Podcaster
Episoden
05.11.2025
33 Minuten
Nach einer kurzen Herbstpause sprechen Alois und Oliver darüber,
wie echte Deep-Tech-Ökosysteme auf Stadtebene entstehen –
jenseits von Buzzwords. Sie ordnen ein, was Deep Tech wirklich
bedeutet, wo die Grenze zu Commodity-Technologien verläuft und
weshalb der Begriff aktuell oft inflationär verwendet wird.
Ausgehend von Deutschlands neuer Hightech-Agenda (mit
Schwerpunkten wie KI, Quantencomputing und Biotechnologie)
diskutieren sie, wie nationale Programme lokale Cluster
beeinflussen und warum Orte mit starker Forschungs- und
Infrastrukturbasis – etwa DESY und die Science City in Hamburg –
als Anker dienen.
Die Episode zeigt, wie Konvergenz zwischen Technologien wie KI,
Quanten- und Neuromorphik-Computing, Robotik oder XR Tempo
aufnimmt und welche Rolle „universelle Schnittstellen“ wie große
Sprachmodelle dabei spielen. Zugleich machen die beiden deutlich,
dass Grundlagenforschung geschützte Domänen braucht, während
Reallabore und Sandboxes die Brücke in die Anwendung schlagen. An
konkreten Beispielen wird sichtbar, weshalb kurze Wege, stabile
Rahmenbedingungen, verlässliche Testflächen und klar profilierte
Stadt-Stärken den Unterschied zwischen Theorie und Transfer
ausmachen.
Ein zentrales Motiv der Folge ist der „Übersetzer“: Personen und
Formate, die Forschung, Industrie und – oft als Ankerkunden – den
Staat zielgerichtet zusammenbringen. Statt Event-Inflation
braucht es kuratierte Räume, in denen Themen kurz vor der
Marktreife fokussiert beschleunigt werden. Genau hier setzt der
Deep Tech Campus Circle an: als bewusst exklusiver Ort, an dem
Köpfe, Kapital und konkrete Use Cases aufeinandertreffen, um aus
Keimlingen skalierbare Innovationen zu machen.
Am Ende bleibt die klare These: Deep Tech entsteht, wenn tiefe
Expertise, Geduld und ein klug orchestriertes Ökosystem
zusammenwirken. Wer verstehen will, wie Städte vom
Strategiepapier zur sichtbaren Wertschöpfung kommen, bekommt in
dieser Folge eine kompakte, praxisnahe Landkarte – von der Saat
in der Grundlagenforschung bis zur Ernte im Markt.
Mehr
02.10.2025
30 Minuten
Wir sprechen drei Jahre nach ChatGPT 3.5 darüber, wie sich LLMs
vom Spielzeug zum Arbeitswerkzeug entwickelt haben – und warum
viele Nutzer im „tiefen Wald“ der Modelle und Anbieter den
Überblick verlieren. Reasoning und Memory sind deutlich besser
geworden (größere Kontexte reichen nicht, stabile
Zwischenschritte schon), agentenbasierte Plattformen bilden echte
Arbeitsprozesse ab, und Iterationsketten wandern ins Backend:
weniger Prompt-Magie, mehr automatische Orchestrierung.
Gleichzeitig explodiert die Vielfalt: Big Tech, spezialisierte
europäische Modelle (z. B. sprachlich-kulturelle Stärken),
Open-Source-Stacks und neue Intermediäre, die mehrere Modelle
bündeln und „auto-modus“-artig nach Aufgabe, Kosten und Präferenz
routen.
Genau hier wird das Dickicht dicht: Token-Kosten und Modellmix,
Vendor-Zoo statt Klarheit, dazu Compliance- und Haftungsfragen.
