Jörn Pötting: Ist Co-Housing im Alter eine Lösung für die Pflegekrise?

Jörn Pötting: Ist Co-Housing im Alter eine Lösung für die Pflegekrise?

35 Minuten
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Beschreibung

vor 3 Monaten

Architektur als „Betriebssystem“ für soziales
Miteinander: Wie ein Berliner Architekt das Wohnen im Alter
revolutionieren will


Die Boomer-Generation steht vor einem Problem: Das aktuelle
Pflegesystem wird ihre Bedürfnisse nicht erfüllen können. Während
die Politik noch über längere Arbeitszeiten diskutiert, denkt
Architekt Jörn Pötting bereits konkrete Alternativen aus. Seit 25
Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema Bauen für Senioren und
hat eine klare Vision: Co-Housing-Projekte, die individuelle
Freiheit mit gemeinschaftlichen Räumen kombinieren.


Als Generalplaner deckt Pötting ein breites Spektrum ab: vom Bau
für Senioren über nachhaltigen Geschosswohnungsbau bis hin zu
Quartierskonzepten. Für ihn ist Architektur mehr als funktionale
Räume – sie ist ein „Betriebssystem für soziales Miteinander“,
das Gemeinschaft stärkt und Lebensqualität fördert. Seine These:
Das Leben im Alter muss für die Boomer-Generation radikal neu
gedacht werden.


Im Gespräch mit Claudia Mattheis erklärt der 1963 geborene
Architekt, warum seine Generation Teil des Problems ist, wie
Co-Housing konkret funktioniert und warum er von Kommunen,
Kirchen und Investoren mehr Mut fordert.


Die Boomer-Generation: Individualisten ohne Plan


Warum das aktuelle System nicht funktioniert


Jörn Pötting gehört selbst zur Boomer-Generation und sieht die
Herausforderung klar: „Wir kommen in eine Zeit, in der immer mehr
Rentner von immer weniger Erwerbstätigen finanziert werden.“
Seine Analyse ist nüchtern: „So wie es jetzt organisiert ist,
wird es auf keinen Fall weiter zu finanzieren sein. Das wissen im
Prinzip alle. Aber keiner will es so richtig aussprechen.“


Der Unterschied zu heute


„Wir haben im Augenblick die Kriegskinder, die in den
Altersheimen sind, die den Krieg als Kinder erlebt haben, die
sehr leistungsorientiert sind und sich sehr gut bescheiden
können. Und da ist unsere Generation wirklich weit entfernt. Wir
sind eine Generation von Individualisten, die ganz andere
Ansprüche hat.“


Co-Housing: Was Gemeinschaftswohnen konkret
bedeutet


Eigene Wohnung plus Gemeinschaftsräume


„Co-Housing ist vielleicht auch nicht der richtige Begriff“,
räumt Pötting ein. „Eigentlich ist es eher ein kollaborierendes
Wohnen, ein Gemeinschaftswohnen mit individuellem Anspruch.“ Das
Konzept ist klar strukturiert: „Jeder hat seine eigene Wohnung.
Was interessant und wichtig ist, weil wir auch aus einer
Generation kommen, die Wohngemeinschaftserfahrung hat oder hatte
und wir auch nicht dahin zurückkommen möchten.“


Zusätzlich gibt es „Gemeinschaftsflächen, angefangen bei einer
gemeinschaftlichen Küche, Werkräumen, Bibliotheksräumen,
Handwerksräumen wie Nähmaschinenräumen, Töpferräumen – also
alles, was man sich vorstellen kann, die von der Miete oder von
den Mietern gemeinschaftlich finanziert werden, aber
selbstverwaltet organisiert werden, etwa in einer AG-Struktur.“


Weitere Informationen zu Jörn Pöttings Projekten und
Co-Housing-Konzepten finden Sie auf seiner Website.


LinkedIn Jörn Pötting:
https://www.linkedin.com/in/jörn-pötting-945009132/


Webseite: https://www.poetting-architekten.de/

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