Better Call Service
Wenn du deinen Kundenservice verbessern und deine jetzigen Kunden behalten willst, hör dir den Better Call Service Podcast an!
Podcaster
Episoden
03.06.2021
27 Minuten
Je besser die Servicequalität, desto zufriedener sind die Kunden
nachdem sie mit deinem Unternehmen in Kontakt waren. Bedeutet:
Desto eher bleiben sie bei dir, kaufen wieder von dir und
empfehlen dich weiter. Unsere heutigen Gäste: Grit Wrobel und
Maria Hummel sorgen als Qualitätsmanager für bessere
Servicequalität bei uns intern, aber auch bei unseren
Partnerunternehmen. Sie enthüllen uns heute welche Methoden
außerhalb von gängigen Side by Sides und Silent Monitorings ihre
Arbeit noch effizienter gemacht und zu besserer Qualität geführt
haben.
Du erfährst...
1) …3 Pfeiler um die Qualität im Kundenkontakt zu
verbessern.
2) …60% weniger Anrufe in 3 Monaten. So geht´s:
3) …Aus der Excel Hölle in den Qualitätsmanagement Himmel?
4) …Genug von Telkos? Hier machen sie wirklich Sinn:
5) …Diese Folgen hat die Qualität im Kundenkontakt.
6) …Das führt zu besserer Qualität im Kundenkontakt.
„Better Call Service“ ist ein Podcast der DuMont Process GmbH:
Unsere Mission ist es, Unternehmern und Customer Service
Führungskräften zu helfen, den Kundenservice zu verbessern, damit
Kunden zu loyalen Fans werden, mehr Geld ausgeben, länger bleiben
und so, den Customer Lifetime Value zu erhöhen.
Wenn du deinen Kundenservice verbessern und deine Kunden
nicht verlieren willst, hör dir den Better Call Service Podcast
an!
Lerne die besten Taktiken, Tipps und Tricks von führenden
Customer Service Experten und wie du sie in deinem Unternehmen
anwendest.
Die DuMont Process GmbH ist ein Call- und Contact Center aus
Berlin Mitte, das verschiedene Projekte im Customer Service und
Vertrieb im In- und Outbound abbildet. Wir helfen Unternehmen die
Customer Experience zu verbessern, indem wir die Qualität im
Kundenservice überprüfen, Verbesserungsvorschläge machen,
Softwarelösungen entwickeln und Weiterbildungen für Mitarbeiter
anbieten oder den kompletten Kundenservice als Outsourcing
Dienstleister übernehmen.
Website: https://dumont-process.de/
__________________________
PERSONEN
Moderation: Michael Kästner, Marketing & Sales, DuMont
Process GmbH —
https://www.linkedin.com/in/michael-k%C3%A4stner-42437b194/
Gast: Grit Wrobel, Maria Hummel, Qualitätsmanager DuMont Process
GmbH
__________________________
WICHTIGE LINKS
Case Study Augerlin: 60% weniger Anrufe in 3
Monaten
https://dumont-process.de/wp-content/uploads/2021/04/Fallstudie-Augerlin.pdf
Digitalisiere deine Messungen und Analysen: Teste Octoscore jetzt
14 Tage kostenlos:
www.octoscore.de
__________________________
KAPITEL
[00:02:49] Darin überschneiden sich Theater und
Qualitätsmanagement.
[00:05:36] 3 Pfeiler um die Qualität im Kundenkontakt zu
verbessern.
[00:08:36] 60% weniger Anrufe in 3 Monaten. So geht´s:
[00:13:34] Aus der Excel Hölle in den Qualitätsmanagement
Himmel?
[00:17:08] Genug von Telkos? Hier machen sie wirklich Sinn:
[00:22:25] Diese Folgen hat die Qualität im Kundenkontakt.
[00:24:01] Das führt zu besserer Qualität im Kundenkontakt.
__________________________
TRANSKRIPT
Michael Kästner: Mein Name ist Michael Kästner
und ich hoste den Podcast für die DuMont Process GmbH. Die DuMont
Process GmbH ist ein Call- und Contact Center aus Berlin-Mitte,
das verschiedene Projekte im Customer Service und Vertrieb im In-
und Outbound abbildet. Wir helfen Unternehmen, die Costumer
Experience zu verbessern, indem wir die Qualität im Kundenservice
überprüfen, Verbesserungsvorschläge machen, Software-Lösungen
entwickeln und Weiterbildungen für Mitarbeiter anbieten oder den
kompletten Kundenservice als Outsourcing-Dienstleister
übernehmen. In unserem Podcast "Better Call Service" helfen wir
Unternehmern und Customer Service-Führungskräften, den
Kundenservice zu verbessern, damit Kunden länger bleiben und zu
loyalen Fans werden, um so den Customer Lifetime Value zu
erhöhen. In Experteninterviews lernst du die Denkweisen, besten
Strategien, Taktiken und Tipps von erfolgreichen Customer
Service-Führungskräften und wie du sie in deinem Unternehmen
anwendest. Herzlich willkommen bei "Better Call Service". Heute
habe ich aus unserem Qualitätsmanagement-Team Maria Hummel und
Grit Wrobel zu Gast. Maria hat ihr Wissen in den letzten sieben
Jahren immer weiter vertieft und Grit ist schon seit acht Jahren
bei uns, sie ist ausgebildete Kommunikations- und
Verhaltenstrainerin, doch dazu erzählen die beiden gleich mehr.
Wir sprechen unter anderem über die Herangehensweise, mit der sie
das Anrufvolumen einer Augenarztpraxis um 60 Prozent innerhalb
von drei Monaten reduzieren konnten und über ein Tool, durch das
sie ihre Prozesse digitalisieren und sich eine Menge Zeit sparen
konnten und vieles mehr. Los geht's. Herzlich willkommen, Maria
und Grit. Schön, dass ihr heute hier seid.
Grit Wrobel: Vielen Dank für die Einladung.
Michael Kästner: Sehr schön, dass es geklappt
hat. Unsere Zuhörer kennen euch ja noch gar nicht. Deswegen
stellt euch doch einmal bitte ganz kurz vor, wer ihr seid, was
ihr macht und wie ihr zu dem gekommen seid, was ihr macht, also
zu dem Thema Qualitätsmanagement. Maria, fang doch du einfach mal
an, damit es keine Verwirrung gibt in unserem Dreier-Gespräch
heute.
Maria Hummel: Sehr gerne. Mein Name ist Maria
Hummel, ich bin seit 2014 im Qualitätsmanagement der DuMont
Process GmbH. Ursprünglich komme ich aus einer ganz anderen Ecke,
nämlich aus der Japanologie und Arabistik. Ich habe dann aber
nach meinem Abschluss zunächst für einen sehr großen
Spielzeugkonzern im Kundenservice gearbeitet und über diese
Verbindung bin ich dann auf den Geschmack gekommen für alles, was
Qualitätsthemen angeht, nicht nur in Bezug auf das Produkt
selber, sondern tatsächlich auch im Bereich der Kommunikation. So
bin ich 2014 zur DuMont Process GmbH in das Qualitätsmanagement
gekommen und habe dort dann an allen Prozessen rege teilgenommen
und das im Laufe der Jahre immer weiter vertieft.
Michael Kästner: Sehr schön, das hört sich sehr
interessant an. Grit, wie war das bei dir?
Grit Wrobel: Wie ist es bei mir? Ich bin
studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin und habe auch
knapp zehn Jahre während des Studiums und danach am Theater
gearbeitet. Ich bin dann zu einer Firma gegangen, die
Veranstalter sowohl im Classic- als auch im Rock-Pop-Bereich im
Ticketing betreut hat. Das hat auch sehr viel Spaß gemacht, diese
Firma ist dann aber aufgekauft worden und ein bisschen für den
Berliner Standort zerschlagen worden. Dann stand die Frage, ob
man sich jetzt nochmal im Guerillakampf in dem Feld weiter
betätigt oder ob nochmal etwas anderes passiert. Dann gab es
diese Ausschreibung Richtung Qualitätsmanagement, bei dem
Berliner Verlag. Das klang ziemlich spannend und es war eine
Kombination aus dem, was man auch aus Theater-Punkten wieder
hervorholen konnte: Einerseits Kommunikation und
Kundenzufriedenheitsumfragen und eher ein Prozessdenken stärker
in den Vordergrund zu stellen. Es war dann ein bisschen der
glückliche Umstand, dass ich von Anfang an mit den Themen zu tun
hatte, auch sehr schnell in Leitungsfunktionen und habe dann,
weil ich gesagt habe: "Wenn ich es mache, möchte ich es wirklich
fundiert machen", nochmal die Ausbildung als Kommunikations- und
Verhaltenstrainerin an der Humboldt-Universität gemacht und das
war natürlich nochmal ein besonderer Push, den es in den Themen
gegeben hat. Insofern war das dann beruflich die dritte Station,
die sich aber als ein Thema und als ein sehr spannendes
Arbeitsfeld ergeben hat, wo aber sehr vieles, was ich vorher
schon gemacht habe, wieder zum Tragen kommt. Das ist es, warum
ich das so spannend finde und es seit 2013 bis heute mache.
Michael Kästner: Was mir bei euch beiden
aufgefallen ist, dass ihr in gewisser Weise - ich mache mal
Anführungszeichen, weil wir uns jetzt nicht sehen -
Quereinsteiger seid, bzw. aus einem anderen Bereich kommt, was
aber sehr viel mit Kommunikation zu tun hat und ihr deswegen das
Wissen aus dem anderen Bereich sehr gut in eure heutige Tätigkeit
mit einbringen konntet. Das ist etwas, was eure beiden
Geschichten gemeinsam haben, deswegen freue ich mich jetzt auf
jeden Fall, mit euch über das Thema Kommunikation und
Qualitätsmanagement zu sprechen. Um da kurz den Einstieg zu
finden: Die meisten denken, dass sich Qualität im Service nur auf
das Gespräch bezieht. Da sind gängige Maßnahmen, die im Contact
Center eingesetzt werden: Silent Monitorings, Side by
Side-Coachings, Mithören von Gesprächen, doch das ist ein relativ
eingeschränktes Bild davon, was für exzellente Servicequalität
notwendig ist. Deswegen möchten wir heute über ein ganz
spezielles Projekt sprechen, um da ein Beispiel zu machen. Ihr
habt gerade erst das Projekt mit dem Medizinischen
Versorgungszentrum Augerlin durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass
innerhalb von drei Monaten die Anzahl an Anrufen um knapp 60
Prozent reduziert werden konnte, aber auch die Erreichbarkeit
erhöht werden konnte. Könnt ihr anhand dieses Projektes einmal
erklären, was euer Aufgabenbereich im Qualitätsmanagement
umfasst?
Grit Wrobel: Ich starte mal. Was wir machen,
wenn wir auf Qualität und Qualitätsmanagement schauen, ist immer,
dass du einerseits einen ganz klaren Punkt der Kontaktanalyse
hast. Kontaktanalyse ist aber immer nur ein Ausgangspunkt für
eine Prozessanalyse. Und dann musst du dir auch immer anschauen:
Mit welchen Systemen wird gearbeitet, wie sind bestimmte
arbeitsorganisatorische Punkte darin abgebildet bzw. können
verbessert werden und mehr unterstützt werden? Das Ganze rundet
sich dann immer ganz klar mit einem Trainingsanteil ab, bzw. wenn
es darum geht, arbeitsorganisatorische Prozesse neu aufzustellen
oder zu prüfen, auch eher mit einem Workshop mit den Beteiligten.
Genauso sind wir an die Augerlin drangegangen. Es gab eine klare
Aufgabenstellung, dass die Service-Zentrale, die Telefonzentrale
im aktuellen arbeitsorganisatorischen Prozess nicht gut
abgebildet werden konnte und vor allen Dingen dazu führte, dass
es Stressmomente auf beiden Seiten gab, sowohl bei dem Team des
Augenversorgungszentrums als auch bei den Kunden, weil die nicht
erreichbar waren. Das sind nie gute Ausgangspunkte für ein
erfolgreiches Business. Genauso sind wir da drangegangen und
haben dann gesagt: Wann besetzen wir die Servicezeiten? Welche
Systeme werden für Terminbuchungen eingesetzt? Wie sind die
Prozessabläufe? Was muss eingehalten werden? Welcher
Informationsstand wird über welches Internetportal an Kunden und
Patienten vielleicht im Vorfeld schon abgegeben? Wie spiegelt
sich das dann in Gesprächen? Wie sind die Prozesse insgesamt? Wie
geht das weiter? Welche Informationen müssen intern
weitergereicht werden, damit es reibungslos abläuft für den
Patienten und damit auch für das Praxispersonal und wie können
wir das unterstützen? Dann haben sich daran ganz klare Analysen
angeschlossen bis hin zu: Wie sind die Buchungsportale aufgebaut?
Dazu kann Maria noch ein bisschen mehr sagen. Wir hatten auch den
klaren Auftrag, natürlich aufgrund unserer Vorarbeit, Personal
für diese Praxis so auszubilden, dass diese Eskalationen und
Stressmomente im Kontakt mit Patienten und Interessenten für
Operationen am Auge einfach nicht mehr auftauchen. Das war die
Ausgangssituation. Maria, magst du noch ergänzen?
Maria Hummel: Genau. Wir haben dann zu Beginn
für jedes einzelne Telefonat die darin auftauchenden Themen
dokumentiert und analysiert. Die Ergebnisse haben wir auch sehr
stark dazu genutzt, die Feedback-Schleife mit dem
dahinterliegenden Marketing-Team zu etablieren, damit dort die
Kampagnensteuerung deutlich genauer erfolgen kann. Die
Buchungssoftware - dafür ließen sich nochmal einige Optimierungen
durchführen, gerade was die Oberfläche angeht von der Usability
her, also wie man Termine zum Beispiel besser kennzeichnen und
abgrenzen kann, wie sich Termine besser einstellen lassen und was
für die buchenden Mitarbeiter hilfreich ist im Umgang mit dem
System. Da haben wir auch nochmal eine ganze Menge an
Dokumentationen durchgeführt. Wir haben ein entsprechendes
Wissensmanagement aufgebaut, sodass klar ist: Für welche Themen
gilt welcher Ansprechpartner? Und wie ist in den jeweiligen
Anfragen vorzugehen, wenn man sie nicht selbst lösen kann? Sodass
nicht nur der Mitarbeiter, den wir eingearbeitet haben, genau
wusste, was zu tun ist, sondern auch ein Hilfsmittel an der Hand
hatte, um ihm für die Mitarbeiter, die er rekrutieren und
einarbeiten sollte, eine Unterstützung zu geben und die
Einarbeitung leichter zu gestalten. Kernpunkt sämtlicher
Auswertungen war dann natürlich auch die kommunikative Ausbildung
des Mitarbeiters, der bei uns mehrere Wochen vor Ort war, um
exklusiv auf dieses Thema eingearbeitet zu werden, alle Analysen
mit uns einmal durchzugehen, die Ergebnisse anzuschauen und ihm
dann auch erste Schritte an die Hand zu geben, wie er nach der
Übersiedelung in seine neue Telefonzentrale weiterarbeiten kann,
um das Ganze auf einem hohen kommunikativen und fachlichen Level
zum Erfolg zu führen. In den drei Monaten, in denen wir das
Projekt betreut haben, schon nach den ersten Wochen konnten wir
direkt sehen, dass nicht nur ein Call-Aufkommen um 60 Prozent
zurückgegangen ist - vorher haben die Leute tatsächlich mehrfach
am Tag angerufen, weil niemand drangegangen ist - das konnte
komplett abgestellt werden. Es hat sich für uns auch ergeben,
dass plötzlich viel mehr Calls kamen mit relevantem Inhalt. Das
MVZ hat sich ja inhaltlich intern etwas neu ausgerichtet und die
Anzahl der Calls, die tatsächlich interessant waren bzw. relevant
waren für den neuen Kontext, die gingen nochmal deutlich nach
oben und die Eskalationen, die es im Vorfeld immer sehr stark
gegeben hat, sind dann im Laufe der ersten zwei, drei Wochen
komplett verschwunden. Da kam nichts mehr.
Michael Kästner: Und das ist ein super starkes
Ergebnis. Als ich mir das Projekt angeschaut habe, war ich echt
begeistert und bin begeistert, einfach, weil es so einen großen
Effekt hat, wenn die Kommunikation klar ist, wenn die Kunden
nicht verwirrt sind oder mehrfach anrufen müssen und dann
niemanden erreichen. Es ist ja auch eine ganz schlechte
Außendarstellung für das Unternehmen und auf der anderen Seite,
wenn es richtig läuft, eine sehr positive Außendarstellung für
das Unternehmen. Was auch sehr interessant ist, auf wie vielen,
von dem, was ihr jetzt erzählt habt, Ebenen die Kommunikation
abläuft und man sie betrachten muss. Einmal innerhalb der ganzen
Prozesse, einmal auf der Website, dass da keine Unklarheiten
entstehen und wie ihr das analysiert habt anhand der Anrufgründe.
Warum rufen die Kunden genau an? Kann man das durch Kommunikation
auf der Website in irgendeiner Form verbessern, sodass der Kunde
deswegen gar nicht anrufen muss? Oder: Laufen da auch alle
Prozesse richtig? Kommen die Terminbestätigungen an? Das fand ich
extrem interessant, aber natürlich auch das Training des
Mitarbeiters, dass er auch weiß, wie er genau mit dem Kunden
umzugehen hat, da er die entsprechenden Leitfäden hat und dass
ihr ihn da auch speziell trainiert habt. Also echt interessant,
auf wie vielen verschiedenen Ebenen Kommunikation dann wichtig
wird und nicht nur rein in einem Gespräch, sondern auch in allem
drumherum und natürlich innerhalb des Teams. Also sehr tolles
Ergebnis und Respekt an euer Team, dass ihr das so gut
abgewickelt habt. Das zweite Thema, auf das ich heute noch
eingehen möchte, ist das Thema Digitalisierung. Ein großes
Interesse besteht an Themen wie Sprachanalysen einzusetzen, um
Gespräche automatisch zu analysieren. Aber wenn wir über
Digitalisierung sprechen im Qualitätsmanagement, müssen wir
natürlich auch darüber sprechen, die Prozesse, die schon da sind,
zu digitalisieren, indem die Mitarbeiter arbeiten, um dem
Qualitätsmanagement-Team die Arbeit so einfach wie möglich zu
machen. Ein gängiges Problem ist, dass ein großer Teil des
Alltags gar nicht damit verbracht wird, sich aktiv darum zu
kümmern, die Qualität zu verbessern, sondern Dokumente und
Prozesse drumherum zu managen. Das kostet natürlich extrem viel
Zeit und um dieses Problem zu lösen, nutzt ihr jetzt seit circa
zwei Jahren unsere Software Octoscore, ein Tool, um Messungen und
Analysen digital durchzuführen. Ihr spart euch dadurch eine Menge
Zeit in eurem Arbeitsalltag. Da würde ich gerne wissen: Wie sah
eure Situation vor der Arbeit mit Octoscore aus und wie hat sich
euer Arbeitsalltag durch die Arbeit mit Octoscore verändert?
Grit Wrobel: Vor Octoscore und der
Zusammenarbeit mit unseren Entwicklern kann man das ganz schlicht
als Excel-Hölle bezeichnen. Wenn du solche Quality
Index-Messungen aufsetzt, dann ist das natürlich eine
unglaubliche Menge an Daten, die du erhebst, was ja auch sinnvoll
ist. Aber diese dann zusammenzuführen und gut handhabbar zu
machen und vor allen Dingen dynamisch werden zu lassen, da sind
diese Tools einfach wenig geeignet. Wenn wir also Messungen für
externe Auftraggeber gemacht haben als das neutrale Ohr, dann war
es immer so, dass wir im Nachgang, wenn wir die Daten
zusammengefügt haben, immense Zeit dafür verbraucht haben, diese
Daten zusammenzuführen. Wenn jetzt ein Auftraggeber mit
verschiedenen Standorten und mit verschiedenen Dienstleistern
zusammenarbeitet, hast du ganz schnell fünf, sechs, sieben, acht
Dienstleister. Dann hast du eventuell verschiedene Standorte, die
du auch nochmal einzeln betrachten sollst und da ist dann Excel
schnell an seinen Grenzen, selbst wenn du jetzt noch
zwischendurch mit irgendwelchen SQL-Abfragedatenbanken arbeitest,
es ist einfach nicht schnell genug. Gerade wenn du dir mal eine
Mikroebene anschauen möchtest, du möchtest dir auch eine
Makroebene anschauen, du möchtest dir bestimmte Zeitfenster
anschauen, bevor bestimmte Themen eingesteuert werden aus dem
Trainings- oder Coachingbereich oder wenn ein Produkt-Launch
stattgefunden hat, welche Effekte das hat, wie gut das umgesetzt
wird etc. Da sind solche Sachen dann einfach nicht schnell genug
und auch in der Form, gerade wenn du kleinere Teilprojekte hast,
wie: Es ist ein Produkt-Launch, wir machen einen verkürzten
Bogen, der mit reingenommen wird. Dabei deine Datenkonsistenz zu
halten und das gut einzuspielen, das ist eine immense manuelle
Arbeit, die der absolute Wahnsinn ist. Wenn du eine große Messung
machst, kannst du sagen, bist du ca. drei Tage damit beschäftigt,
die Daten überhaupt zusammenzustellen und daraus Grafiken zu
machen. Das Wichtige, nämlich einfach nur drauf zu schauen und
Ableitungen inhaltlicher Art zu machen, das kommt am Ende des
Tages zu kurz. Nicht, weil man es nicht kann, sondern das hat
etwas von Erschöpfungszustand gehabt. Egal, wie exzellent du das
machst und wie gründlich du das macht, es macht am Ende des Tages
keinen Spaß, weil du weißt, dass dieser große Berg des
Zusammentragens bei der nächsten Evaluierung wieder ansteht. Das
ist der der immense Unterschied zu dem, was wir jetzt haben,
seitdem wir Octoscore nutzen können und diese Idee geboren war
und wir auch mit den Entwicklern sehr eng zusammengearbeitet
haben, das Ganze zu einem exzellenten Produkt zu gestalten. Das
ist kein Vergleich mehr, weil die Daten einfach in Echtzeit da
sind und man sich auf Inhalte konzentrieren kann.
Maria Hummel: Auch für den zweiten größeren
Bereich, den wir durchführen, Kalibrierung beispielsweise, haben
wir durch Octoscore deutliche Vorteile. Es sah vorher so aus,
dass wir allein zwei Wochen damit beschäftigt waren, eine
Kalibrierung vor Ort zu planen, die Leute alle einzuladen, sie
hierher zu bekommen, Reisekosten fielen an, dann waren meistens
ein oder zwei ganze Tage nur für die vor-Ort-Kalibrierung im
gemeinsamen Konferenzraum reserviert. Danach sind die Leute dann
mit ihren Ergebnissen über ganz Deutschland wieder zurück nach
Hause gefahren. Das ist jetzt mit dem Tool deutlich anders, weil
wir die Möglichkeit haben, innerhalb von kürzester Zeit ohne
Reisezeiten, ohne Reisekosten die Leute digital
zusammenzubekommen. Jeder kann sich einloggen, die Kalibrierung
muss in der Bewertungsphase nicht einmal zeitgleich durch alle
Leute durchgeführt werden, sondern jeder kann seine Ergebnisse
bis zum Stichtag X abgeben und die Ergebnisse können ganz einfach
gemeinsam online durchgesprochen werden in einer Telko, die sich
wirklich zügig und zeit- und kostensparend für alle terminieren
lässt.
Grit Wrobel: Das Tolle an solchen
Kalibrierungstools ist einfach, dass du dich auf das
konzentrieren kannst, wo du noch Abweichungen untereinander
feststellst. Also einerseits in der Definierung, andererseits in
der Anwendung und der Punkt ist dabei: Du sprichst nicht mehr
ewig so einen Analysebogen durch und stellst immer wieder fest,
dass dort alle einer Meinung sind, sondern du kriegst das auf
einen Blick gezeigt: Wo stimmen wir überein? Darüber kann man
sich kurz freuen und "Hurra!" schreien. Im anderen Punkt ist es
dann: Wo weichen wir ab und warum weichen wir voneinander ab? Wo
sind Dinge, die wir nochmal glatt ziehen müssen, wo sich
eventuell Anwendungsunterschiede zeigen oder wirklich
unterschiedliches Verständnis? Das ist dann ganz großartig, weil
du diese Ergebnisse natürlich fixieren kannst, und alle können
sie sich als Dokument herunterladen. Ansonsten ist es in der
Software integriert, dass man sagt: "Okay, da ist mein Reminder.
Ich schaue nochmal, was wir dazu besprochen hatten." Das ist
einfach immens großartig. Der nächste Punkt ist: Du kannst neben
solchen Dingen z.B. auch Kundenzufriedenheitsumfragen erstellen
und Ergebnisse miteinander abgleichen, du kannst neben einer
QI-Messung zusätzlich eine Prozessanalyse laufen lassen und
stellst diese Ergebnisse nebeneinander, und du kannst, das ist
dann wieder Marias Spezialthema, dort solche Usability Themen
abbilden und den Vergleich zur Prozess- und Kontaktanalyse
stellen.
Michael Kästner: Man kann die Daten jetzt von
allen Seiten betrachten, das habe ich als Hauptthema mitnehmen
können. Wenn man die Daten von einem anderen Blickwinkel
betrachten möchte, einen anderen Zeitraum oder mit etwas anderem
vergleichen möchte, dann muss man nicht wieder von Neuem
anfangen, alles zu berechnen, sondern im Endeffekt kann man mit
ein paar Klicks einstellen, dass andere Grafiken oder andere
Zeiträume angezeigt werden sollen, und man spart sich dann die
ganzen Berechnungen, weil diese in Echtzeit auf dem Bildschirm
erscheinen, sobald man einträgt, was man wissen möchte. Dadurch
kann man sich darauf konzentrieren, Ergebnisse bzw. Ableitungen
aus den Daten zu machen, mit denen man dann etwas verbessern
kann, die Qualität nämlich, und muss nicht mehr seine Zeit mit
den Berechnungen verschenken. Auf der anderen Seite haben wir die
Kalibrierung angesprochen, dass da Zeit gespart wird, weil man
direkt über die Dinge sprechen kann, die unklar sind oder wo man
nicht einer Meinung ist und nicht mehr nur über Dinge, wo man
einer Meinung ist. Natürlich auch das Thema der Reisekosten, weil
es digital ablaufen kann - das ist gerade jetzt in der Corona
Zeit interessant, aber natürlich auch danach, weil dadurch
Reisekosten etc. gespart werden. Das sind sehr gute Punkte, die
ihr da schon angesprochen habt, die natürlich auch die Qualität
verbessern und wodurch sich das Qualitätsteam Zeit sparen kann.
