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Episoden
03.12.2025
1 Minute
Komponistinnen, Interpretinnen, Dozentinnen, Organisatorinnen: Es
gab viele Frauen, die die Anfangszeit der Darmstädter Ferienkurse
mitgeprägt haben. Die meisten sind in Vergessenheit geraten. 1946
wurden die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik gegründet. Im
Nachkriegsdeutschland sollten sie der am Boden liegenden Musikszene
zu einem Aufschwung verhelfen. Schnell wurden sie zu einem hot spot
der zeitgenösschen Musik. Es sind vor allem die Namen von Männern,
die mit der Anfangszeit der Ferienkurse in Verbindung gebracht
werden: Olivier Messiaen, Theodor W. Adorno, John Cage. Aber es gab
auch zahlreiche Frauen, die die Geschichte der Ferienkurse prägten:
Die Sängerinnen Carla Henius und Margot Hinnenberg-Lefèbre, die
Komponistinnen Dika Newlin und Gladys Nordenstrom, die
Musikjournalistin und Chronistin Brigitte Schiffer. Ein blinder
Fleck in der Musikgeschichte, dem sich Musikwissenschaftlerin Juana
Zimmermann angenommen hat.
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26.11.2025
1 Minute
Die isländische Komponistin Hildur Guðnadóttir hat mit ihren
Soundtracks zu Joker, Tár oder Chernobyl nicht nur die grossen
Filmpreise gewonnen, sondern das Kino neu gestimmt. Ihr Klang ist
dunkel, körperlich und intensiv – und hat die Filmmusiklandschaft
dauerhaft verändert. Ihre Musik kriecht unter die Haut: tiefe
Celli, vibrierende Frequenzen, Resonanzen aus Betonräumen. Hildur
Guðnadóttir erschafft Klangwelten, die sich weniger hören als
spüren lassen. Aufgewachsen in Reykjavík, geprägt von der Weite
Islands, fand sie in Berlin ihre künstlerische Heimat. Nach Jahren
als Cellistin und Solokünstlerin wurde sie mit ihren Filmmusiken zu
Chernobyl und Joker weltbekannt – und schrieb Geschichte als erste
Frau, die Oscar, Golden Globe und BAFTA im selben Jahr gewann.
Heute arbeitet sie an neuen Projekten zwischen Konzertsaal und
Kinosaal – und bleibt eine der wichtigsten Stimmen zeitgenössischer
Filmmusik.
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19.11.2025
1 Minute
In der zeitgenössischen Musikszene ist er ein klingender Name: der
Concours Nicati. Seit nunmehr 25 Jahren wird der Wettbewerb alle
zwei Jahre an wechselnden Schweizer Hochschulen ausgetragen.
Initiiert und getragen von der Waadtländischen Fondation Nicati -
de Luze, ist er der einzige nationale Wettbewerb, der sich
ausschliesslich der zeitgenössischen Musikinterpretation widmet.
Mit seiner Kategorie Open Space, wo Composer-Performer eigene
szenische Werke einreichen können, sucht er seinesgleichen. Unter
der neuen Leitung der Cellistin Eva Boesch ist er dieses Jahr an
der Hochschule Luzern-Musik ausgetragen worden. Die dreissig
öffentlichen Konzerte hat eine neu zusammengesetzte, hochkarätige
internationale Jury beurteilt. Musik unserer Zeit war am Wettbewerb
dabei: im Gespräch mit Mitgliedern der Jury und Preisträgerinnen
und Preisträgern geht die Sendung der Besonderheit des Wettbewerbs
auf den Grund. Vorgestellt werden die Finalprojekte von Dmitry
Batalov, Klavier (1. Preis Kategorie Solo), Phoebe Bognár, Flöte,
und Borbála Szuromi, Stimme (2. Preise ex aequo Kategorie Solo),
sowie Nuriia Khasenova «Between one and many» (1. Preis Kategorie
«Open Space») und Mikolaj Rytowski «the snare drum project» (2.
Preis Kategorie «Open Space»).
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12.11.2025
60 Minuten
Jahrhundertelang wurde auf der Opernbühne geliebt, heterosexuell
geliebt. Seit wenigen Jahrzehnten erst stehen eine Handvoll schwule
Paare, noch weniger lesbisch Liebende und bloß eine trans Person im
Zentrum von ein paar wenigen Opern. Die universelle Kunstform Oper
war doch eigentlich schon immer recht queer – oder doch nicht? Seit
den ersten Werken der Gattung traten schliesslich Männer verkleidet
als Frauen auf, Frauen verkleidet als Männer. Hohe Stimmen
intonierten männliche Charaktere, tiefe weibliche. Stimm- und
Kleidertravestie waren gang und gäbe. Lange fielen explizit queere
Stoffe und Homoerotik aber der Zensur oder Verschleierung zum
Opfer, gleichgeschlechtliche Liebe durfte auch auf der Bühne nicht
sein. Doch seit der letzten Jahrtausendwende werden die Liebespaare
in Opern nun allmählich diverser, und das Repertoire beginnt so,
die gesellschaftliche Realität etwas adäquater abzubilden. Einer
der Pioniere, der ein fesselndes Werk mit schwulem
Protagonistenpaar komponiert hat, ist der Basler Andrea
Scartazzini. In der Sendung erzählt er von der Entstehung seines
hochdramatischen und gross besetzten «Edward II.» aus dem Jahr 2017
und von dessen musikalischen Besonderheiten. In St. Gallen feierte
2023 die erste abendfüllende Oper über eine trans Ikone ihre
Uraufführung: «Lili Elbe» des US-Amerikaners Tobias Picker. Um die
Geschichte der dänischen Landschaftsmalerin authentisch erzählen zu
können, arbeitete Picker während des Kompositionsprozesses mit der
Baritonistin Lucia Lucas zusammen, welche auch ihre eigenen
Erfahrungen einbrachte. Philipp Venables schliesslich vertonte für
die Opernfestivals in Aix-en-Provence und Bregenz ein queeres
Kultbuch aus den 1970er-Jahren: «The Faggots & Their Friends
Between Revolutions» und schuf damit ein weiteres schillerndes
Werk, welches andere Lebenswelten als die heterosexuelle auf die
Bühne bringt. Ein Streifzug durch die queere Operngeschichte bis
heute. Gespielte Werke: W. A. Mozart: Apollo et Hyacinthus (1767)
K. Szymanowski: Król Roger (1926) F. Poulenc: Les Mamelles de
Tirésias (1947) B. Britten: Billy Budd (1951) St. Wallace: Harvey
Milk (1995) P. Eötvös: Angels in America (2004) R. Gordon: 27
(Kammeroper über Gertrude Stein und Alice B. Toklas, 2014) Ch.
Wuorinen: Brokeback Mountain (2014) A. Scartazzini: Edward II.
(2017) K. Chemirani: Negar (2022) P. Venables: The Faggots &
Their Friends Between Revolutions (2023) T. Picker: Lili Elbe
(2023) Literaturhinweis: Casta Diva - Der schwule Opernführer
Rainer Falk & Sven Limbeck Querverlag, 2019 Erstausstrahlung:
16.07.2025
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Über diesen Podcast
Die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts in Portraits und Reportagen,
Geschichte und Geschichten, Werkbetrachtungen, Gesprächen und
Konzertaufnahmen. Das und noch viel mehr ist die «Musik unserer
Zeit auf SRF 2 Kultur». Jeden Mittwoch von 20:00 – 22:00 Uhr und in
Teilwiederholung am Samstag um 21:00 Uhr.
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