Tonspuren aus 40 Jahren Erlanger Poetenfest
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Episoden
08.02.2021
53 Minuten
Lucy Fricke
Lucy Fricke, geboren 1974 in Hamburg, lebt heute in Berlin. Für
ihren auf dem 38. Erlanger Poetenfest vorgestellten Roman
„Töchter“ wurde sie mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet.
Auszug aus dem Programmhefttext von 2018:
Im Jahr 2005 betrat Lucy Fricke, Jahrgang 1974, die literarische
Bühne, als sie mit ihrer Geschichte „Winken bis nach Buenos
Aires“ den Open Mike Wettbewerb gewann. Das Literaturinstitut
Leipzig öffnete Fricke den Weg in die Literatur. Der erste Roman
erschien 2007: „Durst ist schlimmer als Heimweh“ erzählt von der
schwierigen Aufgabe, den Geistern der Herkunft zu trotzen, von
einer Kindheit mit trinkender Mutter und einem gewalttätigen
Stiefvater. Ihre Bücher, sagt Lucy Fricke, seien nicht
autobiografisch, aber dennoch persönlich. In ihren Texten treffen
schonungslose Beschreibungen von prekären Lebensumständen auf
klugen Humor und gnadenlose Selbstironie – beim Lesen ihrer
Bücher stellt sich so ein Wechselbad der Gefühle ein, ein Pendeln
zwischen Betroffenheit und erlösendem Auflachen. Nach „Takeshis
Haut“ (2014), worin Fricke eine Sounddesignerin nach Japan reisen
ließ, knüpft sie in ihrem vierten Roman „Töchter“ nun an die
Geschichte von Martha und Betty an, die schon 2010 in „Ich habe
Freunde mitgebracht“ auftauchten. Die Freundinnen sind nun um die
40 und reisen mit Marthas todkrankem Vater in Richtung
Sterbeinstitut in der Schweiz, doch dann wird der Weg zum Ziel
und die Fahrt geht über Italien weiter bis nach Griechenland.
Eine lebenskluge, handlungsstarke Road Novel über die Midlife
Crisis zweier Frauen, über Freundschaft, Familienbande und die
Kunst, sich mit der eigenen Vergangenheit zu arrangieren.
(Anne-Dore Krohn)
Foto Dagmar Morath
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08.02.2021
58 Minuten
Nora Gomringer
Nora Gomringer, geboren 1980 in Neunkirchen (Saar) und
aufgewachsen in Oberfranken, lebt heute in Bamberg, wo sie das
Internationale Künstlerhaus Villa Concordia leitet. Sie
veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände und erhielt u. a. den
Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache (2011) sowie den
Ingeborg-Bachmann-Preis (2015). Zuletzt erschienen die CD „PENG
PENG Parker (2019) und der Gedichtband „Gottesanbieterin“ (2020).
Seit 2018 ist sie Jurymitglied des Ingeborg-Bachmann-Preises. Die
Autorin war bereits zehn Mal zu Gast auf dem Erlanger Poetenfest.
Auszug aus dem Programmhefttext von 2015:
Die 1980 geborene Nora Gomringer ist eine Art Tausendsassa im
deutschen Literaturbetrieb. Als Tochter von Eugen Gomringer, dem
Vater der Konkreten Poesie, lernte sie früh ihren eigenen Weg als
Lyrikerin zu gehen. Als Meisterin des performativen Sprechens
gewann sie nicht nur zahlreiche Poetry Slams, sondern
veranstaltete sie auch. Für ihre Verdienste um diese Art der
Lyrik wurde sie als jüngste Trägerin mit dem wichtigsten
deutschen Sprachpreis, dem Jacob-Grimm-Preis ausgezeichnet. Nora
Gomringer bereiste auf Einladung des Goethe-Instituts viele
Länder, erhielt Aufenthaltsstipendien u. a. in Venedig, Moskau
und New York und wurde mit zahlreichen Literaturpreisen geehrt.