Was sind weitere Vorteile von Octoscore oder wie setzt ihr
Octoscore bei euch direkt ein?
Maria Hummel: Wir machen damit eine ganze Menge,
weil das Tool sehr flexibel ist. Die QI-Messung ist natürlich
einer der Hauptpunkte, die wir darüber abbilden. Genauso aber
auch Prozessanalysen, wie wir es beispielsweise bei dem MVZ
Augerlin gemacht haben. Es lässt sich wunderbar einsetzen für
Coaching und Kalibrierungen. Die Kundenzufriedenheitsumfragen
hatte Grit ja bereits erwähnt, auch die lassen sich exzellent
abbilden, und wir nutzen es tatsächlich auch für die Auswertung
von UX-Erhebungen. Das heißt, wenn wir Usability-Tests
durchführen, dann lassen sich auch die in dem Tool wunderbar
abbilden.
Grit Wrobel: In der Zusammenarbeit mit
Auftraggebern ist ein immenser Vorteil, dass die Ergebnisse in
Echtzeit da sind und direkt aus der Produktion heraus
Best-Practice-Themen übergeben werden können, weil du diese Daten
sehr schnell zur Verfügung stellen kannst. Was uns bei der Idee
dieser Software und dieses modularen Aufsatzes wichtig war, an
dem wir ja mitgearbeitet hatten, ist zum Beispiel auch die
Möglichkeit, dass du auch kaufmännische Daten dagegensetzen
kannst, denn Qualität und Qualitätsmanagement hat häufiger mal
damit zu kämpfen, dass das ein bisschen als Sozialbespaßung
angeschaut wird, also: "Es ist ja nur Kommunikation." Deswegen
ist es aber dieser Punkt, das ganz breit aufzustellen, denn es
ist sehr viel mehr als nur ein Kundenkontakt in schriftlicher
oder mündlicher Form, der da angeschaut und analysiert wird und
wo man dann an der Qualität etwas verbessert, sondern es ist sehr
viel mehr: Es ist eine Qualität im Prozess, es ist eine Qualität
im Wissensmanagement, es ist eine Qualität im Training, die am
Ende des Tages ganz klare und ganz harte kaufmännische Erfolge
oder Misserfolge nach sich zieht. Und Octoscore, auch mit unserem
Anteil, den wir sozusagen befüllen, ist das Ergebnis-Board dafür.
Da hast du die KPIs, die du brauchst und du kannst sie
gegeneinanderstellen und du kannst sehr schnell sehen, welche
guten Ideen und welche exzellenten Prozesse dazu führen, dass
sich KPIs in anderen Bereichen ganz klar verbessern und auch zu
Gewinnen oder zu einer Effektivität und zu Einsparungen führen.
Maria Hummel: Ganz wunderbar ist auch, dass mit
Octoscore merkmalbezogene Analysen ganz einfach möglich sind. Das
heißt, wenn wir auf eine Prozessanalyse schauen, wie wir sie
beispielsweise für das MVZ Augerlin gemacht haben, kann man da
auch ganz einfach, ohne sämtliche Excel-Tabellen umstrukturieren
zu müssen, die Frage beantworten: Okay, wenn ich jetzt nur wissen
möchte, zu welchem Thema die Patienten, die eine Katarakt-OP
hatten, angerufen haben, dann lässt sich das über Octoscore mit
einem Klick filtern und die Antwort kann man sofort übergeben,
was vorher zwei Tage Rechnen und Umschichten in Excel mit allen
Daten beinhaltet hat. Das ist für uns wirklich ein massiver
Vorteil, die Zeitersparnis. Die Zeit, die Octoscore einspart,
kann man so gut investieren in Ableitungen, in weiterführende
Empfehlungen und in das, was alles wichtig ist, was man im
Qualitätsmanagement eigentlich auch machen möchte aufgrund der
Datengrundlage, die man dafür braucht.
Michael Kästner: Sehr gut, gerade auch, dass ihr
beide Perspektiven angesprochen habt: Einmal natürlich, dass ihr
im QM effektiver arbeiten könnt, bessere Ergebnisse produzieren
könnt und euch darauf konzentrieren könnt, die Qualität zu
verbessern. Aber auch, was Grit angesprochen hat, ist für sehr
viele Geschäftsführer und für alle, die im Kundenservice oder
generell in der Kommunikation Zahlen, Daten, Fakten haben
möchten, relevant um das Kaufmännische messbar zu machen. Das ist
natürlich wichtig, damit Kundenservice nicht mehr nur abgetan
wird als: "Okay. Hier wird ja telefoniert, es kostet Geld",
sondern damit man immer mehr durch Zahlen, Daten, Fakten messbar
machen kann, was das Ergebnis davon ist - sowohl positiv
wirtschaftlich als auch vielleicht negativ wirtschaftlich, wenn
es schlecht gemacht wird oder wenn die Qualität nicht stimmt. Das
ist etwas, wo auch immer mehr Fokus drauf liegt und liegen
sollte, damit man genau weiß, was Kundenservice oder
Kommunikation auf allen Kanälen für einen Effekt hat. Das kann
man mit Octoscore sehr gut messbar machen. Ich hoffe, dir hat
unser Podcast gefallen. Alles weitere zu Octoscore und die
Möglichkeit, Octoscore 14 Tage kostenlos zu testen, findest du
unter octoscore.de, den Link findest du auch in den Shownotes.
Wenn dir die Folge gefallen hat, abonniere den Podcast, damit du
zukünftig keine Folge verpasst und hinterlasse uns gerne eine
Bewertung auf dem Streamingdienst deiner Wahl. Bis zum nächsten
Mal bei "Better Call Service".
Mehr
04.05.2021
45 Minuten
Das Team ist überall verteilt. Das macht es schwieriger die
Teamkultur aufrecht zu erhalten. Es stellt sich die Frage: Was
können wir als Führungskräfte besser machen, um unsere digitalen
Teams noch effektiver zu führen?
Um das zu besprechen ist heute Anika Tannebaum zu Gast im “Better
Call Service” Podcast. Anika hat Kundenservice Teams bei Audi,
Bentley, Booking und Ebay aufgebaut und dabei mit ihren Teams
Preise gewonnen wie “Bester Service in DE”, “Bestes
Kundenservice-Team” oder “Höchste Kundenzufriedenheit.”
Du erfährst...
1) …Was jeder über Leadership wissen sollte.
2) …Die “2 P + E” Formel für überragendes Leadership.
3) …Der neue Weg remote Teams zu führen.
4) …Warum einige Leader scheitern und andere nicht.
5) …Ein einfacher Schritt, um eine Feedback-Kultur
aufzubauen.
6) …So wirst du zum Gestalter der Unternehmenskultur.
„Better Call Service“ ist ein Podcast der DuMont Process GmbH:
Unsere Mission ist es, Unternehmern und Customer Service
Führungskräften zu helfen, den Kundenservice zu verbessern, damit
Kunden zu loyalen Fans werden, mehr Geld ausgeben, länger bleiben
und so, den Customer Lifetime Value zu erhöhen.
Wenn du deinen Kundenservice verbessern und deine Kunden
nicht verlieren willst, hör dir den Better Call Service Podcast
an!
Lerne die besten Taktiken, Tipps und Tricks von
führenden Customer Service Experten und wie du sie in deinem
Unternehmen anwendest.
Die DuMont Process GmbH ist ein Call- und Contact Center aus
Berlin Mitte, das verschiedene Projekte im Customer Service und
Vertrieb im In- und Outbound abbildet. Wir helfen Unternehmen die
Customer Experience zu verbessern, indem wir die Qualität im
Kundenservice überprüfen, Verbesserungsvorschläge machen,
Softwarelösungen entwickeln und Weiterbildungen für Mitarbeiter
anbieten oder den kompletten Kundenservice als Outsourcing
Dienstleister übernehmen.
Website: https://dumont-process.de/
__________________________
PERSONEN
Moderation: Michael Kästner, Marketing & Sales, DuMont
Process GmbH —
https://www.linkedin.com/in/michael-k%C3%A4stner-42437b194/
Gast:Anika Tannebaum, Top 100 Customer Service & Leadership
Coach
https://www.linkedin.com/in/customer-service-expert-digital-leader-business-coach/
__________________________
WICHTIGE LINKS
Kunden für das Leben gewinnen:
https://anika-tannebaum.de/
Angst vor Kontrollverlust? 5 Tipps wie Du Dein Team im Homeoffice
erfolgreich führst:
https://www.youtube.com/watch?v=qeFVPm2TowQ
__________________________
KAPITEL
[00:02:14] Aus der Hotellerie in London zum
“Service Champion” bei Audi, Booking und Ebay.
[00:09:01] Was jeder über Leadership wissen sollte.
[00:11:25] Die “2 P + E” Formel für überragendes
Leadership.
[00:15:10] Hast du den Mut ein Leader zu sein?
[00:20:12] Der neue Weg remote Teams zu führen.
[00:24:28] Das macht einen hervorragenden digitalen Leader
aus.
[00:27:42] Warum einige Leader scheitern und andere nicht.
[00:29:26] Ein einfacher Schritt, um eine Feedback-Kultur
aufzubauen.
[00:35:43] Wenn du deinem Team nicht vertrauen kannst, mache
das.
[00:43:07] So wirst du zum Gestalter der
Unternehmenskultur.
__________________________
TRANSKRIPT
Michael Kästner: Mein Name ist Michael Kästner und ich
hoste den Podcast für die DuMont Process GmbH. Die DuMont Process
GmbH ist ein Call- und Contact Center aus Berlin-Mitte, das
verschiedene Projekte im Customer Service und Vertrieb im In- und
Outbound abbildet. Wir helfen Unternehmen, die Costumer
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Führungskräften und wie du sie in deinem Unternehmen anwendest.
Herzlich willkommen bei "Better Call Service". Heute habe ich
Anika Tannebaum zu Gast. Anika hat unter anderem
Kundenservice-Teams für Booking, Bentley, Ebay und Audi aufgebaut
und mit ihren Teams Preise gewonnen wie: Bester Service in
Deutschland, Bestes Kundenservice-Team oder Höchste
Kundenzufriedenheit, doch dazu erzählt sie gleich mehr. Sie ist
deswegen genau die Richtige, um darüber zu sprechen was notwendig
ist, um effektiv und erfolgreich Teams zu führen, wie ich als
Leader den Anforderungen von digitaler Führung gerecht werde und
welche Fähigkeiten ich überhaupt dazu brauche. Los geht's!
Herzlich willkommen, Anika! Freut mich, dass du heute hier
bist.
Anika Tannebaum: Ja, ganz meinerseits. Vielen
Dank für die Einladung, lieber Michael, ich freue mich.
Michael Kästner: Sehr gerne. In unserem
Vorgespräch, da muss ich jetzt einmal direkt mit unseren Zuhörern
reden, da war Anika so begeistert vom Thema Customer Service,
dass sie mich echt mitgenommen hat. Sie lebt das wirklich mit
Leidenschaft und ist da voller Begeisterung, etwas zu verändern.
Deswegen würde ich einmal in deine Story einsteigen, was zu
dieser Begeisterung geführt hat. Du bist jetzt schon seit 20
Jahren im Aufbau von Customer Service Teams in den größten
Unternehmen, Weltklasse-Unternehmen, tätig. Führ uns doch einmal
kurz durch deine Geschichte, die du bisher im Customer Service in
diesen Unternehmen erlebt hast.
Anika Tannebaum: Das mache ich sehr gerne. Das
Thema Leidenschaft ist auf jeden Fall ein Key-Aspekt. Ich denke,
ohne Leidenschaft im Customer Service oder im
Dienstleistungsunternehmen tätig zu sein, wird extrem
anstrengend, denn man muss es mögen, mit Menschen zu arbeiten und
Menschen eine Freude zu bereiten. So habe ich auch meinen Weg
gestartet, das ist jetzt tatsächlich mehr als 20 Jahre her. Und
zwar bin ich da als junges Mädchen nach London gegangen, um dort
einen Job in der Hotellerie zu finden und war dann auch relativ
erfolgreich in London, hatte die Verantwortung für alle Front of
House-Abteilungen in wirklich großen Fünf-Sterne-Hotels und daher
kommt auch mein Service-Gen, ich sag mal so, Service ist in
meiner DNA. Als ich dann wieder zurückgekommen bin nach Berlin,
war ich hier auch noch im Interconti in Berlin, damals habe ich
zum Beispiel auch den Staatsbesuch von Präsident Bill Clinton
organisiert, das war auch ein schönes Erlebnis, aber nichts für
diesen Podcast heute. Ich bin dann nach acht Jahren aus der
Hotellerie ausgestiegen und bin in die Customer Service
Center-Branche eingestiegen, weil ich mir sage: Der Service am
Gast ist genauso wichtig und gut wie der Service am Kunden, denn
letztendlich sind alle Gäste auch Kunden und umgekehrt. Da hatte
ich die große Möglichkeit, bei Audi, in einem großen Konzern den
nationalen und den internationalen Customer Service aufzubauen.
Meine Intention ist es natürlich, begeisterte Kunden und loyale
Kunden herbeizuführen, die sich auch mit der Marke
identifizieren. Es geht schon ein bisschen in die Richtung: Mach
aus Kunden auch Fans. Gerade in der Automobilindustrie ist das
Thema Autokauf sehr, sehr emotional. Da kommt es wirklich auf
sehr viel Geschick an: Wie binde ich die die Kunden an die Marke?
Als ich dann aus dem Konzern ausgetreten bin, weil ich mir gesagt
habe: Ich möchte ganz gerne noch eine andere Welt kennenlernen
und ein bisschen zurück zu meinen Wurzeln, habe ich dann die
einmalige Möglichkeit gehabt, den Customer Service in einem
Milliarden-Unternehmen aufzubauen, das war damals bei
Booking.com. Mein damaliger Chef, darauf kommen wir vielleicht
gleich nochmal zurück, war in Amsterdam und ich war in Berlin,
also das Thema Remote Leadership, virtuelle Führung, begleitet
mich schon seit über zehn Jahren. Er hatte mir die großartige
Möglichkeit gegeben, aus dreieinhalbtausend Quadratmetern den
Customer Service für Booking aufzubauen, von null auf 450
Mitarbeiter. Ich hatte, glaube ich, letztendlich Mitarbeiter aus
über 42 Nationen. Das war eine riesengroße Herausforderung für
mich, die ich nur meistern konnte, indem mein Chef auch heute
noch gültige Remote Leadership Key-Facts bei mir eingesetzt
hatte, die mich dazu befähigt haben, diesen Job auszuführen,
obwohl ich ihn noch nie vorher gemacht hatte. Nach Booking.com
bin ich noch in den E-Commerce eingestiegen, und zwar habe ich
bei Ebay reingeschnuppert und habe dort auch den Customer Service
aufbauen dürfen.
Anika Tannebaum: Da war mein Instinkt so
geweckt, dass ich unbedingt auch mal Preise gewinnen wollte. So
ist es mir gelungen, bei Ebay im Customer Service, bei dem
Shopping Club brands4friends mit meinem Team zweimal die Service
Champions zu gewinnen. Wir haben den ersten Platz belegt unter
allen Online Shopping Clubs in Deutschland, das heißt, wir waren
noch vor Amazon und vor Zalando, das darf man ruhig mal sagen.
Nach Ebay habe ich mir überlegt: Jetzt habe ich so viel Erfahrung
gesammelt, war dann auch noch in einem tollen Startup unterwegs,
durfte viele Unternehmen in der DACH-Region begleiten beim Aufbau
ihres Customer Service und habe mich vor einem Jahr dazu
entschieden, mich selbstständig zu machen, weil ich mir denke: Es
gibt so viele Unternehmen, die ihren Kundenservice jetzt
tatsächlich ausbauen und in den Kunden investieren wollen. Da bin
ich genau die Richtige, ich möchte heutzutage noch Unternehmen
unterstützen, die ihren Kundenservice und ihr Leadership auf das
nächste Level heben wollen, können und auch dürfen. Somit bin ich
heute als Selbstständige sehr erfolgreich in Unternehmen in der
DACH-Region unterwegs und helfe ihnen insbesondere beim Ausbau
der eigenen Leadership-Kompetenzen, gepaart mit dem Aufbau zum
Thema Kundenservice 2.0: Wie erstelle ich eine Kundendatenbank?
Wie funktioniert das Thema Qualitätsmanagement? Kommunikation,
übergreifende vernetzende Zusammenarbeit - an allen diesen Themen
arbeite ich jetzt aktiv mit meinen Kunden. Ich liebe meinen Job,
das kann ich ganz klar sagen.
Michael Kästner: Ich denke, das hört jeder, der
dir hier zuhört, dass du das, was du machst, gerne und mit
Leidenschaft machst und dass du das Thema Customer Service
verändern möchtest bzw. dass Unternehmen anders darüber denken
und auch mehr Geld in die Hand nehmen, um den Service zu
verbessern. Ich glaube auch, viele Menschen aus dem Customer
Service können sich mit deiner Story identifizieren, denn ich
kenne persönlich viele Menschen, die in der Hotellerie angefangen
haben oder aus dem Bereich kommen und genau deshalb diesen
Service dort gelebt haben. In der Gastronomie ist es
selbstverständlich, dass der Service großgeschrieben wird und
dass er den Unterschied macht, aber in den Unternehmen ist es
oftmals noch nicht so angekommen, dass der Service dort genauso
wichtig ist wie in der Hotellerie oder in der Gastronomie, damit
die Kunden wiederkommen.
Anika Tannebaum: Genau.
Michael Kästner: Wir möchten ja heute auf das
Thema Leadership eingehen. Du hast große Teams geführt mit 450
Personen, das heißt, du weiß genau, wovon du sprichst. Aber du
hättest dich ja als Selbstständige auf so viele verschiedene
Bereiche im Kundenservice konzentrieren können, du hättest dich
z.B. mehr auf den technischen Aspekt konzentrieren können, um
Technik im Kundenservice zu integrieren, aber du hast dich
entschieden, dich auf das Thema Leadership zu konzentrieren und
Menschen in dem Bereich zu coachen und ihnen zu helfen, bessere
Leader zu werden. Es muss ja einen Grund haben, warum du sagst:
Das ist der wichtigste Aspekt, um ein erfolgreiches
Kundenservice-Team aufzubauen. Kannst du uns da einmal mitnehmen,
warum du sagst, Leadership ist so ein wichtiges Thema für
Unternehmen heute, um Kundenservice zum USP zu machen?
Anika Tannebaum: Genau. Schön, dass du es
erwähnst. Ich sage auch selber: Customer Service als USP und
Modern Leadership. Ich bringe diese beiden Themen tatsächlich
zusammen, weil aus meiner Erfahrung die Dinge nicht losgelöst zu
betrachten sind, aus dem einfachen Grunde: Ich sage, Leadership
ist Dienstleistung am Team. Es geht darum, dass ich meine
Mitarbeitenden befähige, ihren Job so gut wie möglich zu machen.
Vielleicht noch ein kurzes Beispiel dazu, und zwar hatte ich
selber die großartige Gelegenheit, einen wunderbaren Chef haben
zu dürfen. Das war der Martin aus Amsterdam, der damals zu mir
sagte: "Anika, did you ever spend one million Euro in 3 months?"
Dann habe ich gesagt: "No, but I want to give it a try." Und er
sagte: "Okay, go ahead and build us a nice little Service Center.
Don't go over board and don't build us a Ritz-Carlton. Das heißt,
er hatte mir so viel Vertrauen entgegengebracht, er kannte mich
ja noch nicht lange. Er hat mir gesagt, was er erwartet, nämlich
ein schönes Service Center. Ich hatte die klare Aufgabe: In
diesem Servicecenter können maximal 450 Menschen Platz haben.
Dann ging es darum, wie wir das aufteilen können, auch innerhalb
des Service-Centers, dass wir nicht wie in so Hühnerboxen sitzen,
sondern dass es ein angenehmes Arbeiten ist. Jeder Mensch hat das
Recht auf einen angenehmen Arbeitsplatz und insbesondere auf eine
gute Führung. Richard Branson hat mal gesagt: "Wie du deine
Mitarbeiter behandelst, behandeln deine Mitarbeiter den Kunden."
Aus meiner Sicht ist das eine extrem einfache Formel, allerdings
merke ich auch, dass sie schwerer umzusetzen ist, als ich mir
dachte, zumindest in vielen Unternehmen.
Anika Tannebaum: Deshalb habe ich gesagt: Okay,
wer wirklich richtig guten Customer Service anbieten möchte, und
ich sehe Customer Service tatsächlich in der heutigen Zeit als
ganz klares Alleinstellungsmerkmal erfolgreicher Firmen weltweit,
der sollte zuvor in sein Leadership investieren. Denn wenn wir
uns die Frage stellen: Wo steht denn der Costumer Service in den
meisten Unternehmen, dann steht er irgendwo in der, ich sage
immer fast Schmuddelecke. Er fristet ein Aschenputtel-Dasein und
wird auch sehr häufig als Kostenfaktor gesehen: "Ah ja, Customer
Service." Dieses Thema, wie wird der Customer Service im
Unternehmen gesehen und welche Wertschätzung erfährt der Customer
Service im Unternehmen, fängt auch ganz klar an mit dem Leader,
der den Customer Service führt. Welchen Impact hinterlässt er bei
seinen Mitarbeitenden? Was ist die Vision vom Customer Service?
Das ist die Vision, die der Leader mit seinem Team erarbeitet.
Für mich gibt es drei ganz klare Säulen von einem wirklich
herausragenden Leader. Das ist A) das Thema Empowerment: Er ist
in der Lage, seine Menschen zu befähigen, dass sie den Job
ausüben können, für den sie da sind, und: Das ganze Thema
Empathie. Wir sagen immer, wir wollen durch die Brille des Kunden
schauen. Wir sollten in allererster Linie lernen, durch die
Brille des Mitarbeiters zu schauen. Denn der Mitarbeitende ist
derjenige, der direkt im Kontakt mit dem Kunden ist, die meisten
Abteilungen sprechen nur über den Kunden. Hier geht es darum:
Welche Bedürfnisse hat mein Mitarbeiter? Wo kann ich ihn
unterstützen? Was braucht er von mir, um seinen Job erfolgreich
zu machen? Das ist eine ganz klare Bedürfnisermittlung, die wir
natürlich auch erwarten von unseren Mitarbeitenden am Telefon,
wenn sie mit dem Kunden sprechen.
Anika Tannebaum: Das dritte Thema ist das ganze
Thema Purpose: Weshalb ist meine Arbeit wichtig im Customer
Service? Was trage ich in diesem großen Zahnrad dazu bei, was
einen erheblichen Einfluss auf das Image des gesamten
Unternehmens in Richtung Kunde hat? Diese drei Themen:
Empowerment, Empathie und Purpose, 2E + P, fußen auf dem auf dem
großen Thema Vertrauen, Trust. Wie baue ich Trust als Leader auf?
Das heißt, ich gehe wertschätzend mit meinen Menschen um. Wie
kann ich wertschätzend mit ihnen umgehen? Ich muss also
herausfinden: Wer hat welche Stärken? Sitzen meine Mitarbeitenden
im richtigen Bus, und sitzen sie nicht nur im richtigen Bus,
sondern sitzen sie auch am richtigen Platz? Gebe ich ihnen
Sicherheit? Bin ich ansprechbar? Kann ich erkennen, welches
unterschiedliche Bedürfnis mein Mitarbeiter derzeit hat? Und wie
gehe ich damit um? Leadership ist für mich wie ein Dirigent, er
ist derjenige, der die ganzen Stärken seiner Teams zusammenbringt
und entsprechend so dirigiert, dass letztendlich ein
wunderschönes Lied rauskommt. Ohne diesen Dirigenten kann es
einfach weniger gut funktionieren, dass ich den Customer Service
auf ein neues Level hebe und natürlich meine Mitarbeiter so
motiviere, dass sie auch Lust daran haben, den Kundenservice
innovativ weiter nach vorne zu bringen, weil sie natürlich intern
und extern eine extreme Wertschätzung erfahren und auch sehen,
was der eigene elementare Anteil daran ist, das Kundenfeedback in
das Unternehmen zurückzubringen und zu sehen, dass sich das
Unternehmen radikal am Kundenfeedback weiterentwickelt.
Michael Kästner: Ich konnte das jetzt wirklich
vor mir sehen, als du das beschrieben hast, wie sich so ein
erfolgreiches Team anfühlt, wo man sich zuhört, wo man jeden Tag
mit Purpose an die Arbeit geht und weiß, wofür man das Ganze
macht und wie man das als Leader seinem Team kommunizieren muss,
warum man das Ganze macht. In vielen Unternehmen ist es ja so,
dass man KPIs vor die Nase gesetzt bekommt und es wird gesagt:
Hier, das ist das Ziel. Aber mit der Zeit verliert man aus den
Augen, warum man das Ganze überhaupt macht. Ist es etwas, das
jeder lernen kann oder worin jeder besser werden kann, nach
deiner Erfahrung mit den Mitarbeitern oder in den Unternehmen, wo
du gearbeitet hast? Oder was war die Voraussetzung, um Leadership
zu lernen?
Anika Tannebaum: Als Leader, muss man wissen,
ist es wie so ein Goldfisch im Glas. Ich bin von allen Seiten
jederzeit sichtbar, wie ich stehe, wie ich gehe, wie ich sitze,
wie ich rede. Jeder beobachtet mich und nimmt das zum Vorbild.
Das heißt, wenn ich die Grundintention habe: Ich arbeite gerne
mit Menschen. ich bringe Menschen gerne weiter, ich arbeite aber
auch gerne an meiner eigenen Persönlichkeit, habe ein offenes
Mindset, gehe, nehme gerne das Feedback anderer an oder höre es
mir an und habe für mich selber den Anspruch, dass ich mich
ständig weiterentwickeln und weiter lernen möchte. Und ich habe
ein Händchen für Menschen, die zu denen ich relativ gut Vertrauen
aufbauen kann, und, du hattest es gerade angesprochen, als Leader
habe ich ja nicht nur Menschen zu führen, sondern auch ein
Unternehmen. Das heißt, es geht natürlich auch um KPIs, KPIs sind
sogar extrem wichtig. Ich sage aus meiner Erfahrung: intrinsisch
motivierte Mitarbeiter, die einen Leader haben, der ihre Stärken
stärkt und ihre Schwächen schwächt, die sind natürlich auch
motivierter bei der eigenen Arbeit und auch bei der
Weiterentwicklung. Meine Aufgabe als Leader ist es tatsächlich,
diese Unternehmenskultur zu gestalten. vom Verwalter zum
Gestalter, dass sich Menschen trauen, Fehler zuzugeben. Wie
reagiere ich überhaupt auf diese Fehler? Fehler sind Feedback,
Fehler sind noch nicht gefundene Lösungen und Fehler sind
Erkenntnisse, an denen ich mich weiterentwickeln kann. Dieses
Thema sollte ein Leader nicht in seinem Blut haben, aber dafür
sollte er eine Leidenschaft entwickeln. Wenn ich diese
Leidenschaft nicht habe für Menschen und dafür, mich mit
Problemen auseinanderzusetzen und mit Herausforderungen, dann
wird es irgendwann sehr schwierig und da merken Menschen sofort,
ob es von Herzen kommt oder ob das nur ein Titel ist. Ich sage
ganz klar: Menschen folgen Menschen und keinen Titeln.
