Aktuelle Buchempfehlungen: Von Freundschaft und Familienbanden

Aktuelle Buchempfehlungen: Von Freundschaft und Familienbanden

Die Wienerin Lili Körber erzählt persönlich grundiert von einem Paar, das nach New York auswandert. Stefan Hertmans widmet sich einer berührenden platonischen Freundschaft zwischen zwei Männern. Und Elisa Shua Dusapin beschreibt mit grosser Zartheit d ...
31 Minuten

Beschreibung

vor 1 Tag
Die Wienerin Lili Körber erzählt persönlich grundiert von einem
Paar, das nach New York auswandert. Stefan Hertmans widmet sich
einer berührenden platonischen Freundschaft zwischen zwei Männern.
Und Elisa Shua Dusapin beschreibt mit grosser Zartheit die
ambivalente Beziehung zweier Schwestern. Ein Roman, der vor 80
Jahren geschrieben wurde und erst heute erscheint: «Abschied von
gestern». Die Wienerin Lili Körber (1897-1982) erzählt darin
autobiografisch grundiert vom Exil. Schauplatz ist New York.
Dorthin konnte sich ein gutbürgerliches jüdisches Ehepaar um 1940
vor den Nazis flüchten. Aber vom alten Leben ist ihnen nichts
geblieben. Der Roman beginnt mit einer demütigenden Zimmersuche.
Die Ignoranz Menschen gegenüber, die alles verloren haben, ist
omnipräsent. Ein berührend zeitloses Buch über
Flüchtlingsschicksale, findet SRF-Literaturredaktorin Franziska
Hirsbrunner. Mit «Dius» legt der flämische Autor Stefan Hertmans
seinen vierten Roman in deutscher Übersetzung vor. Einmal mehr sei
Hertmans damit ein herausragendes Stück Literatur gelungen, findet
Felix Münger. Es schildert eine Freundschaft zwischen zwei Männern,
fernab von aller Erotik und Sexualität. Die beiden könnten
unterschiedlicher nicht sein – ein junger emotionaler Künstler und
ein etwas älterer Intellektueller, welcher der rationalen Analyse
zuneigt. Doch beide finden im Gegenüber jenen fehlenden Teil des
eigenen Ichs, der sie beide zu ganzen Menschen macht. Agathe,
Drehbuchautorin in New York, kehrt nach fünfzehn Jahren ins
französische Périgord zurück, um mit ihrer Schwester Véra das
Elternhaus auszuräumen. Neun Tage lang suchen die beiden Nähe – und
stoßen auf Distanz. Alte Erinnerungen brechen auf, an die Kindheit,
ans Schweigen. Denn Véra spricht seit ihrem sechsten Lebensjahr
nicht mehr. Elisa Shua Dusapin inszeniert ein Kammerspiel von
großer Intensität über die zerbrechliche Beziehung zweier
Schwestern. Ihr Stil ist knapp, elliptisch, voller Pausen. Das
Ungesagte wird zum Resonanzraum für Emotionen. Ein leiser,
eindringlicher Roman, der im französischen Sprachraum begeistert
aufgenommen wurde. Buchhinweise: Stefan Hertmans. Dius. Aus dem
Niederländischen von Ira Wilhlem. 352 Seiten. Diogenes, 2025. Lili
Körber. Abschied von gestern. Herausgegeben von Peter Graf. Aus dem
Englischen von Beate Swoboda. 320 Seiten. Das Kulturelle
Gedächtnis. Elisa Shua Dusapin. Damals waren wir unzertrennlich.
Aus dem Französischen von Andreas Jandl. 144 Seiten. Kein &
Aber, 2025.

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