[Rezensiert] Wie konnte das geschehen? Deutschland 1933 bis 1945 (Götz Aly) Zusammengefasst.

Wie konnte das geschehen? Deutschland 1933 bis 1945 (Götz
Aly)

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Dies sind die Erkenntnisse aus diesem Buch.

Erstens, Machtübernahme und Institutionenumbau, Ein zentrales Thema
ist der Weg von der politischen Krise der Weimarer Republik zur
stabilisierten Diktatur. Aly zeigt, wie die neue Führung 1933 nicht
nur durch Propaganda und Straßenmacht, sondern durch gezielte
Eingriffe in Verwaltung, Justiz, Polizei und Medien dauerhafte
Kontrolle gewann. Wichtige Mechanismen sind die Ausschaltung der
Opposition, die Gleichschaltung von Verbänden und Ländern sowie die
Umdeutung von Recht in ein Instrument politischer Zweckmäßigkeit.
Dabei wird sichtbar, dass die Diktatur nicht allein von oben
regierte, sondern auf der aktiven Mitarbeit vieler Institutionen
beruhte, die sich anpassten, profitierten oder Karrierechancen
sahen. Die schrittweise Veränderung senkte die Schwelle für weitere
Radikalisierung: Was anfangs als Ausnahmezustand erschien, wurde
zum Normalzustand. Der Fokus auf Prozesse und Zuständigkeiten macht
verständlich, wie Herrschaft praktisch funktionierte und warum
Widerstand zunehmend riskant und selten wurde.

Zweitens, Sozialstaatliche Versprechen, materielle Anreize und
Zustimmung, Aly wird häufig mit der Frage verbunden, wie das Regime
soziale Bindung herstellte und Zustimmung organisierte. Ein
wichtiges Thema ist deshalb das Zusammenspiel aus wirtschaftlicher
Stabilisierung, Arbeitsmarktpolitik, sozialer Fürsorge nach innen
und der gezielten Belohnung der als dazugehörig definierten
Bevölkerung. Die Botschaft lautete: Wer dazugehört, wird geschützt
und gefördert. Diese Politik wirkte nicht nur über Ideologie,
sondern auch über konkrete Verbesserungen oder zumindest über das
Gefühl, wieder Ordnung und Perspektive zu erhalten. Gleichzeitig
wurden Ausgegrenzte systematisch entrechtet und beraubt, wodurch
Ressourcen umverteilt werden konnten. Aly macht plausibel, dass
moralische Abstumpfung auch dort wuchs, wo Menschen nicht direkt
Gewalt ausübten, aber indirekt von Enteignung, Karriereöffnungen
oder sozialer Privilegierung profitierten. Zustimmung erscheint
damit als Gemisch aus Überzeugung, Opportunismus und alltäglichem
Nutzenkalkül, das die Diktatur stabilisierte.

Drittens, Ausgrenzung, Entrechtung und der administrative Weg zur
Vernichtung, Ein weiteres Kernthema ist die Eskalation von
Diskriminierung hin zur systematischen Vernichtung der europäischen
Jüdinnen und Juden sowie weiterer verfolgter Gruppen. Aly legt den
Akzent auf die Rolle von Behörden, Formularen, Zuständigkeiten und
Routinen, die Gewalt in verwaltbare Prozesse übersetzten. Dadurch
wird verständlich, wie ein verbrecherisches Programm in vielen
Einzelschritten umgesetzt werden konnte, oft unter Beteiligung
scheinbar normaler Dienststellen. Die Entrechtung begann mit
Definitionen und Kategorien, setzte sich fort in Berufsverboten,
Vermögensentzug, Ghettoisierung und Deportationen. Indem Aly die
Verzahnung von Ideologie und Verwaltungspraxis herausarbeitet,
zeigt er, wie Verantwortung sich über viele Hände verteilte und
gerade dadurch effektiv wurde. Zugleich wird deutlich, dass
gesellschaftliche Akzeptanz und Wegsehen die Handlungsspielräume
der Täter erweiterten. Das Thema macht sichtbar, wie gefährlich es
ist, wenn Menschenrech...