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Episoden
13.02.2025
27 Minuten
Der Buchautor und Publizist Hermann Ploppa erläutert in HIStory
kurz und sachlich historische Daten und Jahrestage von
herausragenden geschichtlichen Ereignissen. Dabei werden in diesem
Format Begebenheiten der Gegenwart, die mit einem Blick in die
Vergangenheit in ihrer Bedeutung besser einzuordnen sind, in einen
geschichtlichen Kontext gebracht.
Das Thema heute: Die Bombardierung Dresdens im Februar 1945
In unserer heutigen Folge von HIStory fragen wir, ob die
Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg gegen deutsche Städte
legitime Kriegshandlungen im Sinne des Völker- und Kriegsrechtes
sind. Oder ob es sich hier nicht doch um einen illegitimen Akt
von Völkermord handelt. Das lässt sich am besten im Einzelfall
untersuchen. Schauen wir uns also heute die Bombardierung von
Dresden an, die in der Endphase des Zweiten Weltkrieges
stattfand. Über die militärstrategische Sinnhaftigkeit dieser
Maßnahme wurde immer wieder diskutiert. Begeben wir uns also
mitten hinein in das Thema:
Der 13. Februar 1945 war ein Dienstag. Also Karnevalszeit in
Deutschland. Karneval auch in Dresden. Ein Tagebucheintrag, der
uns erhalten geblieben ist: „Am Fastnachtsdienstag kramten die
Kinder allerlei Maskerade aus den Kästen des alten, bunten
Bauernschrankes und zogen lärmend in den Straßen herum.“ (1)
Zur gleichen Zeit ist Victor Klemperer dazu verdonnert, Briefe an
jüdische Mitbürger zu verteilen, die sich an einem unheimlichen
Ort einzufinden haben (2). Das bedeutet nichts Gutes. Klemperer
war früher Professor für Romanistik an der Dresdner Universität.
Da er eine „Arierin“ geheiratet hat, wird er nicht in die
Brennkammern von Auschwitz geschickt. Aber er kann seinen Beruf
nicht ausüben und muss zudem seit einigen Jahren einen gelben
Judenstern tragen.
Währenddessen spielen sich am Dresdner Bahnhof entsetzliche
Szenen ab, wie Gisela Neuhaus in ihr Tagebuch einträgt: „Nur
mühsam konnte ich mir einen Weg durch die dicht gedrängte Menge
vor dem Bahnhof bahnen. Im Bahnhof selbst lagen Flüchtlinge
Schulter an Schulter auf dem Fußboden. In Decken gehüllt oder mit
Mänteln zugedeckt. Säuglinge und kleine Kinder schrien. Die
Mütter waren verzweifelt, viele weinten, einige schliefen mit
angezogenen Knien auf der Seite liegend. Ein Bild des Elends! Es
waren Flüchtlinge aus Schlesien. Viele Familien waren getrennt
worden. Einige Mütter riefen laut den Namen ihrer Kinder in der
Hoffnung, sie hier in den Menschenmassen auf dem Dresdner
Hauptbahnhof wiederzufinden. Sie hatten Schreckliches erlebt.“
(3) In wenigen Stunden werden die meisten dieser Unglücklichen
verbrannt sein.
Es ist Endzeit des Nazireiches. Die Rote Armee hat gerade die
Weichsel überschritten und befindet sich auf dem Vormarsch auf
Berlin. Breslau ist eingekesselt und die Nazischergen haben die
Breslauer Bevölkerung rausgeschmissen aus Breslau und die Stadt
zur Festung erklärt. Die Westalliierten sind längst ins Rheinland
vorgerückt. Die deutsche Luftwaffe ist seit dem April 1944
bereits besiegt. Die Luftabwehr funktioniert kaum noch.
Eigentlich liegt Deutschland offen wie ein Scheunentor und es
bedarf eigentlich nur noch einiger größerer Scharmützel, um dem
Naziterror den Todesstoß zu versetzen. Dennoch haben sich die
Militärplaner der USA und Großbritanniens in den Kopf gesetzt,
noch einige blutige Exempel zu statuieren. Hamburg, das
Ruhrgebiet und Berlin natürlich hatte man auf dem Schirm, wenn es
um ein „Kolossalmassaker mit hunderttausend Toten“ (4) gehen
sollte.
...hier weiterlesen:
https://apolut.net/history-die-bombardierung-dresdens-heute-vor-80-jahren/
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26.08.2024
21 Minuten
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von HIStory!
Ich bin Hermann Ploppa und ich entführe Sie heute in die Welt der
Eroberungen Spaniens in der frühen Neuzeit.
