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Episoden
22.09.2022
2 Minuten
Und was ist nun mit dem Religionsunterricht in der Zeit von
Krisen, Kriegen und Katastrophen?
Ich wollte nicht von dem reden über das, was überall zu lesen
ist.
Ich möchte auf unsere Potentiale verweisen:
Kostbar ist, wie wir innerhalb des Staates, als Glieder des
Staates, in seinem Auftrag –
und zugleich als Glieder der Kirche, in deren Auftrag
vor beiden verantwortet im Rahmen von schulischer Bildung
(also mit einer gewissen Beständigkeit und Verlässlichkeit von
Lernwissen, s.o.)
reden,
lehren,
entfalten,
diskutieren
und säen -
also eben „unterrichten“ dürfen, was uns anvertraut ist:
Die biblische Vorstellung von einer Welt mit ihrer Zeit in Gottes
Händen,
der christliche Glaube an die Auferstehung,
die Hoffnung aufs Reich Gottes.
Was uns in Theologie und Religion gegeben ist,
tröstet in Angst,
bewahrt vor Selbstbehauptung um jeden Preis,
öffnet Perspektiven des Heils, des Friedens, der
Versöhnung
im Jenseits – und im Diesseits.
Das wird immer gebraucht.
Ja, „Religionsunterricht“ ist ein Fach, das organisatorisch
manche Herausforderung stellt – und inhaltlich noch viel mehr.
Doch: Inhalt, Botschaft und Wirkung wiegen alle Mühen auf!
Darum:
Geben wir, was wir zu geben haben – und fördern wir uns
untereinander:
Wo auch immer wir stehen in unserem Dienst und mit unserem
Einsatz für den Religionsunterricht: Machen wir uns Mut und
stärken uns:
Denn wir tun all das für Menschen, für die wir uns in
Verantwortung wissen.
Für eine Botschaft, die dem Leben dient.
Und im Vertrauen darauf: Der uns ruft und sendet, wird uns
stärken zu allem Guten.
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22.09.2022
49 Sekunden
Staatliche Vorgaben, wissenschaftliche Redlichkeit, gemeinsame
Verantwortung
Verlässlichkeit ist ein hoher rechtsstaatlicher und pädagogischer
Wert.
Ohne Verlässlichkeit kann Erziehung, kann Pädagogik nicht
gelingen.
Fest verankert im Stundenplan ist jedes Fach verlässlich, auch
der Religionsunterricht.
All das, was wir an Weisheit, Erfahrung, christlichen Idealen und
Hoffnungen vertreten, tun wir auf vernünftiger Basis,
verantwortlich im Lehrplan durchdacht, theologisch durchdrungen,
nicht individualistisch, nicht beliebig, sondern in
intellektueller, wissenschaftlicher, pädagogischer und
gesellschaftlicher Redlichkeit.
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22.09.2022
2 Minuten
Der Religionsunterricht weiß um seine gesellschaftliche
Verantwortung.
Kirchliche Verkündigung im Bildungsraum Schule läuft nicht
Gefahr, „Theologie für die Öffentlichkeit“ zu sein, sondern wird
öffentliche, das heißt: relevante Theologie.
Der Lehrplangebundene Schulunterricht passt sich, wenn er
gelingen will, nicht ständig der Öffentlichkeit an, sondern steht
in großen gesellschaftlichen und geschichtlichen
Bildungszusammenhängen.
Ebenso kann Kirchliche Verkündigung im Bildungsraum Schule
einüben, nicht „Theologie für die Öffentlichkeit“ zu sein,
sondern öffentliche, das heißt relevante Theologie.
Durch Religionsunterricht emanzipierte, in ihrem Glauben eben
noch „anderswo“ gegründete, anders gebundene Menschen können und
wollen sehr wohl im Staat Verantwortung übernehmen. Die
christliche Ethik und die Lehre von der reformatorischen Freiheit
eines Christenmenschen münden geradezu dahin, in einem
Rechtsstaat freiwillig, freiheitlich die Stimme zu erheben, zu
gestalten, Verantwortung zu übernehmen und weitblickend Lösungen
zu entwickeln, die allen dienen.
Religionsunterricht hat immer auch seelsorgerlich-tröstende und
befähigende Funktion.
Doch nicht nur theologisch-emanzipatorisch und
ethisch-aktivierend wirken die Inhalte des Religionsunterrichtes.
Religionsunterricht hat immer auch seelsorgerlich-tröstende und
befähigende Funktion.
Die Gesprächsimpulse von Heranwachsenden sind konkret,
unmittelbar auf ihre Wirklichkeit bezogen, tief persönlich und
tagesaktuell.
Der Religionsunterricht ist der Bereich des Bildungssystems
Schule, wo Zeit und Raum geschaffen werden für größtmögliche,
ganzheitliche Tiefe der Auseinandersetzung mit dem, was Kinder
und Jugendliche beschäftigt.
Schuld und Not, existentielle Krisen und welterschütternde
Ereignisse werden ausgesprochen und mit Bewältigungsstrategien
behandelt, aufgefangen und begleitet.
