Rezept-Tsundoku
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Diese Seite ist Anliegen und Einladung zugleich. Stellen wir uns gemeinsam den unbequemen Wahrheiten. Wir richten den Blick nach vorn. Immer mit der Option auf ein tätiges Zusammenhandeln im Hier und Jetzt.
Beschreibung
vor 5 Monaten
Rezept-Reels sind deshalb so erfolgreich, weil sie – trotz oder
gerade wegen ihrer Reduktion auf das visuelle und algorithmische
Wesen einer Kochanleitung – eine tiefe Sehnsucht nach
Kreativität, Gemeinschaft und sinnlicher Erfahrung ansprechen.
Sie spiegeln die zentralen Formen der digitalen Kultur
wider.Referentialität, Gemeinschaftlichkeit und
Algorithmizität.Die Erinnerung an das kreative Schaffen wird im
Digitalen zum Symbol, das zwischen Inspiration und Reduktion
schwankt. So mancher, der uns mit Gurkensalat, Airfryer-Hacks und
Fusionstechniken beglückt, steht dabei allein vor der Kamera
seines Smartphones. Die inszenierte Begeisterung überträgt sich
selten auf den Moment, wenn sich das Ergebnis des Selbstversuchs
in der eigenen Küche präsentiert. Immerhin haben wir einmal etwas
anderes gemacht, als zu scrollen.Mich beschleicht jedoch der
Verdacht, den ich hiermit andeuten möchte: Viele, die sich
Shorts, Reels und TikToks für später speichern, betreiben
vermutlich das, was der Japaner »Tsundoku« nennt. Auch die
Rezepte-Tauschbörse am Rande einer Party, bei der jeder etwas
mitbringen durfte oder sollte, erinnert daran. Tsundoku
beschreibt eigentlich die Angewohnheit, Bücher zu kaufen und zu
sammeln, ohne sie tatsächlich zu lesen. Dann sollten wir es auch
in diesem Zusammenhang so nennen: Rezept-Tsundoku.
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