Michael Kästner: Du hast jetzt so viele wichtige
Sachen angesprochen. Was für mich ganz besonders herausgestochen
hat, dass man als Führungskraft nicht dazu da ist, anderen zu
sagen, was sie zu tun haben, sondern vor allem als Vorbild dient
und es vormachen muss, damit andere sich daran orientieren. Man
muss selbst bereit sein zu sagen: "Ich habe einen Fehler
gemacht", denn nur wenn man selbst bereit ist zu sagen: "Ich habe
einen Fehler gemacht", schauen sich das andere von einem ab.
Deshalb darf man keine Angst davor haben, Fehler zu machen,
daraus zu lernen und sich immer auf die Lösung zu konzentrieren
statt auf das Problem. Das sind so viele wichtige Sachen, an
denen man herausfinden kann, ob man das wirklich will und ob man
bereit dazu ist, ein Leader zu sein oder sich dahin zu
entwickeln. Das finde ich sehr gut. In unserer jetzigen Situation
hat es sich immer mehr dahin entwickelt, dass alle im Homeoffice
sind und nicht mehr vor Ort, sodass man die Leute vor Ort führen
könnte. Das war auch ein Grund, warum ich auf dieses Thema
gekommen bin. Eine Kollegin, die ein Team im Kundenservice führt,
hat gesagt, es ist ihre größte Herausforderung, dass alle
verteilt sind, dass es schwierig ist, die Beziehung zu den
Mitarbeitern aufzubauen und dass alles sich ein bisschen aus den
Augen verliert. Es ist einfacher, wenn man die Person direkt vor
der Nase hat, die man direkt ansprechen kann und der man
einfacher ablesen kann, was das Problem ist. Was sagst du? Worauf
muss man sich konzentrieren, wo gerade alles Remote ist? Was ist
wichtig bei Remote Leadership, um das besser zu machen? Jetzt,
aber auch in Zukunft, denn das wird natürlich ein Bestandteil
bleiben.
Anika Tannebaum: Auf jeden Fall.
Michael Kästner: Es wird nicht alles wieder
verschwinden, sobald wir die Corona-Zeit überstanden haben.
Anika Tannebaum: Was ja auch gut ist, denn wir
wissen alle, dass die Fluktuation und die Krankenquote im
Homeoffice geringer sind. Und: Vor Covid war es überhaupt
undenkbar, gerade für den Bereich Customer Service, im Homeoffice
zu arbeiten. Das war tatsächlich schon fast eine Tortur, wenn
Mitarbeitende mal einen Tag im Homeoffice arbeiten wollten. Ja,
da gab es, glaube ich, Formulare, die man ausfüllen musste und
man musste auch genau sagen, was man da macht. Ich bin erst
einmal dankbar, dass wir da einen riesigen Schub an
Digitalisierung im Customer Service bekommen haben und wir sehen
ja auch, dass es funktioniert. Parallel dazu wird es sicherlich
in dieses hybride Leadership gehen, man sieht sich im Office und
man sieht sich aber auch nur am Bildschirm. Hier sehe ich viele
Herausforderungen, die ich absolut nachvollziehen kann, auch von
der Kollegin, die du angesprochen hast. Wir kommen in eine andere
Form der Führung, ich habe die Menschen nicht mehr um mich herum
und das Thema Menschlichkeit, da komme ich gleich nochmal zu,
wird immer elementarer. Ein kurzer Ausflug zum Remote Leadership,
Music happens between the notes and trust happens between the
meetings. Jetzt haben wir aber diese Meetings nicht mehr, dass
man aus dem Meeting rausgeht und sich nochmal unterhält: "Mensch,
wie fandest du das gerade?", dieser Weg in die Kaffeeküche, da
passieren ganz viele Kleinigkeiten, die man häufig unterschätzt,
die jetzt natürlich wegfallen. Das Thema Menschlichkeit, Führung
ohne Maske nenne ich das auch. Ich habe im letzten Jahr
tatsächlich mit Unternehmen und mit Customer Service Managern
gearbeitet, die mir erzählt haben, ihre Mitarbeiter haben den
Laptop auf dem Bügelbrett stehen, oder dann kommt das Kind durchs
Bild oder auch das Haustier, das ist auch in Ordnung so. Ich habe
jetzt einen Einblick in die Welt meiner Mitarbeitenden und ich
sehe, wie es ihnen persönlich geht. Da kommen wir zu dem großen
Thema: Remote Leadership fußt auf dem großen Wort Trust. Wie kann
ich jetzt Vertrauen herbeiführen? Wie kann ich Vertrauen bilden?
Es gibt zwei Gruppen: Einmal die Mitarbeitenden, die das
Unternehmen und das Team schon kennen, die haben ja nochmal ein
anderes Vertrauensverhältnis untereinander, dann kommen aber auch
die neuen Leute rein, sie haben noch niemals jemanden aus dem
Team getroffen, sondern sie wurden remote eingearbeitet und haben
überhaupt nicht diese Connection. Hier geht es meiner Meinung
nach viel um das Thema, sich selbst kennenzulernen, und zwar
nicht nur im beruflichen Kontext. Da gibt es solche Möglichkeiten
wie Teambuildings anhand von Stärken, z.B. der MBTI, das ist der
Myers-Briggs-Typentest, das DISG-Modell oder Gallup
Strengthsfinder, dass man mit den Mitarbeitenden
Persönlichkeitstests macht, um den Menschen zu helfen, sich
selbst nochmal ein bisschen besser zu erkennen oder auch zu
sagen: "Nein, das ist totaler Quatsch, aber es ist interessant,
was da rauskommt. Mensch, wie siehst du mich denn, lieber
Michael?" Zu lernen, anhand der eigenen Stärken sich selbst
Feedback zu geben und sich darüber auszutauschen. Ich könnte dir
z.B. sagen: "Mensch, lieber Michael, wenn wir zusammen in einem
Meeting sind, gib mir bitte direktes Feedback. Ich brauche nicht
dieses Around the Bush. Komm bitte direkt zum Feedback." Ein
anderer hätte aber ganz gerne, dass wir uns erst einmal kurz über
das Wochenende unterhalten: "Wie war dein Wochenende? Bist du
wieder joggen gewesen?" Herauszufinden: Wer braucht was? Das eine
Bedürfnis-Ermittlung, um als Leader zu sehen: Ah okay, bei dem
ist gerade die Oma krank geworden. Das heißt, bevor ich ins
nächste Meeting gehe, frage ich erst mal: "Mensch, wie geht es
denn deiner Oma?" Oder mein anderes Teammitglied hat Kinder im
schulpflichtigen Alter. Die haben nebenbei noch das ganze Thema
Homeschooling. Das heißt, viel wichtiger ist jetzt der private
Austausch, um herauszufinden, wie viel Flexibilität mein
Mitarbeiter braucht, damit er natürlich auch weiterhin motiviert
in seinem Job sein kann. Es geht eben nicht mehr um diese starre
Dienstplanung und das ist extrem schwierig im Customer Service,
weil ich ja auch Kunden habe, die um 8 Uhr anrufen und wenn jetzt
um 8 Uhr keiner da ist, dann habe ich natürlich wieder die
nächste Challenge mit meinen Kunden. Da genau zu schauen: Wie
kann sich das Team auch selbst organisieren? Okay, da gibt es
Menschen im Team, die haben schon Kinder und da gibt es andere
Menschen, die haben vielleicht keine. Wie kann man sich da
gegenseitig unterstützen? Das Thema vernetztes Arbeiten auch über
die Abteilungsgrenzen hinaus finde ich auch ganz wichtig. Wer
könnte vielleicht zukünftig noch unterstützen im Customer
Service, in Zeiten, wo es knapp ist von meinen eigenen
Mitarbeitern? Und auch das Thema: Wir spielen gemeinsam, das
ganze Thema Gamification. Wir machen, keine Ahnung, Mario Kart
Runs, wir haben gemeinsame digitale Lunchpausen, digitale
Kaffeepausen, wo es um das Persönliches und Privates geht und
eben nicht um das Business. Das ist extrem wichtig, auf der
anderen Seite ist es wichtig, den Teams die Sicherheit zu geben:
"Ihr braucht nicht 24/7 anwesend sein", was die große Gefahr ist
in dem Thema Remote Leadership. Ich habe ständig ein schlechtes
Gewissen, dass ich vielleicht gerade nicht erreichbar bin, wenn
mich mein Kollege angeschrieben hat. Dafür bin ich aber
vielleicht zu einer anderen Zeit erreichbar. Also diese
Sicherheit im Team zu geben vom Leader: "Hey, es ist okay. Wir
müssen nur wissen, wann wer verfügbar ist", das heißt, es gibt
jetzt viel klarere Strukturen: Wer übernimmt welche Aufgabe mit
welchen Fähigkeiten, die er mitbringt? Wann ist wer verfügbar?
Wie kommunizieren wir miteinander? Also nicht E-Mail, sondern
vielleicht Slack oder andere Kommunikationskanäle, wo ich nach
Channeln sortiert die Information für alle zur gleichen Zeit
verfügbar mache. Und auch das ganze Thema Technik: Haben meine
Mitarbeitenden die richtige Technik zu Hause? Gibt es jederzeit
einen Ansprechpartner, den ich als Leader organisiert habe?
Nichts ist schlimmer, wenn ich im Kundengespräch bin und mein
Telefonat streikt oder meine technische Anbindung funktioniert
nicht. Das heißt, ich muss jederzeit sicherstellen, dass
technischer Support und eine technische Verfügbarkeit da ist und
jederzeit auch fachlicher Support da ist. Nichts ist auch
unangenehmer, wenn ich mit dem Kunden spreche, und ich kann ihm
keine Antwort geben, weil ich die Zugänge nicht habe oder weil
ich das Wissen nicht habe. Das heißt, die Themen: Arbeitszeiten,
Rollen, Verantwortlichkeiten und Technik Set-up liefern
Sicherheit und Vertrauen und das ist auch eine wichtige Aufgabe
eines Leaders heutzutage, neben der privaten Komponente, die
jetzt viel mehr in den Mittelpunkt gerückt ist.
Michael Kästner: Mich hat jetzt besonders
mitgenommen, sich viel aktiver und auch geplant um die
Bedürfnisse der Mitarbeiter zu kümmern. Jetzt mal vom Business
weg hin zum Privaten, was man machen kann, dass man als Leader
genau im Kopf hat: Was ist denn mein Mitarbeiter für ein Typ von
Mensch? Was sind seine Stärken? Was sind seine Schwächen? Ist es
ihm wichtiger, Smalltalk zu machen und über seine Family zu reden
oder ist es ihm vielleicht nicht wichtig? Kommt er lieber auf
mich zu, wenn er ein Problem hat? Es ist wichtig, sein Team
besser kennenzulernen und zu wissen, mit wem man zusammenarbeitet
und wen man überhaupt führt, dass Dinge wie Wissensmanagement
einfach funktionieren müssen, dass das Team empowered sein muss,
seine Arbeit überhaupt machen zu können und dass nicht
irgendetwas nicht funktioniert und es dann am Ende heißt: "Warum
werden die Ziele nicht erreicht?" Dabei kann das Team die Ziele
überhaupt nicht erreichen, weil es gar nicht die Möglichkeiten
dazu hat, die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt zu
erhalten oder weil es nicht mit der richtigen Technik
ausgestattet ist. Das ist natürlich die absolute Grundlage, damit
das Team effektiv arbeiten kann.
Anika Tannebaum: Ein wichtiger Aspekt ist
hierbei noch das Thema Fragen stellen. Für mich als Führungskraft
ist es extrem wichtig, Fragen zu stellen: Wo stehst du gerade mit
der Aufgabe? Wie gut bist du vorangekommen? Welche Erkenntnis
hattest du, dass du diesen Weg eingeschlagen bist? Welche
Alternativen gibt es noch? Wo brauchst du gezielt Unterstützung
von mir oder von einem anderen Teammitglied, damit du die Aufgabe
optimieren kannst oder noch besser erfüllen kannst? Dieses Thema
Fragen stellen ist extrem wichtig, denn viele Leader neigen dazu,
selbst schon zu interpretieren: "Der kann das, der kann das
nicht", und nehmen sich damit die Chance, die Menschen wirklich
kennenzulernen, indem sie diese Fragen nicht stellen, weil sie
denken, sie wissen die Antwort schon.
Michael Kästner: Du hast jetzt ganz oft das
Thema Feedback-Kultur angesprochen und dass man wirklich Fehler
als Möglichkeit, als Opportunity betrachtet, um zu lernen und
besser zu werden. Erst einmal kann man natürlich als Leader das
Ganze vorleben und selbst diese Einstellung vertreten, aber wie
baut man da eine Teamkultur auf und wie bringt man auch sein Team
dazu, mehr so zu denken, denn Angst vor Fehlern zu haben oder
Angst, dass nur gesagt wird: "Im Unternehmen ist es okay, Fehler
zu machen", aber es ist am Ende doch nicht in Ordnung, das ist ja
ganz präsent, dass Menschen Angst davor haben. Wie kann man eine
Feedback-Kultur besser aufbauen und das Denken ändern?
Anika Tannebaum: Sehr gute Frage, danke Michael.
Wichtig ist erst einmal: Menschen lernen aus Referenzerfahrungen.
Wenn ich also sage: "Wir haben eine tolle Feedback-Kultur und
Fehler sind super", dann passiert ein Fehler und das Team
bemerkt, wie die Führungskraft mit dem Fehler umgeht, was
vielleicht suboptimal ist, dann ist die Referenzerfahrung einmal
drin und dann kann ich erzählen: "Wir haben eine tolle
Fehlerkultur", es wird nicht mehr ankommen. Das heißt, das
Wichtigste ist: Wie verhalte ich mich selber in Situationen, wo
Fehler passieren? Ich habe früher Workshops gemacht mit meinen
Teams und jetzt mache ich die auch mit meinen Kunden, einer heißt
z.B.: Celebrate your Mistakes. Aus meiner eigenen Erfahrung
geplaudert: Wenn ich neue Teams übernommen habe im Customer
Service und die kannten mich ja noch nicht, dann ist auch eines
der ersten Themen, die ich immer mit erwähnt habe: "Ich feiere
eure Fehler. Wenn ihr Fehler macht, dann ist es wichtig, denn ihr
probiert Dinge abseits vom Standard." Natürlich habe ich auch
hinzugefügt: "Wenn wir jetzt den gesamten Code einer Company
Webseite ändern und löschen, dann ist das nichts zum Feiern", ich
meine die Fehler, die im Rahmen sind, weil wir einfach mal etwas
Neues ausprobieren und ich meine auch einfach mal machen. Wir
verschwenden oftmals viel zu viel Zeit, uns zwei, drei, vier
Monate in ein Büro zurückzuziehen und an einem perfekten Projekt
zu arbeiten. Dann kommen wir wieder und merken: Die Welt hat sich
in der Zwischenzeit so weitergedreht, wir brauchen dieses neue
Projekt gar nicht mehr. Wie stelle ich sicher, dass ich mit
Fehlern gut umgehe und wie lebe ich das Thema vor? Fehler sind
eine Chance zur Weiterentwicklung. Die meisten
Weiterentwicklungen sind aus Fehlern passiert, das wissen wir
alle. Das heißt, das ist etwas, woran sich die Menschen
orientieren können: "Ah ja, okay", was bedeutet es noch, wenn ich
einen Fehler mache? Es geht darum: Wie gehe ich mit diesem Fehler
um bzw. wie behandle ich diese Person? Ganz wichtig. Aus meiner
Sicht ist es sehr förderlich, wenn ich den Fehler von der Person
trenne. Nicht die Person hat jetzt den Fehler begangen und ist
vielleicht nicht in der Lage, sondern es war ein Verhalten und
ich stelle die Frage: "Interessant, wie bist du zu diesem Aspekt
gekommen? Erklär mir doch mal deinen Werdegang, wie du dich
entschieden hast, diesen Weg zu gehen?", dann sagt er mir: "Okay,
ich habe das und das gemacht", "Okay, welche Grundlagen, welche
Erkenntnisse hast du dir zur Hilfe genommen, um zu sehen, dass
dieser Weg der optimale ist? Welche anderen Wege hättest du zur
Auswahl gehabt, wenn du dir jetzt das Ergebnis anschaust? Wie
würdest du dich entscheiden mit den Erkenntnissen, die du aus
dieser Aufgabe heraus gewonnen hast? Welche neuen Möglichkeiten
ergeben sich für dich daraus, den Weg weiterzugehen? Wie
entscheidest du dich jetzt?" Das sind jetzt einfach mal Fragen,
aus der Praxis gesprochen, mit denen ich vorangehen würde und
auch, mit denen ich vorangegangen bin, um herauszufinden: "Ah,
okay, der Mensch hat die Entscheidung auf Grund X, Y und Z
getroffen. Vielleicht ist da auch noch ein bisschen Sand im
Getriebe bei uns, denn er hätte auf gar keine andere Erkenntnis
kommen können, weil es so klar ist, dass man nur diesen Weg
geht." Das heißt, auch für mich als Leader sind unfassbar viele
gute Erkenntnisse und Möglichkeiten der Weiterentwicklung und
Optimierung in dieser Fragestellung enthalten. Gleichzeitig kann
ich dann auch sagen "Okay, ich verstehe, wie du dich entschieden
hast. Aus wirtschaftlicher Sicht, aus operativer Sicht oder aus
Kundenzufriedenheits-Sicht ist das jetzt nicht der optimale Weg
gewesen. Das heißt, lass uns jetzt mal die Richtung wechseln.
Jetzt sind wir drei Schritte nach links gelaufen, lass uns jetzt
einfach mal ein bisschen mehr in Richtung rechts laufen und
schauen, was passiert." Also auch das Thema: Testen, testen,
testen, Feedback einsammeln, neu ausrichten, testen, testen,
testen, Feedback einsammeln, neuen Weg gehen, wenn man das macht,
haben die Menschen im Team keine Angst davor, Fehler zu machen.
Sie lernen, dass es immer mehrere Alternativen gibt, sie lernen
sich selbst zu hinterfragen und stoßen in den meisten Fällen auch
auf neue Innovationen, die nicht nur diese eine Aufgabe
voranbringen, sondern vielleicht auch die gesamte Struktur der
Abteilung.
Michael Kästner: Mir hat besonders gut gefallen,
dass du wirklich den Mitarbeitern die Fragen stellst und die
Mitarbeiter selbst auf die Lösung kommen lässt und nicht sagst:
"Das ist falsch, das ist richtig gelaufen", sondern anhand von
Fragen den Mitarbeiter selbst zur Lösung führst. Wenn man selber
darauf kommt oder denkt, es wäre die eigene Idee, dann vergisst
man das auch nicht. Wenn mir jemand etwas sagt, dann - schön.
Aber wenn ich selber darauf gekommen bin und ich verstehe: "Ah
okay, das macht Sinn", dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich
mich anders verhalte, viel größer. Einen wichtigen Punkt habe ich
noch. Du hast gesagt, im Homeoffice ist die absolute Grundlage,
in dieses Vertrauen zu kommen, also dass Trust die Basis von
allem ist, nicht nur im Homeoffice, aber dass es da auch
besonders wichtig ist. Ich kann mir vorstellen, dass es vielen
Führungskräften schwerfällt, weil sie Angst haben, wenn sie den
Mitarbeitern freie Hand lassen, dass dann alles drunter und
drüber geht und nicht mehr so funktioniert. Deshalb einmal die
Frage: Wie komme ich von der Angst vor Kontrollverlust in das
Vertrauen?
Anika Tannebaum: Da habe ich auf jeden Fall ein
schönes YouTube-Video zu gedreht: Angst vor Kontrollverlust. Das
kann man sich gerne im Nachgang mal angucken, da sind ein paar
interessante Themen bei. Zum Thema "Angst vor Kontrollverlust"
sollte ich mir in allererster Linie selber die Frage stellen:
Weshalb habe ich Angst? Das sagt ja etwas über mich aus. Weshalb
habe ich Angst? Es sind ja meine Mitarbeiter und meine Teams.
Woher kommt dieses mangelnde Vertrauen, was ich ja scheinbar
nicht habe, wenn ich Angst verspüre. Der Weg der
Weiterentwicklung geht aus meiner Sicht immer durch die Angst
hindurch. Das heißt, Vertrauen aufzubauen bedeutet, den Menschen
zu kennen: Was braucht der, um sich sicher zu fühlen? Das geht
ein bisschen in Richtung der privaten Einblicke. Wenn ich
Mitarbeiter habe, die jetzt Homeschooling zu Hause haben und die
nicht wissen, wie sie das überhaupt gemeinsam bewerkstelligen
sollen mit dem Homeschooling und dem Job, dass ich dieses
Bedürfnis meines Mitarbeiters erkenne und mit ihm eine Lösung
dafür finde. Das gibt schon mal Sicherheit - und auch das Thema
Wertschätzung. Das andere Thema, wenn die Menschen jetzt machen,
was sie wollen, wie du es so schön gesagt hast. Das ist meine
Aufgabe, für eine klare Struktur zu sorgen. Manche Leute mögen
es, auf der grünen Wiese zu arbeiten, dazu gehöre ich zum
Beispiel. Andere Leute mögen es, wenn sie keine grüne Wiese
haben, sondern sie haben da schon einen Gartenzaun drum und da
liegt vielleicht schon die Bodenplatte. Dann sind sie in einer
Sicherheit, die ihnen mehr liegt und das ist auch völlig in
Ordnung, denn jeder hat unterschiedliche Bedürfnisse. Diese Angst
vor Kontrollverlust heißt, ich kann meine Angst nur überwinden,
indem ich es ausprobiere. Konkret heißt das, ich spreche mit
Michael: "Mensch, lieber Michael, die Aufgabe hätte ich jetzt für
dich. Wie wohl fühlst du dich mit dieser Aufgabe?" Dann nehmen
wir mal an, du sagst: "Ich bin mir ein bisschen unsicher." "Okay,
was brauchst du, um dich sicherer zu fühlen?" "Naja, ich bräuchte
jemanden, den ich ab und zu fragen kann." "Ah, okay. Wer könnte
das sein?" "Okay, der Klaus." "Gut, wir werden mit dem Klaus
sprechen, dass er vielleicht dein fachlicher Ansprechpartner ist,
dein Sparringspartner, wenn du nicht weiter kommst an dieser
Aufgabe. Bis wann kannst du diese Aufgabe erledigen? Klare
Deadlines. Okay, Welche technische Unterstützung brauchst du noch
dafür?" "Gar keine." "Okay, was habe ich vielleicht vergessen zu
fragen, was aber wichtig für dich ist beim Erledigen der
Aufgabe?" "Naja, ich bräuchte am Tag nochmal zwei Stunden Luft,
weil ich da mein Kind aus dem Kindergarten abhole." "Ah, okay.
Von wann bis wann ist das?" Dann schreiben wir das auf. Der
Michael braucht das, er hat die Aufgabe, er möchte die Aufgabe
gerne machen, er braucht aber auch noch einen Sparringspartner.
Ich kümmere mich um ihn als Leader, wir haben eine Deadline
festgelegt, er hat die technische Unterstützung und ich sage zu
ihm: "Michael, wenn irgendetwas ist, du kannst mich jederzeit
über Slack anschreiben. Wenn ich nicht direkt antworte, bin ich
gerade in einem Termin. Aber ich melde mich auf jeden Fall
zurück, damit wir sicherstellen, dass du deine Antworten
bekommst." Damit habe ich erst einmal ein gutes Setting
geschaffen. So mache ich es natürlich auch mit allen meinen
Mitarbeitern. Das heißt, ich als Leader mache mir zum Beispiel
auch selbst Notizen, wie früher im Hotel. Der Gast mag Rotwein,
der mag das Zimmer mit Meerblick, der möchte gerne ein ruhiges
Zimmer im Erdgeschoss, so schreib ich es mir jetzt auch auf: Der
hat Familie, der hat etwas mit der Oma, der hat sich gerade neues
Auto gekauft, der will in den Urlaub fahren. Alle diese Themen
habe ich für mich klar aufgeschrieben bzw. habe sie dann
irgendwann verinnerlicht und gehe somit individuell auf die
Bedürfnisse meines Mitarbeitenden ein. Ich erwarte ja auch von
meinem Mitarbeitenden, von meinen Teams im Kundenservice, dass
sie die Bedürfnisse der Kunden erkennen. Wie kann ich das besser
vorleben als ihnen zu zeigen, was es bedeutet, das Bedürfnis zu
erkennen bei eigenen Mitarbeitern. Wenn es dann um das Thema
geht, dass wir uns zur Deadline treffen und der Michael mir
vorstellen darf, was er bereits erreicht hat, wie weit er
gekommen ist, dann begleite ihn in dieser Phase und zeige auch
nochmal, wie wichtig mir das ist, dass er den privaten Bereich
für sich auch gut geregelt bekommt, denn Privat und Beruf
vernetzen sich immer mehr. Das heißt, ich gebe ihm auch
Sicherheit, dass ich das ernst meine, denn ich setze es auch um.
Auf der anderen Seite erwarte ich dann auch, dass der Michael die
Aufgabe erledigt hat bis zum Tag der Deadline oder mir vorher
nochmal die Information gibt: "Du Anika, ich schaffe es leider
nicht, das und das ist dazwischengekommen. Könnten wir das
nochmal schieben oder wie wichtig ist die Angelegenheit?", damit
ich in der Lage bin, auch noch zu handeln. Alle diese Themen
gehen in die Richtung Vertrauen, klare Absprache, Transparenz,
Involvieren der Mitarbeiter und Empathie und das, begleitet von
dem Thema Empowerment, liefert letztendlich die Grundbasis zum
Vertrauen.
Michael Kästner: Jetzt fühle ich mich, als hätte
ich eine Deadline, weil du gerade mich als Beispiel genommen
hast, schick mir danach die E-Mail, ich mach das.
Anika Tannebaum: Alles klar. Schau mal, du bist
schon hochmotiviert. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit,
Michael. Das wird großartig.