Damals hatten längst die Spanier die Führung im Wettlauf nach
Indien übernommen. Nicht nur dass die Spanier offener waren für
Leute wie Magellan, der mit seinem Vorhaben einer Weltumsegelung
beim König von Portugal komplett abgeblitzt war. Doch der Vorteil
der Spanier lag auch darin, dass sie beim Wettrennen um die
lukrativsten Gewinne glatt sechs Richtige im Lotto gezogen
hatten.
Obwohl – das klingt jetzt schon ein bisschen zu sehr nach
Glücksspiel. Die Wahrheit ist: die Spanier waren ziemlich pleite.
Nach all den vielen Kriegen gegen die Moslems waren sie
hoffnungslos verschuldet. Isabella und Ferdinand von Spanien
mussten jetzt jeden Strohhalm ergreifen, um nicht unterzugehen.
Diese modernen Kriege mit ihren neuartigen Feuerwaffen und der
Eisen-Armierung wurden immer teurer, je anspruchsvoller die
Technik wurde. Und die Infanterie auf dem Schlachtfeld bestand ja
zu hundert Prozent aus bezahlten Söldnern. Wenn der Sold
ausblieb, blieben auch sofort die Gewehre kalt.
Zum anderen war der Feudaladel nicht gewohnt, mit frischem Geld
sparsam umzugehen. Es gehörte zum guten Ton, opulente Feste zu
feiern und dabei vor Publikum unvorstellbare Gelder buchstäblich
zu verbrennen. Kaiser Maximilian hatte im Jahre 1515 in Wien eine
dynastische Doppelhochzeit ausrichten lassen, wobei er für diese
machtpolitisch durchaus gewinnbringende Superparty sage und
schreibe 200.000 Gulden verprasste. Das sind nach heutigem
Umrechnungskurs lumpige 25 Millionen Euro. Apropos
„machtpolitisch gewinnbringend“. Der Kauf von lukrativen
öffentlichen Ämtern war damals Gang und Gäbe. Man nennt das
Simonie, wenn ein reicher Mann sich einen Bischofsposten gekauft
hat. Und als der Habsburger Thronfolger Karl der Fünfte sich von
den sieben Kurfürsten im Jahre 1519 zum deutschen König wählen
lassen wollte, musste er diesen ehrenwerten sieben Herren sage
und schreibe 852.000 Gulden Schmiergeld hinblättern. Das Geld gab
ihm der damals mächtigste Bankier Jakob Fugger aus Augsburg.
Diese nach heutigem Wechselkurs 120 Millionen Euro verschafften
dem schwäbischen Bankmann ideale Investitionsbedingungen im
zukünftigen habsburgischen Weltreich .
Mit anderen Worten: die Adligen und der hohe Klerus waren
eigentlich immer bis über beide Ohren verschuldet. Deswegen
musste man auch immer wieder mal Kriege führen, die reiche Beute
versprachen und bei den Gläubigern wieder ein bisschen gut Wetter
machten. Und so war es auch bei Isabella und Ferdinand. Ein
Eroberungskrieg nach außen war erst mal nicht in Sicht. Also
musste man einen Teil der eigenen Bevölkerung bis auf die
Unterhose ausrauben. Da kam es nicht ungelegen, dass der Kleriker
und Dominikaner Tomás de Torquemada nicht nur der Beichtvater von
Königin Isabella war, sondern auch der Kopf der neu erstarkten
spanischen Inquisition. Mit päpstlicher Unterstützung wurde mit
dem Consejo de la Suprema y General Inquisición ein geniales
Instrument nicht nur der Einschüchterung, sondern auch der
Geldbeschaffung von der barmherzigen Mutter Kirche installiert.
1484 legte eine Anweisung zur Handhabung der Inquisition fest,
worum es bei der Verfolgung und Folterung der Opfer eigentlich
ging: nämlich um Beschlagnahme, der Einziehung von Gütern und um
Geldstrafen. Ein einträgliches Geschäft. Denn je weiter die
katholischen Könige die Mauren nach Süden verdrängten, um so mehr
Moslems und Juden konvertierten zum Katholischen Glauben, nur um
nicht einen Kopf kürzer gemacht zu werden. Diese Conversos wurden
nun reihenweise verdächtigt, heimlich ihrem alten Glauben zu
frönen...
... hier weiterlesen:
https://apolut.net/history-entdeckung-und-eroberung-amerikas-teil-2-spanien/
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15.07.2024
18 Minuten
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von HIStory!
