Queerness in der Oper
Jahrhundertelang wurde auf der Opernbühne geliebt, heterosexuell
geliebt. Seit wenigen Jahrzehnten erst stehen eine Handvoll schwule
Paare, noch weniger lesbisch Liebende und bloß eine trans Person im
Zentrum von ein paar wenigen Opern.
60 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 3 Wochen
Jahrhundertelang wurde auf der Opernbühne geliebt, heterosexuell
geliebt. Seit wenigen Jahrzehnten erst stehen eine Handvoll schwule
Paare, noch weniger lesbisch Liebende und bloß eine trans Person im
Zentrum von ein paar wenigen Opern. Die universelle Kunstform Oper
war doch eigentlich schon immer recht queer – oder doch nicht? Seit
den ersten Werken der Gattung traten schliesslich Männer verkleidet
als Frauen auf, Frauen verkleidet als Männer. Hohe Stimmen
intonierten männliche Charaktere, tiefe weibliche. Stimm- und
Kleidertravestie waren gang und gäbe. Lange fielen explizit queere
Stoffe und Homoerotik aber der Zensur oder Verschleierung zum
Opfer, gleichgeschlechtliche Liebe durfte auch auf der Bühne nicht
sein. Doch seit der letzten Jahrtausendwende werden die Liebespaare
in Opern nun allmählich diverser, und das Repertoire beginnt so,
die gesellschaftliche Realität etwas adäquater abzubilden. Einer
der Pioniere, der ein fesselndes Werk mit schwulem
Protagonistenpaar komponiert hat, ist der Basler Andrea
Scartazzini. In der Sendung erzählt er von der Entstehung seines
hochdramatischen und gross besetzten «Edward II.» aus dem Jahr 2017
und von dessen musikalischen Besonderheiten. In St. Gallen feierte
2023 die erste abendfüllende Oper über eine trans Ikone ihre
Uraufführung: «Lili Elbe» des US-Amerikaners Tobias Picker. Um die
Geschichte der dänischen Landschaftsmalerin authentisch erzählen zu
können, arbeitete Picker während des Kompositionsprozesses mit der
Baritonistin Lucia Lucas zusammen, welche auch ihre eigenen
Erfahrungen einbrachte. Philipp Venables schliesslich vertonte für
die Opernfestivals in Aix-en-Provence und Bregenz ein queeres
Kultbuch aus den 1970er-Jahren: «The Faggots & Their Friends
Between Revolutions» und schuf damit ein weiteres schillerndes
Werk, welches andere Lebenswelten als die heterosexuelle auf die
Bühne bringt. Ein Streifzug durch die queere Operngeschichte bis
heute. Gespielte Werke: W. A. Mozart: Apollo et Hyacinthus (1767)
K. Szymanowski: Król Roger (1926) F. Poulenc: Les Mamelles de
Tirésias (1947) B. Britten: Billy Budd (1951) St. Wallace: Harvey
Milk (1995) P. Eötvös: Angels in America (2004) R. Gordon: 27
(Kammeroper über Gertrude Stein und Alice B. Toklas, 2014) Ch.
Wuorinen: Brokeback Mountain (2014) A. Scartazzini: Edward II.
(2017) K. Chemirani: Negar (2022) P. Venables: The Faggots &
Their Friends Between Revolutions (2023) T. Picker: Lili Elbe
(2023) Literaturhinweis: Casta Diva - Der schwule Opernführer
Rainer Falk & Sven Limbeck Querverlag, 2019 Erstausstrahlung:
16.07.2025
geliebt. Seit wenigen Jahrzehnten erst stehen eine Handvoll schwule
Paare, noch weniger lesbisch Liebende und bloß eine trans Person im
Zentrum von ein paar wenigen Opern. Die universelle Kunstform Oper
war doch eigentlich schon immer recht queer – oder doch nicht? Seit
den ersten Werken der Gattung traten schliesslich Männer verkleidet
als Frauen auf, Frauen verkleidet als Männer. Hohe Stimmen
intonierten männliche Charaktere, tiefe weibliche. Stimm- und
Kleidertravestie waren gang und gäbe. Lange fielen explizit queere
Stoffe und Homoerotik aber der Zensur oder Verschleierung zum
Opfer, gleichgeschlechtliche Liebe durfte auch auf der Bühne nicht
sein. Doch seit der letzten Jahrtausendwende werden die Liebespaare
in Opern nun allmählich diverser, und das Repertoire beginnt so,
die gesellschaftliche Realität etwas adäquater abzubilden. Einer
der Pioniere, der ein fesselndes Werk mit schwulem
Protagonistenpaar komponiert hat, ist der Basler Andrea
Scartazzini. In der Sendung erzählt er von der Entstehung seines
hochdramatischen und gross besetzten «Edward II.» aus dem Jahr 2017
und von dessen musikalischen Besonderheiten. In St. Gallen feierte
2023 die erste abendfüllende Oper über eine trans Ikone ihre
Uraufführung: «Lili Elbe» des US-Amerikaners Tobias Picker. Um die
Geschichte der dänischen Landschaftsmalerin authentisch erzählen zu
können, arbeitete Picker während des Kompositionsprozesses mit der
Baritonistin Lucia Lucas zusammen, welche auch ihre eigenen
Erfahrungen einbrachte. Philipp Venables schliesslich vertonte für
die Opernfestivals in Aix-en-Provence und Bregenz ein queeres
Kultbuch aus den 1970er-Jahren: «The Faggots & Their Friends
Between Revolutions» und schuf damit ein weiteres schillerndes
Werk, welches andere Lebenswelten als die heterosexuelle auf die
Bühne bringt. Ein Streifzug durch die queere Operngeschichte bis
heute. Gespielte Werke: W. A. Mozart: Apollo et Hyacinthus (1767)
K. Szymanowski: Król Roger (1926) F. Poulenc: Les Mamelles de
Tirésias (1947) B. Britten: Billy Budd (1951) St. Wallace: Harvey
Milk (1995) P. Eötvös: Angels in America (2004) R. Gordon: 27
(Kammeroper über Gertrude Stein und Alice B. Toklas, 2014) Ch.
Wuorinen: Brokeback Mountain (2014) A. Scartazzini: Edward II.
(2017) K. Chemirani: Negar (2022) P. Venables: The Faggots &
Their Friends Between Revolutions (2023) T. Picker: Lili Elbe
(2023) Literaturhinweis: Casta Diva - Der schwule Opernführer
Rainer Falk & Sven Limbeck Querverlag, 2019 Erstausstrahlung:
16.07.2025
Weitere Episoden
60 Minuten
vor 2 Tagen
vor 2 Tagen
vor 2 Wochen
In Podcasts werben
Kommentare (0)