Michael Kästner: Perfekt. Mir hat besonders gut
gefallen, dass du jetzt schon ein praktisches Beispiel gemacht
hast, wir sind wirklich in die Praxis gegangen, wie du das auch
mit einem Mitarbeiter gemeinsam machen würdest, Stichwort
gemeinsam, wie du die Fragen stellst und es ausarbeitest. Ich
denke, anhand so eines praktischen Beispiels erkennt man immer am
besten: Was macht die Anika anders als ich? Was kann ich davon
übernehmen? Vielleicht merkt man: Okay, die spricht ganz anders
mit den Leuten, die stellt ganz andere Fragen. Da konnten jetzt,
denke ich, schon sehr viele Zuhörer einiges mitnehmen, was sie
direkt bei sich praktisch integrieren können, um bessere Leader
zu werden, um ihre Teams besser und effektiver zu führen und
damit auch alles digital besser funktioniert. Das YouTube-Video
würde ich einfach bei uns mit in den Shownotes verlinken, damit
sich derjenige, der tiefer in das Thema einsteigen möchte, das
Ganze anschauen kann.
Anika Tannebaum: Genau. Gerne.
Michael Kästner: Es waren heute so viele
interessante Sachen drin, über die wir gesprochen haben.
Anika Tannebaum: Sehr schön.
Michael Kästner: Aber Vertrauen und Empathie als
Stichwort und auch der Aufbau einer Feedback-Kultur, in der man
gegenseitig von seinen Fehlern lernt und auch, ganz wichtig, die
Bedürfnisse seines Teams genau zu kennen, genau zu wissen, mit
wem man zusammenarbeitet und dementsprechend auf die Leute
einzugehen. So können wir bessere Leader werden und das Ganze
auch noch besser machen, um unsere Remote Teams zu managen, um
das Ganze noch mal zusammenzufassen.
Anika Tannebaum: Ja genau. Ich sage auch gerne:
Nichts ist in der Theorie so einfach wie die Praxis. Man muss
einfach in die Praxis kommen und da helfe ich meinen Kunden, weil
ich die große Ehre hatte, in wirklich tollen Unternehmen arbeiten
zu dürfen und auch jetzt wieder mit tollen Kunden arbeiten zu
dürfen. Ich kann jedem versichern: Es ist erlernbar, es lohnt
sich, Führung darf Spaß machen und macht sogar auch Spaß, wenn
man sich selbst nicht zu wichtig nimmt. Ich glaube, das eigene
Ego darf man auch gerne mal vor der Tür lassen, denn es geht ja
darum, dass wir die Teams befähigen wollen. Ich sage auch gerne:
Vom Leuchtturmwissen zur Schwarmintelligenz. Ich habe so viele
fähige Menschen in meinen Teams und Teams gewinnen
Meisterschaften. Das ist im Team nochmal ganz anders möglich als
bei einem alleinigen Wettstreiter. Dieses Thema, das Team in den
Vordergrund zu rücken und meine Menschen zu befähigen, damit
komme ich in die Lage, nicht nur die Unternehmenskultur, sondern
auch das Image vom Unternehmen zum Kunden zu gestalten. Ich sage
auch: Wir Leader sind Gestalter der Unternehmenskultur, aber auch
der Wahrnehmung des Kunden. Ich finde, es gibt nichts Schöneres,
als begeisterte Kunden zu haben, begeisterte Teams und ein
florierendes und wachsendes Business. Das heißt in jedem Fall: Es
lohnt sich. Jeder sollte da investieren, der Lust auf den Umgang
mit und die Entwicklung von Menschen hat. Es ist einfach eine
unheimliche Ehre, mit Menschen arbeiten zu dürfen und diese auch
zu entwickeln und nach vorne zu bringen.
Michael Kästner: Super! Vielen Dank Anika, dass
du heute hier warst.
Anika Tannebaum: Sehr gerne, Michael.
Michael Kästner: Es hat mir sehr viel Spaß
gemacht und ich denke, wir konnten alle eine Menge lernen, alle,
die den Podcast anhören.
Anika Tannebaum: Wunderbar. Also vielen Dank
nochmal für die Einladung. Freut mich sehr.
Michael Kästner: Vielen Dank für das Einschalten
bei "Better Call Service". Vernetze dich gerne mit Anika auf
LinkedIn, den Link dazu findest du in den Shownotes. Wenn dir die
Folge gefallen hat, abonniere den Podcast, damit du zukünftig
keine Folge mehr verpasst und hinterlasse uns gerne eine
Bewertung auf dem Streamingdienst deiner Wahl. Bis zum nächsten
Mal bei "Better Call Service".
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13.04.2021
33 Minuten
Musstest du dir schon mal anhören Kundenkontakt sei zu teuer?
Bist ständigem Druck ausgesetzt die Qualität zu erhöhen und
Kosten zu senken?
Heute erklärt uns Miriam Drabas, die Leiterin des DTAD
Kundenservice, wie der DTAD den Kundenkontakt im Kundenservice
dafür nutzt, seine Kunden langfristig zu binden und was die
Schlüsselfaktoren für exzellenten Service sind.
Du erfährst...
1) … Wie sich Kundenanfragen in den letzten 6 Jahren entwickelt
haben.
2) … Was der Kunde vom Kundenservice im B2B UND B2C Bereich
erwartet.
3) … Wie toller Service über die Abteilung Kundenservice hinaus
funktioniert.
4) … Wie du automatisch ein Produkt entwickelst, das Kunden
lieben.
5) … Welche Einstellung notwendig ist, um erfolgreich kundennahe
Produkte zu entwickeln.
„Better Call Service“ ist ein Podcast der DuMont Process GmbH:
Unsere Mission ist es, Unternehmern und Customer Service
Führungskräften zu helfen, den Kundenservice zu verbessern, damit
Kunden zu loyalen Fans werden, mehr Geld ausgeben, länger bleiben
und so, den Customer Lifetime Value zu erhöhen.
Wenn du deinen Kundenservice verbessern und deine Kunden
nicht verlieren willst, hör dir den Better Call Service Podcast
an!
Lerne die besten Taktiken, Tipps und Tricks von führenden
Customer Service Experten und wie du sie in deinem Unternehmen
anwendest.
Die DuMont Process GmbH ist ein Call- und Contact Center aus
Berlin Mitte, das verschiedene Projekte im Customer Service und
Vertrieb im In- und Outbound abbildet. Wir helfen Unternehmen die
Customer Experience zu verbessern, indem wir die Qualität im
Kundenservice überprüfen, Verbesserungsvorschläge machen,
Softwarelösungen entwickeln und Weiterbildungen für Mitarbeiter
anbieten oder den kompletten Kundenservice als Outsourcing
Dienstleister übernehmen.
Website: https://dumont-process.de/
__________________________
PERSONEN
Moderation: Michael Kästner, Marketing & Sales, DuMont
Process GmbH —
https://www.linkedin.com/in/michael-k%C3%A4stner-42437b194/
Gast: Miriam Drabas, Leiterin Kundenservice, DTAD —
https://www.linkedin.com/in/miriam-drabas-638857186/
__________________________
WICHTIGE LINKS
DTAD Website:
https://www.dtad.com/de
DTAD Blog:
https://www.dtad.com/de/blog
DTAD LinkedIn:
https://www.linkedin.com/company/workxl-ag-dtad---deutscher-auftragsdienst/
__________________________
KAPITEL
[00:03:21] So haben sich Kundenanfragen in den
letzten 6 Jahren entwickelt.
[00:05:34] Wenn dein Kundenservice ein Problem nicht sofort lösen
kann, mache das
[00:08:38] Der Schlüssel um das Kundenvertrauen zu gewinnen
[00:09:48] Mache das, wenn du ein Problem für deine Kunden nicht
lösen kannst
[00:11:23] So funktioniert Service im Unternehmen über die
Abteilung Kundenservice hinaus
[00:13:34] Das erwartet der Kunde vom Kundenservice im B2B und
B2C Bereich
[00:18:42] So entwickelst du automatisch ein Produkt, dass Kunden
lieben
[00:25:24] Diese Einstellung ist notwendig, um erfolgreich
kundennahe Produkte zu entwickeln
[00:30:17] Das stört Kunden am stärksten im Kundenservice
__________________________
TRANSKRIPT
Miriam Drabas: Auch wenn wir mal im Unternehmen
Mitarbeiter-Engpässe haben, ist eine Hands-on Mentalität ganz
wichtig, sodass jeder bereit ist, ob man jetzt in der Abteilung
arbeitet oder nicht, im Zweifel für den Kunden da zu sein und
auch mal das Telefon zu bedienen. Das kann bei uns tatsächlich
jeder - vom Praktikanten bis zur Geschäftsführung, wenn es
erforderlich ist. Da scheut sich niemand, an vorderster Front
mitzuarbeiten.
Michael Kästner: Mein Name ist Michael Kästner
und ich hoste den Podcast für die DuMont Process GmbH, die DuMont
Process GmbH ist ein Call- und Contact Center aus Berlin-Mitte,
das verschiedene Projekte im Customer Service und Vertrieb im In-
und Outbound abbildet. Wir helfen Unternehmen, die
Costumer-Experience zu verbessern, indem wir die Qualität im
Kundenservice überprüfen, Verbesserungsvorschläge machen,
Software-Lösungen entwickeln und Weiterbildungen für Mitarbeiter
anbieten oder den kompletten Kundenservice als
Outsourcing-Dienstleister übernehmen. In unserem Podcast "Better
Call Service" helfen wir Unternehmern und Customer Service
Führungskräften, den Kundenservice zu verbessern, damit Kunden
länger bleiben und zu loyalen Fans werden, um so den Costumer
Lifetime Value zu erhöhen. In Experteninterviews lernst du die
Denkweisen, besten Strategien, Taktiken und Tipps von
erfolgreichen Customer Service Führungskräften und wie du sie in
deinem Unternehmen anwendest. Heute habe ich Miriam Drabas zu
Gast. Miriam ist die Leiterin des Kundenservice beim DTAD. Sie
erzählt euch gleich mehr dazu, wer sie ist und was der DTAD genau
macht. Unter anderem sprechen wir heute darüber, wie der DTAD den
Kundendialog effektiv dafür nutzt, das beste Produkt zu
entwickeln, seine Kunden glücklich zu machen und langfristig zu
binden, über die unterschiedlichen Anforderungen an den
Kundenservice im B2B-Bereich im Vergleich zum B2C-Bereich und
Best Practices im Kundenservice des DTAD, die dafür sorgen, dass
die Kunden den DTAD lieben. Los geht's. Hallo Miriam, schön, dass
es geklappt hat. Schön, dass du heute hier bist.
Miriam Drabas: Hallo Michael, ja schön, dass ihr
mich eingeladen habt.
Michael Kästner: Sehr gerne. Ich bin schon
gespannt, was du uns heute zu erzählen hast. Könntest du dich
einmal für unsere Zuhörer vorstellen, damit die auch wissen, wer
du bist. Wer bist du? Was machst du? Was ist der DTAD? Und wie
bist du zu dem gekommen, was du jetzt aktuell machst?
Miriam Drabas: Mein Name ist Miriam Drabas. Ich
bin seit 2014 in Berlin und auch seit 2014 beim DTAD. Ich leite
aktuell den Kundenservice. Und für die Leute, die den DTAD
vielleicht noch nicht kennen: Wir bieten ein Tool namens DTAD 360
an, was ganzheitliche Vertriebsprozesse unterstützen kann, um zum
Beispiel die Akquise Erfolge in Unternehmen noch mehr zu pushen
und auch die Auftragsrecherche ein Stück weiter zu
automatisieren. Und dazu bringen wir natürlich schon die Leads
mit, was das Coole beim DTAD 360 ist. Also wir bringen schon
öffentliche Ausschreibungs-Information oder auch gewerbliche
Bauvorhaben Information mit, die die Kunden dann auf unserer
Plattform finden können.
Michael Kästner: Genau, und deswegen habe ich
dich und auch den DTAD ausgesucht. Ihr habt ja eine
Produktentwicklung, die einfach sehr sehr nah am Kunden ist und
arbeitet auch sehr eng mit dem Kunden zusammen. Da kommen wir
gleich noch drauf zurück. Ich habe gesehen, dass du ja jetzt
schon seit über 6 Jahren beim DTAD bist. Welche Entwicklungen
hast du in den letzten Jahren beim DTAD miterlebt?
Miriam Drabas: Ich bin wie gesagt seit 2014 beim
DTAD im Kundenservice tätig. Ich habe als Kundenservice
Mitarbeiter angefangen und durfte 2018 die Leitung vom
Kundenservice übernehmen. Die Entwicklung ist ganz spannend
gewesen. Vor sechs Jahren hatten wir noch viel, viel mehr Inbound
Telefonie als das heute der Fall ist. Das heißt nicht, dass wir
heute weniger Kontakt zum Kunden haben. Aber die Digitalisierung
merken wir auch in der Kundenkommunikation ganz deutlich. Es
werden viel häufiger E-Mails als Kommunikationsmittel gewählt und
mittlerweile bieten wir natürlich auch eine Chat Funktion an, die
sehr, sehr gerne genutzt wird, um schnell kleinere Fragen
beantwortet zu bekommen. Und genau das ist auf jeden Fall eine
Entwicklung, die man in den letzten Jahren deutlich sehen konnte.
Nichtsdestotrotz pflegen wir natürlich auch weiterhin telefonisch
den Kontakt mit unseren Kunden, weil es bei vielen Dingen
natürlich eher Sinn macht sich direkt auszutauschen als
schriftlich zu kommunizieren. Aber ich denke, dass gerade
hinsichtlich der Homeoffice-Thematik und durch die Verschiebung
der Arbeitszeiten, viele Kunden gerne die Möglichkeit nutzen,
gerade wenn sie dann spät abends arbeiten, ihr Anliegen
schriftlich loszuwerden.
Michael Kästner: Das heißt, dass eine
Entwicklung ist, und darüber haben wir auch schon in vergangenen
Folgen gesprochen, dass jetzt im Kundenservice und auch im B2B
Bereich andere Kommunikationswege genutzt werden und dass es
wichtiger wird, den Kunden verschiedene Möglichkeiten der
Kommunikation anzubieten, damit es eben besser in deren Alltag
passt. Also diese Entwicklung habt ihr in den letzten Jahren
beobachtet?
Miriam Drabas: Genau. Der Kunde hat die Wahl,
welches Kommunikationsmittel er gerne nutzen möchte, um an uns
heranzutreten.
Michael Kästner: Perfekt. Das ist auf jeden Fall
ein sehr wichtiger Punkt. Du hast ja mit Sicherheit auch eine
starke persönliche Entwicklung mitgemacht, angefangen als Service
Mitarbeiterin bis hin zur Führungskraft, die den Kundenservice
bei euch leitet. Was waren deine größten Lernerfahrungen in der
Zeit?
Miriam Drabas: Ich glaube, dass man, wenn man im
Kundenservice arbeitet, wahrscheinlich von vornherein schon so
eine Empathie für den Kunden und sein Anliegen hat. Was man
definitiv lernt ist, dass man gar nicht immer umgehend das
Anliegen des Kunden perfekt beantworten können muss. Ich glaube,
dass es für den Kunden viel wichtiger ist sein Anliegen oder sein
Problem zu äußern. Wenn man nicht direkt antworten kann oder es
bearbeiten kann, ist das gar nicht so wichtig. Der Kunde muss
merken: Ich habe das jetzt platziert, das kann ich jetzt erst
einmal aus meinem Kopf streichen und der DTAD kümmert sich darum,
dass ich ein Feedback bekomme, oder einen Lösungsvorschlag für
mein Problem. Dass der Kunde das erstmal aus seiner ToDo-Liste
streichen kann und das Feedback des Gegenübers abwarten kann, ist
ganz, ganz wichtig für einen für einen guten Kundenservice.
Michael Kästner: Glaubst du, dass das allein für
den B2B- Kundenservice gilt? Und glaubst du, dass es im B2C
Bereich wirklich sofort um ein Problem geht, oder geht es auch
darum, dass der Servicemitarbeiter ein Vertrauensverhältnis
aufbauen kann? Beispiel: der Kunde kommt mit einem Problem. Der
Servicemitarbeiter fasst das Problem dann in eigenen Worten
nochmal zusammen, sodass der Kunde versteht, dass sein Problem
auch wirklich verstanden und begriffen worden ist. Und das
errweckt in dem Kunden das Vertrauen, dass der Mitarbeiter das
lösen kann. Oder was ist deiner Meinung nach die Fähigkeit, die
der Mitarbeiter braucht, damit der Kunde am Ende sagen: "Ich
vertraue dem Mitarbeiter mein Problem an?" Ich glaube nämlich,
dass Vertrauen da der Schlüssel ist. Irgendwie muss man es
schaffen, in dem Gespräch so zu reagieren, dass der Kunde sagt:
"Okay, ich vertraue dem Mitarbeiter, dass der das eben auch lösen
kann." Was siehst du da vielleicht bei Mitarbeitern in deinem
Team?
Miriam Drabas: Also ganz zu Anfang hast du
gefragt, ob ich glaube, dass es einen Unterschied zwischen Kunden
im privaten Bereich und Firmenkunden gibt. In dem Bereich, glaube
ich, unterscheidet sich das gar nicht so doll, denn du sprichst
ja trotzdem, ob die Person jetzt gerade für ein Unternehmen tätig
ist, oder nicht, mit einem Menschen, der für den Kundenservice im
Mittelpunkt steht, unabhängig davon, ob er sein Problem gerade
persönlich oder auf Unternehmensebene hat. Er möchte ja Hilfe, er
möchte Support, er möchte vielleicht auch einen Lösungsvorschlag
haben. Dann ist es wichtig Vertrauen zu zeigen und vor allem zu
zeigen, dass man das Problem oder das Anliegen verstanden hat.
Was aus meiner Sicht auch einen guten Kundenservice ausmacht ist,
dass man Verbindlichkeit schafft, so dass der Kunde, wenn er sein
Anliegen loswerden konnte und es platziert hat, weiß, dass er
darauf vertrauen kann, dass wir uns verbindlich dazu
zurückmelden. Er muss also nicht wieder erneut an uns herantreten
und das Problem schildern. Es ist okay zu sagen: "Das kläre ich
für Sie. Da hab ich jetzt ad hoc noch keine Lösung parat. Aber
ich melde mich heute Abend oder ich melde mich morgen dazu
zurück." Und wenn dieser Rückruf oder dieses Feedback dann auch
verbindlich stattfindet, schafft das natürlich dann auch für die
zukünftige Zusammenarbeit Vertrauen.
Michael Kästner: Okay. Also ihr macht es bei
euch konkret so, dass ihr immer einen Zeitpunkt mit an die Hand
gebt, zu welchem ihr euch auf jeden Fall meldet. Egal ob ihr es
schafft, das Problem bis dahin zu lösen oder auch nicht. Das
hängt ja sicher auch immer davon ab, was hinter dem Problem noch
alles dran hängt. Und zu dem angegebenen Zeitpunkt meldet ihr
euch bei dem Kunden. Und so schafft ihr dann auch die richtige
Erwartungshaltung und auch der Kunde baut Vertrauen auf, weil ihr
euch einfach an die Zusagen haltet, die ihr gebt.
Miriam Drabas: Genau. Wenn wir zusagen, dass wir
uns zu einem bestimmten Zeitpunkt nochmal zurückmelden, dann
machen wir das auch. Es kann natürlich mal vorkommen, dass ein
Problem oder ein Anliegen noch nicht geklärt werden konnte. Dann
ist es trotzdem umso wichtiger nochmal mit dem Kunden in Kontakt
zu treten und einen Zwischenstand mitzuteilen: "Wir sind da dran.
Wir haben sie hier nicht vergessen, wir arbeiten da weiter für
Sie dran." Und dann trotzdem halt ein Feedback, ein Zwischenstand
mitzuteilen.
Michael Kästner: Ich hatte diese Frage
eigentlich für später drin. Allerdings sind wir jetzt schon bei
einer Best Practice aus eurem Kundenservice, die ihr bei euch
verwendet und deswegen würde ich gerne direkt dazu übergehen. Was
sind denn andere Best Practices bei euch im Kundenservice, die
aus deiner Sicht sehr gut funktionieren und die du anderen
vielleicht auch ans ans Herz legen würdest?
Miriam Drabas: Ich glaube die Best Practices,
die man da ansprechen kann, die sind gar nicht so
außergewöhnlich. Man muss dem Kunden halt zuhören. Der Kunde
steht im Mittelpunkt, er hat ein Anliegen, das er uns mitteilen
möchte. Er möchte mit uns über irgendein Thema sprechen und hat
eine Frage zu irgendetwas. Und für uns aus dem Kundenservice gilt
es da halt erst mal zuzuhören und vielleicht auch nochmal
nachzufragen, um das Anliegen bestmöglicht zu verstehen. Das ist
meiner Ansicht nach ganz, ganz wichtig. Über die Verbindlichkeit
hab ich gerade schon gesprochen. Man sollte Zusagen, die man
trifft, auch einhalten und da auch immer Verbindlichkeit
aufbauen, ohne ein Feedback zu geben. Auch wenn wir mal Engpässe
im Unternehmen haben, was die Mitarbeiter betrifft, ist meiner
Ansicht nach so eine Hands-on-Mentalität ganz wichtig. Jeder
sollte dazu bereit sein für den Kunden da zu sein und auch mal
ans Telefon zu gehen, auch wenn man nicht in der Abteilung
arbeitet. Und das kann bei uns tatsächlich jeder. Vom
Praktikanten bis zur Geschäftsführung kann das jeder, wenn es
erforderlich ist. Da scheut sich niemand mit an vorderster Front
zu arbeiten. Und ich glaube, dass unsere Kunden das bei uns im
Hause auch sehr, sehr schätzen, dass wir als ganzes DTAD Team
bemüht sind, den Kunden glücklich zu machen und natürlich eine
lange und gute Zusammenarbeit mit unserem Kunden
aufzubauen.
Michael Kästner: Das ist etwas, was ich in
letzter Zeit immer wieder und immer häufiger gehört habe: Service
sei eine Haltung des kompletten Unternehmens und eben nicht nur
die einer Abteilung. Es geht also nicht nur um die Abteilung
Kundenservice, die diese Haltung haben sollte, sondern das
komplette Unternehmen sollte sie einnehmen. Und ich glaube, das
wird bei euch sehr gut umgesetzt. So etwas zeigt sich ja immer in
den Handlungen und nicht nur in dem, was man sagt. Und wenn da
wirklich jeder bereit ist zum Hörer zu greifen und zu
telefonieren, dann haben wir hier das beste Beispiel dafür, was
es bedeutet, wenn Service wirklich eine Haltung des gesamten
Unternehmens ist. Also ein sehr sehr gutes Beispiel. Und im DTAD
360 geht es ja wirklich darum Unternehmen zu helfen, mehr
Aufträge zu gewinnen oder eben auch Aufträge besser zu managen.
Wie glaubst du, unterscheiden sich die Anforderungen an den
Kundenservice im B2B-Bereich, in dem man mit Unternehmen
arbeitet, von den Anforderungen an die Mitarbeiter oder eben auch
die Erwartungen der Kunden?
Miriam Drabas: Da gibt es mit Sicherheit einige
Unterschiede. Im Kern ist es relativ einfach, dass alle Kunden
halt zu Recht einen guten Service erwarten. Ich meine, jeder von
uns kennt es wahrscheinlich aus dem Alltag, dass es nicht überall
immer groß geschrieben wird oder dass man manchmal auch an
Grenzen kommt, wenn man im privaten Bereich irgendwo Support
benötigt. Wie der Chatbot, der dir vielleicht zum dritten Mal
sagt, dass er dich nicht verstanden hat. Egal ob das B2B oder B2C
ist, der Kunde möchte verstanden werden. Und da ist es erst
einmal egal, ob du für dein Unternehmen sprichst oder für dich
persönlich. Aber natürlich gibt es auch Unterschiede. Im B2C
Bereich entscheide ich für mich selber. Ich habe mein
persönliches Anliegen. Im B2B Bereich entscheide ich nicht
unbedingt für mich selber, sondern muss gegebenenfalls auch noch
an oberer Stelle reporten, habe vielleicht auch noch einen Chef,
der mir die Frage weitergeleitet hat und ich muss mich um das
Problem kümmern und stehe da vielleicht auch unter Druck der
anderen Seite zeitnah widerzuspiegeln, dass ich mich gekümmert
habe. Das ist mit Sicherheit ein Unterschied, der den Kunden
antreibt, würde ich sagen. Es macht total Spaß im B2B Bereich.
Das ist in der Regel sehr professionell. Und dadurch, dass man
mit Unternehmen auch wirklich schon viele Jahre zusammenarbeitet,
haben wir zu vielen unserer Kunden mittlerweile auch eine sehr
enge Bindung. Wir wissen, was die möchten und wo der Fokus liegt.
Und das macht es natürlich einfacher, wenn man schon eine längere
Zeit zusammenarbeitet.
Michael Kästner: Du hast gesagt, dass der Kunde
generell verstanden werden möchte und dass das eine Gemeinsamkeit
ist. Da stimme ich dir auf jeden Fall zu. Was ich eben ergänzen
möchte ist, dass man als Mitarbeiter im B2B Bereich, um den
Kunden zu verstehen, ein anderes Skills-Set und andere
Fähigkeiten benötigt als jetzt eben im B2C Bereich. Und einen
Unterschied, den ihr bemerkt, hast du eben auch schon
angesprochen. Nämlich dass der Kunde, der anruft, womöglich noch
andere Einflussfaktoren wie z.B. den Chef hat, der auf ihn
einwirkt. Was würdest du bezüglich unterschiedlicher
Branchen sagen? Ist es für euch ein wichtiger Punkt, dass eure
Kunden in unterschiedlichen Branchen tätig sind? Kommen die
Erfahrungen für den Servicemitarbeiter in dem Bereich einfach mit
der Zeit? Wie bereitet ihr eure eure Mitarbeiter bestmöglich
darauf vor, mit Kunden aus unterschiedlichen Branchen in Kontakt
zu sein?