Unternehmen brauchen Guardrails – PII-Filter, Protokolle,
Audit-Trails, Rollenrechte – idealerweise als
On-Prem/Hybrid-Layer, der sensible Daten vor der Schnittstelle
säubert und Prozesse schützt. Denn neben personenbezogenen
Profilen droht auch das Reverse Engineering von
Prozess-IP: Was ins System fließt, kann
rückschließbar werden. Standards wie das Model Context
Protocol (MCP) und Agent-to-Agent-Schnittstellen sollen
Ordnung in die Orchestrierung bringen; Safety-Layer
(„KI-Polizei“) filtern, ohne Nutzende mit Verbotsschildern allein
zu lassen.
Europa hat in diesem tiefen Wald eine echte Chance: nicht
unbedingt als Hyperscaler, sondern mit differenzierten,
sicheren, compliant nutzbaren Modellen und Plattformen,
die regulatorische Anforderungen ernst nehmen und spezifische
Stärken (Sprache, Domänen, Übersetzung) ausspielen. Unser Fazit:
Impact statt Spielerei – aber nur, wenn wir das Modell-Dickicht
systematisch lichten. Praktisch heißt das: Meta-Interface statt
Ein-Modell-Fixierung, frühe Guardrails, transparente
Kostensteuerung und bewusster Einsatz europäischer Optionen in
sensiblen Domänen. So wird „Deep“ nicht zum tiefen
Wald, sondern zum Wegweiser.
Mehr
17.09.2025
37 Minuten
In der aktuellen Folge sprechen Alois Krtil und Oliver Rößling
mit Prof. Hauke Heekeren, Arzt,
Neurowissenschaftler und seit 2022 Präsident der Universität
Hamburg. Ein Gespräch über Hamburgs wissenschaftlichen Aufbruch,
die Rolle von Vernetzung und Transfer – und darüber, wie
Künstliche Intelligenz Lehre, Forschung und Verwaltung verändert.
Hamburg hat in den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt. Die
Universität Hamburg konnte ihre vier
Exzellenzcluster erfolgreich in die nächste
Förderperiode bringen – von Astrophysik und Photon Science bis
Klima und Schriftartefakte. Zusätzlich gewann die TU Hamburg mit
BlueMat ein weiteres Cluster im Bereich
Materialforschung. Zusammen ergibt das fünf Exzellenzcluster in
der Metropolregion und damit ein starkes Signal für den Standort.
Heekeren betont besonders die Vernetzung als
Standortvorteil: Hamburg sei groß genug für
Spitzenforschung, aber klein genug, um alle relevanten Akteure an
einen Tisch zu bekommen. Beispielhaft steht dafür
PIER, die Partnerschaft von Universität Hamburg
und DESY, und ihr Ausbau zu PIER PLUS, wo 23
Hochschulen und Forschungseinrichtungen gemeinsam Strategien für
Forschung, Transfer und Karrierewege entwickeln.
Beim Thema Transfer verfolgt die Universität
einen breiten Ansatz: von Politikberatung und Bürgerdialog bis zu
Start-ups und Ausgründungen. Ein aktuelles Leuchtturmprojekt ist
die Initiative Impossible Founders, die im
Rahmen der bundesweiten „Startup Factories“ gefördert wird. Mehr
als 50 Millionen Euro von Bund, Stiftungen und Unternehmen
fließen in eine Gründungsfabrik für Deep-Tech-Spin-offs, die ab
Herbst 2025 operativ startet. Mit Arik Willner wurde ein
erfahrener Transfermanager als CEO gewonnen.
Ein weiteres Zukunftsprojekt ist die Science City
Bahrenfeld: ein kompletter Stadtteil, in dem Leben,
Forschen, Studieren und Gründen zusammengeführt werden. Rund um
DESY, eines der führenden Forschungszentren für Photon- und
Teilchenphysik, entsteht Infrastruktur, die von Quantenforschung
bis zu Life Sciences reicht – inklusive gemeinsamer Institute der
Universität.
Ein zentrales Thema ist die Künstliche
Intelligenz. Die Universität Hamburg hat früh eine
eigene, datenschutzkonforme Variante von ChatGPT eingeführt.
