69: Br. Brian Thomas: „Silvester hat viel mit Sehnsucht zu tun“
29 Minuten
Beschreibung
vor 2 Wochen
Wo Sehnsucht und Neubeginn sich treffen: Silvester im Kloster mit
Br. Brian Thomas
Haben Sie schon mal überlegt, Silvester im Kloster zu feiern?
Statt Party und Lärm Stille und Gebet. Statt Champagner und
Bleigießen stehen Reflexion und Vision im Vordergrund.
„Jahreswechsel mal anders“ bietet etwa das Kapuzinerkloster
Salzburg an. Br. Brian Thomas erzählt in der neuen Podcast-Folge
Orden on Air, wie das Programm aussieht, wer teilnehmen kann und
warum ein Jahreswechsel im Kloster „den Rucksack leichter machen
kann“.
Sehnsucht nach Rückblick und
Neubeginn
„Silvester hat viel mit einer Sehnsucht zu tun“, ist Br. Brian
Thomas überzeugt. Man will zurück-, aber auch nach vorne
schauen, Ballast abwerfen und sein Leben neu ausrichten.
Gestärkt und „mit einem leichteren Rucksack ins neue Jahr
starten“.
Das Programm der Veranstaltung soll die Teilnehmenden darin
unterstützen. Im ersten Teil reflektiert man gemeinsam das Alte:
„Uns begleiten die Fragen: Was ist im letzten Jahr passiert, was
war gut, was weniger“, erklärt der junge Ordensmann. „Es geht um
das Sortieren, zur Ruhe kommen.“ Hier hilft der sogenannte
Wüstentag am dritten Tag, „ein Tag der Stille“, auf dem die
Teilnehmenden dazu ermutigt werden, gestärkt mit spirituellen
Impulsen in die Stille, in die Natur und in die Reflexion zu
gehen.
Unerlöst ins neue Jahr – nein danke!
„Je näher wir dem Jahreswechsel kommen, desto mehr geht es uns
darum, ganz bewusst in die Zukunft zu schauen“, sagt Br. Brian.
„Mein Wunsch ist, dass die Menschen mit einer klareren
Vision ins neue Jahr starten und weniger mit konkreten Zielen.“
Diese Ziele hängen oft mit dem Thema Selbstoptimierung zusammen
und der Frage nach dem „besser werden“. „So geht man sehr
unerlöst ins neue Jahr“, ist Br. Brian überzeugt.
Menschen müssen sich nicht ständig selber optimieren oder
glauben, Liebe irgendwie verdienen zu müssen. Das sind oft
Kindheitsmuster, die man schwer loswird und die „gerade in der
Altersgruppe als junge Erwachsene, wie unsere Teilnehmenden sind,
wieder präsenter werden“.
Hier hilft es seiner Erfahrung nach im Gebet, Gemeinschaft
und Stille auch „darauf zu schauen, was hat Gott mir eigentlich
zu sagen in meinem Leben“.
300 Stufen zu Stille und Reflexion
300 Stufen sind es, die die Teilnehmenden von „Jahreswechsel mal
anders“ zum Kapuzinerkloster emporsteigen müssen. Belohnt werden
sie mit einer einzigartigen Aussicht auf die Salzburger Altstadt
sowie einer begleiteten Auszeit zu Silvester, die gleichzeitig
Rückschau und Neubeginn ist. „Und immer auch getragen von der
Frage, wo Gott eigentlich in meinem Leben ist“, bekräftigt Br.
Brian Thomas.
Dem gebürtigen Deutschen ist bewusst, dass Silvester feiern im
Kloster im ersten Moment wie ein Widerspruch klingt. Aber: Die
Nachfrage ist groß, „es gibt eigentlich immer mehr Anmeldungen
als Plätze“, bestätigt Br. Brian, der dieses Jahr den
Jahreswechsel zum ersten Mal begleitet. Er weiß von Erfahrungen
von vergangenen Feiern: „Silvester hat einen besonderen Touch.
Menschen nutzen diese Zeit gern, um in sich zu
gehen.“
„Zudem haben Menschen ein bestimmtes Bild vom Kloster im Kopf“,
ergänzt Br. Thomas, „dieses sei oft fast romantisch und nicht
selten sind Menschen überrascht, wie anders es ist. Statt Stille
und Gebet und Fasten nehmen die Leute an unserem Familienleben
teil.“ Sie wohnen Tür an Tür mit den Brüdern und „unser
Tagesrhythmus an Gebet, Gemeinschaft, Mahlzeiten und Stille sind
auch das Grundgerüst dieser Tage zu Silvester“.
„Wir öffnen nicht nur die Türen unseres Klosters,
organisatorisch, räumlich, sondern auch die Türen unseres
Herzens, nehmen Menschen hinein“, sagt Br. Brian
Junge Menschen auf der Suche
Das Angebot der Veranstaltung richtet sich bewusst an junge
Menschen zwischen 18 und 35 Jahren: „Junge Erwachsene haben
andere Fragen im Leben als Ältere. Sie teilen ähnliche
Grundfragen: Wohin geht die Reise wie stehe ich in der
Gemeinschaft, wer bin ich eigentlich?“ Besonders freut ihn,
dass vor allem die Gen-Z ein neues Interesse an Religion und
Tradition entdeckt hat und „seit Corona auch das Wissen, wie
wertvoll Gemeinschaft ist, teilt“.
Abgesehen vom Alter wird aber niemand ausgeschlossen, alle sind
willkommen –Männer, Frauen, „wir haben heuer auch schon eine
Anmeldung von einer evangelischen Person“. Auch die Kosten sollen
niemanden abschrecken, es wird um eine freiwillige Spende
gebeten.
Die Teilnehmenden der vergangenen Jahre waren keine homogene
Gruppe, ganz im Gegenteil: „Es war eine bunte Mischung. Es gibt
welche, die eine starke kirchliche Beheimatung haben. Und dann
gibt es Leute, die keine kirchliche Bindung haben und ins Kloster
kommen, um hier spirituelle Erfahrungen zu machen.“
Sekt und Feuerwerk
Zu Silvester selber werden dann um Mitternacht natürlich auch bei
den Kapuzinern die Korken knallen und gemeinsam feiert man den
Jahreswechsel mit der Aussicht auf das Feuerwerk der Stadt. „Das
ist schon sehr beeindruckend“, weiß Br. Brian.
Er weiß auch schon, was er sich dieses Jahr zu Silvester wünscht:
„Ich hoffe, dass die Menschen, wenn sie hier wieder
runtersteigen, das mit leichteren Rucksack tun und gestärkt ins
neue Jahr gehen.“
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