Miriam Drabas: Das stimmt. DTAD 360 ist ja ein
Vertriebs-Tool und somit nicht branchengesteuert. Wir haben an
Dienstleistungsunternehmen, die Marketing anbieten, von Tiefbau-
bis zu Hochbauunternehmen alles an Kundenbreite dabei, was
natürlich in der Einarbeitung von Mitarbeitern eine
Herausforderung ist. Jeder Kunde hat natürlich andere Bedürfnisse
und hat natürlich auch den Vorteil, dass er in seinem Gebiet ja
viel mehr Experte ist, als wir das sind. Das lernt man aber mit
der Zeit. Man lernt auch Fachbegriffe aus aus Branchen kennen,
die man vorher definitiv nicht kannte. Und deshalb dauert die
Einarbeitung mit Sicherheit ein bisschen länger. Aber wir möchten
unseren Kunden ja bei Vertriebsprozessen unterstützen und anhand
von Such-Profilen die Auftragsrecherche automatisieren. Und wenn
man verstanden hat, wie das System funktioniert, ist es am
Schluss gar nicht mehr so wichtig aus welcher Branche der Kunde
kommt. Wie gesagt, Expertise hat der Kunde sowieso viel mehr, als
der Dienstleister. Er weiß, was er bauen kann et cetera. Da
kriegen wir dann auch Input vom Kunden und unsere Aufgabe ist es
dann, das bestmöglich aufzuarbeiten. und diese automatisierte
Suche, die wir hinter unseren Such-Profilen haben, bestmöglich
für den Kunden einzustellen.
Michael Kästner: Also du würdest sagen, dass es
wichtig ist als Mitarbeiter die Sprache des Kunden zu sprechen.
Also auch Worte zu lernen, die in der Branche gesprochen werden.
Und wenn man dann in der Sprache des Kunden sprechen kann, also
auch Worte benutzen kann, die er in seiner Branche benutzt, dann
bestärkt das den Kunden, dass man ein gewisses Verständnis von
der Sache hat. Und man zeigt dadurch, dass man ihn in irgendeiner
Form versteht. Also das ist schon ein wichtiger Punkt. Das heißt
also eure Aufgabe im Kundenservice ist es vor allem die richtigen
Fragen an den Kunden zu stellen. Das ist eine Sache, die ich bei
euch in euren veröffentlichten Blogartikeln aber auch an dem
Relaunch eures Produktes stark beobachtet habe. Also kurz
für unsere Zuhörer: Der DTAD 360 hatte am 30.9. letzten Jahres
den Relaunch vom Produkt und die neuen Produkt Features wurden
wirklich sehr nah am Kunden entwickelt. Das heißt, es ging
wirklich darum, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Aber
das brauche ich euch nicht zu erzählen, sondern das kann Miriam
hier erzählen. Wie habt ihr das denn gemacht? Wie nutzt ihr die
Kundenstimme und den Kontakt zu eurem Kundenservice, um da dann
auch einen Mehrwert in anderen Abteilungen zu schaffen, zum
Beispiel in der Produktentwicklung oder vielleicht auch im
Marketing? Kannst du mir konkrete Features oder konkrete Cases
nennen? Wie bindet ihr eure Kunden in die Entwicklung mit
ein?
Miriam Drabas: Ja, ich glaube, der erste Step
bei uns im DTAD ist, dass wir im Ganzen DTAD Team super
zusammenarbeiten. Also die Abteilungen arbeiten nicht
abgeschirmt, auch wenn jeder seine festen Aufgaben und Bereiche
hat. Aber wir im Kundenservice oder auch der Vertrieb arbeiten
ganz eng mit unserem Produktmanagement zusammen. Das Schlimmste
was uns passieren könnte wäre, wenn wir beim DTAD uns ein schönes
neues Feature oder Produkt ausdenken würden und das würde aber
ganz am Bedarf des Kunden vorbeigehen. Das ist natürlich etwas,
was wir auf gar keinen Fall möchten. Und deswegen versuchen wir
unsere Kunden immer schon ganz früh in die Produktentwicklung mit
einzubinden. Das machen wir über verschiedene Wege. Zum einen
haben wir ein Innovationsmanagement. Wenn Kunden also Wünsche an
uns herantragen, wenn wir zuhören und vielleicht auch im Gespräch
mit dem Kunden gemeinsam entdecken: "Mensch, das wäre doch eine
super Idee. Das würde Sie doch weiterbringen, oder?" Oder der
Kunde sagt uns: "Wenn Sie das so bearbeiten würden und gleich
vielleicht anders verschieben würden, dann hätten Sie ein sehr
großen Zeitvorteil." Und diese Ideen von den Kunden sammeln wir
und geben die in unser Innovationsmanagement. Und das ist quasi
eine Task Force, die sich einmal im Monat zusammensetzt und alle
diese Ideen, die von Kunden mit eingebracht werden, nochmal
durchgeht und bewertet. Vielleicht haben wir an manchen Stellen
ja schon mal überlegt da was zu machen und haben jetzt nochmal
einen neuen Impuls vom Kunden bekommen. Manches ist vielleicht
auch schon in Bearbeitung. Wir versuchen alles mit
einzuschließen. Gerade jetzt mit unserem neuen DTAD 360 und dem
Feature DTAD CRM System, welches man auf unserem Tool mitnutzen
kann. Wir haben da ganz enge Kunden mit reingeholt und eine Art
Kunden Beirat gegründet. Das waren Unternehmen, die zum Teil
schon länger mit uns zusammenarbeiten, aber auch Neukunden. Da
haben wir einfach mal gefragt, ob die Kunden Zeit und Interesse
haben sich unsere neuen Ideen und Features, die wir gerade
entwickeln, anzuschauen. Ob wir mal Screens davon zeigen dürfen
und unsere Idee mal mit dem Kunden teilen können. Wir haben uns
da ganz starkes Feedback vom Kunden erhofft. Zum Glück hatten wir
auch so tolle Kunden, die das gemeinsam mit uns gemacht haben,
und dann auch ein Feedback gegeben haben. Im zweiten Step waren
das dann die ersten Kunden, die die Beta-Version ausgiebig testen
durften und uns dazu auch Feedback gegeben haben. Auch kritisches
Feedback wie Mängel, wo ihnen vielleicht noch etwas fehlt, und wo
das doch nicht so einfach zu bedienen war, wie wir uns das in der
Entwicklung gedacht haben. Und da sind wir im Kundenservice mit
dem Produktmanagement so eine Art Schnittstelle, die den Kontakt
herstellt und gerade bei unserem neuen DTAD CRM unsere Kunden
ganz, ganz eng mit einbindet und auffordert uns doch Feedback und
Ideen auch zu teilen.
Michael Kästner: Das finde ich auf jeden Fall
extrem toll. Einmal, weil es natürlich auch einen großen Mehrwert
für euch als Unternehmen schafft, weil ihr eben nicht Zeit und
Energie in Features verschwendet, die dem Kunden dann gar nichts
bringen, sondern es dann wirklich auch so gestaltet, wie der
Kunde das möchte. Und was ich da noch heraushöre ist, dass das
für den Kunden auch toll ist, weil er sich gehört und verstanden
fühlt, weil er mit Einfluss auf das Tool nehmen kann, was er eben
selber nutzt. Ist das etwas, wo ihr gemerkt habt, dass es dem
Kunden Spaß macht mit euch zusammenzuarbeiten und dadurch auch
nochmal die Kundenbindung und -zufriedenheit gestärkt wird?
Miriam Drabas: Ja, definitiv. Also das haben die
Kunden sehr geschätzt, dass wir auf sie zugekommen sind. Wir
haben sie natürlich nicht gezwungen. Es war ja alles auf
freiwilliger Basis. Und dass wir einfach gefragt: "Wir haben hier
einen Vorschlag. Wie siehst du das denn? Und möchtest du es
einfach mal ausprobieren, bevor das auf den Markt kommt? Du
kannst jetzt quasi noch Einfluss auf die Entwicklung nehmen." Das
fanden die Kunden natürlich total toll und das hat uns in der
Entwicklung natürlich auch viel gebracht. Aus Sicht des
Kundenservice finde ich es auch total toll, wenn man so eine enge
Beziehung mit dem Kunden aufbauen kann. Das ist ja auch in
Richtung Kundenbindung was ganz Tolles, wenn der Kunde so aktiv
auch mit an dem Tool arbeitet und es nutzt und dann vielleicht
sogar noch eigenen Input mit eingebracht hat. Ich glaube, das ist
für unsere Kundenbindung ein ganz, ganz tolles Instrument,
welches wir nutzen können.
Michael Kästner: Das glaube ich auch. Jetzt
würde ich gerne noch einmal genauer in die Kommunikation
einsteigen. Wie macht ihr das genau? Damit es funktioniert,
müssen eure Servicemitarbeiter ja im Endeffekt den Blick dafür
haben und darin geschult sein, das sofort wahrzunehmen und an den
richtigen Ansprechpartner weiterzuleiten, wenn Sie bemerken, dass
das jetzt ein potenzieller Punkt für eine Innovation sein könnte.
Geht das im ersten Schritt an dich aus dem Innovationsbeirat?
Oder woraus besteht der Innovationsbeirat bei euch? Welche
Abteilungen kommen da zusammen und sprechen darüber? Wie läuft es
bei euch genau ab?
Miriam Drabas: Da hast du natürlich recht. Man
muss natürlich aufpassen und aufmerksam sein, wenn man dem Kunden
zuhört. Und wir hatten es vorhin schon ein paarmal. Dem Kunden
wirklich zuzuhören ist da meiner Ansicht nach der entscheidende
Punkt. Man muss empathisch sein. "Um was geht es gerade?" und
auch rauszuhören, ob der Kunde einen Bedarf hat oder einen Wunsch
äußert. Und es ist ja erstmal ein Wunsch. Nicht alles kann auch
umgesetzt werden. Es muss natürlich auch zu unserer Entwicklung
passen und zu dem, wo wir das Produkt hinbringen möchten. Aber es
ist auf jeden Fall ein super Instrument, den Kunden da mit rein
zu nehmen. Und man kann das dem Innovationsmanagement tatsächlich
ganz simpel über unser Portal, mit dem wir intern arbeiten,
melden. Das geht dann direkt an den Kollegen im
Innovationsmanagement, der erstmal alles sammelt und dann einmal
im Monat bei dem Treffen die Ideen vorstellt. Dadurch kommen wir
natürlich manchmal auch noch auf viele weitere Ideen. Und daran
nehme ich als Kundenservice-Vertretung teil, Kollegen aus dem
Vertrieb, unser Produktmanagement und die Geschäftsführung. Das
Produktmanagement ist dafür zuständig die Entwicklung
voranzutreiben. Wir sitzen da zusammen, gucken uns an, was es an
Wünschen von den Kunden gibt. Dann brainstormen wir zusammen:
Macht es Sinn? Wo können wir das vielleicht einbinden? Ist
vielleicht schon eine anderen Version irgendwo in einer ähnlichen
Art in Einsatz? Das wird in diesen Meetings dann auch immer heiß
diskutiert. Und das ist das Spannende. Wir sind da eine ziemlich
bunt gemischte Gruppe aus den verschiedenen Abteilungen und jeder
hat natürlich auch eine eigene Meinung zu den Ideen. Es ist ganz
wichtig, dass wir da in die Diskussion gehen und dann versuchen,
das Beste für unser Produkt, für den Kunden, für das Tool und
letztendlich für den DTAD rauszuholen.
Michael Kästner: Dazu habe ich eine ganz
persönliche Frage. Ich finde es immer sehr spannend, wie solche
Meetings ablaufen. Gibt es bei euch einen Moderator, der immer
einschreitet? Gibt es da jemanden, der immer so die Stimme des
Kunden vertritt? Oder denkt ihr sowieso alle eher aus der Sicht
des Kunden, was so Ideen und Meinungen angeht? Ich stelle es mir
extrem schwierig vor zum einen so viele Ideen zu sammeln, und zum
anderen , dass sich jeder traut Ideen mit einzubringen. Das ist
auch ein sehr spannender Punkt, dass eben jeder Ideen mit
einbringt. Also wie läuft es bei euch genau ab? Hast du das
Gefühl, dass jeder Ideen einbringen kann, ohne Angst davor haben
zu müssen eine schlechte Idee einzubringen? Und wie erreicht ihr
das?
Miriam Drabas: Definitiv. Jeder kann Ideen
einbringen, ohne Angst davor zu haben, dass diese dann als
schlechte Idee von den Kollegen verurteilt wird. Das ist
definitiv nicht der Fall. Wir haben sowieso, und das kommt uns da
wahrscheinlich auch zugute, eine sehr offene Kommunikation beim
DTAD. Wir sehen uns schon alle als ein Team und da können wir
auch mal über ein Thema diskutieren. Das ist ja auch wichtig.
Wenn alle immer einer Meinung sind, kommt man ja auch nicht immer
unbedingt voran. Aber es ist definitiv so, dass da jeder immer
seine Meinung und seinen Vorschlag einbringen kann. Und in dem
Fall sind es ja sogar Vorschläge von Kunden. Aus Kundenservice
Sicht vertrete ich natürlich immer die Vorschläge der Kunden und
möchte das natürlich gerne voranbringen. Aber, und ich glaube,
dass das einer der großen Vorteile vom DTAD ist, weil wir uns ja
alle darauf verständigt haben und es auch als unser Ziel sehen
den Kunden möglichst lange glücklich beim DTAD zu halten, das ist
im Endeffekt eine Sache, an der wir alle gemeinsam arbeiten. Von
daher, ob jetzt die Geschäftsführung oder das Produktmanagement,
oder natürlich auch der Vertrieb, wir alle möchten auch neue
Kunden vom DTAD begeistern.
Michael Kästner: Sehr schön. Mich hat es
interessiert, wie da so die Grundeinstellung sein muss, damit so
ein Innovationsmanagement übergreifend überhaupt möglich wird.
Und ich meine, diese Einstellung, dass der Kunde im Mittelpunkt
steht, musst ja dann nicht nur du haben, sondern das ist etwas,
was alle im Team vertreten müssen und wo sich in diesem Punkt
alle einig sein müssen, damit das überhaupt funktionieren kann.
Von daher finde ich das sehr, sehr wichtig und spannend. Ich habe
auch eine eigene Erfahrung mit dem DTAD, was den Kundenservice
angeht. Ich habe euer Tool auch schon benutzt, beziehungsweise
nutze ich es selber. Es ist sehr einfach zu bedienen und
übersichtlich, was ich sehr zu schätzen weiß. Ich habe per Mail
bei euch angefragt, weil ich einen Account eröffnen wollte, und
ich glaube es hat nur 20 Minuten gedauert, bis der Account
eröffnet war. An der Stelle also erst einmal ein großes Lob aus
eigener Erfahrung an den Kundenservice. Erfahrungsgemäß rechne
ich nicht mit so einer schnellen Reaktion und sogar Umsetzung auf
eine E-Mail-Anfrage. Das hat auf jeden Fall alles sehr gut
funktioniert. Das kann ich aus eigener Erfahrung so
berichten.
Miriam Drabas: Das freut mich zu hören. Aber das
Lob gilt dann natürlich unserem Vertrieb, weil du als
Erstkontakt quasi erst einmal da landest. Aber das zeigt
natürlich auch wieder, dass wir letztendlich alle an einem Strang
ziehen und das Erlebnis für den Kunden bestmöglich gestalten
möchten. Und lange Wartezeiten, das kennt man ja auch aus dem
privaten Bereich, sind einfach nervig. Wenn man irgendwo anruft
und du erstmal 25 Minuten in der Warteschleife verbringst, ob das
jetzt beruflich oder privat ist, das ist nervig. Das ist halt
einfach so. Und das ist uns ganz wichtig, dass wenn du eine
E-Mail an den Vertrieb oder an den Kundenservice schreibst, du
zeitnah ein Feedback bekommen solltest. Und auch wenn du bei uns
anrufst, gibt es, und da sind wir auch echt stolz drauf, keine
lange Warteschlangen. Ich glaube der Durchschnittswert liegt so
bei 10 bis 15 Sekunden, bis jemand ans Telefon geht. Und das
Schlimmste in Anführungszeichen, was passieren kann, ist dass du
erst nach 90 Sekunden, und das ist schon wirklich der
schlechteste Fall, jemanden bei uns erreichst. Und das finde ich
ganz toll, dass unsere Kunden nicht lange auf Feedback warten
müssen. Man kann oft einfach von sich selber ausgehen. Was einen
selber stört, stört gewiss auch die Kunden, mit denen du Kontakt
hast.
Michael Kästner: Auf jeden Fall. Darüber hatte
ich auch in der letzten Folge schon gesprochen. Wenn Kunden
genervt sind und genervt anrufen, weil sie lange warten mussten,
dann verschlechtert das natürlich auch das Mitarbeitererlebnis,
weil die dann irgendwann auch genervt sind, wenn sie einen
genervten Kunden nach dem anderen dran hatten. Das ist dann so
ein Teufelskreis, der da ineinander spielt und beide Seiten
unglücklich macht, wenn das eben nicht nicht richtig
funktioniert. Und ich war tatsächlich mit dem Kundenservice in
Kontakt, weil wir schon Kunde waren und es nur darum ging einen
zusätzlichen Account freizuschalten, den wir schon gebucht
hatten. Also geht der Lob doch direkt an den Kundenservice.
Miriam Drabas: Dann warst du doch bei uns
direkt.
Michael Kästner: Wunderbar. Super. Dann danke
ich dir vielmals für deine Zeit, Miriam. Ich freue mich, dass es
bei euch so gut läuft und wünsche euch natürlich, dass es auch
weiterhin so gut läuft.
Miriam Drabas: Super! Vielen Dank für die
Einladung, Michael. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, mich mit
dir zum Thema Kundenservice auszutauschen.
Michael Kästner: Ich hoffe dir hat unser Podcast
gefallen. Alles weitere zum DTAD findest du auch unter DTAD.de.
Den Link dazu findest du auch in den Shownotes. Und wenn dir die
Folge gefallen hat, abonniere den Podcast, damit du zukünftig
keine Folge verpasst und hinterlasse uns eine Bewertung auf dem
Streamingdienst deiner Wahl. Bis zum nächsten Mal bei Better Call
Service.
Mehr
30.03.2021
36 Minuten
Verwirren dich Technologien wie Künstliche Intelligenz,
Omnichannel & Chatbots oder glaubst du, dass diese
Technologien am besten eingesetzt werden, um Mitarbeiter
einzusparen und Kosten zu senken?
In dieser Folge „Better Call Service“ enthüllt Stefan Kolle, wie
man diese Technologien tatsächlich einsetzen sollte und wie sie,
richtig genutzt, auf ein besseres Kundenerlebnis und
Mitarbeiterlebnis einzahlen. Stefan ist Kundenstratege, CX
Spezialist, Kundenstimme-Zuhörer und NPS-Praktiker.
Du erfährst...
1) …Der wichtigste Unterschied zwischen Omni &
Multichannel
2) …Wofür du Omnikanal wirklich verwenden solltest
3) …Wie Amazon Omnikanal sinnvoll verwendet
4) …Das Basisprinzip von intelligentem Routing
5) …So setzt du KI effektiv im Kundenservice ein
6) …Wie Cloud Lösungen den Einsatz von Bots & Ki
vereinfachen
„Better Call Service“ ist ein Podcast der DuMont Process GmbH:
Unsere Mission ist es, Unternehmern und Customer Service
Führungskräften zu helfen, den Kundenservice zu verbessern, damit
Kunden zu loyalen Fans werden, mehr Geld ausgeben, länger bleiben
und so, den Customer Lifetime Value zu erhöhen.
Wenn du deinen Kundenservice verbessern und deine Kunden
nicht verlieren willst, hör dir den Better Call Service Podcast
an!
Lerne die besten Taktiken, Tipps und Tricks von führenden
Customer Service Experten und wie du sie in deinem Unternehmen
anwendest.
Die DuMont Process GmbH ist ein Call- und Contact Center aus
Berlin Mitte, das verschiedene Projekte im Customer Service und
Vertrieb im In- und Outbound abbildet. Wir helfen Unternehmen die
Customer Experience zu verbessern, indem wir die Qualität im
Kundenservice überprüfen, Verbesserungsvorschläge machen,
Softwarelösungen entwickeln und Weiterbildungen für Mitarbeiter
anbieten oder den kompletten Kundenservice als Outsourcing
Dienstleister übernehmen.
Website: https://dumont-process.de/
__________________________
PERSONEN
Moderation: Michael Kästner, Marketing & Sales, DuMont
Process GmbH —
https://www.linkedin.com/in/michael-k%C3%A4stner-42437b194/
Gast: Stefan Kolle, Geschäftsführer, DuMont Process GmbH —
https://www.linkedin.com/in/stefankolle/
__________________________
WICHTIGE LINKS
Zu Stefans Website:
https://www.futurelab-deutschland.de/
Whitepaper: Von wertlos zu unbezahlbar: Umgestaltung Ihres
Contactcenters in ein Customer Value Centre:
https://www.linkedin.com/smart-links/AQG_ev-x1R4NhQ/b6bdf2d6-fe9b-418d-b127-30753909b82d
Messaging im Kundenservice:
https://www.infinit.cx/
__________________________
KAPITEL
[00:03:34] Der wichtigste Unterschied zwischen Omni &
Multichannel
[00:05:05] Dieses Problem löst Omnichannel für deine Kunden
[00:06:03] Omnikanal Vorteile für Kunden & Mitarbeiter
[00:08:07] Wofür du Omnikanal wirklich verwenden solltest
[00:10:35] Verstehe das & erhöhe deine
Mitarbeiterzufriedenheit
[00:12:10] Wie Amazon Omnikanal sinnvoll verwendet
[00:13:02] Das Basisprinzip von intelligentem Routing
[00:16:07] Wie Proximus die Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit
erhöht.
[00:18:39] So setzt du KI effektiv im Kundenservice ein
[00:21:36] Die zukünftige Rolle des Menschen im
Kundenservice
[00:23:41] Werden Menschen durch Bots & KI ersetzt?
[00:27:22] Wie Cloud Lösungen Mitarbeiter & Kunden glücklich
machen
[00:30:55] Wie Cloud Lösungen den Einsatz von Bots & Ki
vereinfachen
[00:32:26] Der beste Ansatzpunkt, um Bots, KI sinnvoll zu
integrieren
__________________________
TRANSKRIPT
Stefan Kolle: Nichts nervt einen Kunden mehr,
als immer wieder die gleiche Geschichte erzählen zu müssen. Ob es
jetzt darum geht, dass ich in einem Verkaufskanal bin und immer
wieder sagen muss: "Nein, nein, ich will den roten Turbodiesel!",
oder: "Ich habe ein Problem", ich will nicht immer wieder das
Gleiche erzählen müssen.
Michael Kästner: Mein Name ist Michael Kästner
und ich hoste den Podcast für die DuMont Process GmbH. Die DuMont
Process GmbH ist ein Call- und Contact Center aus Berlin-Mitte,
das verschiedene Projekte im Costumer Service und Vertrieb im In-
und Outbound abbildet. Wir helfen Unternehmen, die Costumer
Experience zu verbessern, indem wir die Qualität im Kundenservice
überprüfen, Verbesserungsvorschläge machen, Softwarelösungen
entwickeln und Weiterbildungen für Mitarbeiter anbieten, oder den
kompletten Kundenservice als Outsourcing-Dienstleister
übernehmen. In unserem Podcast "Better Call Service" helfen wir
Unternehmen, Unternehmern und Customer Service-Führungskräften,
den Kundenservice zu verbessern, damit Kunden länger bleiben,
zufriedener sind und zu loyalen Fans werden, um so den Customer
Lifetime Value zu erhöhen. In Experteninterviews lernst du die
Denkweisen, die besten Strategien, Taktiken und Tipps von
erfolgreichen Customer Service-Führungskräften, und wie du sie in
deinem Unternehmen anwendest.
Michael Kästner: Herzlich willkommen zurück,
Stefan. Es freut mich, dass du nochmal da bist für eine weitere
Folge.
Stefan Kolle: Ja, gerne. Danke, dass ihr mich
dabei haben wollt. Es hat mich letztes Mal sehr gefreut. Ich
glaube, dass wir ganz interessante Themen angegangen sind, ich
mache gerne wieder mit.
Michael Kästner: Wunderbar. Das Gute ist ja,
dass unsere Zuhörer dich jetzt schon kennen, sie haben schon
einiges gehört. Für alle, die neu dabei sind und mit dieser Folge
eingestiegen sind: Wir haben mit Stefan schon die vorherige Folge
aufgenommen, da haben wir über das Mitarbeitererlebnis
gesprochen, über das Kundenerlebnis und darüber, den Menschen in
den Mittelpunkt zu stellen, also den Mitarbeiter und eben auch
den Kunden. Wir haben darüber gesprochen, wie wir dadurch einen
Return On Experience bekommen, also etwas Messbares zurück
bekommen. Stefan hat uns genau erklärt, in welchen Bereichen wir
das messen können, also z.B. an den Recruitment-Kosten usw. Heute
möchten wir konkret auf die Kanäle eingehen, also auf die
Technologien, und wie die Technologien uns heutzutage dabei
unterstützen können, das Mitarbeiter- oder Kundenerlebnis zu
verbessern. Wir werden darüber sprechen, wo wir konkrete Zahlen
sehen bzw. wie wir das messen können. Es geht heute um vier
verschiedene Technologien: Einmal Omnichannel oder Omnikanal,
dann Cloud-Lösungen, dann Automatisierungen, Bots und Künstliche
Intelligenz. Das sind alles spannende Begriffe, es sind
Buzzwords. Wir möchten ein wenig aufklären, was man sich darunter
vorstellen kann. Ich möchte einsteigen mit Omnichannel. Um einen
kurzen Kontext zu geben: Für mich bedeutet das, dass es immer
mehr Kanäle gibt, über die ein Kunde ein Unternehmen kontaktieren
kann. Mittlerweile gibt es digitale Kanäle wie Social Media, aber
auch ganz klassische Kanäle wie E-Mail und Chat-Lösungen. Dabei
ist es ja wichtig, den Kunden im Endeffekt selbst entscheiden zu
lassen, über welche Möglichkeiten er das Unternehmen kontaktieren
möchte. Wie zahlen diese Omnichannel-Lösungen auf das Kunden- und
Mitarbeitererlebnis ein und was ist das Gesamtergebnis, wenn man
es richtig macht?
Stefan Kolle: Also erst einmal sollten wir
feststellen, dass viele Firmen immer noch nicht den Unterschied
zwischen Multikanal, Multichannel und Omnichannel verstehen.
Gerade auch, weil viele Contact Center nur noch Singlechannel
sind: "Wir telefonieren, vielleicht machen wir auch eine E-Mail
dazu. Wir sind doch Omnichannel, wir schreiben ja auch E-Mails."
