Podcaster
Episoden
16.11.2025
1 Stunde 49 Minuten
Ein „Has-been“ ist jemand, der mal berühmt war. Die
Vergangenheitsform impliziert, dass das nicht mehr so ist. Um sich
diese Selbstbezeichnung zu geben, braucht es nicht nur eine große
Portion Selbstironie, sondern auch eine zeitliche und emotionale
Distanz zu dem, was gewesen ist. Malte Huck veröffentlichte im
Februar diesen Jahres unter dem Namen BEACHPEOPLE mit „has-been“
sein erstes Album als Solokünstler und ist zugleich mein Gast in
dieser Folge. Fünf Jahre ist sein Ausstieg als Bassist bei
AnnenMayKantereit her – nicht viel Zeit, gemessen an einem
Menschenleben. Aber genug, um einen Neuanfang zu machen. Dass es
den brauchte, wurde Malte etwa ein Jahr zuvor auf einer Reise durch
die USA und Mexiko klar. Die EP »I’ll be gone for a little while«
von 2022 war das erste Lebenszeichen als BEACHPEOPLE und
stilistischer Vorbote auf das Album, für das die Arbeit Ende 2023
in Österreich am Wolfgangsee begann und das nun dieses Jahr im
Februar erschienen ist. Auf knapp 36 Minuten Spiellänge ist
„has-been“ ein sehr persönliches Archiv der bisherigen
Lebensstationen und auch damit verbundenen Abschieden geworden –
den von der Band, die ihn auf die größten Bühnen des Landes
gebracht hat. Den von seinem Freund Julian alias Lord Folter, der
2023 starb und dem 7 Sekunden Stille gewidmet sind. Den von alten
Selbstentwürfen, alten Abhängigkeiten, alten Ideen davon, wie das
Leben hätte aussehen sollen oder müssen. Erst vor ein paar Wochen
hat Malte die letzten Konzerte seiner Has-been-Tour gespielt. In
den sozialen Netzwerken hat er angekündigt: „Diese Tour wird die
letzte Gelegenheit sein, unser Album in Gänze und
Originalreihenfolge hören zu können. Ich werde danach für geraume
Zeit erstmal nicht live spielen – und wenn’s dann wieder losgeht,
steht bestimmt ein neues Kapitel an.“ Kurz vor dieser Tour haben
wir uns noch einmal getroffen, um über Has-been zu sprechen. Fast
drei Stunden saßen wir in der Abenddämmerung in seiner Küche – und
ich hatte viele Fragen: Über Maltes Weg zur Musik, seine Zeit bei
AnnenMayKantereit, die Schattenseiten des Erfolgs, seinen Ausstieg
aus der Band und die Herausforderungen, denen er jetzt als
Indie-Artist gegenüber steht. Wie ist es, wenn man als Bassist
plötzlich zum Leadsänger wird? Wie hat die Trauer um viel zu früh
verstorbenen Freund sein Album beeinflusst? Maltes Offenheit hat
mich wirklich beeindruckt und bewegt. Viele seiner Gedanken über
Musik, Kunst und das Leben finde ich so wertvoll, dass ich unser
Gespräch nur minimal gekürzt habe. Ich hoffe, ihr könnt aus dieser
Folge genauso viel mitnehmen wie ich. Viel Freude beim Hören.
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03.07.2025
1 Stunde 39 Minuten
Es war im Oktober 2011, als ich Christian Friedel das erste Mal in
einem kleinen Club als Sänger auf der Bühne erlebte. Ich weiß noch,
dass ich schon damals ziemlich beeindruckt von seinen Fähigkeiten
war – ohne zu ahnen, was da noch alles von ihm kommen würde. Denn
Christians Kreativität zeigt sich in vielen unterschiedlichen
Formen, und seine Karriere, die damals noch am Anfang stand, hat
anschließend rasant an Fahrt aufgenommen. In erster Linie ist er
Schauspieler, denn das hat er in München studiert. Erste
Theaterengagements führten ihn im Anschluss an verschiedene Häuser
und schließlich auch ans Staatsschauspiel Dresden, wo er bis heute
lebt – und unter anderem von 2012 bis 2019 vor ausverkauftem Haus
in Shakespeares »Hamlet« zu sehen war. Seit seinem Debüt in Michael
Hanekes oscarnominiertem Film »Das weiße Band« steht er allerdings
auch regelmäßig vor der Kamera. Für die Titelrolle in Oliver
Hirschbiegels »Elser – Er hätte die Welt verändert« erhielt Friedel
den Metropolis-Preis und war sowohl für den Deutschen als auch für
den Europäischen Filmpreis als bester Schauspieler nominiert.
