Perfektion ist der Tod von Fortschritt – Perfektion ist Angst in hübschen Schuhen
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Beschreibung
vor 5 Monaten
Du kennst dieses Gefühl: Du sitzt vor einem weißen Blatt, einem
leeren Dokument, einem Rohentwurf, der vielleicht dein nächstes
großes Projekt werden soll. In deinem Kopf tanzen Ideen wie
Glühwürmchen in der Nacht, doch sobald du beginnen willst, lähmt
dich eine unsichtbare Hand. Sie flüstert: „Mach es richtig. Mach
es perfekt. Mach keine Fehler.“ Und du hörst auf sie. Vielleicht
ohne es zu merken. Vielleicht in dem Glauben, das sei die Stimme
deines inneren Anspruchs, deiner Disziplin, deiner
Professionalität. Doch was wirklich spricht, ist die Angst – fein
gekleidet, gepflegt, selbstsicher. Angst in hübschen Schuhen.
Diese Angst gibt sich nicht als das zu erkennen, was sie ist. Sie
tarnt sich als „hohe Standards“, als „Qualitätsbewusstsein“, als
„Streben nach Exzellenz“. Doch in Wahrheit hält sie dich zurück.
Sie will nicht, dass du dich blamierst, dass du scheiterst, dass
du verwundbar wirst. Und um dich davon abzuhalten, stellt sie dir
das schönste Hindernis in den Weg, das sie kennt: die Perfektion.
Vielleicht wartest du – auf den richtigen Zeitpunkt, das perfekte
Setting, das ideale Know-how. Du glaubst, irgendwann wirst du
bereit sein. Doch dieser Moment kommt nicht. Und während du
wartest, verstreicht Zeit. Du wächst nicht. Du probierst nicht.
Du lernst nicht. Denn Fortschritt lebt von Bewegung, von Versuch
und Irrtum. Perfektion dagegen lebt von Stillstand.
Schau dich um: Unsere Welt verändert sich schneller als je zuvor.
Technologien wie Künstliche Intelligenz, Blockchain oder
Neurointerfaces entwickeln sich in Monaten statt Jahren. Die
Arbeitswelt ist in einem ständigen Wandel. Klimakrise, soziale
Ungleichheit, geopolitische Verschiebungen – alles verlangt nach
neuen Antworten, kreativen Ideen, schnellem Handeln. In dieser
Welt ist der Wunsch nach Perfektion nicht nur naiv – er ist
gefährlich. Wer zu lange plant, verliert den Anschluss. Wer zu
lange zögert, wird überholt.
Wenn du wartest, bis deine Idee perfekt ist, hat sie vielleicht
längst jemand umgesetzt. Vielleicht schlechter als du es gekonnt
hättest – aber eben mit dem Mut zum Unvollkommenen. Fortschritt
braucht Mut, nicht Perfektion.
Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Perfektion das
Gleiche ist wie Qualität. Dabei liegt zwischen beidem ein
fundamentaler Unterschied. Qualität entsteht durch ständiges
Verbessern, durch Feedback, durch Scheitern und Korrigieren.
Qualität ist lebendig. Perfektion ist starr.
Denk an Softwareentwicklung: Die besten Produkte starten als
Beta-Version. Fehler sind erlaubt, manchmal sogar erwünscht, um
daraus zu lernen. Denk an Start-ups: Sie bauen Prototypen,
testen, schrauben, scheitern – und wachsen dabei. Denk an
Künstler:innen: Ihre Werke entstehen im Prozess, oft mit Skizzen,
übermalten Stellen, Bruchlinien.
Auch dein eigenes Leben ist kein fertiges Kunstwerk, sondern ein
Entwurf. Und dieser Entwurf wird nie abgeschlossen sein. Das ist
keine Schwäche, das ist Freiheit.
Heute leben wir in einer Welt, die den Schein perfekter
Ergebnisse glorifiziert. Auf Social Media siehst du erfolgreiche
Karrieren, strahlende Gesichter, glatte Biografien. Was du nicht
siehst: die Zweifel, das Chaos, die Fehlversuche, die Angst. Und
genau das bringt dich dazu zu denken: „Wenn ich so gut sein will
wie sie, darf ich mir keine Fehler erlauben.“
Doch das ist ein Trugschluss. Die „Hochglanzwelt“ ist eine
Fassade. Dahinter sind Menschen wie du – mit Schwächen,
Unsicherheiten, Ecken und Kanten. Wenn du dich diesem Schein
beugst, richtest du dich nach einer Illusion. Und Illusionen kann
man nicht übertreffen. Nur an ihnen zerbrechen.
Die Gegenbewegung ist spürbar: Authentizität, Transparenz, das
Zulassen von Fehlern und Brüchen wird nicht nur toleriert,
sondern geschätzt. Führungskräfte, die über eigene
Fehlentscheidungen sprechen, gewinnen Vertrauen.
https://markusflicker.com/
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