KOA043 Jahresrückblick 2025

KOA043 Jahresrückblick 2025

55 Minuten

Beschreibung

vor 2 Tagen

In Knowledge on Air Episode 43 blicken wir auf 2025
zurück: Von KI-Integration bei Events über Wissenserhalt bis zu
den Herausforderungen der Wissensdokumentation. Ein Ausblick auf
2026 und die Neuauflage der ISO 30401 runden die Episode
ab.
KOA und die sozialen Medien

Wir reflektieren zu Beginn über die Reichweite und
Verbreitung unseres Podcasts. Der Kommentarzähler steht
auf null – ein Anlass für uns, unsere Präsenz in sozialen Medien
zu überdenken. Wir stellen fest, dass unsere Podcast-Plattform
zwar im Fediverse und auf Mastodon (unter
@koa@podcasts.cogneon.io) erreichbar ist, die Hörerschaft aber
vermutlich auf anderen Plattformen unterwegs sind.


Wir teilen unsere Erfahrungen mit verschiedenen sozialen
Netzwerken: LinkedIn bleibt für uns beide die
primäre berufliche Plattform, dort werden wir uns mehr kümmern.
Xing, Twitter/X, Blue Sky, Threads und Instagram spielen keine
oder nur eine untergeordnete Rolle.


Für die Zukunft planen wir, aktiver auf der LinkedIn-Page
“Knowledge on Air” zu posten und Menschen dort zu taggen. Wer am
Ball bleiben möchte, kann unseren Podcast-Feed abonnieren, das
geht auch auf Spotify und Apple Podcasts, oder uns im Fediverse
folgen. Unsere zentrale Botschaft: In Zeiten von Hektik und
Aufregung sehnen wir uns nach wohltemperierten und
unaufgeregten Austauschräumen.
KI bei Wissensmanagement-Events

Das Thema KI und Wissensmanagement hat sich in
den letzten eineinhalb Jahren untrennbar miteinander verwoben.
Simon sieht darin eine positive Entwicklung, da neue hippe Themen
Aufmerksamkeit auf das Wissensmanagement lenken – ähnlich wie es
damals Suchmaschinen taten. KI wird zwar nicht der Heilsbringer
sein, hilft aber dabei, wichtige Fragen wieder ins Bewusstsein zu
rücken.


Einen besonderen Schwerpunkt legt Simon auf die
Dokumentation von Veranstaltungen wie Barcamps.
Früher verglichen wir diese oft mit klassischen Konferenzen und
empfanden die Dokumentation als mangelhaft. Heute ermöglicht uns
KI eine völlig neue Qualität: Wir zeichnen Sessions auf,
transkribieren sie und verarbeiten sie durch KI-Tools mit
entsprechenden Prompts zu hochwertigen Dokumentationen. Beim
Wissenstransfer Camp (wtc25) im September und
beim Knowledge Camp der GWM (gkc25) konnten wir
über 40 Sessions innerhalb einer halben Stunde dokumentieren – zu
KI-Kosten von unter 6 Euro.


Beim CoCreationCamp der DATEV gingen wir noch
einen Schritt weiter: Unter dem Label
“AI-integrated” setzten wir KI nicht nur für die
Dokumentation ein, sondern als Co-Moderation.
Die KI erklärte Barcamp-Regeln, den Ablauf und führte durch
Session-Pitches. Zusätzlich transkribierten wir die
Vorstellungsrunde und wandelten sie in eine
Mindmap um, sodass sich Teilnehmer thematisch
verorten konnten. Die KI fungierte dabei wie “Einstein in
der Westentasche” – ein komprimierter Zugang zum
dokumentierten Wissen der Welt, den wir während einer Session
direkt nutzen konnten.
Wissenserhalt und Wissensbewahrung

Ulrich berichtet von seinen Erfahrungen mit
Wissenserhalt, dem dominierenden Thema in seiner
Branche. Der demografische Wandel macht dieses
Thema zunehmend dringend – was bereits 2009 als ferne Zukunft
galt, ist heute akute Realität. Viele Unternehmen haben zu lange
gezögert, wie Studierende, die ihre Abschlussarbeit erst kurz vor
der Deadline schreiben.


