Waldrapp – Eine umstrittene Rückkehr nach 400 Jahren

Waldrapp – Eine umstrittene Rückkehr nach 400 Jahren

Zum zweiten Mal hat ein Waldrapp-Paar in der Schweiz gebrütet. Damit lässt sich eine seltene Vogelart wieder blicken, die vor 400 Jahren aus unseren Breitengraden verschwunden ist. Die Zuzüger stammen aus einem EU-geförderten Ansiedlungsprojekt, das i ...
37 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten
Zum zweiten Mal hat ein Waldrapp-Paar in der Schweiz gebrütet.
Damit lässt sich eine seltene Vogelart wieder blicken, die vor 400
Jahren aus unseren Breitengraden verschwunden ist. Die Zuzüger
stammen aus einem EU-geförderten Ansiedlungsprojekt, das in der
Schweiz auf Kritik und Widerstand stösst. Zwei Waldrapp-Bruten in
der Schweiz In der Gewerbezone von Vaulruz FR tauchte im Frühling
2025 ein Waldrapp-Paar auf und baute sich sein Nest in einer
Fensternische. Anfang Juni schlüpften dort drei Küken. Schon 2023
gab es in Rümlang ZH eine erfolgreiche Waldrapp-Brut, auch dort in
der Gewerbezone. Es war damals wohl das erste Mal seit rund 400
Jahren, dass hierzulande wieder Waldrappe brüteten. Sowohl bei
Vaulruz FR wie auch in Rümlang ZH kamen die Elterntiere aus der
Kolonie des Waldrapp-Teams im süddeutschen Überlingen. Umstrittene
Geschichte Das Ziel des Waldrapp-Teams ist die Wiederansiedlung des
Waldrappen als Zugvogel in Europa. Begründet wird das auch mit der
Geschichte: so habe der Waldrapp bis ins 17. Jahrhundert an vielen
Standorten nördlich der Alpen gebrütet und sei dann durch die
Menschen ausgerottet worden. Diese Darstellung ist umstritten:
Belegt seien einige wenige Brutstandorte und sein Verschwinden
könnte vor allem mit der damals aufgetretenen klimatischen
Abkühlung, der sogenannten kleinen Eiszeit, zusammenhängen, sagen
Kritiker des Projektes. Keine Wiederansiedlung in der Schweiz Das
Bundesamt für Umwelt lehnt eine Wiederansiedlung des Waldrapps in
der Schweiz ab. Dabei stützt es sich auf ein internationales
Abkommen zum Schutz der Zugvögel. Auch bei der
Vogelschutz-Organisation Birdlife Schweiz hält man wenig von einer
Wiederansiedlung. «Wir können so das Rad der Zeit nicht 400 Jahre
zurückdrehen», sagt Geschäftsführer Raffeael Ayé. «Ob die heutigen
Lebensräume in Mitteleuropa und Westeuropa für den Waldrapp
überhaupt noch geeignet sind, das steht komplett in den Sternen.»
Im Trainingscamp Gründer und Leiter des Waldrapp-Teams ist der
österreichische Biologe Johannes Fritz. Er begann vor mehr als 20
Jahren damit, Waldrappküken aus Zoohaltungen aufzuziehen und ihnen
mit einem Hängegleiter die Route in ein Wintergebiet in Italien
anzutrainieren. Auf dieser Zugroute über die Alpen kam es in den
letzten Jahren immer wieder zu Problemen: Verirrte Waldrappe
mussten nach Wintereinbruch eingesammelt und betreut werden. Seit
zwei Jahren führt die Zugroute von Bayern aus bis in den Süden
Spaniens, ein aufwändiges Verfahren für die Aussiedlung von
jährlich rund 30 Jungtieren.

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