Die Herausforderungen der Gegenwart werden – angeleitet und
zugleich deutungsoffen - eingeordnet in vieltausendjährige,
Kulturen übergreifende Erfahrungsweisheit.
So wird das, was die Heranwachsenden unmittelbar angeht, in den
Deutungshorizont von Religion und Glaube, Philosophie und
Theologie gebracht.
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22.09.2022
3 Minuten
Immens demokratisch wirksam: Dem, was mich beherrschen will,
durch eine größere Macht entzogen sein. Oder: Religionsunterricht
bedeutet Emanzipation durch Miteinander.
Ein Staat ist totalitär, wo er sich absolut setzt.
Dadurch, dass ein Staat Religionen bewusst zu Wort kommen lässt,
relativiert er seinen Anspruch auf absolute Gültigkeit –und
begrenzt sich heilsam auf etwas Vorläufiges.
Auch deswegen hat der Staat den Religionsunterricht in der
Verfassung verankert:
Der Religionsunterricht gibt, was der Staat nicht geben kann:
Einen Raum außerhalb seiner Selbst.
Echte gesellschaftliche Emanzipation ist möglich durch etwas, das
nicht von dieser Welt ist und vor dem alles Welttreiben ein
Vorläufiges ist.
Schutz vor Staatsdoktrin und Ideologien
Diese Weltsicht öffnet die Option, sich von Staatsdoktrin und
Ideologien zu lösen, schafft also geistig freie Menschen; und
dies kann ein freiheitlicher Staat nur wollen.
Schutz vor Fundamentalismus und Indoktrination.
Umgekehrt wirkt der Religionsunterricht auf die Kirchen
wie ein verbindliches Stück Staatskontrolle: Die
Religiöse Bildung und die Rede von dieser „Macht außerhalb unser
selbst“ wird nicht den religiösen Gemeinschaften intern
überlassen.
Die Inhalte des Gelehrten werden öffentlich besprochen, dem
jeweils gültigen Bildungs- und Erziehungsstandard und der
demokratischen Grundordnung verpflichtet.
Auch Kirchen und Religionsgemeinschaften bedürfen einer
innerweltlichen Relativierung.
In der res mixta wird die gesamte kirchliche Lehre heilsam auf
ihre Verantwortbarkeit hin überprüft. Dass sich
Religionsgemeinschaften diesem Korrektiv unterstellen, schützt
sie vor Fundamentalismus und gefährlicher Doktrin.
Dies gilt auf der Ebene der Lehrplanentwicklung und
Lehrkräfteausbildung ebenso wie für den Unterricht: In wohl
keinem anderen Fach wird derart kritischer Widerspruch gefördert,
ja ist geradezu Grundlage für einen gelingenden Lernweg.
Sapere aude! Dieser Leitspruch der Aufklärung ist Bildungsprinzip
schulischen Religionsunterrichtes.
Dies wirkt über den Bereich von Schule hinaus: So wie alle
Bildung auch außerhalb der Schule in die Mündigkeit führt,
fördert der Religionsunterricht die Emanzipation und Mündigkeit
der Kirchenglieder ihrer Institution gegenüber.
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22.09.2022
5 Minuten
Der Religionsunterricht ist ein Ort, an dem wahrgenommen wird,
dass vielfältige theologische Positionen nebeneinander stehen
bleiben müssen und können.
Biblische Aussagen widersprechen sich. Die Versuchung ist groß,
diesen scheinbaren Störungen auszuweichen und einen allzu
einfachen, undifferenzierten Zugang zur Liebe Gottes billig
anzubieten, anzubiedern.
Zumutungen zumuten ist ehrlicher als billige Gnade unter Wert.
Ein Religionsunterricht, der die biblischen Zumutungen nicht
zumuten möchte und vorwiegend einen gefälligen
„Behüte-Gott-der-alle-lieb-hat“ skizziert, verkürzt die
Vielschichtigkeit der biblischen Gottesrede.
Das tut weder der christlichen Kirche noch der Gesellschaft gut.
Der Religionsunterricht ergänzt den Bildungskanon
Ja: In der Schule ist 1+1 immer noch 2.
Es gibt Rechtschreibung und Kriterien für richtig und falsch.
So wohltuend dieser Schonraum des klaren Wissens für die
kindliche Entwicklung ist – Bildung erschöpft sich darin
natürlich nicht.
Der Religionsunterricht ist ein Trainingsfeld des reflektierten
Bewusstseins.
Es gibt Wahrheiten, die „hat“ man nicht, sondern denen kommt man
am nächsten, wenn man um sie ringt.
Dies in dafür bewährten Themenfeldern der Religion zu
üben, befähigt später zu mündiger Teilhabe an den immer
neuen Herausforderungen gesellschaftlicher Fragestellungen.
In der Naturwissenschaft werden Regeln und Grenzen
irdischen Daseins experimentell und denkerisch
erarbeitet, im Religionsunterricht in Diskurs und Reflexion die
Regeln und Grenzen irdischen Handelns und
Wollens.
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Über diesen Podcast
Der dritte Podcast der Theologischen Praxis. Als Ergänzung zu den
Morgenimpulsen und den Abendgedanken hier Predigten, theologische
Texte und Statements.
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