Christian ist außerdem Ensemblemitglied in der vielbeachteten
Fernsehserie »Babylon Berlin«. Mit Jonathan Glazer drehte er
2021/2022 den Spielfilm »The Zone of Interest«, der seine
Weltpremiere 2023 im Wettbewerb bei den Filmfestspielen in Cannes
feierte und außerdem mit zwei Oscars ausgezeichnet wurde. Zuletzt
war er in der dritten Staffel von »The White Lotus« zu sehen, die
im Februar dieses Jahres Premiere feierte. Neben der Schauspielerei
ist er Leadsänger und Komponist der Artpop-Band »Woods of Birnam«,
die seit ihrer Gründung auch immer wieder interdisziplinäre
Großprojekte produziert. Bislang sind sechs Alben erschienen, und
zahlreiche Theater- und Filmmusiken entstanden – unter anderem für
»Babylon Berlin« oder für die oben genannte Theaterinszenierung von
Shakespeares »Hamlet«. Als Theaterregisseur inszenierte er unter
anderem am Deutschen Theater Göttingen und am Staatsschauspiel
Dresden. Ihr ahnt es bereits: Ich hatte schon lange den Wunsch,
eine Folge mit Christian aufzunehmen – und eine Menge Fragen, als
ich ihn in seiner neuen Wohnung in Dresden besucht habe. In dieser
Folge reden wir über das Puppentheater seiner Kindheit, über Stimme
und Sprache im Schauspiel, über intensive Rollen – und darüber, wie
man es schafft, sie im Anschluss wieder loszulassen. Herausgekommen
ist ein sehr ehrliches und intensives Gespräch, aus dem ich
unheimlich viel mitgenommen habe. Ich denke – und hoffe –, dass es
euch beim Anhören vielleicht ähnlich ergeht. Viel Spaß dabei.
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16.03.2025
1 Stunde 35 Minuten
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich treffe immer wieder auf
Menschen, die mir sagen, sie seien nicht »multitaskingfähig«,
demnach also nicht in der Lage, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun.
In dieser Episode ist eine Solokünstlerin zu Gast, auf die das so
gar nicht zutrifft. Sandra Lötzsch aka KID BE KID hat nicht nur
viele Fähigkeiten – sie kombiniert sie auf der Bühne auch noch zu
einem sensationellen Sound. Gesang, Klavier und Synthesizer treffen
auf Beatboxing und rhythmische Virtuosität – alles live und in
Echtzeit, ohne Loops, Backingtracks und Computer. Dabei entsteht
nicht weniger als ein explosives Feuerwerk, bei dem man aus dem
Staunen nicht mehr herauskommt und das sich mit Worten wirklich
schwer beschreiben lässt. Zwei Longplayer und eine EP sind bereits
erschienen, ihr letztes Album trug den Titel »Truly a lifegoal but
no ice cream« und wurde 2023 auf dem Label »Fun in the Church«
veröffentlicht. Damit begeisterte sie nicht nur die Presse, sondern
auch ein breites nationales und internationales Publikum auf
Konzerten und renommierten Festivals. KID BE KID ist einzigartig
und damit unverwechselbar – damit hat sie etwas erreicht, wonach
andere Musiker*innen ein Leben lang suchen. Genau darüber wollte
ich mit ihr sprechen, denn was wir auf der Bühne sehen, ist das
Resultat eines langen, mitunter steinigen Weges, viel
Beharrlichkeit und kreativer Experimentierfreude. Ich bin nach
Berlin gereist und habe mit Sanni über ihre musikalische Evolution
gesprochen – und ja, ich weiß, das ist ein großes Wort. Wikipedia
sagt, es kommt aus dem lateinischen evolvere und ist in etwa mit
„ausrollen“ und „entwickeln“ zu übersetzen, ist also gar nicht so
unpassend. In einem langen Gespräch haben wir Sannis persönliche
und musikalische Entwicklung mal ganz von vorne »ausgerollt« und
damit den Weg zu ihrem eigenen Sound nachgezeichnet. Wir sprechen
über die klassische Musik ihrer Kindheit, ihre heimliche
Leidenschaft für Popmusik, chaotische erste Gigs als Soloartist und
wie einen vermeintliche Schwierigkeiten manchmal auf die richtige
Spur bringen. Viel Spaß mit dieser Folge.
