Podcaster
Episoden
23.04.2021
56 Minuten
Was ist gerecht?
Mitten in der Corona Krise, wo viele Menschen ihren Beruf nicht
ausführen, oder ihr Geschäft nicht öffnen können, wird die Frage
nach der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für die Situation der
eigenen Gruppe so laut wie schon lange nicht mehr. Beamte
bekommen weiter ihre vollen Gehälter. Angestellte größerer
Unternehmen zumindest Kurzarbeitergeld. Viele Selbständige oder
Angestellte kleinerer Unternehmen hingegen, werden arbeitslos,
verlieren ihre Sozialversicherung und müssen ihr Erspartes
aufbrauchen. Ist das gerecht?
Auch vielen Solo-Selbstständige, die als moderne Tagelöhner ihr
Einkommen auf dem freien Markt erwirtschaften müssen, wird klar,
dass es am Ende doch nicht so weit her ist mit der sozialen
Absicherung und der gerechten Verteilung in der freien
Marktwirtschaft. Dabei ist ein Begriff von “Gerechtigkeit”
Wesenskern moderner, demokratischer Gesellschaften.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt gelingt nur, wenn wir eine
gemeinsame Vorstellung, einen gemeinsamen Diskurs darüber haben,
was wir als gerecht erachten.
Doch wann ist etwas eigentlich gerecht. Wenn alle genug haben?
Wenn jeder das gleiche hat? Oder wenn jeder das bekommt, was er
verdient? Also je nach Leistung? Interessant ist, dass der
Begriff der Leistungsgerechtigkeit nicht erst in der modernen,
liberalen Gesellschaft prominent wurde, sondern sich als Motiv
gar in so alten Texten wie dem des Gleichnisses der “Arbeiter im
Weinberg” wiederfindet.
Trotz, oder gerade, weil die Coronakrise unsere
Gerechtigkeitsbegriffe zur Zeit sehr auf die Probe stellt, wollen
wir uns daher einmal sehr grundständig dem Thema Gerechtigkeit
nähern und dabei in die Bibel schauen und gemeinsam das Gleichnis
von den Arbeitern im Weinberg lesen. Wann ist ein Lohn gerecht?
Das ist die Frage, die die Geschichte aufwirft. Dass die Antwort
hier am Ende doch auch viel mit unserer persönlichen Haltung zu
tun hat, das hat uns überrascht und zeugt nicht nur von der
Qualität des Textes, sondern zeigt auch, dass das Thema
Gerechtigkeit nichts ist, dass man einfach abschließen könnte,
sondern immer etwas, dass des Gesprächs und des Aushandelns
bedarf.
(Musik: David Wiesner)
Mehr
21.10.2020
59 Minuten
Wer verdient in unserer Gesellschaft Aufmerksamkeit? Auf wen
sollten wir besonders schauen? Bei dieser Frage setzt die
sogenannte Identitätspolitik an: Bestimmte Gruppen haben aufgrund
ihrer Identität weniger Privilegien oder mehr Schwierigkeiten als
andere und sollten deshalb vielleicht mehr gefördert werden: mal
geht es hier um ethnische Minderheiten, mal um sozial
Benachteiligte, mal um Transgender und so weiter. Wie schwierig
dieser einfache Gedanke in der Praxis ist, zeigen die letzten
Jahre, nicht zuletzt die Trump-Wahl: Identitätspolitik hat
inzwischen schlechte Presse. Was ist, wenn sich auch weiße Männer
aus der Mittelschicht plötzlich „abgehängt“ und übersehen
fühlen? Kriegen die dann auch alle ein Stück vom großen
Aufmerksamkeitskuchen? Im Interview mit Rolf in der vergangenen
Episode haben wir sozusagen schon ein Fallbeispiel zur
Identitätspolitik betrachtet: die Situation von LGBTQ-Menschen in
christlichen Freikirchen. Heute versuchen wir, das Thema mal ganz
großflächig und allgemein anzugehen. Dabei hilft uns das Gleichnis
vom verlorenen Schaf aus dem Neuen Testament: Einem wird
nachgegangen, aber 99 müssen warten. Ist das fair? Wenn ja, warum?
Und: Wer genau bist Du eigentlich in dieser Geschichte? Viel Spaß
mit dieser neuen Episode von Gott ist Links.
Mehr
21.09.2020
1 Stunde 16 Minuten
„Coming out“ heißt: dazu stehen, wie ich wirklich bin. Was so
einfach klingt, war für Rolf Unterlöhner, mit dem ich mich in
dieser Podcast-Episode unterhalte, eine besondere Herausforderung.
Rolf war bei seinem Coming-Out als schwuler Mann etwa 40 Jahre alt,
verheiratet mit einer Frau, Vater mehrerer Kinder – und Pastor
einer evangelikalen Freikirche. In diesem Gespräch berichtet er
offen und ehrlich von einigen turbulenten Jahren seines Lebens.