In unserem gemeinsamen Projekt zum Wissenserhalt eines
Spezialisten gewannen wir wichtige Erkenntnisse: Wir müssen die
Planung strukturieren, brauchen aber in der
Umsetzung Freiheitsgrade. Themen können sich als
inhaltsreicher oder profaner herausstellen als ursprünglich
gedacht – entsprechend passen wir die Priorisierung an.


Besonders wichtig ist für uns die Unterscheidung zwischen
naturwissenschaftlichen Fakten und
Überzeugungen. Ulrich betont zwei zentrale
Maximen seines Wissensmanagement-Ansatzes: Die
Interpretation als Kernprozess der
Wissensgenerierung und die Individualität von
Wissen, die wir durch Erfahrungen, Ausbildung,
Intelligenz, Werte und Glaubenssätze prägen. Unsere zentrale
Frage lautet immer: “Ist das ein Naturgesetz?” – inspiriert von
Elon Musks Ansatz bei SpaceX, der zwischen unveränderlichen
Naturgesetzen und veränderbaren Regelungen unterscheidet.
Grenzen der Wissensdokumentation

Unsere Diskussion über Wissensdokumentation führt uns zu
grundlegenden philosophischen Fragen. Simon verweist auf das
Paper Data, Information, Knowledge – Have We Got It Right? von
Max Boisot, das mit dem “Agent in the World
Model” erklärt, wie wir Wissen aufnehmen. Informationen
durchlaufen zwei Filter: einen physischen (Wo
schaue ich hin? Verstehe ich die Sprache?) und einen
mentalen (Was nehme ich wahr? Welche kognitiven
Verzerrungen habe ich?).


Diese Filter steuern wiederum unsere eigenen Mental
Models – unsere Werte, Überzeugungen und unser
vorhandenes Wissen. Deshalb reicht es nicht, wenn wir Wissen
einfach dokumentieren und ins Intranet stellen. Wir müssen
verstehen, dass verschiedene Menschen (Ingenieure vs. BWLer,
Standortmitarbeiter vs. Zentrale) aufgrund ihrer
unterschiedlichen Filter Informationen völlig anders verarbeiten.


Bei der Dokumentation halten wir es für entscheidend,
Überzeugungen vom sachlichen Kern zu trennen und
dies transparent zu machen. Audio und Video haben hier für uns
einen besonderen Wert, da sie Persönlichkeit, Haltung und
Emotionen einfangen, die in reinen Textmedien verloren
gehen. Die Betonung, das Hadern, die Art zu sprechen – all das
trägt Wissen in sich.


Ulrich plädiert leidenschaftlich für das dialektische
Prinzip: These, Antithese und gegebenenfalls Synthese.
Gerade in Zeiten, in denen selbst Qualitätsmedien oft nur eine
Meinung vertreten, müssen wir verschiedene Perspektiven
gegenüberstellen. Sein Appell an Immanuel Kant: “Habe den
Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen” – nicht
blind anderen zu vertrauen, sondern selbst zu denken und zu
hinterfragen.
Ausblick 2026

Wir zeigen uns besorgt über aktuelle Entwicklungen, in denen
Menschen Wahrheit und Wissen zunehmend relativieren. In einer
Welt, in der “Lügen völlig normal ist” und das
Prinzip des Justified True Belief ins Wanken
gerät, wird Wissensmanagement noch anstrengender. Wir sehen die
Gefahr, dass Menschen nur noch Aussagen glauben, bei denen sie
sich wohlfühlen – ein Weg zur kollektiven Verdummung.


Trotz dieser düsteren Beobachtungen versprechen wir, “die
Fahne der Wissensgesellschaft hochzuhalten”. Wir rufen
dazu auf, dass sich Gleichgesinnte zu Wort melden und aktiv
werden. Gutes Wissensmanagement ist für uns mehr als
Feuerwehr-Aktionen wie Expert Debriefings – wir brauchen einen
strategischen Ansatz.


Ein konkreter Ausblick: Im nächsten Jahr erscheinen die
Neuauflagen der ISO 9001 und ISO
30401, die beide das Konzept der
Nachhaltigkeit und des kritischen
Wissens integrieren. Wir fragen uns: Um welche
Wissensgebiete müssen wir uns als Organisation kümmern, um nicht
nur heute, sondern auch in 10, 20 oder 30 Jahren erfolgreich zu
sein? Dies führt uns zur strategischen Dimension des
Wissensmanagements – ein Thema, das wir in kommenden
Episoden vertiefen werden.

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