Amtsgeheimnisse-Sonderreihe: Nahversorgung – Teil 2: Wirtschaftlichkeit ist nicht alles
In knapp einem Drittel aller Gemeinden gibt es keinen Nahversorger
mit Vollsortiment mehr. Seit 2010 ist die Zahl der Nahversorger um
weitere elf Prozent gesunken. Dafür greift eine andere Entwicklung
Platz: Die Teilsortimenter (Tankstellenshops, bäuerlic
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vor 5 Monaten
In knapp einem Drittel aller Gemeinden gibt es keinen
Nahversorger mit Vollsortiment mehr. Seit 2010 ist die Zahl der
Nahversorger um weitere elf Prozent gesunken. Dafür greift eine
andere Entwicklung Platz: Die Teilsortimenter (Tankstellenshops,
bäuerliche Direktvermarkter und diverse Automatenshops) werden
mehr. Ist das die Lösung für die Zukunft? Müssen die Gemeinden
oder private Initiativen, Vereine und Genossenschaften
übernehmen, wenn die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist?
Diese Fragen waren Thema einer Tagung, die unter dem Titel „Hat
die Nahversorgung ausgesorgt?“ am 13. Mai 2025 im Haus der
Industrie stattfand. Der Österreichische Gemeindebund lud die
wichtigsten Stakeholder der österreichischen Nahversorgung,
Gemeinden und neue Anbieter zu einer offenen Diskussion über die
Zukunft der Nahversorgung.
In einer Podiumsdiskussion sprach Gemeindebund-Präsident Johannes
Pressl mit Billa-Vorstand Robert Nagele, Spar-Geschäftsführer
Alois Huber, Elmar Ruth, der Bereichsleiter von Nah&Frisch
bei Kastner und MPREIS-Geschäftsführer David Mölk über die
Position der Stakeholder aus der Wirtschaft und mögliche Lösungen
für die Zukunft. Dabei kristallisierte sich heraus, dass das
größte Potenzial für kleine Gemeinden in kooperativen
Multifunktionslösungen und Selbstbedienungsläden liegt. Durch die
Digitalisierung ergeben sich viele Chancen, die auch erweiterte
Öffnungszeiten rentabel machen – etwa automatisierte Kassen ohne
Personal. Die Kastner Großhandelsgruppe, zu der unter anderem
Nah&Frisch gehört, hat viel Erfahrung mit individuellen
Lösungen, besonders für kleine Gemeinden unter 2.000 Einwohner.
Nah&Frisch bietet auch multifunktionale Nahversorgung, wie
etwa Post, Gastronomie, Tabakwaren, Fotoservice,
Putzerei-Angebote und weitere. Gleichzeitig sind die Filialen
auch sozialer Treffpunkt in der Gemeinde. Das Modell MiniM ist
eine innovative Abwandlung des Nahversorgers MPreis. Es handelt
sich um Verkaufsflächen von 150 bis 350 Quadratmetern. Auch hier
werden neben Lebensmitteln auch Zusatzservices angeboten wie
Post, Bank, E-Ladestationen und Apotheken. David Mölk von MPreis
sieht die Politik gefordert, um gewisse Regelungen anzupassen,
wie etwa die gesetzlichen Ladenöffnungszeiten oder das
Tabakmonopol zu liberalisieren. Weitere Stellschrauben sind laut
MPreis-Chef einfachere Widmungsmöglichkeiten für Verkaufsflächen,
Bürokratieabbau, die Senkung von Abgaben und erleichterte
Förderungen. Fazit: Die Wirtschaftstreibenden wünschen sich
Unterstützung durch die Politik. Die Diskussion zeigte aber auch,
dass Wirtschaftlichkeit nicht alles ist. Ein Praxisbeispiel kam
von Michael Wurmetzberger, Bürgermeister der Gemeinde Kaumtal in
Niederösterreich, die einen multifunktionalen Hybridmarkt
umgesetzt hat. In Teil zwei dieser Sonderreihe zur Nahversorgung
dreht sich alles um die Grenzen der Wirtschaftlichkeit, die im
Rahmen einer Podiumsdiskussion bei einer Veranstaltung, die am
13. Mai 2025 diskutiert wurden.
Einen Nachbericht und weiterführende Informationen zu der Tagung
„Hat die Nahversorgung ausgesorgt?“ vom 13. Mai 2025 finden Sie
unter
https://gemeindebund.at/termine/nahversorgungsevent-am-13-mai-2025/.
Österreichischer Gemeindebund
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