SWR Bestenliste Dezember bei den Stuttgarter Buchwochen im Haus der Wirtschaft

SWR Bestenliste Dezember bei den Stuttgarter Buchwochen im Haus der Wirtschaft

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Hier finden Sie die Beiträge aus den SWR Kultur Literatursendungen an einem Ort: Die SWR Bestenliste und die SWR Kultur lesenswert Sendungen Feature, Magazin, Kritik und Gespräch. Mit Buchtipps, Diskussionen, Rezensionen und Neuigkeiten.

Beschreibung

vor 21 Stunden
Eine Feier der Übersetzungen, aber Kritik am Lektorat – Shirin
Sojitrawalla, Helmut Böttiger und Klaus Nüchtern diskutieren auf
den Stuttgarter Buchwochen vier auf der SWR Bestenliste im Dezember
verzeichnete Werke: Peter Schneiders Roman „Die Frau an der
Bushaltestelle“ (Verlag Kiepenheuer & Witsch), Sabrina Orah
Marks eigenwilliges Memoir „Happily“ in der kongenialen Übersetzung
von Esther Kinsky (Residenz Verlag), Hanif Kureishis sehr
persönliches Krankentagebuch „Als meine Welt zerbrach“ in der
deutschen Fassung von Cornelius Reiber (Luchterhand
Literaturverlag) und die Wiederentdeckung eines skandalösen
Klassikers: Sidonie-Gabrielle Colettes „Chéri“, angemessen modern
übersetzt von Renate Haen und Patricia Klobusiczky und mit einem
Nachwort von Dana Grigorcea (Manesse). Schon beim ersten Roman des
Abends ist sich die Jury uneins: Während Helmut Böttiger
(Literaturkritiker u.a. für den „Deutschlandfunk“) und Shirin
Sojitrawalla (Literaturkritikerin u.a. für die „taz“) die
insbesondere die deutsch-deutschen Szenen in „Die Frau an der
Bushaltestelle“ (Platz 5 der Dezember-Bestenliste) lobten, hält
Klaus Nüchtern den Text sowohl in sprachlicher als auch in
inhaltlicher Hinsicht für misslungen. Insbesondere die vielen
historischen Fehler stoßen ihm übel auf. „Wo war denn hier das
Lektorat?“, beschwert er sich. Durchweg positiv besprochen wird
Sabrina Orah Marks Familienaufstellung mit Märchen, was zum einen
an ihrem kunstfertigen Umgang mit Märchen in „Happily“ (Platz 3)
und laut der Jury nicht zuletzt an Übersetzerin Esther Kinsky
liegt. Bei Hanif Kureishis Versuch, in „Als meine Welt zerbrach“
(Platz 2) die fatalen Folgen eines schweren Unfalls sprachlich zu
fixieren, wird die humoristische Tonlage des nunmehr gelähmten
Schriftstellers und Drehbuchautors gelobt. Eine Wiederentdeckung
zum Schluss: Colettes 1920 erstmals veröffentlichter Roman „Chéri“
(Platz 1), der die damals skandalöse Geschichte einer alternden
Kurtisane mit ihrem deutlich jüngeren Liebhaber erzählt, begeistert
die Jury durchweg. Die höflich-galligen Dialoge der Figuren, eine
turbulente Anti-Ehe-Liebesgeschichte, aber auch der Einblick in die
nahezu aristokratische Halbwelt machen die Lektüre lohnend. Aus den
vier Büchern lesen Antje Keil und Dominik Eisele. Durch den Abend
führte Carsten Otte.

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