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01.11.2024
1 Stunde 20 Minuten
Mein heutiger Gast ist einer, dessen Werdegang ich schon ziemlich
lange verfolge: Erik Leuthäuser, den der Mannheimer Morgen als
»glänzenden jungen Sänger« bezeichnet »der als die kommende Stimme
im deutschen Jazz gilt.« Das ist nur eine von unzähligen
Lobeshymnen aus der Presse, denn Erik – gerade mal 28 Jahre alt –
kann bereits auf eine beeindruckende Karriere zurückschauen.
Während meiner Recherche ist bei mir wirklich der Eindruck
entstanden, dass sich Eriks Leben eigentlich nur in Superlativen
ausdrücken lässt. Schon während seines Jazzgesangsstudiums und bis
zum heutigen Tage gewann er national und international zahlreiche
Wettbewerbe - zu viele um sie hier alle aufzuzählen. Ähnlich
verhält es sich mit der Liste der Musiker*innen, mit denen er
bereits zusammengearbeitet hat, unter anderem z.B. als
Backroundsänger für Quincy Jones, George Benson, Dee Dee
Bridgewater und Jacob Collier. Im April diesen Jahres ist sein
sechstes Album erschienen und im Grunde ist Erik als Musiker und
Pädagoge permanent unterwegs: In über 30 Ländern hat er bereits
Konzerte gespielt. Was mich allerdings am meisten fasziniert, ist,
wie viele unterschiedliche, vermeintlich kontrastierende Welten
Erik scheinbar mühelos in sich vereint. Sein Weg führte ihn von
seinem musikalischen Elternhaus in der Provinz Freital, über das
Landesgymnasium für Musik in Dresden und zwei Musikhochschulen nach
Berlin. Hier ist er als Grenzgänger zwischen Jazz und
experimenteller Popmusik unterwegs, seine Musik funktioniert Solo
mit Loops und Electronics aber auch im Bandkontext. Er schreibt
Songs auf deutsch, die inspiriert sind von seinen Erfahrungen als
junger schwuler Mann in der Großstadt. Bei allem was er macht ist
Erik vor allem eines: authentisch, bisweilen schonungslos ehrlich
und vor allem sehr offen. Auf Instagram macht er nicht nur auf
seine Musik, sondern auch auf den Onlyfans-Kanal aufmerksam. Im
April ist sein Konzeptalbum »Sucht« erschienen, dass sich mit dem
Thema Drogenabhängigkeit aus queerer Perspektive auseinandersetzt.
Auf seinem Weg von Dresden nach Berlin hat Erik mich in Leipzig
besucht und wir sprachen dabei über seine Geschichte, seine Musik
und wie sein Drogenkonsum während der Pandemie plötzlich zum
Problem wurde. Noch ein Disclaimer vorab: In dieser Folge sprechen
wir über Methaphetamin (umgangssprachlich auch »Chrystal Meth«
genannt), Kokain und den gebrauch von Substanzen vor allem im
sexuellen Setting, genannt »Chemsex«. Wir haben dabei keinen
aufklärerischen Auftrag, noch vermitteln wir medizinisches oder
therapeutisches Fachwissen. Erik berichtet einfach von seinen
persönlichen Erfahrungen. Sollte euch dieses Thema in besonderer
Weise betreffen, dann passt bei dieser Folge bitte auf euch auf. In
den Shownotes findet ihr Anlaufstellen für Menschen, die mit einer
Suchtproblemtik akut Hilfe suchen.