Mit Essays und regelmäßigen Zeitungskolumnen hat sich die
erfolgreiche Lyrikerin der Prosa angenähert und in diesem Jahr
mit der Erzählung „Recherche“ fulminant den
Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen. Darin recherchiert die Autorin
Nora Bossong mit einem Tonband ausgestattet den Selbstmord eines
13-jährigen Schülers. In einem Interview in der „Welt“ erklärte
Nora Gomringer 2011: „Ich bemühe mich um die Prosa, aber mein
Zuhause ist das Gedicht.“ (Dirk Kruse)
Foto Judith Kinitz
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08.02.2021
1 Stunde 2 Minuten
Terézia Mora
Terézia Mora, 1971 in Sopron, Ungarn, geboren, lebt seit 1990 in
Berlin. Für ihr Debüt erhielt sie den
Ingeborg-Bachmann-Preis und für ihren 2013 auf dem Erlanger
Poetenfest vorgestellter Roman „Das Ungeheuer“ den Deutschen
Buchpreis. 2018 wurde sie zudem für ihr Gesamtwerk mit dem
Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen „Nicht
sterben“ (2015), „Die Liebe unter Aliens“ (2016) und „Auf dem
Seil“ (2019). Die Autorin war sechs Mal zu Gast auf dem Erlanger
Poetenfest, zum ersten Mal 1999, zuletzt 2018.
Auszug aus dem Programmhefttext von 2013:
Da ist er wieder, Darius Kopp, ein gutmütiger Informatiker mit
einer Neigung zum Chaos, Mitte vierzig, jahrelang beruflich
erfolgreich und verheiratet mit Flora. Doch nun ist seine
Existenz ins Rutschen gekommen: sein Job ist weg, seine
ungarische Frau auch. Schon in ihrem letzten Roman „Der einzige
Mann auf dem Kontinent“ (2009) hatte die deutsch-ungarische
Schriftstellerin Terézia Mora von Darius Kopp erzählt und ihn in
der neokapitalistischen Arbeitswelt mit ihren Unwägbarkeiten
stranden lassen. In ihrem neuen Buch „Das Ungeheuer“ zwingt sie
ihren Helden endgültig, sich mit dem eigenen Inneren
auseinanderzusetzen. Flora ist nämlich nicht einfach nur
verschwunden, sondern hat sich das Leben genommen. Darius tritt
eine Reise nach Ungarn an, lässt sich die Urne nachschicken und
tingelt durch Kroatien, Albanien, die Türkei, Georgien und
Armenien bis er in Griechenland eintrifft. Untermalt wird sein
„Roadmovie“ durch die Lektüre von Floras Tagebuch. Mora, 1971 in
Sopron, Ungarn geboren, debütierte 1999 mit dem Erzählungsband
„Seltsame Materie“. In ihrem ersten Roman „Alle Tage“ (2004) ging
es um einen weltfremden Übersetzer vom kriegsversehrten Balkan
namens Abel Nema, ein Sprachgenie ohne Geruchsvermögen. Terézia
Mora, die selbst zu den bedeutendsten Übersetzerinnen aus dem
Ungarischen zählt, legt in ihren Texten sprachlich packende
Inbesitznahmen der deutschen Wirklichkeit vor. (Maike Albath)
Foto Peter von Felbert
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08.02.2021
53 Minuten
Helmut Böttiger
Helmut Böttiger, geboren 1956 in Creglingen (Baden-Württemberg),
lebt heute in Berlin. Als Kolumnist und Kritiker war er in
verschiedenen Kulturredaktionen tätig. Er publizierte mehrere
Bücher über Paul Celan, zuletzt erschienen „Wir sagen uns
Dunkles. Die Liebesgeschichte zwischen Ingeborg Bachmann und Paul
Celan“ (2017) und „Celans Zerrissenheit“ (2020), das er auf dem
40. Erlanger Poetenfest vorstellte. Insgesamt war der Autor
bereits vier Mal zu Gast auf dem Erlanger Poetenfest.
Auszug aus dem Programmhefttext von 2013:
Im Frühjahr dieses Jahres erhielt der Berliner Literaturkritiker
Helmut Böttiger für sein Porträt der Gruppe 47 den Sachbuchpreis
der Leipziger Buchmesse. Die Auszeichnung gilt einer
überzeugenden Darstellung jenes losen Verbundes von
Schriftstellern und Kritikern, die es verstanden, über Jahrzehnte
hinweg intellektuelle Maßstäbe zu formulieren oder zu behaupten,
Autoren in der Öffentlichkeit zu promoten und mit meinungsstarken
Beiträgen auch in den politischen Raum hineinzuwirken.