Mein Name ist Hermann Ploppa und ich entführe Sie heute in die
Zeit der Entdeckung und Eroberung Amerikas durch spanische und
portugiesische Abenteurer und Freibeuter. Ein heiß umstrittenes
Thema. Denn soviel können wir jetzt schon sagen: der Gold- und
Silberrausch der Conquistadoren war für die entdeckten Menschen
und deren Umwelt das reinste Inferno. Einheimische wurden
skrupellos verbraucht durch Sklavenarbeit. Oder sie wurden
einfach erbarmungslos und sadistisch zu Tode gemetzelt. Der
soziale Bodensatz Europas tobte sich in der Gesetzlosigkeit der
Wildnis hemmungslos aus.
Für Europa dagegen war der Gold- und Silberreichtum Amerikas eine
Dopingspritze. Die Spanier und Portugiesen wurden plötzlich zu
schwerreichen Global Playern. Ich mache diese Folge von History
unter anderem deshalb, weil ich unlängst die frühneuzeitliche
Pracht von Andalusien mit eigenen Augen anschauen konnte. Und es
verschlug mir tatsächlich die Sprache. Die Kathedralen von
Cordoba oder Sevilla bergen derart viele Kostbarkeiten, dass man
es kaum glauben kann. Eine üppige Pracht an Gold- und
Silberarbeiten. Fein ziseliert auf wertvollstem Material. Dazu
gigantische Mahagoni-Schnitzarbeiten. Die Goldschätze gestapelt.
Es scheint keine Obergrenzen zu geben. Die spanischen Edelleute
konnten sich die besten Schnitzer, Maler, Plastiker und Gärtner
ihrer Zeit kaufen. Es erschüttert dabei doch nicht wenig, dass
von all diesem plötzlichen Reichtum der Adligen aus Spanien und
Portugal das einfache Volk überhaupt nicht profitiert hat. Alles
wurde für pure Verschwendung und Prunk abgezweigt. Alles diente
nur dazu, der Selbstdarstellung eines einzelnen Edelmannes oder
seiner gesamten Sippe ein unsterbliches Denkmal zu setzen.
Somit gelangen wir bereits zu der Frage: wie kommen die Spanier
und Portugiesen zu diesem plötzlichen Reichtum?...
...hier weiterlesen:
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20.06.2024
18 Minuten
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von HIStory!
Mein Name ist Hermann Ploppa und ich erinnere heute einmal an die
so genannte „Nelkenrevolution“, die sich vor fünfzig Jahren in
Portugal ereignet hat. Die Nelkenrevolution ist ein gelungenes
Beispiel dafür, dass die Ablösung einer faschistischen Diktatur
durch demokratische Kräfte unter günstigen Umständen sogar ganz
friedlich vonstatten gehen kann. Die Portugiesen sind heute noch
mächtig stolz auf ihre selbst erkämpfte Demokratisierung.
Bemerkenswert ist ja auch, dass diese Revolution von
Militäroffizieren angestoßen wurde. Die begeisterte Bevölkerung
steckte den einrückenden Offizieren Nelken in die Gewehrläufe.
Ein herzergreifender Anblick. Gerade heute, wo Waffen überall in
der Welt ihr Gift versprühen.
In der Nacht vom 24. auf den 25 April des Jahres 1974 spielten
Radioanstalten in Portugal eine vollkommen unpolitische Schnulze.
Nämlich Portugals Beitrag zum europäischen Schlagerwettbewerb
Grand Prix de Eurovision. Paulo de Carvalho intonierte sein
Liedchen „Und nach dem Abschied“ . Was war schon dabei?
Noch nicht einmal die gefürchteten Lauscher und Horcher der
faschistischen Geheim-Stasi Portugals begriffen, dass das
Liedchen das Angriffssignal einer Revolution war. Denn wenn
Carvalhos Schnulze ertönte, wussten die jungen Offiziere der
Bewegung der Streitkräfte MFA, dass sie sich jetzt bereit halten
mussten. Stunden später wussten auch die berüchtigten Lauscher
und Gucker von der Geheimpolizei DGS, dass hier was nicht mehr in
Ordnung war. Denn aus den Radios erklang jetzt das verbotene Lied
„Grandola, vila morena“ des antifaschistischen Sängers Zeca
Alfonso . Nun rückten die unzufriedenen Jungoffiziere
der MFA mit Panzern und Fußsoldaten in die wichtigen Städte ein.