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06.04.2023
1 Stunde 12 Minuten
Als »Die Ärzte« 1995 das Album »Planet Punk« veröffentlichten, war
ich ein so großer Fan, dass ich im Musikunterricht einen Vortrag
darüber gehalten habe. Besonders beeindruckt war ich damals von
Farin Urlaub, dem Gitarristen und Sänger der Band – etwa 2 Dekaden
später lernte ich dann Celina Bostic kennen, die über 10 Jahre in
seinem Soloprojekt, dem »Farin Urlaub Racing Team« als Sängerin
dabei war und im Mittelpunkt dieser Episode stehen wird. Der
folgende Satz von ihr beschreibt für mich sehr eindrücklich, was
sie als Mensch und Musikerin ausmacht: »Wenn man da hingeht, wo die
Angst ist, dann entsteht etwas großes.« Als Künstlerin will sie
aufrütteln, empowern und laut sein – ein inneres Bedürfnis, dass
2020 mit der Veröffentlichung ihres Songs »Nie wieder leise«
deutlich wahrnehmbar wurde: Ein Song, mit dem sie Schwarzen
Menschen und People of Color eine Stimme gegeben hat. Man kann
diesen Song durchaus als eine Art »Schlüsselerlebnis« sehen, bei
dem Celina als Künstlerin zu sich selbst gefunden hat – ihr
musikalische Reise begann allerdings sehr viel früher. Schon bald
nach dem Schulabschluss gründet sich ihre Band »Sedoussa« mit der
sie 2004 beim Major Label »Four Music« ihr erstes Album
veröffentlicht. Zeitgleich macht sie sich aber auch als
Backroundsängerin einen Namen und arbeitet in den folgenden 10
Jahren mit zahlreichen großen Künstler*innen unterschiedlichster
Genres zusammen: darunter Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer, Max
Herre und wie Eingangs erwähnt, Farin Urlaub. 2014 kehrt sie dem
Backroundgesang allerdings den Rücken zu, um als Solistin ihrem
eigenen Ausdruck zu folgen. Sie gründet ein eigenes Label,
veröffentlicht das Album »Zu Fuss« und ist fortan als
One-Woman-Band mit Gitarre und Loopstation in ganz Deutschland auf
Tour, unter anderem als Opener von Andreas Bourani, Judith
Holofernes und Sarah Connor. Doch dann wird es erstmal eine ganze
Weile ziemlich still um Celina – zum einen, weil sie in schneller
Folge zweifache Mutter wird. Zum anderen, weil die politischen
Entwicklungen im Rahmen der sogenannten 'Flüchtlingskrise' nicht
spurlos an ihr vorbeigehen. Der ursprüngliche Wunsch, mit ihren
Songs ein positives Lebensgefühl zu verbreiten passt plötzlich
nicht mehr so ganz zu ihrem Selbstverständnis als Künstlerin. So
beginnt die Suche – nach einer Popmusik, die »wieder was zu sagen
hat«, Gesellschafts- kritik und vermeintliche Tabuthemen in den
Mittelpunkt rückt. Wie relevant Celinas Anliegen ist und wie groß
ihr Engagement wird auch im Video von »Nie wieder leise« deutlich,
in dem sie 40 prominente Menschen wie etwa Sammy Deluxe, Aminata
Belli, Thelma Buabeng und Teddy Teclebran um sich versammelt, die
in ihre Hymne einstimmen. Noch in diesem Jahr wird Celinas neues
Album erscheinen. Bei meinem Besuch in Berlin haben Celina und ich
ihre Karriere Revue passieren lassen. Sie hat mir erzählt, warum es
für sie so wichtig war, irgendwann mit dem Backroundgesang
aufzuhören, wie sich als Mensch und Künstlerin über die Jahre
entwickelt hat und wann sie begann, ihr Stimme auch als Sprachrohr
zu begreifen. Aber, keine Sorge, trotz vieler ernster Themen, sind
wir in dieser Folge erstaunlich albern. Es wurde sehr viel gelacht
und auch ein bisschen geweint. Noch ein wichtiger Hinweis vorab:
Wie ihr euch wahrscheinlich bereits denken könnt, spielen Rassismus
und rassistische Diskriminierung in dieser Episode eine zentrale
Rolle – wenn euch dieses Thema in besonderer Weise betrifft, dann
passt beim Hören bitte auf euch auf.
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Über diesen Podcast
Mein Name ist JANDA. Ich bin Künstlerin. Musikerin.
Singer/Songwriterin. Als Tochter einer Sängerin fasziniert mich
das Singen schon seit meiner Kindheit. Aber erst als ich mich dazu
entschloss, selbst Musikerin zu werden, begriff ich die
Komplexität dieses Instrumentes. Wir hören nicht »einfach nur«
eine Stimme. Wir hören eine Persönlichkeit, eine ganz eigene
Geschichte, die sich im Klang manifestiert. Es ist das sogenannte
»Alleinstellungsmerkmal«, das eine:n Künstler:in von der Masse an
Veröffentlichungen abhebt und sie unverwechselbar macht. So divers
wie der Klang einer Stimme im Pop sind auch die Biografien der
Sänger:innen des Genres. In meinem Podcast möchte ich mit
professionellen Künstler:innen über ihre Geschichte sprechen: Wer
oder was hat sie dazu gebracht, zu singen? Wie findet man seinen
eigenen Sound? Was für Hürden begegnen einem auf dem Weg zur
professionellen Sänger:in? Wie geht man mit Schreibblockaden,
Bühnenangst, Erfolgsdruck und Stress um? In meinem Podcast treffe
ich spannende Persönlichkeiten der Popkultur und spreche mit ihnen
über alles, was mit dem Thema Stimme zutun hat.
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