Malenica und
der Historikerin Olena Petrenko. Gewalt steht dabei im Zentrum des
Gesprächs, und insbesondere der Zusammenhang von Gewalt, Nation und
Geschlecht. Welche Rolle spielt der weibliche Körper in
nationalistischen Diskursen, insbesondere im Kontext von Kriegs-
und Konfliktsituationen? Warum wird der Angriff auf andere Länder
häufig mit der gewaltvollen Penetration des weiblichen Körpers
assoziiert? Inwiefern verhindert gerade die Sicht auf Frauen als
Opfer ihre Wahrnehmung als Akteurinnen, die mitunter gewalttäti,
ja: auch Täterinnen sein können? Diese Fragen erörtern wir vor dem
Hintergrund von zwei sehr unterschiedlichen historischen Kontexten:
dem Jugoslawien-Krieg in den 1990er Jahren und den ukrainischen
nationalistischen Untergrundbewegungen der 1930 bis 1950er Jahre.
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15.03.2023
47 Minuten
In der zweiten Folge spricht Fabienne Imlinger mit Jessica Glause
und Miriam Ibrahim. Beide Regisseurinnen beschäftigen sich im
Rahmen von Female Peace Palace mit Aktivistinnen des frühen 20.
Jahrhunderts: Frauen wie Lida Gustava Heymann oder Hope Bridges
Adams-Lehmann stehen im Zentrum von Anti War Women von Jessica
Glause. Die afro-amerikanischen Frauenrechtlerin Mary Church
Terrell, die sich weltweit für die Rechte von Schwarzen Menschen
und PoC einsetzte, inspiriert in my hands I carry von Miriam
Ibrahim. „Ich klage die Geschichtsschreibung an!“ Mit diesen
starken Worten drückt Miriam Ibrahim aus, was den Einsatzpunkt der
beiden Regisseurinnen bildet: das Fehlen eines feministischen
Erbes. Wir wissen oft wenig von den Akteur*innen, die in der
Vergangenheit gegen Krieg und Gewalt, gegen Rassismus, Sexismus und
strukturelle Ungleichheit kämpften. Wie lassen sich ihre Visionen,
ihren Mut und insbesondere die Kraft des Kollektiven für die
Gegenwart fruchtbar machen? Wie mit den Ambivalenzen und
Widersprüchen dieser Figuren um gehen? Wie mit einer Sprache, die
verletzt, und mit kollektiven Traumata der Geschichte?
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Über diesen Podcast
Was wird erinnert, wer vergessen? Was tritt zutage, wenn sich der
Blickwinkel ändert? Wie können wir Geschichte und Geschichten
anders erzählen? Wie entstehen Orte des Austausches, der
Solidarität, des Widerstands? In diesem Podcast spricht die
Literaturwissenschaftlerin Fabienne Imlinger mit Menschen aus
Kunst, Kultur und Bildung. Es geht um Feminismus und um
Erinnerungskultur. Es geht um Formen des Widerstands und um
feministische Strategien für die Zukunft. Der Podcast entsteht im
Rahmen von Female Peace Palace, einem gemeinsamen Projekt der
Münchner Kammerspiele und der Monacensia im Hildebrandhaus.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der
Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Impressum:
Monacensia im Hildebrandhaus Maria-Theresia-Str. 23 81675 München
Vertreten durch Anke Büttner Inhaltlich verantwortlich: Fabienne
Imlinger
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