Der Punkt von Omnichannel ist, dass eigentlich alle diese Kanäle
ineinander überfließen. Dadurch geben wir dem Kunden immer die
Möglichkeit, da zu kommunizieren, wo er oder sie will - und
nicht, wo wir wollen, dass der Kunde mit uns kommuniziert. Diese
ganzen technologischen Faktoren spielen natürlich zusammen. Im
Endeffekt wollen wir, dass im Contact Center alle diese Kanäle
zusammenfließen und es für den Kunden möglich ist, übergangslos
zwischen den verschiedenen Kanälen zu kommunizieren. Das schönste
Beispiel dafür ist eigentlich immer, wenn wir über den
Autoverkauf reden. Ich schaue mir auf der Website einen roten
Turbodiesel an. Wenn ich dann in den Chat komme, sollte der Agent
schon wissen, dass ich mir gerade einen roten Turbodiesel
angeschaut habe. Wenn ich dann in das Autohaus komme, sollte ich
da auf den Bildschirmen einen vorkonfigurierten roten Turbodiesel
sehen. Es ist also im Omnichannel ganz wichtig zu verhindern,
dass ich als Kunde immer wieder meine Daten eingeben muss. Damit
sind wir schon bei einem ganz wichtigen Kernpunkt: Nichts nervt
einen Kunden mehr, als immer wieder die gleiche Geschichte
erzählen zu müssen. Ob es jetzt darum geht, dass ich in einem
Verkaufskanal bin und immer wieder sagen muss: "Nein, nein, ich
will den roten Turbodiesel!", oder: "Ich habe ein Problem", ich
will nicht immer wieder das Gleiche erzählen müssen. Da haben wir
den ganz einfachen Fall, wo es wieder auf die Mitarbeiter
zurückkommt, weil es für Mitarbeiter sehr unangenehm ist, wenn
wir immer diesen genervten Kunden haben: "Mensch, ich habe euch
doch gerade schon meine Telefonnummer eingegeben. Warum muss ich
jetzt nochmal meine Daten geben?" Das ist eigentlich ein ganz
basales Element. Das Zweite ist, dass ich den Kunden im Omnikanal
so kommunizieren lassen kann, wie er es gerne möchte. Dass ist
für mich nicht zwingend teurer, schwieriger etc. Denn: Wenn ich
das richtig einrichte, gibt es im Gegenteil den Mitarbeitern viel
mehr Möglichkeiten, ihren Einsatz für den Kunden zu balancieren.
"Hier ist ein Kunde, der mich anruft. Das heißt, es ist eilig, er
will gerne sofort bedient werden. Hier ist einer, der schickt mir
über den Messaging Kanal etwas. Das heißt, er geht davon aus,
dass es asynchron ist, das hat ein bisschen Zeit." Ich kann mir
erstens die Zeit nehmen, darauf einzugehen. Ich brauche darauf
nicht einzugehen, bevor ich erst einmal den dringenden
Telefonanruf mache. Auf der anderen Seite gibt es mir auch die
Möglichkeit, die Frage richtig zu durchdenken. Das ist ja der
große Unterschied, dass ich bei einem Telefonanruf sofort darauf
eingehen muss. Nichts ärgert mich mehr als Kunde, als zu hören,
dass du erst einmal dein System neu starten und dann lange suchen
musst, und ich hänge in der Warteschleife, während du versuchst,
mein Problem herauszufinden. Wenn ich in einem asynchronen Kanal
bin, ist die Interaktion für uns beide viel angenehmer. Das ist
besser für den Kunden, der bedient wird, wie es ihm passt, und
ist es angenehmer für den Mitarbeiter, weil er nicht diesen Druck
fühlt, während des Telefonats zu reagieren. Wie gesagt: Es ist
ganz wichtig, den Kunden die Möglichkeit zu geben, so zu
kommunizieren, wie sie das wollen. Dazu will ich noch sagen, dass
es mir immer weh tut, wenn ich sehe, dass viele dieser neuen
technologischen Möglichkeiten vom Contact Center nur als
Kostenreduzierungsmodell gesehen werden: "Wie kann ich Messaging
einsetzen, damit ich weniger Agenten brauche?" Ja, das kann auch
eine Folge sein, aber warum schaue ich nicht erst einmal, wie
viel Gutes ich damit tun kann? Ich spreche aus meiner eigenen
Erfahrung: Ich bin kein Liebhaber des Telefons, sowohl im Anrufen
von Leuten als auch angerufen zu werden. Ich liebe Messaging,
Chats oder dergleichen. Das kann ich nebenher machen, da brauche
ich nicht irgendwo in der Warteschleife zu hängen und Musik zu
hören, ich liebe das. Aber mein Nachbar hasst es vielleicht. Der
erste Ansatzpunkt sollte wirklich sein, dass ich dem Kunden den
Kanal biete, der ihm in diesem Moment nach seinen Vorlieben und
nach seinen technologischen Standards am besten hilft. Wie ich es
beim letzten Mal schon erklärt habe, ich bekomme zufriedenere
Kunden, die nicht, nachdem sie fünf Minuten in der Warteschleife
gehangen haben und nochmal ihre Daten angeben, den Agenten
anmotzen. Das allein ist schon ein riesiger Gewinnpunkt.
Michael Kästner: Und der steigert, wie du es
beim letzten Mal gesagt hast, natürlich auch die
Mitarbeiterzufriedenheit, weil die Mitarbeiter auch nur ihre
Mission machen und dem Kunden helfen möchten. Für die Mitarbeiter
ist es natürlich auch sehr schlecht, wenn die Kunden genervt sind
und sie ihnen nicht weiterhelfen können. So werden natürlich auch
die Mitarbeiter zufriedener, weil sie das machen können, ohne
darin eingeschränkt zu sein, weswegen sie auch da sind und was
ihnen auch Spaß macht. Ich kann es auch aus meiner Erfahrung
sagen, es spiegelt sich, ich nutze auch lieber den E-Mail-Kanal,
weil ich weiß, dass mein Anliegen im besten Fall nach einer
E-Mail geklärt ist. Eine Ausnahme sind die Fälle, wo Rückfragen
zu erwarten sind und jemand erst einmal mein Problem verstehen
muss, und es schwierig ist, in einer E-Mail zu beschreiben. Dann
rufe ich eher an, aber eher aus dem Grund, dass es per E-Mail ein
Hin und Her geben würde und es dadurch länger dauern würde als
ein direktes Gespräch.
Stefan Kolle: Genau. Aus Sicht des Mitarbeiters
hilft es, dass er keine unzufriedenen Kunden hat, die ihn
anmotzen. Die Mitarbeiter haben aber natürlich auch verschiedene
Vorlieben. Es gibt immer Agenten, die sagen: "Weißt du was, lass
mich einfach das Telefon machen, drei Minuten Average Handling
Time, prima. Ich mache meinen Nine to Five Job, zack, zack, zack,
fertig." Wunderbar, gib ihnen das. Es gibt andere, die sagen:
"Ich liebe nichts mehr, als wenn der Kunde mir ein richtig
saftiges Problem gibt, wo ich meine Zähne reinsenken kann, aber
das dauert dann schon mal 20 Minuten, um das herauszufinden."
Wunderbar, lass diese Agenten die komplexeren Chats machen und
dergleichen. Die Mitarbeiter sind ja fast wie richtige Menschen.
Ich weiß, das kommt als Schock für viele Contact Center Manager,
aber es sind richtige Menschen. Wenn wir die Mitarbeiter nach
ihren Stärken arbeiten lassen, zahlt das richtig stark auf die
Mitarbeiterzufriedenheit ein. Wie gesagt, die meisten Mitarbeiter
stehen morgens auf und wollen etwas Gutes tun.
Michael Kästner: Natürlich auch die Abwechslung,
die das bringt - Es gibt ja auch die Möglichkeit, die du letztes
Mal anhand eines Use Cases angesprochen hast, dass man dem Kunden
von A bis Z weiterhilft und ein Mitarbeiter das Problem bis zum
Ende löst. Dadurch kommuniziert man evtl. über mehrere Kanäle mit
einem Kunden und hat dann auch die Abwechslung, sowohl zu
schreiben als auch zu sprechen. Das ist ja auch ein wichtiger
Punkt, dass man nicht die ganze Zeit nur das Gleiche macht und
einen Prozess immer wiederholt, sondern sein Wissen in allen
Bereich mit einbringen kann.
Stefan Kolle: Genau. Ich finde, was Amazon
macht, ist ein schönes Beispiel: Wenn du ein Problem hast, dann
legst du das erst einmal dar und der Chat startet. Wenn der Agent
dann feststellt, dass es zu komplex ist, um es über den Chat
abzuwickeln, nimmt er das Telefon und ruft dich an. Für mich, ich
erschrecke mich dann, dass jemand mich anruft, nichtdestotrotz
gehe ich dran: "Ja, Amazon hier. Wir haben gerade gechattet, aber
es ist vielleicht einfacher, wenn wir es schnell durchsprechen."
Wow. Das ist auch Omnikanal, den Kanal zu wechseln in dem Moment,
wo es für beide passt. Das bringt im Endeffekt einen zufriedenen
Kunden und einen zufriedenen Mitarbeiter, weil wir im passenden
Moment auf den richtigen Kanal übergegangen sind.
Michael Kästner: Was mir dazu als persönliches
Beispiel noch einfällt, bei 1&1 IONOS ist es so, dass jeder
Kunde einen persönlichen Berater hat. Es wird immer versucht, dem
Kunden immer den gleichen Berater zur Verfügung zu stellen. Was
hältst du von der Idee? Hast du da schon Cases gesehen, wo es
ähnlich gemacht wurde? Oder glaubst du, dass es sich auch in
Zukunft immer mehr dahin entwickeln wird?
Stefan Kolle: Es wird sich immer mehr dahin
entwickeln. Wir bekommen immer intelligenteres Routing, dieses
kann eingesetzt werden, um tatsächlich dem einzelnen Kunden einen
gleichbleibenden Berater zuzuordnen. Das ist eine tolle
Technologie, das lieben die Kunden, weil sie tatsächlich
irgendwann eine Bindung aufbauen zu diesem Berater. Der Berater
sagt dann: "Ach ja, wir haben ja vorige Woche schon miteinander
gesprochen. Wie, jetzt geht's immer noch nicht? Ja, dann kümmern
wir uns." Das ist ein ganz anderer Gesprächsansatz. Es gibt auch
eine andere Seite der Medaille, dass dieses intelligentere
Routing auch eingesetzt werden kann, um mit dem fachlich am
besten einsetzbaren Berater zu verbinden, es hängt ein bisschen
ab vom Business. Wir prüfen das gerade für eine Firma, die
Baumaterial an hunderttausende Kunden in Deutschland liefert. Da
ruft jemand an und das System sieht, dass er in der letzten Woche
Muffen bestellt hat. Dann ist die Chance ziemlich groß, dass er
ein Problem mit dieser Muffe hat. Jetzt leiten wir ihn schon im
Anruf an die Person weiter, die ihm dabei helfen könnte. Oder wir
fragen: "Rufen Sie an wegen Ihrer letzten Bestellung?", "Ja", das
muss Voice sein, denn der gute Mann steht wahrscheinlich auf der
Baustelle und kann nicht tippen, weil er seine Handschuhe anhat.
Also: "Sagen Sie uns, weswegen Sie anrufen. Ist es wegen der
letzten Bestellung?", "Ja", "Ist sie nicht angekommen oder gibt
es ein Problem mit der Technologie?", "Es gibt ein Problem mit
der Technologie", "Okay, wir verbinden Sie weiter mit dem
Spezialisten zu diesem technologischen Thema." Wir haben auch
hier all diese Technologie zur Verfügung. Lasst uns das
durchdenken: "Was macht Sinn? Wie können wir das hier am besten
einsetzen?" Denn der Spezialist für die Muffen sollte nicht Leute
am Telefon haben, die ihn anfahren: "Ja, wo sind meine Muffen?
Ich muss die heute haben!" Ja, das ist nicht sein Aufgabengebiet,
das muss an die Logistik gehen. Nichtsdestotrotz, das
Basisprinzip: Gleich an den richtigen Mitarbeiter. Ich wohne in
Belgien und mein Mobilfunkanbieter, die Belgacom (inzwischen
Proximus), macht das ganz toll. Die haben schon ganz zu Anfang
festgestellt, dass ich ziemlich technologieaffin bin und dass sie
die Frage: "Haben Sie Ihr Telefon schon mal ein- und
ausgeschaltet?", oder: "Haben Sie Ihren Router schon mal ein- und
ausgeschaltet?", mir nicht stellen müssen. Sie haben schon vor 15
Jahren einen kleinen Haken an meinem Namen gemacht, dass sie mich
gleich auf die zweite Linie weiterschalten. Die zweite Linie
besteht aus nur ca. 10 Leuten. Die wenigen Male, wo ich dort
angerufen habe, ging es meistens so: "Ah, Francesca", "Ah, Herr
Kolle. Ich weiß, Sie haben schon alles versucht. Was ist denn das
Problem?", dann konnten wir das Problem sehr gut lösen. Das spart
der Organisation unglaublich viel Geld, weil ich nicht jedes Mal
verärgert durch einen doofen Call muss und zugleich auch das
persönliche mit hineinkommt.
Michael Kästner: Jetzt sind wir im Prinzip auch
schon voll im nächsten Thema. Nämlich, das Ganze intelligent zu
durchdenken und es für jeden Kunden individuell zu gestalten, zu
verstehen, was die Bedürfnisse jedes einzelnen Kunden sind und
ihm dann zum richtigen Zeitpunkt genau das anzubieten, was er
braucht. Das ist natürlich extrem komplex, da gehen wir ein
bisschen auf das Thema Künstliche Intelligenz ein und wie man
Künstliche Intelligenz nutzen kann, um genau das hinzubekommen.
Für mein aktuelles Verständnis von Künstlicher Intelligenz ist es
ein System, welches vor allem aus seinen Fehlern lernen kann. Das
heißt, dass es mit der Zeit versteht, was am besten und am
effektivsten funktioniert und Daten, wie Handling Times und alle
anderen KPIs, versteht und entsprechende Rückschlüsse zulässt.
Daraus kann man Handlungsempfehlungen ableiten für das, was in
Zukunft am besten funktionieren kann. Das ist mein Verständnis
von Künstlicher Intelligenz. Ich hoffe, ich lasse nichts aus.
Magst du da mal einen Kontext geben, wie man Künstliche
Intelligenz in Zukunft nutzen kann, um dieses Ziel zu erreichen,
diese Personalisierung?
Stefan Kolle: Auch das ist wieder eine riesige
Toolbox, da gibt es Schraubenzieher, Hammer, Sägen usw. drin. Ein
paar ganz konkrete Beispiele: Wenn ein Kunde schon sieben Mal
wegen einem Thema angerufen hat, dann ist die Chance ziemlich
groß, dass er noch ein achtes Mal dazu anruft. Wenn wir das
weiterführen und alle vorhandenen Daten zusammenführen, können
wir auch vorhersagen: "Jetzt ist der Kunde richtig böse", man
könnte daraus einen predictive Net Promoter machen. Wenn ich
weiß, dass der Kunde mehr als 30 Sekunden in der Warteschleife
war, dass er zum dritten Mal in einem Monat anruft, dann ist er
wahrscheinlich im Augenblick ziemlich muffig. Ich sollte ihn also
weiterreichen an einen unserer Mitarbeiter, der richtig gut ist
im Besänftigen von unangenehmen oder bösen Kunden. Oder ich kann
aufgrund der verschiedenen Interaktionen mit dem Kunden
vorhersagen, dass er fast so weit ist, abzuspringen und zu einem
anderen Anbieter zu wechseln. Auch da kann ich aus der KI
herausholen, wie ich diesen Kunden rechtzeitig abfangen kann. Die
KI ist für mich eigentlich nur ein unterstützendes Element, um
all die anderen Sachen, die wir schon besprochen haben, zu
unterstützen. Kann ich aus meinen Interaktionen mit dem Kunden
ableiten, was für eine Persönlichkeit er hat? Auch da kann KI
helfen. Wenn ich einen super rationalen Menschen habe, muss ich
ihm jemanden gegenüberstellen, der auch rational ist. Welches
Routing mache ich hier? Ist es ein personengebundenes Routing
oder ist es ein technologiegebundenes Routing? Es ist ein
bisschen wie eine Wundertüte, es ist natürlich auch ein Thema, wo
wir in den letzten Jahren immer wieder gemerkt haben, dass es
etwas zu viel versprochen hat und auch nicht immer das
Versprochene geliefert hat. Ein im Augenblick gut eingerichtetes
System kann schon eine Menge erreichen, z.B. in der verfügbaren
Stellung der Agenten für das intelligente Routing. Auf der
anderen Seite ein immer tieferes Verständnis von dem, was meine
Kunden bewegt, wie gut sie drauf sind und was ich damit
mache.
Michael Kästner: In den letzten Jahren sind ja
viele daran gegangen und haben gedacht, Künstliche Intelligenz
würde den menschlichen Kundenservice vielleicht komplett
ersetzen, und Automatisierung gekoppelt mit Künstlicher
Intelligenz würde dafür sorgen, dass man den Menschen vielleicht
gar nicht mehr braucht. Das ist aber nicht der Fall, deswegen
sprechen wir darüber, wie diese Technologien auf das
Mitarbeitererlebnis und auf das Kundenerlebnis einzahlen und
nicht, wie diese Technologien den Menschen an sich
ersetzen.
Stefan Kolle: Das ist ein tolles Thema, denn
einerseits sehen wir, dass die Anzahl von Kundenservice-Kontakten
explodiert. Diese Explosion hat damit zu tun, dass wir immer mehr
online und digital unterwegs sind. Das Wachstum dieser
Interaktionen können wir perfekt mit Automatisierung, mit KI, mit
Robots usw. abdecken. Darunter bleibt immer eine wichtige große
Schicht von menschlichen Kontakten. Jetzt kommt wieder die
Wundertüte dazu: Über RPA, Bots usw. können wir eine Menge doofe
Interaktionen wegnehmen, wofür es wirklich keinen Menschen
braucht. Das hat einerseits einen Einsparungs-Effekt, aber
andererseits gibt es mir als Kunde viel mehr Möglichkeiten, genau
das zu machen, was ich machen will, zu einem Zeitpunkt, der mir
passt. Ich beziehe es einfach mal auf mich selber, ich bin
jemand, der gerne Reisebuchungen, Administration usw. ziemlich
spät abends erledigt. Der Rest der Familie ist schon schlafen
gegangen, dann habe ich Ruhe und erledige das. Wenn ich sehe,
dass ich etwas in meinem Vertrag ändern muss, dann mache ich das
liebend gerne über einen Bot. Da brauche ich wirklich keine
menschliche Aktion, wenn ich einfach nur ein paar Sachen ändern
muss. Das bringt niemandem etwas, wenn ich dafür anrufen musss,
das ist für den Mitarbeiter Geist-tötende Arbeit. Was wir machen
können und was in den meisten Branchen und Industrien im
Augenblick Sinn macht, ist, dass wir RPA und Bots etc. einsetzen,
um die doofen Arbeiten wegzunehmen und immer mehr nur auf
Wert-hinzufügende Aktionen von Menschen kommen. Das ist auch für
die Mitarbeiter viel angenehmer, denn 200 Mal am Tag den gleichen
doofen Prozess zu machen, freut die meisten Menschen nicht. Ich
sehe das auch in vielen der Contact Center, mit denen wir zu tun
gehabt haben, dass das Ausbildungsniveau der Leute dort immer
höher wird. In einem Automotive Contact Center, mit dem wir
gearbeitet haben, war das durchschnittliche Ausbildungsniveau
eigentlich direkt unter Bachelor, also Diplom, weil die sich
eigentlich nur mit komplexen Themen auseinandergesetzt haben, wo
sie wirklich mit dem Kunden in ein Problem einsteigen mussten.
Das ist die schöne Zukunft, die ich da sehe, nehmt die einfachen,
repetitiven Elemente weg. Das muss nicht nur im Chat und in
Chatbots sein, das kann auch über Voice geschehen: "Hallo, rufen
Sie an für eine kleine administrative Handlung?", "Ja", "Okay,
sagen Sie uns, was Sie brauchen... Okay, wir haben das geändert.
Wollen Sie noch mit einem Menschen sprechen?", "Nein, danke. Ich
bin fertig." Wunderbar, und weg. Ganz doof gesagt, können wir
vielleicht irgendwann die ganze erste Linie abschaffen und die
erste Linie wird zur zweiten Linie. Da wir aber viel mehr
Interaktionen haben, brauchen wir noch genauso viele Menschen.
Die meisten Contact Center wachsen ja. Ich glaube überhaupt nicht
daran, dass die Bots die Menschen ersetzen, aber sie machen die
Arbeit für die Agenten viel herausfordernder, viel interessanter
und insofern auch besser.
Michael Kästner: Das ist ein sehr wichtiger
Punkt, den du da ansprichst. Ich denke, es spiegelt sich auch
insgesamt in der Wirtschaft. Es ist ja so, dass sich Jobs durch
Automatisierung und Digitalisierung, die überall stattfinden, in
andere Bereiche verschieben und dadurch andere Fähigkeiten
erforderlich sind. Vielleicht sind es dann nicht mehr die
gleichen Fähigkeiten wie davor, man muss sich dann auch
weiterentwickeln und es wird ein anderes Skillset benötigt, aber
im Endeffekt ist es nicht so, dass die Jobs alle verschwinden,
sondern sie verschieben sich auf andere Bereiche und diese werden
dadurch wichtig. Ich fand es sehr gut, wie du das nochmal
herausgestellt hast, dass die insgesamten Interaktionen eher
steigen und deswegen noch genauso viele Menschen benötigt werden,
nur eben in anderen Bereichen, und diese Menschen natürlich auch
mehr Spaß an der Arbeit haben, weil ihnen langweilige Aufgaben
abgenommen werden, die ihnen keinen Spaß machen. Dadurch wird das
Kunden- und Mitarbeitererlebnis natürlich besser. Eine Sache,
über die wir noch nicht gesprochen haben, sind
Cloud-Technologien. Darunter kann ich mir selbst noch relativ
wenig vorstellen. Mein Verständnis ist, dass Software über die
Cloud, über das Internet abrufbar ist und dadurch überall
verwendet werden kann. Somit muss die Software nicht mehr auf den
eigenen Rechnern laufen und es entstehen einfach mehr
Möglichkeiten. Was ist dein Verständnis davon, bzw. wie zahlt es
wieder auf das Mitarbeiter- und Kundenerlebnis ein? Welche
Vorteile hat man da?
Stefan Kolle: Es gibt tausende Gründe, warum
Cloud-Technologie gut ist. In das Thema will ich jetzt gar nicht
einsteigen, also Investmentgründe, OpEx gegen CapEx usw. Aber
z.B. ganz einfach das Element, dass es über die Cloud möglich
ist, jede gedachte Verbesserung schnell umzusetzen. Ich sehe
immer wieder, wenn ich in die Contact Center reinkomme, dass die
Mitarbeiter oft so frustriert sind, weil sie wissen, was möglich
ist, aber ihr System ist irgendwie schon sechs Jahre alt und
macht all die schönen Sachen nicht, die andere machen können.
Durch Cloud-Lösungen können wir neue Technologien schneller
umsetzen, ohne dass es riesiger Umsetzungsprozesse bedarf. Wir
können einfach den Cloud Provider anrufen: "Schalte doch mal das
neueste Modul frei", und zack, das Modul ist verfügbar für die
Mitarbeiter und wir müssen vielleicht nur noch ein kurzes
Training machen, aber plötzlich können die Mitarbeiter etwas
Neues anbieten, z.B. haben sie plötzlich eine Chat-Funktion, die
sie eine Woche vorher noch nicht hatten. Diese schnelle Umsetzung
führt ganz einfach zu besseren Arbeitsbedingungen, sie führt
dazu, dass wir auch wieder zufriedenere Kunden haben und
zufriedenere Mitarbeiter. In dem Automotive Contact Center war
das schon sehr schön, die IT-Abteilung hat wirklich gesagt:
"Unser Hauptziel ist, das Mitarbeitererlebnis besser zu machen."
Automobilkonzerne sind ja etwas zurückhaltend, das sage ich mal
mit einer leichten Ironie, wenn es darum geht, die neuesten
Technologien einzusetzen, aber das war der wichtigste Grund,
warum dieser Automobilkonzernen endlich umgestiegen ist von der
reinen On-Premise- auf eine Cloud-Lösung, weil sie damit ihre
Mitarbeiter viel schneller unterstützen können. Es gibt aber noch
ganz andere Sachen. Gerade jetzt in Covid-Zeiten haben wir
gemerkt, wie relevant und wie gut es sein kann, dass die
Cloud-basierten Technologien das Home Working viel einfacher
machen. Wir wollen im Augenblick nicht unbedingt 200 Leute in
einem schlecht gelüfteten Raum sitzen haben. Nicht, dass das die
durchschnittliche Situation ist bei den tollen deutschen Contact
Centern, die sind natürlich alle super ausgerüstet, aber es ist
halt so, dass viele Contact Center sich ziemlich panisch fragen
mussten, wie sie ihre Leute von zu Hause aus arbeiten lassen
können. Wenn man da ein On-Premise-System hat, ist es viel
schwieriger als mit Cloud-Technologie. Cloud-Systeme machen auch
das Workforce-Management viel einfacher, wir haben einfachere
Schnittstellen, denn wir stellen dem Mitarbeiter eine
Schnittstelle zur Verfügung, wo er alles zur Verfügung hat, statt
dem klassischen: "Oh, jetzt muss ich aber mal umschalten auf mein
anderes System", da hänge ich wieder als Kunde und das macht mich
auch nicht zufriedener. Es ist eine ganze Toolbox und wir müssen
schauen, was am relevantesten ist, aber sowohl für die Kunden als
auch für die Mitarbeiter ist es super wichtig, schnell die
neuesten Sachen anbieten zu können.
Michael Kästner: Das heißt, Cloud-Lösungen sind
im Endeffekt die Basis unter allem, sage ich jetzt mal, mit der
man das gewünschte Kunden- und Mitarbeitererlebnis gewährleisten
kann. Ich hatte beim letzten Mal auch mit Harald darüber
gesprochen, dass es das optimale Kundenerlebnis ist, wenn der
Mitarbeiter die Technologien benutzen kann und der Kunde gar
nicht merkt, dass die Technologien benutzt werden. Das geht
natürlich nur, wenn man nicht 20 verschiedene komplizierte
Systeme hat, zwischen denen man wechseln muss, wenn man es
braucht, sondern wenn man ein System hat, welches im besten Fall
alles abdeckt, einfach funktioniert, einfach zu bedienen ist, und
vielleicht auch die richtigen Vorschläge zur richtigen Zeit gibt.
Da ist die Cloud die Basis, um das von überall aus, flexibel,
agil gewährleisten zu können im Contact Center oder im
Unternehmen.