Die seit einem halben Jahrhundert von der Diktatur unterjochte
Bevölkerung, die von den Faschisten erklärtermaßen „arm und dumm“
gehalten werden sollte, wusste, dass es jetzt nur besser werden
konnte. Die einrückenden Soldaten wurden von Frauen mit Frühstück
empfangen. In die Gewehrläufe ließen die Soldaten sich
bereitwillig rote Nelken stecken. Ein Zeichen der sozialistischen
Bewegung...
...hier weiterlesen: https://apolut.net/history-nelkenrevolution/
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03.06.2024
29 Minuten
Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von HIStory!
Mein Name ist Hermann Ploppa und wir wollen uns heute mal etwas
genauer anschauen, was man unter dem Begriff „Aufklärung“
versteht.
Da gibt es zunächst einmal verschiedene Dinge, die mit dem
Prädikat „Aufklärung“ bezeichnet werden. Als Heranwachsender war
ich mit der Kampagne der „Sexuellen Aufklärung“ konfrontiert.
Damals bestand dringender Nachholbedarf. Immer noch herrschte in
den Fünfziger und Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
ein schamhaftes Schweigen über „das Eine“. Gemeint waren sexuelle
Aktivitäten unter Erwachsenen oder Pubertierenden. Immer wieder
kam es zu ungewollten Teenager-Schwangerschaften, weil die
Erwachsenen ihren Nachwuchs nicht offen und realistisch über die
Sexualität und ihre Konsequenzen aufgeklärt hatten. Die negativen
Folgen der christlichen Prüderie mussten jetzt schleunigst
beseitigt werden. Im großen Stil ging eine Aufklärungswelle durch
die ganze Gesellschaft.Erst später erfuhr ich dann in der Schule,
dass es im Achtzehnten Jahrhundert eine Bewegung
politisch-kultureller Art gab, die sich die Aufklärung der ganzen
Gesellschaft zum Ziel gesetzt hatte.
Die Bewegung der Aufklärung war eine große geschichtliche
Errungenschaft. Sie war im Achtzehnten Jahrhundert etwas
revolutionär Neues.
Denn bis zu jenen Zeiten war es allgemein üblich, dass nur eine
ganz klitzekleine Elite über Bildung verfügte. Der Rest der
Bevölkerung wurde in viehischer Dummheit gehalten. Das Volk hatte
zu arbeiten und ansonsten das Maul zu halten. Die Auserwählten
wenigen Herrenmenschen sprachen untereinander nur Latein, damit
der dumme Pöbel nicht mitbekam, was „die da oben“ so miteinander
ausheckten. Selbst im Gottesdienst in der Dorfkirche wurde
sonntags nur Latein gesprochen. Der zum Sitzen auf der harten
Sünderbank verdonnerte Bauer sah nur den Priester in seinem
bunten Fummel, wie er anscheinend irgendwelche Zauber-Rituale
aufführte. Wenn der Priester auf Latein murmelte: „Hoc est corpus
meus!“, dann verstand der Bauer nur: „Hokuspokus Fidibus!“ Und
das sollte auch noch für lange Zeit so bleiben. So lange nämlich,
wie der Adel und der mit ihm organisch verbundene Klerus die
alleinige Macht in ihren Händen hielten. Doch dann trat das
Bürgertum immer stärker in Erscheinung. Und das Bürgertum schuf
reale Werte. Während der Adel nur die Früchte der Arbeit seiner
Untertanen parasitär verbrauchte. Und je mehr Werte das Bürgertum
schuf, umso selbstbewusster wurden die Bürger.
Um den Geist jener Zeiten der Aufklärung gleich einmal tief zu
inhalieren, führen wir uns ein Stück aus Immanuel Kants
wegweisendem Aufsatz „Beantwortung der Frage: Was ist
Aufklärung?“ zu Gemüte. Kant schreibt im Jahre 1784:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst
verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich
seines Verstandes ohne die Anleitung eines anderen zu bedienen.
Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache
derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern in der
Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines
anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen
Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Ja, wieso denn nun eigentlich „selbstverschuldete Unmündigkeit“?
Der Königsberger Philosoph Kant sah, dass die Möglichkeiten jetzt
vorhanden waren, sich selbst durch Aneignung entsprechender
Bildung aus dem Sumpf der Unmündigkeit zu ziehen. Man musste es
doch nur sehen! Sozusagen, wie Jesus dereinst zum Lahmen sagte:
„Nimm Dein Bettlein und wandle!“ So sagte nun Kant seinen Lesern:
die Zeiten der Bevormundung sind ein für allemal vorbei! Es gibt
nichts mehr, was Dich aufhalten kann!
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"Der Buchautor und Publizist Hermann Ploppa erläutert
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