Heekeren plädiert für einen reflektierten Einsatz: KI könne
Prozesse beschleunigen und Ideen anstoßen, dürfe aber
wissenschaftliche Urheberschaft und kritisches Denken nicht
ersetzen. Als Beispiel nennt er die automatisierte Prüfung
internationaler Bewerbungsunterlagen – eine Lösung, die aus
Kooperationen mit der Hamburger Hafenwirtschaft hervorging.
Im Gespräch wird deutlich, dass Europa mit
seinen Werten eine besondere Rolle spielen kann. Während in den
USA oder China Technologien oft rein marktorientiert oder
staatlich gesteuert vorangetrieben werden, setzt Heekeren auf
Wissenschaftsfreiheit, kostenfreie
Bildung und Interdisziplinarität als
Standortvorteile. Gerade eine Volluniversität, die Natur- und
Ingenieurwissenschaften mit Geistes-, Rechts- und
Sozialwissenschaften verbindet, sei unverzichtbar, um Fragen nach
Ethik, Recht und gesellschaftlicher Verantwortung von KI zu
beantworten.
Zum Schluss formuliert Heekeren drei zentrale Aufgaben für
Hamburgs Wissenschaftsstandort:
Talente gewinnen und halten – von jungen
Forschenden bis zu Spitzenkräften in Informatik und KI.
Forschungstechnische Infrastruktur ausbauen,
insbesondere große GPU-Cluster.
Transfer und Karrierewege beschleunigen, um
wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in die Anwendung zu
bringen.
Die Folge zeigt Hamburg als Standort mit klarer Richtung: Fünf
Exzellenzcluster, enge Vernetzung, eine entstehende Science City
und eine Universität, die KI nicht nur nutzt, sondern gestaltet.
Heekerens Botschaft: Vernetzung, Verantwortung,
Geschwindigkeit – wenn diese Faktoren zusammenkommen,
wird aus Forschung gesellschaftlich spürbarer Fortschritt.
Mehr
13.08.2025
35 Minuten
In dieser Folge sprechen Oliver und Alois über KI im Mittelstand
und die Lücke zwischen Hype und tatsächlicher Nutzung. Der
Mittelstand bleibt Rückgrat der Wirtschaft, kämpft aber mit
Legacy-Systemen und Generationenwechsel. Ihr Vorschlag: nicht im
Kernprozess starten, sondern in begleitenden Bereichen wie
Service oder Vertrieb einen klaren Schmerzpunkt wählen, diesen
als 12-Wochen-Pilot mit Vorher-nachher-Messung testen und daraus
lernen. Die Modelle werden iterativ reifer, kleine spezialisierte
Varianten reichen oft; entscheidend sind saubere Abläufe,
verlässliche Daten, klare Verantwortlichkeiten und einfache
Regeln für Qualität und Sicherheit. Technisch pragmatisch
bleiben: offene Modelle dort betreiben, wo es sinnvoll ist, für
komplexere Fälle APIs nutzen, Kosten, Datenschutz und Lock-in im
Blick. Europa bietet genügend Bausteine und Partner – Abwarten
ist keine Strategie. Fazit: jetzt starten, klein und messbar
vorgehen, den eigenen KI- und Datenmuskel aufbauen und Schritt
für Schritt Wirkung erzielen.
