Wissensturbo Hamburg: Exzellenz, Science City und KI mit Haltung - mit Prof. Hauke Heekeren / Präsident der Uni Hamburg

Wissensturbo Hamburg: Exzellenz, Science City und KI mit Haltung - mit Prof. Hauke Heekeren / Präsident der Uni Hamburg

37 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten

In der aktuellen Folge sprechen Alois Krtil und Oliver Rößling
mit Prof. Hauke Heekeren, Arzt,
Neurowissenschaftler und seit 2022 Präsident der Universität
Hamburg. Ein Gespräch über Hamburgs wissenschaftlichen Aufbruch,
die Rolle von Vernetzung und Transfer – und darüber, wie
Künstliche Intelligenz Lehre, Forschung und Verwaltung verändert.


Hamburg hat in den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt. Die
Universität Hamburg konnte ihre vier
Exzellenzcluster erfolgreich in die nächste
Förderperiode bringen – von Astrophysik und Photon Science bis
Klima und Schriftartefakte. Zusätzlich gewann die TU Hamburg mit
BlueMat ein weiteres Cluster im Bereich
Materialforschung. Zusammen ergibt das fünf Exzellenzcluster in
der Metropolregion und damit ein starkes Signal für den Standort.


Heekeren betont besonders die Vernetzung als
Standortvorteil: Hamburg sei groß genug für
Spitzenforschung, aber klein genug, um alle relevanten Akteure an
einen Tisch zu bekommen. Beispielhaft steht dafür
PIER, die Partnerschaft von Universität Hamburg
und DESY, und ihr Ausbau zu PIER PLUS, wo 23
Hochschulen und Forschungseinrichtungen gemeinsam Strategien für
Forschung, Transfer und Karrierewege entwickeln.


Beim Thema Transfer verfolgt die Universität
einen breiten Ansatz: von Politikberatung und Bürgerdialog bis zu
Start-ups und Ausgründungen. Ein aktuelles Leuchtturmprojekt ist
die Initiative Impossible Founders, die im
Rahmen der bundesweiten „Startup Factories“ gefördert wird. Mehr
als 50 Millionen Euro von Bund, Stiftungen und Unternehmen
fließen in eine Gründungsfabrik für Deep-Tech-Spin-offs, die ab
Herbst 2025 operativ startet. Mit Arik Willner wurde ein
erfahrener Transfermanager als CEO gewonnen.


Ein weiteres Zukunftsprojekt ist die Science City
Bahrenfeld: ein kompletter Stadtteil, in dem Leben,
Forschen, Studieren und Gründen zusammengeführt werden. Rund um
DESY, eines der führenden Forschungszentren für Photon- und
Teilchenphysik, entsteht Infrastruktur, die von Quantenforschung
bis zu Life Sciences reicht – inklusive gemeinsamer Institute der
Universität.


Ein zentrales Thema ist die Künstliche
Intelligenz. Die Universität Hamburg hat früh eine
eigene, datenschutzkonforme Variante von ChatGPT eingeführt.
Heekeren plädiert für einen reflektierten Einsatz: KI könne
Prozesse beschleunigen und Ideen anstoßen, dürfe aber
wissenschaftliche Urheberschaft und kritisches Denken nicht
ersetzen. Als Beispiel nennt er die automatisierte Prüfung
internationaler Bewerbungsunterlagen – eine Lösung, die aus
Kooperationen mit der Hamburger Hafenwirtschaft hervorging.


Im Gespräch wird deutlich, dass Europa mit
seinen Werten eine besondere Rolle spielen kann. Während in den
USA oder China Technologien oft rein marktorientiert oder
staatlich gesteuert vorangetrieben werden, setzt Heekeren auf
Wissenschaftsfreiheit, kostenfreie
Bildung und Interdisziplinarität als
Standortvorteile. Gerade eine Volluniversität, die Natur- und
Ingenieurwissenschaften mit Geistes-, Rechts- und
Sozialwissenschaften verbindet, sei unverzichtbar, um Fragen nach
Ethik, Recht und gesellschaftlicher Verantwortung von KI zu
beantworten.


Zum Schluss formuliert Heekeren drei zentrale Aufgaben für
Hamburgs Wissenschaftsstandort:


Talente gewinnen und halten – von jungen
Forschenden bis zu Spitzenkräften in Informatik und KI.


Forschungstechnische Infrastruktur ausbauen,
insbesondere große GPU-Cluster.


Transfer und Karrierewege beschleunigen, um
wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in die Anwendung zu
bringen.


Die Folge zeigt Hamburg als Standort mit klarer Richtung: Fünf
Exzellenzcluster, enge Vernetzung, eine entstehende Science City
und eine Universität, die KI nicht nur nutzt, sondern gestaltet.
Heekerens Botschaft: Vernetzung, Verantwortung,
Geschwindigkeit – wenn diese Faktoren zusammenkommen,
wird aus Forschung gesellschaftlich spürbarer Fortschritt.

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