„Ich war erst Mitte zwanzig“

„Ich war erst Mitte zwanzig“

2 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

„Wir lebten in derselben Wohnung – der Einfachheit halber, wegen
der Kleinen. Es war keine Lösung, nur ein Übergang. Ich wollte
gehen, vielleicht zu einer Freundin, vielleicht zu meinem Vater.
Ein Neuanfang ohne ihn.

An jenem Abend gab es Streit, wieder einmal. Es ging um Geld, um
Verantwortung, um alles, was zwischen uns lag. Ich war müde. Ich
wollte einfach meine Ruhe. Ich erinnere mich, dass ich schon im
Bett lag, als mein Handy klingelte – eine Freundin rief an. Wir
redeten kurz. Es war das letzte Mal, dass jemand meine Stimme
hörte.

Was dann geschah, weiß niemand genau. Er sagte später, ich sei
gegangen, mitten in der Nacht. Aber ich kam nicht weit. Sie
fanden mich Wochen später – im Wald, ohne Schuhe, in meinem
Jogginganzug.

Er wurde verurteilt. Zehn Jahre Haft, wegen
Totschlags. 

Ich war erst Mitte Zwanzig. Meine Tochter wächst jetzt ohne
Mutter und ohne Vater auf. Ich hoffe, sie kann einmal in einer
Welt leben, in der Frauen sicherer sind.“

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