Stefan Kolle: Genau. Das macht auch die anderen
Sachen, die wir schon eher benannt haben, viel einfacher, z.B.:
Wie bringe ich die Künstliche Intelligenz in die Lage, all die
verschiedenen Daten miteinander verknüpfen zu können? Die meisten
Cloud-Systeme haben ja auch schon diese Verbindung mit den
CRM-Systemen und mit den KI-Systemen. Auch da ist es wieder viel
einfacher, das alles in dieses eine System, in diese eine
Schnittstelle zu bringen,
Michael Kästner: Um das nochmal zusammenzufassen
als wichtigste Kernaussage, die ich daraus mitnehmen konnte: Die
meisten Leute sehen die Technologien, die es heutzutage gibt, als
Möglichkeit, Kosten zu reduzieren, um vielleicht auch Agenten zu
ersetzen. Es gibt aber ganz andere Möglichkeiten, diese
Technologien zu nutzen, indem man sich Gedanken darüber macht,
wie man das Mitarbeiter- und das Kundenerlebnis verbessert und
was dadurch alles zurückkommt. An der Stelle kann ich natürlich
auf die letzte Folge verweisen, welche Effekte das alles hat,
wenn man das Kundenerlebnis und des Mitarbeitererlebnis
verbessert. Du hattest auch noch einen wichtigen Punkt, den du
ansprechen möchtest, richtig?
Stefan Kolle: Zu oft wird nur aus der
Perspektive der Technologie und der Kosteneffizienz gedacht.
Natürlich muss diese Kosteneffizienz ein wichtiges Ziel sein,
aber es geht um das holistische Denken, wie in der vorigen Folge
erwähnt. Gegenüber den Kosten stehen vielleicht auch Einnahmen
und loyalere Kunden usw. Wir sagen: Lasst uns bitte andersherum
denken. Lasst uns erst einmal nachdenken darüber, was wir im
Augenblick wirklich gut machen. Was lieben unsere Kunden an der
Interaktion mit uns? Wenn wir neue Technologien einsetzen, müssen
wir sicherstellen, dass das erhalten bleibt, was wir gut machen.
Das wird zu oft vergessen, es wird einfach blind eine neue
Technologie eingeführt oder es wird blind ein Prozess
digitalisiert. Der frühere CEO von Telefónica Deutschland hat
einen wunderbaren Spruch gebracht: "Wenn ich einen Scheiß-Prozess
digitalisiere, habe ich einen digitalen Scheiß-Prozess." Leider
ist es das, was noch zu viel passiert: "Oh, ich kann einen
Prozess automatisieren, ich kann einen Bot einsetzen. Damit kann
ich diesen Scheiß-Prozess automatisieren", statt darüber
nachzudenken, wie ich das Kundenerlebnis und das
Mitarbeitererlebnis durch den Einsatz eines Bots, durch den
Einsatz von Automatisierung, verbessern kann. Das kostet nicht
mehr, verhindert aber, dass wir nachher Kunden verlieren, weil
wir gerade das, was wir schlecht gemacht haben, fortgesetzt
haben, statt das zu bewachen, was wir gut machen. Das ist
vielleicht mein allerwichtigster Punkt: Das holistische Denken,
anfangen von der Kundenerfahrung und der Mitarbeitererfahrung,
damit wir nicht nur Kosten reduzieren. Das machen wir immer noch,
aber damit können wir zugleich auch mehr Gewinn machen, weil wir
zufriedenere Mitarbeiter haben, was weniger Kosten und mehr
Gewinn bedeutet. Und zufriedene Kunden führen auch zu höherem
Gewinn.
Michael Kästner: Vielen Dank, Stefan, für die
Zusammenfassung und dass du heute da warst.
Michael Kästner: Ich hoffe, dir hat unser
Podcast gefallen. Alles Weitere zu Stefan findest du auch auf
seiner Website unter futurelab-deutschland.de. Den Link findest
du auch in den Shownotes. Wenn dir der Podcast gefallen hat, dann
abonniere den Podcast und hinterlasse uns gerne eine Bewertung
auf dem Streamingdienst deiner Wahl. Bis zum nächsten Mal bei
"Better Call Service".
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16.03.2021
44 Minuten
Was ist notwendig, um aus einem Contact Center als Kostenfaktor
ein Wertschöpfungszentrum für deine Kunden zu machen? Und warum
ist die Antwort auf diese Frage, den Menschen in den Mittelpunkt
zu stellen? Um das zu besprechen, habe ich heute Stefan Kolle zu
Gast. Stefan ist Kundenstratege, CX Spezialist,
Kundenstimme-Zuhörer und NPS-Praktiker. Wir sprechen heute
darüber wie wir im Contact Center durch die Gestaltung eines
besseren Kundenerlebnisses (CX) und Mitarbeitererlebnisses (EX)
messbare Ergebnisse erzielen können (ROX).
Du erfährst...
1) …Den Teufelskreis der Kunden und Mitarbeiter unglücklich
macht.
2) …Den Fehler, den selbst die größten Unternehmen im
Kundenstimmen Programm übersehen.
3) …Was notwendig ist, um alle im Unternehmen von
Kundenzentriertheit zu überzeugen.
4) …Welche Umstellung bei der Kundenbefragung den Rücklauf von
0,6% auf 20% erhöht hat.
5) …Wie falsch eingesetzte KPIs zu unzufriedenen Kunden und
Mitarbeitern führen.
6) …Den ersten Schritt um den ROX eines Contact Centers zu
messen.
„Better Call Service“ ist ein Podcast der DuMont Process GmbH:
Unsere Mission ist es, Unternehmern und Customer Service
Führungskräften zu helfen, den Kundenservice zu verbessern, damit
Kunden zu loyalen Fans werden, mehr Geld ausgeben, länger bleiben
und so, den Customer Lifetime Value zu erhöhen.
Wenn du deinen Kundenservice verbessern und deine Kunden
nicht verlieren willst, hör dir den Better Call Service Podcast
an!
Lerne die besten Taktiken, Tipps und Tricks von führenden
Customer Service Experten und wie du sie in deinem Unternehmen
anwendest.
Die DuMont Process GmbH ist ein Call- und Contact Center aus
Berlin Mitte, das verschiedene Projekte im Customer Service und
Vertrieb im In- und Outbound abbildet. Wir helfen Unternehmen die
Customer Experience zu verbessern, indem wir die Qualität im
Kundenservice überprüfen, Verbesserungsvorschläge machen,
Softwarelösungen entwickeln und Weiterbildungen für Mitarbeiter
anbieten oder den kompletten Kundenservice als Outsourcing
Dienstleister übernehmen.
Website: https://dumont-process.de/
__________________________
PERSONEN
Moderation: Michael Kästner, Marketing & Sales, DuMont
Process GmbH —
https://www.linkedin.com/in/michael-k%C3%A4stner-42437b194/
Gast: Stefan Kolle, Geschäftsführer, FutureLab —
https://www.linkedin.com/in/stefankolle/
__________________________
WICHTIGE LINKS
Zu Stefans Website:
https://www.futurelab-deutschland.de/
Whitepaper: Von wertlos zu unbezahlbar: Umgestaltung Ihres
Contactcenters in ein Customer Value Centre:
https://www.linkedin.com/smart-links/AQG_ev-x1R4NhQ/b6bdf2d6-fe9b-418d-b127-30753909b82d
25 Fragen Kundenstimmen Audit:
https://www.futurelabresearch.com/calibrate
Messaging im Kundenservice:
https://www.infinit.cx/
__________________________
KAPITEL
[00:02:28] Die beste Art, um als Unternehmen langfristig zu
wachsen.
[00:04:38] 2 grundlegende Fragen um Effektivität und Effizienz zu
verbessern.
[00:05:55] Wie unzufriedene Kunden zu unzufriedenen Mitarbeitern
führen.
[00:07:04] Der Teufelskreis der Kunden und Mitarbeiter
unglücklich macht.
[00:09:47] Woran das Kundenstimmen Programm der meisten
Unternehmen scheitert.
[00:11:34] Selbst die größten Unternehmen übersehen das im
Kundenstimmen Programm.
[00:12:55] Das ist notwendig, um alle im Unternehmen von
Kundenzentriertheit zu überzeugen.
[00:15:17] Die Ursache für den Verlust der Kundenstimme.
[00:17:15] Niemand beantwortet diese Fragen jeden Tag
[00:20:35] Durch diese Umstellung von 0,6% auf 20% Rücklauf bei
der Kundenbefragung.
[00:22:17] Hier steckt der wirkliche Wert in Kundenstimmen
Programmen
[00:23:16] Die 5 menschlichen Treiber der
Mitarbeiterzufriedenheit
[00:27:50] Die Durchschnitts-"Lebensdauer" der Agenten in diesem
Contact Center beträgt 30 Jahre.
[00:29:36] Wie falsch eingesetzte KPIs zu unzufriedenen Kunden
und Mitarbeitern führen.
[00:36:07] Der erste Schritt um den ROX eines Contact Centers zu
messen.
[00:37:20] Dieser Wert des Contact Centers, wird meistens
ignoriert.
__________________________
TRANSKRIPT
Stefan Kolle: Unfug KPIs, wie Average Handling
Time. Ich weiß, die Hälfte der Zuhörer fällt jetzt vom Stuhl, ich
sehe immer noch, dass alle Berater sagen: "Average Handling Time,
das ist etwas, worauf wir zielen müssen." Nein, sorry, das ist
überhaupt nichts, worauf wir zielen müssen. Average Handling Time
macht alle unglücklich.
Michael Kästner: Mein Name ist Michael Kästner.
Ich hoste den Podcast für die DuMont Process GmbH, einem Call-
und Contact Center aus Berlin-Mitte, das verschiedene Projekte im
Customer Service und Vertrieb im In- Und Outbound abbildet. Wir
helfen Unternehmen, die Customer Experience zu verbessern, indem
wir die Qualität im Kundenservice überprüfen,
Verbesserungsvorschläge machen, Softwarelösungen entwickeln und
Weiterbildungen für Mitarbeiter anbieten oder den kompletten
Kundenservice als Outsourcing-Dienstleister übernehmen. In
unserem Podcast "Better Call Service" helfen wir Unternehmern und
Customer Service Führungskräften dabei, den Kundenservice zu
verbessern, damit Kunden länger bleiben und zu loyalen Fans
werden, um so den Customer Lifetime Value zu erhöhen. In 20- bis
30-minütigen Interviews lernst du die besten Denkweisen,
Strategien, Taktiken und Tipps von erfolgreichen Costumer Service
Führungskräften und wie du sie in deinem Unternehmen anwendest.
Michael Kästner: Was ist notwendig, um aus einem
Contact Center als Kostenfaktor ein Wertschöpfungszentrum für
deine Kunden zu machen? Und warum ist die Antwort auf diese
Frage, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen? Um das zu
besprechen, habe ich heute Stefan Kolle zu Gast. Ich bin auf ihn
durch sein Whitepaper zu genau diesem Thema aufmerksam geworden.
Mehr dazu, was Stefan macht, erfährst du gleich persönlich von
ihm. Los geht's.
Michael Kästner: Herzlich willkommen, Stefan.
Schön, dass du heute da bist.
Stefan Kolle: Ja, danke für die Einladung,
Michael. Freut mich sehr.
Michael Kästner: Wunderbar. Vielleicht stellst
du dich einmal kurz vor, wer du bist, was du machst und wie du zu
dem gekommen bist, was du aktuell machst.
Stefan Kolle: Mein Name Stefan Kolle, ich bin
einer der Gründer und jetzt der CEO von Futurelab. Wir sind seit
inzwischen 17 Jahren dabei, Firmen zu den Themen Kundenstrategie,
Customer Experience und Costumer Centricity zu beraten. Ganz
wichtig ist dabei, dass wir zugleich den Bereich Kundenstimme
(Voice of Customer) selber bearbeiten, also wir machen auch
selber die Kundenbefragungen. Wir sind dazu gekommen, weil wir
eigentlich schon vor vielen Jahren festgestellt haben: Wenn man
als Firma so gewinnbringend wie möglich unterwegs sein will, wenn
man seine Kunden effektiv und effizient behandeln will, auch im
Marketing und in der Produktentwicklung, dann muss man einfach
kundenorientiert sein. Den Kunden in die Mitte zu stellen, ist
die beste Art, langfristiges Wachstum für eine Firma zu
organisieren. So einfach ist es. Da gibt es inzwischen tausende
von Beweisen. Wir waren recht früh dabei und haben dadurch auch
für viele große Firmen international tolle Projekte machen
können. Zum Beispiel ein NPS Rollout in 54 Ländern für Toyota.
Wir haben für Volkswagen viel gemacht, für Mercedes und für
Vodafone in vielen Ländern. Und so habe ich im Laufe der Jahre
gelernt, was Best Practice und was Worst Practice ist. Auf meinen
Folien stelle ich mich immer vor mit einer Bandage um meinen
Kopf, denn ich habe mir oft genug den Kopf gestoßen. Ich glaube,
dass man auch aus den Worst Practices bzw. den Fehlern, die man
macht, oft viel mehr lernt als aus den Best Practices und den
wunderschönen Cases. Das ist auch etwas, was ich gerne mache:
Diese Geschichten, diese Anekdoten, diese Erfahrungen zu teilen.
Deswegen freut es mich auch, dass wir heute dieses Gespräch haben
können.
Michael Kästner: Wunderbar, da habe ich ja genau
den Richtigen eingeladen, um darüber zu sprechen. Heute sprechen
wir einmal darüber, wie wir die Sichtweise ändern, um das Contact
Center von einem Kosten-Center wirklich zu einem Costumer
Value-Center zu entwickeln. Dort gibt es die Schwierigkeit, dass
auf der einen Seite die Kosten im Kundenservice niedrig gehalten
werden sollen und auf der anderen Seite eine immer bessere
Qualität abgeliefert werden soll. Die Kunden sollen zufriedener
sein, wie von dir bereits angesprochen, weil den Unternehmen
bewusst wird, dass es immer wichtiger ist, den Kunden in den
Mittelpunkt zu stellen. Du hast da eine ganz tolle These
aufgestellt: Es geht nicht nur darum, den Kunden in den
Mittelpunkt zu stellen, sondern den Menschen in den Mittelpunkt
zu stellen. Möchtest du einmal kurz erklären, was du damit genau
meinst?
Stefan Kolle: Ja, eigentlich ist es eine
unglaubliche Plattitüde: Wir sind alle Menschen. Aber das wird
leider so oft vergessen. Wenn wir versuchen, Effektivität oder
Effizienz zu verbessern, dann denken wir in KPIs, dann denken wir
in Prozessen, während unter dem allen Menschen sind. Menschen,
die miteinander Probleme lösen. Diese Menschen sind Agenten und
diese Menschen sind Kunden. In dem Moment, wo wir das vergessen
und uns nur auf diese KPIs richten, das kann ich sowieso noch
ganz groß ausweiten, aber wenn wir nur in KPIs denken, dann
vergessen wir das, was die Agenten gut macht. Agenten wollen den
Kunden etwas Gutes tun, sie wollen den Kunden helfen. Dafür
müssen wir aber verstehen: Was bewegt den Kunden wirklich? Was
ist emotional und rational wichtig für den Kunden? Aber auch: Was
ist emotional und rational wichtig für die Mitarbeiter? Ein ganz
einfaches Beispiel, das wir immer wieder geben und auch in der
Praxis gesehen haben: Wenn die Prozesse so sind, dass die Kunden
schon zu Gesprächsbeginn unzufrieden sind, z.B. weil sie zu lange
in der Warteschleife gehangen haben oder weil sie fünfmal erneut
haben anrufen müssen und der Agent nimmt diesen Anruf entgegen
und wird angemotzt, wenn das einmal, zweimal, dreimal, viermal,
fünfmal passiert, wird auch der beste Agent der Welt beim
sechsten Anruf, wo er wieder angemotzt wird, zurückmotzen, weil
er irgendwann auch die Schnauze voll hat. So einfach ist es
eigentlich. Wie können wir verhindern, dass die Agenten sich auf
dem menschlichen Niveau sich nicht gut fühlen und keine Chance
bekommen, das zu tun, was sie gerne machen wollen und worin sie
gut sind? Und wie können wir auf der anderen Seite dafür sorgen,
dass die Kunden als Menschen verstanden werden und nicht einfach
nur als Störfaktor in irgendeinem Prozess?
Michael Kästner: Das heißt, es ist wirklich ein
Teufelskreis, der ineinander spielt. Wenn erst einmal
unzufriedene Kunden da sind, führt es zu unzufriedenen
Mitarbeitern und unzufriedene, meckernde Mitarbeiter machen die
Kunden natürlich auch nicht zufriedener, sondern da steigert sich
der Kunde natürlich noch mehr rein und wird noch unzufriedener.
Stefan Kolle: Diesen Teufelskreis wollen wir
umdrehen in einen positiven, ich weiß nie, was das Wort dafür
ist: Ein positiver Teufelskreis. Wenn wir ein gutes Customer
Experience Programm haben, führt das zu glücklicheren Kunden,
aber es führt auch zu glücklicheren Mitarbeitern. Wir brauchen
glückliche Mitarbeiter, um imstande zu sein, eine gute Customer
Experience zu machen. Aber andersherum auch: Wenn wir glückliche
Kunden haben, weil sie nicht von anderen, außerhalb des Contact
Centers angesiedelten, Prozessen unglücklich gemacht werden,
führt das auch zu glücklichen Mitarbeitern. Die zwei zahlen immer
wieder aufeinander ein und das bringt im Endeffekt den ROE -
Return on Experience, weil wir loyalere, zufriedenere und dadurch
länger bleibende und mehr Geld bei uns lassende Kunden haben.
Aber auch, weil wir glücklichere Mitarbeiter haben, die weniger
schnell abwandern und die auch viel produktiver sind, wenn sie
glücklich sind. Wir brauchen weniger Recruitment und weniger
Ausbildung, das ist der Punkt: Es geht um diesen holistischen
Blick und das ist eigentlich mein Steckenpferd, worauf ich immer
wieder aus verschiedenen Perspektiven zurückkomme. Während die
meisten Contact Center sehr Silo-mäßig angesehen werden und nur
als Kostenposten, sind sie, wenn sie richtig eingesetzt werden,
unglaubliche Gewinnbringer.
Michael Kästner: Da gehen wir jetzt noch tiefer
rein, wie wir das konkret umsetzen können. Du hattest ja ganz am
Anfang schon das Voice of Customer-Programm angesprochen. Dazu
möchte ich kurz fragen: Warum ist es wichtig? Du setzt es auch
selber mit deinem Unternehmen um und du hattest auch geschrieben,
dass viele Unternehmen unglücklich sind mit ihrem Voice of
Costumer Programm. Was kann man da besser machen? Welche Fehler
siehst du immer wieder und wie macht ihr das besser?
Stefan Kolle: Im Endeffekt geht es ja darum, zu
verstehen, was für die Kunden wichtig oder unwichtig ist. Wenn
wir das richtig angehen wollen, dann brauchen wir diesen
holistischen, diesen ganzheitlichen Ansatzpunkt. Denn: Oft sind
das NPS-Programm oder andere Metriken, die dabei eingesetzt
werden, entweder nur ein Alibi: "Oh schau mal, wir haben auch ein
NPS-Programm", oder der Fokus geht ausschließlich auf die Zahl.
"Wir haben einen NPS von 20, nächstes Jahr müssen wir bei 25
sein", ohne darauf zu achten, was wir eigentlich damit wollen.
Wir müssen uns ganz am Anfang eines Kundenstimmen-Programms immer
fragen: Warum machen wir das eigentlich? Was wollen wir managen?
Welche Erfolge wollen wir erzielen? Wenn wir das nicht richtig
beantworten, dann ist es nur eine lose Übung. Wir müssen uns
fragen: Was wollen wir managen? Wen müssen wir fragen, um das
managen zu können? Ist das der Kunde selber oder ist das ein
anderer Influencer? Sind es die Agenten, die wir vielleicht
befragen müssen über den Kunden? Das kann auch eine Antwort sein.
Wann fragen wir sie? An welchen Touchpoints? Wo in der
Wertschöpfungskette? Was fragen wir genau? NPS ist manchmal das
richtige Tool, das ist ein Schraubenzieher, aber manchmal
brauchen wir auch einen Hammer, dann müssen wir eine ganz andere
Frage stellen. Alle diese Elemente: Wollen wir Pop-ups auf der
Website? Wollen wir automatisierte Abfragen im Kontakt Center?
Schicken wir eine E-Mail? Das alles müssen wir gut durchdenken,
bevor wir anfangen. Aber das ist nur der erste Schritt. Dabei
geht es darum, ob wir richtige Informationen, Insights aus diesem
Prozess bekommen. Wenn wir diese Insights haben, müssen wir dafür
sorgen, dass die Organisation auch etwas damit macht. Das ist
schon der erste Punkt, wo es bei den meisten Firmen schiefgeht.
Wir sind gerade mit einem der größten Supermarktketten weltweit
im Gespräch, die genau das machen: "Ja, wir haben ein NPS,
wunderbar. Das ist ein IT-Prozess, NPS wird abgefragt, wir können
das abhaken, aber wir machen gar nichts damit." Und irgendwann,
nach ein paar Jahren, sagt jemand: "Ja, wir zahlen dafür
Millionen, und was bekommen wir da raus? Gar nichts. Wenn wir es
richtig machen würden, wäre der nächste Schritt, denn jetzt
nutzen wir das Gelernte aus diesem Kundenstimmen-Projekt für eine
tatsächliche Verbesserung der Kundenerfahrung und für eine
Änderung von Prozessen, auch zu schauen, was ist nicht wichtig
für die Kunden. Und deswegen können wir das abschaffen." Das wird
oft völlig übersehen, wenn wir die Kundenstimmen abholen, dass
wir auch lernen, was nicht wichtig ist für die Kunden, wir
lernen, welche Prozesse nicht gut laufen und wir lernen, was
richtig gut läuft, was wir also behalten müssen. Wenn wir die
Organisationen dazu bringen können, dass sie Aktionen ableiten
aus diesen Insights, dann kommen wir auf den nächsten Punkt: Was
bringt das der Organisation? Was ist der Business Case? Können
wir den ROI oder den ROX - Return on Experience berechnen? Das
müssen wir machen, um den Rest der Organisation zu überzeugen.
Denn das ist ein nächster großer Punkt, der immer wieder
zurückkommt, wenn wir mit Leuten reden: "Ja, ich glaube ja dran.
Aber wie überzeuge ich denn die anderen? Wie überzeuge ich meinen
Chef oder meine Kollegen oder meine Mitarbeiter, dass das alles
was bringt?" Wir müssen es halt knallhart beweisen, aber das kann
man ja. Man kann ja sehen, dass Kunden, die zufrieden sind, eher
bereit sind, uns zu empfehlen und dass diejenigen, die bereit
sind, uns zu empfehlen, im Schnitt einen höheren Umsatz machen
oder einen höheren Lifetime Value haben oder uns tatsächlich
empfehlen. Im Automotive-Bereich z.B. haben wir das häufig
gesehen, dass die zufriedenen Kunden für jedes Auto, welches sie
selber kaufen, auch einen Neukunden mitbringen. Das ist ein
unglaublicher Multiplikator des Kundenwertes. Wenn wir das jetzt
alles bewiesen und berechnet haben und auch unsere KPIs auf diese
Business Cases angepasst haben, dann können wir den Rest der
Organisation überzeugen und anfangen, Ambassadeure zu schaffen
und ein tolles internes Kommunikationsprogramm installieren, um
dafür zu sorgen, dass der Rest der Organisation auch will, kann
und darf. Das ist natürlich dann das das nächste Thema und da
stellt sich die Frage, wie man das erreicht. Aber das ist erstmal
dieser positive Kreis, Positive Feedback Loop nennen die
Amerikaner das, sozusagen der umgekehrte Teufelskreis. Das sorgt
dafür, dass wir die richtigen Sachen fragen und observieren, dass
wir Aktionen daraus ableiten, dass wir die Business Cases
beweisen und dass wir damit den Rest der Organisation überzeugen.
Wir haben ein kleines Gratis-Audit mit 25 Fragen, das können wir
den Zuhörern gerne zur Verfügung stellen. Es ist auf unserer
Website hinterlegt: Machen wir alles richtig? Holen wir alles aus
diesem Kundenstimmen-Programm, was wir können? Auch im Contact
Center ist das unglaublich wichtig. Soweit wir wissen, haben
immer noch etwa 40 Prozent der Contact Center überhaupt keine
Kundenstimmen-Funktion. Sie können überhaupt nicht feststellen,
welchen positiven Einfluss sie auf die Kunden haben und sie
können dem Rest des Unternehmens die Daten, die sie erheben, gar
nicht weiterleiten. Und die, die ein Kundenstimmen-Programm
haben, erheben einen NPS oder einen Customer Effort Score oder
ähnliches, aber sie leiten es häufig nicht weiter an den Rest der
Organisation. Das ist ja auch wieder ein Problem, dass viele
Contact Center etwas isoliert leben in der Gesamt-Organisation.
Michael Kästner: Ich fand jetzt besonders
interessant, dass du gesagt hast: Es geht darum, die richtigen
Fragen zu stellen, um die richtigen Informationen an den
richtigen Stellen herauszufinden. Welche Fehler siehst du dort
häufig? Der Klassiker ist ja, dass der Kunde nach jedem Kontakt
z.B. per Mail eine Information zugeschickt bekommt mit ein paar
Smilies, wo man danach fragt, ob der Kontakt dem Kunden gut
gefallen hat und daraus wird dann z.B. der CSAT berechnet. Was
sind für dich die effektivsten Maßnahmen, welche Maßnahmen
funktionieren besonders gut und welche Maßnahmen sollte man nicht
verwenden?
Stefan Kolle: Ich benutze im Augenblick ein
wunderbares Beispiel: Wir sitzen alle viel zu Hause und haben
angefangen, viel mehr online zu bestellen. Das heißt, auch bei
uns wird fast jeden Tag irgendetwas geliefert. Ich wohne in
Belgien und den größten Teil liefert bei uns die die belgische
Post. Es gibt auch DPD und DHL usw., aber bei uns werden ca. 80
Prozent der Pakete von der belgischen Post geliefert. Das heißt,
dass ich tatsächlich jeden Tag eine E-Mail bekomme: "Wir haben
gestern ein Päckchen geliefert. Würden Sie uns empfehlen auf
Basis dieser Lieferung?" Das ist eine völlig, entschuldigen Sie,
schwachsinnige Herangehensweise. Erstens, weil es täglich ist.