Die große Prägekraft der Gruppe 47 war allerdings nie
unumstritten: Sie habe nichts zur Heimholung deutscher
Exilliteratur beigetragen oder ihre Wiederaneignung mit
verhindert, sie zeichne im Ausschlussverfahren ihr literarisches
Gruppenbild, sodass sich ein zweifelhafter Kanon der deutschen
Gegenwartsliteratur ergab; oft wurde ihr der Vorwurf der
„Pressure Group“ oder eines Kartells gemacht. Kurzum: Sie habe
sich ziemlich anmaßend gebärdet. Doch schwingt in solcher Kritik
nicht immer auch eine versteckte Sehnsucht nach ähnlichen
Möglichkeiten im heutigen, so unübersichtlich gewordenen
Literaturbetrieb mit? Die Literaturkritik hat massiv an Einfluss
verloren. Kann man diesen Prozess anhalten? Könnte man ihn gar
zurückdrehen? Könnte die längst entschwundene Gruppe 47 dabei als
Vorbild oder als Musterfall dienen? (Wilfried F. Schoeller)
Foto Cordula Giese
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08.02.2021
1 Stunde 6 Minuten
Friedrich Dieckmann
Friedrich Dieckmann, geboren 1937 in Landsberg an der Warthe,
lebt als Schriftsteller und Publizist in Berlin und ist u. a.
Mitglied in der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Zuletzt erschienen „Das Liebesverbot und die Revolution. Über
Wagner“ (2013), „Luther im Spiegel. Von Lessing bis Thomas Mann“
(2016) und „Beethoven und das Glück“ (2020). Zwischen 1993 und
2017 war Friedrich Dieckmann sechzehn Mal zu Gast auf dem
Erlanger Poetenfest.
Auszug aus dem Programmhefttext von 2012:
In Literatur, Musik, Architektur und Theater ist er ebenso
bewandert wie in der Geschichte. Der „Tagesspiegel“ nannte ihn
„Vordenker und Nachdenker der deutschen Einheit“.
Friedrich Dieckmann, 1937 wie die von ihm sehr geschätzte Christa
Wolf in Landsberg an der Warte, dem heutigen Gorzów Wielkopolski
in Polen, als Sohn des späteren DDR-Volkskammer-Präsidenten
Johannes Dieckmann geboren und in Dresden aufgewachsen, feierte
in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Er studierte unter anderem
Philosophie und Geschichte bei Ernst Bloch, arbeitete einige
Jahre als Dramaturg am Berliner Ensemble, wählte dann jedoch den
steinigen Weg des unabhängigen Schriftstellers und Publizisten.
Er schrieb unter anderem Bücher über Schiller, Goethe, Schubert,
Richard Wagner und Brecht, über Don Giovanni ebenso wie über den
Barockbaumeister Pöppelmann und errang – beinahe nebenbei –
unumstrittene Anerkennung als eine der wichtigsten
intellektuellen Stimmen Deutschlands. Seit Beginn der 1990er
Jahre ist Friedrich Dieckmann dem Erlanger Poetenfest eng
verbunden. Ihn zeichnen seine intellektuelle Reichweite, seine
Gründlichkeit im Durchdenken, die Unermüdlichkeit seiner
Erkundungen und sein brillanter Stil aus. Der besondere Nachdruck
des Essayisten gilt den Verwerfungen, Umbrüchen und den Scherben
auf dem Weg zur deutschen Einheit. Eine Unterhaltung über die
Bedingungen eines Intellektuellen im Deutschland von heute.
(Wilfried F. Schoeller)
Foto Werner Schwenke
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Über diesen Podcast
Zum Anlass seines 40. Jubiläum hat sich das Poetenfest entschlossen
tief ins Tonarchiv hinabzusteigen und das Schönste und
Interessanteste aus 40 Jahren hervorzuholen. Eine akustische
Ausstellung kuratiert von Poetenfestmoderator und Hörfunkjournalist
Dirk Kruse.
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