Rolf hat aus dieser Zeit eine Menge gelernt. Zum Beispiel, dass in
Wahrheit Jede und Jeder ein Coming-Out braucht. Denn alle stehen
vor der Frage, wer sie wirklich sind und wie sie wirklich leben
wollen. Eigentlich ist also das ganze Leben ein ständiges
Coming-Out, wenn man sich wirklich traut, es zu leben. Rolf und ich
sprechen über Versteckspiele, Gesetzgebung und über die Bibel – ein
Buch, das ihn nach wie vor richtig begeistert. Und über den Tod als
das letzte, „finale“ Coming-Out. Die Telefonleitung ist in der
ersten Hälfte des Gesprächs leider nicht ganz optimal. Das hat uns
aber nicht daran gehindert, den Dingen mal richtig auf den Grund zu
gehen. Viel Spaß! www.zwischenraum.net
Mehr
13.08.2020
1 Stunde 40 Minuten
Wie geht das eigentlich: Demokratie? Funktioniert das von selber?
Können das alle einfach so? Oder muss man das erst üben? In unseren
letzten Podcast-Folgen ging es darum, was genau zur Zeit klemmt in
der Demokratie. In der heutigen Episode soll aber auch um Lösungen
gehen. Dazu haben wir einfach jemanden gefragt, der – die sich
damit auskennt. Hanna berät beruflich Institutionen und Vereine zu
Themen wie Partizipation und Vielfalt. Zu dritt stellen wir in
dieser Episode einige unserer Annahmen über Demokratie auf den
Prüfstand: Wollen überhaupt alle gehört werden? Erzeugen
demokratische Verfahren immer Gewinner und Verlierer? Es stellt
sich heraus, dass Demokratie auf sehr vielen Ebenen gleichzeitig
gedacht werden muss: von der Kita bis zum Pflegeheim, vom kleinen
Sportverein bis zur großen Bundespolitik, von der theoretischen
Metaebene bis in konkrete Gesprächsmethoden. Und last but not least
geht es heute auch um Kirche: Welche Aufgaben haben christliche
Gemeinden in Bezug auf Demokratie – und ist Gott selber eigentlich
„demokratisch“? Viel Spaß mit dieser Episode von Gott ist links!
www.vierfältig.de www.365gradpodcast.de
Mehr
23.07.2020
53 Minuten
Sommer 2020, Corona-Lockdown im Kreis Gütersloh: Schulen, Kitas und
öffentliche Gebäude schließen, Kontaktsperren vom März treten
wieder in Kraft. Die Infektionsfälle beim Fleischproduzenten
Tönnies haben einige Wochen lang die Republik aufgeregt. Aber zum
Glück leben wir ja alle im gut organisierten Deutschland, das so
einen Ausbruch in ein paar Wochen wieder eingedämmt kriegt.
Irgendwann darf die „allgemeine Bevölkerung“ doch noch in den
verdienten Urlaub. Aber: Wie erleben die Leute, die nun wochenlang
in Quarantäne landen, diese Situation? Es geht hier um Menschen aus
Osteuropa, die seit Jahrzehnten als billige Arbeitskräfte in
unserer Nachbarschaft unter teilweise extrem schwer erträglichen
Verhältnissen wohnen – und dort nun wochenlang eingesperrt waren.
Wir reden von mehreren tausend Menschen; offizielle Zahlen konnte
ich nicht finden. Jedenfalls standen sie vor richtig dringenden
Fragen: Wie lange dauert die Quarantäne, wann kriegen sie ihre
Testergebnisse, was ist mit ihrem Gehalt? Und wer kauft wenigstens
für sie sauberes Trinkwasser? Fassungslos erleben sie einen Staat,
in dem für ihre Fragen scheinbar niemand zuständig ist.
Emanuela war im Kreis Gütersloh als Rumänisch-Übersetzerin im
Einsatz und hat dann einige Wochen lang aus privater Initiative
überall mit angepackt. Heute packt sie aus: Wie fühlt es sich an,
unter Tönnies-Bedingungen zu arbeiten und vor allem zu wohnen? Was
müsste passieren, damit wir unsere Nachbarn überhaupt als Teil
derselben Gesellschaft wahrnehmen? In diesem Gespräch sollen
diejenigen eine Stimme bekommen, die sonst nichts zu melden haben.
Den Infektionsschutz nehmen wir hier in Gütersloh – natürlich –
sehr ernst und treffen uns an der frischen Luft. Darum auch die
Verkehrsgeräusche im Hintergrund. Viel Spaß mit dieser Episode von
Gott ist Links!
Mehr
Über diesen Podcast
Der endgültige Podcast zu Glauben und Politik. Unter dem Hashtag
#gottistlinks schreiben Christen, die sich für eine sozialpolitisch
engagierte- und eine identitätspolitisch inkludierende Lesart des
christlichen Glaubens einsetzen.
https://gottistlinks.wordpress.com/
Kommentare (0)