#18 Amtsgeheimnisse vor Ort - So geht Bürgerbeteiligung – mit der jüngsten Bürgermeisterin Österreichs Nicole Thaller
Nicole Thaller ist mit 28 Jahren die jüngste Bürgermeisterin
Österreichs. Eines der ersten Projekte, das sie in ihrem Amt
umgesetzt hat, war eine Bürgerbefragung zu Gemeindethemen. „Mir war
es einfach sehr wichtig zu erfahren, was die Bürgerinnen und Bürg
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vor 6 Monaten
Nicole Thaller ist mit 28 Jahren die jüngste Bürgermeisterin
Österreichs. Eines der ersten Projekte, das sie in ihrem Amt
umgesetzt hat, war eine Bürgerbefragung zu Gemeindethemen. „Mir
war es einfach sehr wichtig zu erfahren, was die Bürgerinnen und
Bürger möchten“, so die Bürgermeisterin von Hofkirchen im
Traunkreis. „Ich wollte das Ohr am Bürger haben und aus erster
Hand wissen, was denn überhaupt in unserer Gemeinde gewünscht
ist, welche Projekte priorisiert gehören und welche vielleicht
ein bisschen weiter hinten angereiht werden sollten.“ Das war der
Anlass für eine großangelegte Bürger:innenbefragung in
Hofkirchen, die in Zusammenarbeit mit der FH Oberösterreich
durchgeführt wurde.
In der neuen Folge von „Amtsgeheimnisse vor Ort“, dem
Gemeindebund-Podcast, spricht Gemeindebund-Präsident Johannes
Pressl mit Bürgermeisterin Nicole Thaller darüber, wie die
Befragung technisch umgesetzt wurde, welche Kanäle dafür genutzt
wurden, wie man alle Bevölkerungsgruppen erreicht hat und was die
Ergebnisse der Befragung zeigten. Für eine kleine Gemeinde wie
Hofkirchen mit rund 2.200 Einwohnern war besonders die Auswertung
der Befragung mit viel Aufwand verbunden: „Man muss auch die
Vorlauf- und Nacharbeitszeiten einrechnen. Deshalb ist eine
solche groß angelegte Befragung nur langfristig sinnvoll. