Sinja Meyer-Rötz: Wie gutes Leben im Alter in Berlin gelingt
39 Minuten
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Der Interview-Podcast für anspruchsvolle Menschen über 50
Beschreibung
vor 3 Monaten
Pflege, Politik, Perspektiven: Was die Pflegebeauftragte
in Berlin verändern will.
Gerade in einer Stadt wie Berlin, in der das Leben im Alter ganz
unterschiedliche Gesichter hat, braucht es jemanden, der zuhört,
vernetzt und konkrete Verbesserungen anstößt. Und genau das tut
Sinja Meyer-Rötz. Als Pflegebeauftragte des Landes Berlin ist sie
eine Stimme für all jene, die sonst oft überhört werden: ältere
Menschen, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen.
Sie ist promovierte Gerontologin, Honorarprofessorin an der
Alice-Salomon-Hochschule und bringt langjährige Erfahrung aus
Wissenschaft, Verwaltung und Praxis mit, unter anderem als
Krisenmanagerin in der Pandemie oder als Expertin für die Themen
Krisenvorsorge, Klima und Pflege. Und: Sie hat ein feines Gespür
dafür, was Menschen im Alter wirklich brauchen.
Im Gespräch mit Claudia Mattheis erzählt sie, wie sich das Altern
in Berlin anfühlt und was sich ändern muss, damit ein gutes Leben
auch mit Pflegebedarf möglich bleibt.
Warum wir Sinja Meyer-Rötz eingeladen haben
Weil sie als Pflegebeauftragte die Perspektiven vertritt, die
sonst kaum jemand hört. Weil sie sich nicht scheut, Missstände zu
benennen. Und weil sie in jeder Antwort spüren lässt, dass es ihr
um die Menschen geht. Ihre Aufgabe versteht sie nicht als reine
Verwaltungsrolle, sondern als Brücke zwischen Politik und
Lebensrealität.
Pflege beginnt beim Zuhören
Wenn Betroffene verzweifelt sind, muss jemand da
sein
"Hier rufen Menschen an, die mit ihrem Schicksal gerade völlig
überfordert sind. Die sind hilflos, die sind verzweifelt." Sinja
Meyer-Rötz erlebt täglich, wie schwer es vielen fällt, sich im
Pflegesystem zurechtzufinden. Umso wichtiger ist ihr eine
niedrigschwellige Erreichbarkeit: "Wir haben mehrmals in der
Woche eine telefonische Sprechstunde. Es gibt ein Kontaktformular
auf unserer Internetseite, das auch anonym ausgefüllt werden
kann."
Dass ihr Amt gelebte Teilhabe ermöglicht, ist ihr ein zentrales
Anliegen: "Wir sind Interessensvertretung für Pflegebedürftige
und für Pflegende und Zugehörige. Das heißt, wir müssen
sicherstellen, dass die uns überhaupt erreichen können."
Berlin kann Pflege, aber nicht überall
Gute Strukturen, doch große Lücken
"Unsere Strukturen sind sehr breit, sehr vielfältig, unglaublich
kompetent." Besonders hebt Meyer-Rötz die 36 wohnortnahen
Pflegestützpunkte hervor. Dennoch gibt es gravierende Probleme.
"Wir haben deutlich zu wenig Plätze für die Kurzzeitpflege in
Berlin. Das führt nicht selten dazu, dass Angehörige, die eine
Auszeit brauchen, keine Versorgung finden."
Besonders drastisch sind die Hürden bei der Barrierefreiheit.
"Die Wohnung ist in sich barrierefrei, aber wenn dann ein
Fahrstuhl nicht funktioniert oder drei Treppenstufen vor der Tür
sind, wird das selbstbestimmte Leben unmöglich." Auch
Pflegedienste verweigern manchmal Einsätze in oberen Stockwerken,
wenn der Aufzug dauerhaft ausfällt. "Das eigenständige Verlassen
wird ja schwierig."
Caring Communities: Gemeinsam statt einsam
Wie wir Nachbarschaft neu denken können
"Sorgende Gemeinschaften sind etwas, worauf wir in den nächsten
Jahren setzen sollten." Sinja Meyer-Rötz spricht sich klar für
mehr lokale Netzwerke aus, in denen sich Menschen gegenseitig
unterstützen. "Nicht jede pflegebedürftige Person ist so schwer
betroffen, dass sie nichts zur Gemeinschaft beitragen kann. Alle
profitieren voneinander."
Dass es in Berlin schon viele Strukturen gibt, müsse man besser
nutzen. "Wir haben ganz viele tolle Strukturen: Familienzentren,
Seniorenfreizeitstätten, Kiezclubs. Jetzt müssen wir sie besser
verzahnen und inhaltlich umbauen." Entscheidend sei auch, dass
Engagement nicht auf Einzelpersonen lastet: "Ich möchte nicht
alleine zuständig sein für eine Person."
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