Wesentliche Learnings
• Nicht warten, jetzt starten – klein, risikoarm, messbar
• Erst außerhalb des Kernprozesses beginnen (z. B. Service,
Vertrieb)
• Drei KPIs definieren (Antwortzeit, Lösungsquote, Zufriedenheit)
und Vorher-nachher vergleichen
• 12-Wochen-Pilot: erst Mitarbeitende unterstützen, dann
Routinefälle teilautomatisieren
• Qualität vor Größe: kleines Senior-Kernteam, das KI-Werkzeuge
souverän nutzt
• Governance früh klären: Datenzugriffe, Verantwortlichkeiten,
Review/Freigaben
• Abhängigkeiten reduzieren: Hybrid fahren, Tokenkosten und
Lock-in aktiv managen
• KI- und Datenkompetenz zur Chefaufgabe machen und regelmäßig
trainieren
• Europäische Optionen prüfen und Partner einbinden statt auf
„das eine“ Modell zu warten
• Iteration akzeptieren: kein Big Bang, sondern stetige, messbare
Verbesserungen
Mehr
06.08.2025
29 Minuten
Diesmal nehmen Alois und Oliver die Hörer mit auf einen Rundflug
über das Thema „Deep-Tech-Standorte“ – und zwar mit Hamburg als
Start- und Landeplatz. Die Folge dreht sich um die Frage: Was
macht einen echten Deep-Tech-Hotspot aus? Ist es der
Neon-Sci-Fi-Glanz, KI-Agenten in dunklen Kellern, oder doch
einfach Talente, Labore und ein inspirierendes Umfeld?
Talente, Transfermärkte und das neue Spiel mit den
Super-Techies:
Früher suchte man händeringend nach Techies, heute geht es um
Senior-Expert:innen, die mit KI umgehen können. Der
internationale Wettbewerb um die hellsten Köpfe wird immer mehr
zum Transfermarkt – Zuckerberg zahlt angeblich 100 Millionen+ für
GenAI-Talente, und auch in Europa tut sich was: Amsterdam,
Lissabon, Tallinn und natürlich Hamburg punkten mit hoher
Lebensqualität und starken Netzwerken.
Europas Chancen jenseits von
Silicon-Valley-Gehältern:
Kann Europa mithalten, wenn alle Top-Talente von Tech-Giganten
weggeheuert werden? Alois und Oliver sehen die Sache
differenziert: Exorbitante Summen werden oft nur als „Ablöse“
gezahlt, und trotzdem schaffen es hiesige Start-ups wie Black
Forest Labs oder Cognigic ohne US-Gehälter an die Spitze. Viel
wichtiger für einen Deep-Tech-Standort: eine kritische Masse an
inspirierenden Leuten, Forschungseinrichtungen (Fraunhofer, DESY,
Uni & Co.), Spezial-Infrastruktur wie Teilchenbeschleuniger
und – nicht zu vergessen – Lebensqualität.
Wo steht Hamburg? Und was fehlt?
Hamburg bietet viel: hohe Hochschuldichte, große
Forschungsprojekte, Quantum-Initiativen und Innovationen aus
Luftfahrt, Robotics und Logistik. Doch eine wirklich transparente
„Deep-Tech-Landkarte“ fehlt bislang. Die Hosts plädieren dafür,
Ökosysteme sichtbar zu machen und Talente sowie Unternehmen
gezielter zu vernetzen – vielleicht sogar mal mit einer
AI-gestützten Standortkarte!
Und sonst?
Der Talk streift das Auf und Ab von Krypto, die wachsende
Bedeutung von Robotik (besonders in der Logistik), und wie rasant
KI und Deep Tech die industrielle Landschaft verändern. Am Ende
bleibt: Kein Standort gewinnt allein durch dicke Gehälter,
sondern durch das, was wirklich zählt – Community, Austausch und
Ressourcen.
Mehr
Über diesen Podcast
In diesem Podcast mit dem Motto "Technologien von morgen:
Verstehen, Vertiefen, Verändern" werden Sie auf eine Reise in die
Welt der DeepTech-Innovationen mitgenommen. Expert:innen aus
Quantentechnologie, künstlicher Intelligenz und Cybersecurity, uvm.
beleuchten Anwendungsfälle und Potenziale dieser Technologien. Ziel
ist es, Ihnen komplexe Themen verständlich näherzubringen, damit
Sie Chancen und Perspektiven erkennen. In jeder Folge werden
technische und gesellschaftliche Aspekte diskutiert. Der Podcast
soll Ihnen helfen, Ängste abzubauen und Vertrauen in neue
Technologien zu gewinnen.
Kommentare (0)