Das ist sowieso schon ein absolutes Verbot, niemand beantwortet
diese Frage jeden Tag. Dadurch habe ich überhaupt keinen Einblick
mehr in meine echten Rücklaufzahlen. Zweitens ist die Frage an
mich, ob ich die belgische Post auf Basis der Lieferung des
Päckchens empfehlen würde, eine unsinnige Frage. Da bin ich nicht
der, den man das fragen sollte. Das muss man den Logistikmanager
von Amazon fragen: "Würden Sie einem Logistiker-Kollegen die
belgische Post empfehlen?" Der zweite Klassiker, inzwischen wird
er viel gefragt, ist der Costumer Effort Score: "Wie einfach war
es, das zu tun, was Sie machen mussten?" Das wäre auch wieder die
falsche Frage an mich, denn für mich ist es ja einfach. Ich mache
einfach nur die Tür auf und da ist das Päckchen. Wunderbar. Das
ist also eine Frage z.B. an den Fulfillment Manager: "Sie haben
heute 12.000 Päckchen abgeliefert. Wie einfach war das?" In
dieser Situation könnte eine relevante Frage an mich sein: "Haben
wir Ihre Erwartungen erfüllt?" Und da sage ich: "Ja. Ihr hattet
versprochen, dass ihr zwischen 12 und 1 Uhr liefert und um 5 nach
1 war das Päckchen da. Das ist schon okay. Das Päckchen war nicht
kaputt und war nicht schmutzig. Ja, ihr habt meine Erwartungen
erfüllt, ich bin zufrieden. Das ist dann auch wieder ein
Lernmoment, wo erstens die belgische Post für sich selber lernen
kann, wenn ich z.B. ein negatives Feedback gebe: "Ihr seid immer
zu spät. Ihr gebt mir falsche Zeit-Voraussagen.", "Okay, dann
müssen wir den Prozess anpassen und dafür sorgen, dass wir eine
bessere Zeitansage machen." Aber sie kann dieses Ergebnis auch
weiterleiten an ihre Kunden, an Amazon oder wer auch immer etwas
liefert. Das ist einfach mal eine Illustration, wie wichtig es
ist, die richtige Frage zum richtigen Moment an die richtige
Person zu stellen. Und zum NPS. Ich liebe NPS und wir waren die
ersten, die für NPS große Implementationen in Europa gemacht
haben, aber es ist ein Schraubenzieher und manchmal brauche ich
etwas anderes. Wenn ich keine Schraube zum Eindrehen habe,
brauche ich ein anderes Werkzeug. In diesem Fall ist die
NPS-Frage völlig irrelevant. Was die Post mich einmal im Jahr
fragen kann, ist: "Würden Sie als Privatnutzer die Post als
Ganzes empfehlen und wenn ja, warum? Und wenn nicht, warum
nicht?" Aber das ist eine Frage, die ich einmal im Jahr stelle.
An individuellen Touchpoints muss ich ganz andere Fragen stellen,
aber zugleich muss ich, wie du auch schon sagst, nicht nach jedem
Touchpoint die Frage stellen. Wir haben als Basisregel:
Touchpoint-Befragung vielleicht alle drei Monate. Wenn ich zu oft
frage, führt das zu einem Rückgang der Rückläufe und damit fällt
mein ganzes Programm ins Wasser. Mal ganz doof gesagt: Irgendwann
komme ich dahin, dass nur noch die Leute, die zu viel Zeit haben
oder zu viel Meinung haben, mir Feedback geben. Wir hatten das
bei einem unserer Automotive Kunden, die hatten nur noch 0,6
Prozent Rücklauf auf ihre Umfrage, weil das eine Umfrage mit 30
Fragen war. "Ja, aber mit diesen 30 Fragen bekommen wir doch viel
tiefere Einblicke in das, was die Kunden wichtig finden." Nein,
das bekommst du gar nicht, weil diese 0,6 Prozent, die noch
bereit sind, diese 30 Fragen zu beantworten, einer ganz
spezifische Nischengruppe angehören, die zu viel Zeit hat und die
bereit ist, diese Zeit hierfür aufzuwenden. Als wir dann
umgestiegen sind, in diesem Fall in erster Instanz auf einen NPS
für eine Erstbefragung, der NPS ist halt ganz kurz: "Würden Sie
uns empfehlen? Warum? Was können wir besser machen?", nur diese
drei Fragen, sind wir auf 20 Prozent Rücklauf gekommen. Einfach
nur als Illustration, wie wichtig es ist, richtig zu verstehen:
Was will ich erreichen und wie kann ich da die richtigen Fragen
stellen?
Michael Kästner: Und wir Menschen sind ja auch
so, wie man es auch bei Werbung erlebt: Wenn man irgendetwas
wiederholt sieht, blendet das Gehirn es einfach irgendwann aus.
Man drückt auf Löschen, bevor man sich das überhaupt durchgelesen
hat.
Stefan Kolle: Gerade in Contact Centern sehen
wir häufig, dass am Ende gesagt wird: "Bleiben Sie noch kurz dran
für eine Befragung." Und dann wird nur eine Zahl abgefragt,
eventuell kommt noch die Frage: "Können Sie sagen, welche dieser
5 Elemente für Sie am wichtigsten sind?" Während es in einem
Kundenstimmen-Progamm offene Kommentare gibt, wo wirklich Wert
dahinter ist, denn da erzählt der Kunde. Wir sehen immer wieder,
dass Firmen denken, selbst zu wissen, was für Kunden wichtig ist.
Aber wenn wir den Kunden die Möglichkeit geben, offenes Feedback
zu geben, kommt etwas ganz anderes dabei raus. Einfach nur die
Zahlen abzufragen, ist fast schlimmer, als gar nichts zu fragen.
Michael Kästner: Da möchte ich zu den
Mitarbeitern übergehen, zu der Employer Experience. Das ist ja
der zweite Mensch abseits vom Kunden, der sich in unserem Gefüge
befindet und über den wir sprechen müssen. Da ist meine Frage:
Welche Bedürfnisse haben denn die Mitarbeiter? Wie verbessere ich
mein Mitarbeiter-Erlebnis, indem ich weiß, was den Mitarbeitern
überhaupt wichtig ist? Gibt es da Zahlen oder Fakten, wo du
sagst, dass man darauf besonders achten muss, was den
Mitarbeitern besonders wichtig ist?
Stefan Kolle: Also erstmal gibt es den berühmten
Spruch von Richard Branson: Nicht der Kunde kommt zuerst, sondern
der Mitarbeiter. Kümmern Sie sich um Ihre Mitarbeiter, dann
kümmern die sich um Ihre Kunden. So einfach ist es zum Teil
wirklich. Agenten sind fast wie richtige Menschen. Ich weiß, das
kommt als große Überraschung für viele Contact Center Manager.
Die finden Sachen wichtig, die sie selber auch wichtig finden.
Sie sind einfach ganz normale Menschen. Natürlich, Lohn- und
Arbeitsplatzsicherheit sind für viele der wichtigste Punkt, es
gibt dazu einen schönen Research von McKinsey. 15 Prozent sagt:
Das Wichtigste ist Lohn- und Arbeitsplatzsicherheit. Aber fünf
andere Kernthemen sind rein menschliche Faktoren: Kann ich mich
entwickeln? Habe ich Aufstiegsmöglichkeiten? Was ist mit der
Mission oder dem Inhalt, den ich mache? Das ist Punkt 3 und
darauf werde ich gleich nochmal zurückkommen. Und dann: Sind
meine Kollegen und ich eine Gemeinschaft? Habe ich da Freunde?
Dann ist auch noch ganz wichtig: Wie viel Stress bringt mir das
Ganze? Es gibt noch einige andere, ganz klassische Punkte: Die
Vorteile, die Büros, ist mein Vorgesetzter nett zu mir usw., aber
das sind Sachen, die wir etwas weniger steuern können. Aber diese
Top 5 Treiber der Zufriedenheit der Mitarbeiter, das ist ja ganz
normal. Z.B. Mission und Inhalt: Jetzt kommen wir wieder auf
genau den Punkt zurück, den wir schon angesprochen haben. Wenn
wir den Mitarbeitern KPIs mitgeben, wovon sie wissen, dass es zu
einer schlechten Costumer Experience führt, werden davon auch die
Mitarbeiter unglücklich. Niemand steht ja morgens auf und sagt:
"Ich freue mich darauf, heute wieder alle Kunden unglücklich zu
machen." Niemand. Es sollte so sein, dass man morgens aufsteht
und zur Arbeit geht mit dem Gefühl: "Ich liefere heute meinen
kleinen Beitrag, um die Welt wieder ein bisschen besser zu machen
oder die Firma besser zu machen oder es für mich selber besser zu
machen." Aber irgendetwas muss besser werden. Wenn wir eine
Umgebung schaffen, wo nur auf Akkord gearbeitet wird: Wo Unfug
KPIs wie Average Handling Time. Ich weiß, die Hälfte der Zuhörer
fällt jetzt vom Stuhl, ich sehe immer noch, dass alle Berater
sagen: "Average Handling Time, das ist etwas, worauf wir zielen
müssen." Nein, sorry, das ist überhaupt nichts, worauf wir zielen
müssen. Average Handling Time macht alle unglücklich und es führt
auch dazu, dass Agenten unerwünschte Handlungen tätigen. Entweder
weil sie nicht motiviert sind und versuchen, trotzdem irgendwie
durch den Tag zu kommen, oder, ich weiß nicht ob das schlimmer
oder besser ist, weil gerade in den besseren Contact Centern oft
mindestens die Hälfte der Agenten motiviert sind. Die wollen
etwas Gutes machen für den Kunden und die bekommen ein gutes
Gefühl und eine Mitarbeiterzufriedenheit daraus, dass sie ihre
Mission, ihren Inhalt gut haben liefern können. Wenn wir also im
Umkehrschluss Agenten zwingen, etwas Schlechtes zu tun, werden
sie unglücklich. Wir müssen ihnen auch den Freiraum geben, um
eine Gemeinschaft zu bilden. Ich kenne ein wunderbares Beispiel
von einem Contact Center, ich weiß nicht, ob leider das richtige
Wort ist, aber sie wurden inzwischen von Amerikanern übernommen,
dort bin ich schon vor 10 Jahren immer wieder sehr bewundernd
herumgelaufen. Sie hatten die zufriedensten Agenten von ganz
Deutschland, glaube ich, und sie hatten auch nur einen Verlauf
von 3 Prozent. Die Durchschnitts-"Lebensdauer" der Agenten in
diesem Contact Center betrug 30 Jahre. Am Eingang lagen gelbe,
grüne und rote Bälle. Jeder Agent, wenn er morgens reinkam, wurde
gebeten: "Leg doch einen Ball, der angibt, wie gut du dich heute
fühlst, auf deinen Schreibtisch." Damit der Teamleiter sehen
kann, wie die Allgemeinstimmung ist. Und wenn es zu viele gelbe
oder, noch schlimmer, rote Bälle gab, hat er gesagt: "Stopp,
Timeout, kommt mal alle zusammen. Was ist los? Warum fühlt ihr
euch nicht gut?" Sie wussten: Wir können nur eine gute
Kundenerfahrung bieten, wenn die Agenten sich gut fühlen. Auch
wenn es dazugehört, dass wir vielleicht mal eine halbe Stunde
keine Telefonate machen, damit wir hier ein bisschen
"Gruppentherapie" machen können, ich sage das mit einem
Schmunzeln", dann muss das so sein. Dieses Contact Center hatte
immer die höchsten NPS-Werte für ihre Endkunden. Da gehörten
große Telekom-Anbieter und große Banken dazu.
Michael Kästner: Du hast ja vorhin unsere
Zuhörer vermutlich in Mark und Bein erschüttert, als du gesagt
hast, dass es kein sinnvoller KPI ist. Da müssen wir noch ganz
kurz erklären, warum es kein sinnvoller KPI ist. Du hast dazu ja
einen sehr guten Use Case, wo dieser KPI entfernt wurde. Ich
würde sehr gerne hören, wie sich das entwickelt hat, um das
nochmal genauer zu erklären.
Stefan Kolle: Es ging um die KPIs dieses
Automotive Contact Centers. Das erste, was wir gesehen haben, ist
der Klassiker: Average Handling Time dreieinhalb Minuten. Was
passiert in der Praxis? Es kommt ein Anruf, und was haben die
guten Agenten gemacht? Wenn ein Anruf kam, haben sie erst einmal
nach einer Sekunde wieder aufgelegt: "Hallo? Hallo? Hallo? Ich
höre nichts." Dann haben sie wieder aufgelegt, auch wenn sie
etwas gehört haben. Dadurch hatten sie dann für den nächsten
Anruf 7 Minuten Zeit, denn sie wussten, dass sie im Schnitt
sieben Minuten brauchten, um einen Kunden gut bedienen zu können.
Da sehen wir schon diese unbeabsichtigten Folgeerscheinungen,
dass Agenten eine Art Guerilla führen, um sich selber zu
ermöglichen, den Kunden gut zu behandeln. Das ist die erste
Schicht, dass KPIs oft eingestellt werden, ohne die Folgen zu
sehen. Im gleichen Contact Center war mit den besten Intentionen
festgelegt: Die Kundenbeschwerden sollten innerhalb von acht
Tagen abgewickelt sein. Wozu führt das? Die schlechten Agenten
sagen am siebten Tag: "Der Fall ist abgeschlossen." Der Kunde
erhält eine E-Mail: "Ihre Beschwerde ist erfolgreich
abgeschlossen", aber der Kunde sagt, dass das nicht stimmt und
kommt am nächsten Tag mit einer neuen Beschwerde. Jetzt ist es
eine neue Beschwerde und wir haben wieder 7 Tage. Das ist alles
ein Wildwuchs von KPIs, die im Laufe der Jahre entstanden sind,
die alle zu einer schlechten Erfahrung sowohl für Agenten als
auch für Kunden geführt haben. Wir haben dann mal einen Probelauf
gemacht, ein "Contact Lab", wo gesagt haben: "Wir setzen hier mal
sechs Agenten zusammen, die alle schon seit zehn Jahren dabei
sind und die wirklich ihr Metier verstehen. Wir geben ihnen
völligen Freiraum." Sie haben sich daraufhin eigentlich nur noch
auf einen KPI fokussiert, nämlich: First Contact Resolution. Denn
ein guter Agent, der seit zehn Jahren dabei ist, kann eine
Beschwerde oder eine Anfrage selber vollständig abwickeln. Das
erste Ergebnis war: Super zufriedene Kunden, super zufriedene
Mitarbeiter und die Average Handling Time ist von dreieinhalb
Minuten auf 35 Minuten raufgegangen. Schon wieder verschlucken
sich alle an ihrem Kaffee, auch da im Contact Center haben alle
sich an ihrem Kaffee verschluckt. Dann haben wir unseren kleinen
Trick gemacht, nämlich das holistische Angehen dieser Geschichte.
Zwar ist die Average Handling Time des ersten Telefonats von
dreieinhalb auf fünfunddreißig oder siebenunddreißig Minuten
gestiegen, aber es sind keine Handoffs mehr dabei, es musste kein
Backoffice eingesetzt werden für die Beantwortung von
Extra-Fragen usw. Die Total Handling Time einer Case für die
Organisation ist von über einer Stunde heruntergegangen auf
siebenunddreißig Minuten, und darum betone ich immer wieder
dieses holistische Nachdenken und das Finden von ganzheitlichen
Ansätzen. Es wird so oft übersehen, dass diese dreieinhalb
Minuten Average Handling Time zu vielleicht 30 Minuten in anderen
Bereichen der Organisation führen. Das war das große und
sensationelle Learning in dieser Organisation, dass wir, indem
wir den Agenten den vollen Freiraum geben, eine Handling Time
Reduction haben durchführen können. Das war das Ergebnis mit
diesen sechs, dann haben wir gesagt: "Gut, jetzt schauen wir uns
das mal für ein ganzes Land oder in erster Instanz für ein halbes
Land an, um den Vergleich machen zu können." Es gab weiterhin
gute Erfolge. Ich muss das auch qualifizieren, es hat sich dann
auch herausgestellt, dass diese Lösung für unerfahrene Agenten
oder für Agenten mit falschem Mindset nicht die ideale Lösung
ist, aber das kann man dann herausfinden, indem man diese
Agenten, die diesen extremen Freiraum gar nicht so angenehm
finden, in die Marketinganfragen-Abteilung versetzt und die, die
es mögen, in der Beschwerden-Behandlung belässt. Wir haben
wirklich gesehen, dass die Kundenzufriedenheit wie eine Rakete in
die Luft gestiegen ist, aber auch die Mitarbeiterzufriedenheit
hat sich verdoppelt oder verdreifacht, das ist hier nicht der
richtige Messwert hier, aber sie ist unglaublich gestiegen. Für
mich ist das eine wunderbare Case, wir müssen breiter schauen als
nur auf diesen einen KPI, denn er erzählt uns im Endeffekt gar
nichts. Die Average Handling Time als solches ist kein schlechter
KPI, es ist keine schlechte Metrik. Wir müssen sie aber im
gesamten Kontext sehen: Wozu führt das und warum führt es dazu?
Wenn die Average Handling Time hoch ist, weil unser
Computersystem schlecht ist und die Agenten nicht gut unterstützt
und sie für Fragen, wofür sie eigentlich nur eine Minute
bräuchten, dreieinhalb oder fünf Minuten brauchen, um die Antwort
zu finden, dann ist der KPI nicht schlecht. Es ist ein KPI, der
uns beibringt, dass wir woanders etwas ändern müssen. Insofern
will ich das wirklich qualifizieren, es gibt keine schlechten
KPIs, wahrscheinlich gibt es sie, aber jeden KPI kann man positiv
auswerten. Erstens Kontext, zweitens ganzheitlich, drittens
unerwartete Konsequenzen (unintended Consequences) sind Dinge,
worauf wir schauen müssen.
Michael Kästner: Ich möchte zu unserem letzten
Punkt gehen, dem Return on Experience. Wenn man diese Punkte
richtig umsetzt, man verändert seine Prozesse, man stellt den
Menschen in den Mittelpunkt, man geht das Voice of
Customer-Programm richtig an, was sind dann KPIs bzw.
Berechnungsmöglichkeiten für den Return on Experience? An welchen
Punkten kann man das wirklich messen?
Stefan Kolle: Ganz wichtig ist hierbei auch
wieder der holistische Ansatz, denn ein Teil des ROE, des ROX,
den das Contact Center schafft, landet ja sonst wo in der
Organisation. Zurück zum Automotive-Beispiel. Wir haben
feststellen können, dass die Kunden, die in diesem neuen Setup
gut behandelt wurden, eine 3 bis 4 Prozent höhere
Wiederkauf-Bereitschaft. Das heißt also, dass irgendwo ein
Autohändler ein Auto mehr verkauft, als er es sonst tun würde.
Aber dieser Gewinn, der ja enorm ist für eine solche
Organisation, wird dem Contact Center nicht zugerechnet. Also
Schritt eins ist, schon mal dafür zu sorgen, dass wir
identifizieren, wo denn die verschiedenen Elemente des ROX
herkommen. Ein anderes Beispiel: Für einen großen deutschen
Versicherer haben wir mal eine große Vergleichsstudie gemacht, wo
wir festgestellt haben, dass die Kunden, die irgendeine
Interaktion mit dem Kundenservice gehabt haben, einen um zwischen
20 und 30 Punkte höheren NPS hatten als die, die keinen Kontakt
mit dem Contact Center hatten. Also null Prozent gegen 25
Prozent, 28 Prozent, 31 Prozent. Diese Organisation glaubt, dass
der NPS ein guter KPI ist, um die allgemeinen Möglichkeiten zur
Kundengewinnung festzustellen. Das ist ja ein unglaubliches
Gütesiegel für das Contact Center: "Schaut mal her, einfach nur
dadurch, dass wir da sind, schaffen wir glückliche Kunden für
euch, die loyaler sind usw." Sogar ein Kunde, der eine Beschwerde
hat, ist im Nachhinein ein loyalerer Kunde als der, der nie eine
Beschwerde hatte, wenn die Beschwerde gut gelöst ist. Das ist
schon mal so ein Grundrauschen, was aber bei den meisten
Organisationen völlig ignoriert wird. Daneben schauen wir
einerseits: Was ist der Grundwert eines Kunden, der Customer
Lifetime Value? Wie oft kauft er? Was gibt er aus pro Stück? Wie
viele Jahre bleibt er bei uns Kunde? Das ist eine
Basisberechnung, die die meisten Organisationen ja schon mal
gemacht haben. Um bei Automotive zu bleiben. der
Durchschnittskunde kauft alle vier oder fünf Jahre ein Auto, das
liefert dem Hersteller 5000 Euro Gewinn und er bleibt 20 Jahre
Kunde. Damit haben wir einen Basiswert. Zweitens können wir z.B.
daraus mitnehmen, das berechnen wir gerne, denn das ist auch gar
nicht so schwierig (da kommt der NPS wieder): Wie viele Kunden
haben wir gewonnen oder verloren dadurch, dass wir sehr
zufriedene oder unzufriedene Kunden hatten? Im Automotive haben
wir gesehen, dass ich typischerweise für jedes Auto, welches ich
selber kaufe, einen anderen beeinflusse. Wenn ich einen
Volkswagen habe, beeinflusse ich alle vier Jahre eine andere
Person, indem ich sage, dass es ein super Auto ist. Oder ich bin
so unzufrieden und habe nur Kopfschmerzen gehabt mit diesem Auto,
dann gibt es auch eine andere Person, deren Kaufentscheidung
darauf basiert und das ist ein Multiplikator. So kann ich schon
wieder sehen: Ein unzufriedener Kunde kostet mich richtig Geld
und ein zufriedener Automotive-Kunde bringt mir vier Neukunden,
das ist Wahnsinn. Wenn ich Waschmittel verkaufe oder wenn ich
Mobilfunk verkaufe, sind das ganz andere Zahlen, aber wir haben
das z.B. für Vodafone mal in einigen Ländern feststellen können,
dass wir fast zwei Neukunden in einem Jahr verhindern oder
anwerben, weil es da eine ganz hohe Rotation gibt. Dann müssen
wir noch andere Elemente mit hineinnehmen. Wenn wir jetzt z.B.
über zufriedene Mitarbeiter reden, dann heißt das, dass die
Mitarbeitermoral besser ist, dass wir weniger Abwanderung haben,
dass wir weniger Recruitment- und Ausbildungskosten haben. Wir
können schauen auf Sachen wie Servicekosten und Effizienz. Wenn
wir wissen, was wichtig ist für unsere Kunden, können wir uns
viel besser fokussieren, auch manche Sachen nicht mehr zu machen.
Wir können uns auch fokussieren auf das, was wirklich wichtig
ist. Für jede Firma gibt es eine Menge verschiedener Hebel, ich
habe eine Folie vor mir, wo ich alles zusammengefasst habe, am
Beispiel Mobile Operator TelKo-Praxis, also Mitarbeiterkosten,
Krankheit, Verlauf, Rekrutierung, Ausbildung, Kosten,
Servicekosten. Wir haben für Vodafone Irland mal berechnet, dass
der durchschnittliche zufriedene Kunde Servicekosten von vier
Euro im Jahr generiert. Der durchschnittliche unzufriedene Kunde
kostet dreizehn Euro pro Jahr. Wenn die Grundzufriedenheit nicht
da ist, rufe ich viel schneller an und beschwere mich. Bei den
Millionen von Kunden, die Vodafone hat, machen diese 9 Euro pro
Jahr einen riesigen Unterschied. Die Kundengewinnungskosten, die
Churn Reduction, die Möglichkeit, dem zufriedenen Kunden direkt
etwas zu verkaufen, Up- und Crossselling im Contact Center, und
so gibt es noch zehn verschiedene Hebel, die unterscheiden sich
natürlich je nach Branche, aber man kann da unglaublich viele
Faktoren in die Berechnung hinein nehmen. Da gibt es einen ganz
wichtigen Tipp, was wir auch immer zuerst einmal machen: Keep it
simple. Fang mal an mit den Zahlen, die du hast. Daraus kannst du
oft schon ein ganz gutes Modell bauen, statt zu versuchen, ein
perfektes Modell zu bauen, wo du dann hörst: "Die Zahlen haben
wir gar nicht zur Verfügung. Die können wir nicht rausfinden
usw." Fang an mit einem einfachen Modell mit den Zahlen, die du
hast, geh damit zur Finanzabteilung und sag: "Helft mir doch,
dieses Modell weiter auszuarbeiten."
Michael Kästner: Das ist, finde ich, ein sehr
guter Ansatz. Eins ist besser als null, das bringt einem generell
sehr viel in seinem Leben, also die Dinge erst einmal besser zu
machen, auch wenn man sie noch nicht perfekt machen kann und
darauf aufzubauen. Nachdem du jetzt diese ganzen Punkte
aufgeführt hast, in welchen Bereichen man seinen Return on
Experience überall messen kann, egal ob es die
Kundenzufriedenheit ist oder ob es die ganzen Effekte und
Zusammenhänge sind, die du eben aufgezählt hast, ist es
eigentlich ein Witz, dass man Contact Center oder generell den
Kundenkontakt als Kostenfaktor betrachtet. Das macht man ja nur,
weil man diesen ganzheitlichen Blick nicht hat. Das ist ja genau
die Sache, um das zusammenzufassen, die wir ändern müssen. Vielen
Dank, Stefan.
Stefan Kolle: Contact Center ist Cost Center ist
einer der bescheuertsten Sprüche, die es gibt.
Michael Kästner: Ich hoffe, dir hat unser
Podcast gefallen. Das Whitepaper mit vielen spannenden Zahlen,
Fakten und Beispielen sowie alles weitere zu Stefan findest du
auch unter futurelab-deutschland.de. Den Link findest du auch in
den Shownotes. Hinterlass uns gerne eine Bewertung, wenn dir der
Podcast gefallen hat, auf einem Streaming-Dienst deiner Wahl. Bis
zum nächsten Mal bei "Better Call Service".
Mehr
Über diesen Podcast
Wusstest du, dass es 5x mehr kostet einen neuen Kunden zu gewinnen,
als einen bestehenden Kunden zu behalten? Es war auch noch nie so
leicht, negative Stimmen im Internet schneller und weiter zu
verbreiten als jemals zuvor. Jede schlechte Kundenerfahrung schadet
deinem Unternehmen nachhaltig. Unsere Mission ist es, Unternehmern
und Customer Service Führungskräften zu helfen, den Kundenservice
zu verbessern, damit Kunden zu loyalen Fans werden, mehr Geld
ausgeben, länger bleiben und so, den Customer Lifetime Value zu
erhöhen. Wenn du deinen Kundenservice verbessern und deine Kunden
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In spannenden Interviews behandeln wir Kundenservice Themen wie
Digitalisierung, Kundenzentrierung, Künstliche Intelligenz,
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Mitte, das verschiedene Projekte im Customer Service und Vertrieb
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Experience zu verbessern, indem wir die Qualität im Kundenservice
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Website: https://dumont-process.de/ Podcast Host:
https://www.linkedin.com/in/michael-k%C3%A4stner-42437b194/
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