Amtsgeheimnisse-Sonderreihe: Nahversorgung – Teil 1: Sorgenkind Nahversorgung

Amtsgeheimnisse-Sonderreihe: Nahversorgung – Teil 1: Sorgenkind Nahversorgung

In knapp einem Drittel aller Gemeinden gibt es keinen Nahversorger mit Vollsortiment mehr. Seit 2010 ist die Zahl der Nahversorger um weitere elf Prozent gesunken. Dafür greift eine andere Entwicklung Platz: Die Teilsortimenter (Tankstellenshops, bäuerlic
42 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten

In knapp einem Drittel aller Gemeinden gibt es keinen
Nahversorger mit Vollsortiment mehr. Seit 2010 ist die Zahl der
Nahversorger um weitere elf Prozent gesunken. Dafür greift eine
andere Entwicklung Platz: Die Teilsortimenter (Tankstellenshops,
bäuerliche Direktvermarkter und diverse Automatenshops) werden
mehr. Ist das die Lösung für die Zukunft? Müssen die Gemeinden
oder private Initiativen, Vereine und Genossenschaften
übernehmen, wenn die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist?
Diese Fragen waren Thema einer Tagung, die unter dem Titel „Hat
die Nahversorgung ausgesorgt?“ am 13. Mai 2025 im Haus der
Industrie stattfand. Der Österreichische Gemeindebund lud die
wichtigsten Stakeholder der österreichischen Nahversorgung,
Gemeinden und neue Anbieter zu einer offenen Diskussion über die
Zukunft der Nahversorgung.


 


Im ersten Diskussions-Panel ging es vor allem um die aktuellen
Rahmenbedingungen für Nahversorger und Gemeinden. Am Podium
diskutierten Wolfgang Richter, Geschäftsführer von RegioData
Research, Christian Prauchner, Obmann des Bundesgremiums des
Lebensmittelhandels in der WKÖ & Geschäftsführer von
Prauchner, Werner Pamminger, der Geschäftsführer von Business
Upper Austria und Christian Rosenwirth vom Bundesministerium für
Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und
Wasserwirtschaft. Die Diskussion zeigte die Problemstellen auf:
Der Erhalt von Verkaufsflächen in einer kleinen Gemeinde ist aus
Sicht der Anbieter in den wenigsten Fällen wirtschaftlich – vor
allem, wenn man ein breites Sortiment anbieten möchte.
Personalkosten könnten unter anderem durch sogenannte
Hybrid-Lösungen oder völlig digitalisierte Kassensysteme gespart
werden – sie können auch außerhalb der gewöhnlichen
Öffnungszeiten in Betrieb sein. Dafür braucht es aber eine
Ausweitung der gesetzlichen Öffnungszeiten. Doch auch andere
gesetzliche und regulative Stellschrauben kamen in der Diskussion
zur Sprache: Indem das Tabak-Monopol gelockert und der Verkauf
von Medikamenten liberalisiert werden würde, könnten
multifunktionale Nahversorgermodelle ermöglicht werden, um
gemeinsame Potenziale zu bündeln und ein breites Angebot abdecken
zu können. Davon profitieren sowohl die Bevölkerung als auch die
Wirtschaftstreibenden. Die Experten am Podium plädierten auch für
gezielte Förderungen und mehr Flexibilität bei der Widmung von
Geschäftsflächen, um etwa Brachflächen und Leerstände nutzen zu
können. Gleichzeitig ging ein Appell an die Bürgerinnen und
Bürger selbst, mehr regional einzukaufen und die lokale
Wirtschaft zu unterstützen. „Bürgerinnen und Bürger sollten den
Nahversorger vor Ort auch nutzen, und nicht in größere
Einkaufszentren ausweichen“. Dafür brauche es
Bewusstseinsbildung. Ein guter Ansatz für die Zukunft sind
regionale Kooperationen und gemeinschaftliche Projekte in
Gemeinden mit Bürger:innen, Anbietern aus der Wirtschaft und der
Gemeindeverwaltung. In Teil eins dieser Sonderreihe zur
Nahversorgung werden die Rahmenbedingungen der Nahversorgung im
ländlichen Raum von unterschiedlichen Stakeholdern beleuchtet und
ein Problemaufriss gezeichnet.


Einen Nachbericht und weiterführende Informationen zu der Tagung
„Hat die Nahversorgung ausgesorgt?“ vom 13. Mai 2025 finden Sie
unter
https://gemeindebund.at/termine/nahversorgungsevent-am-13-mai-2025/.


Österreichischer Gemeindebund

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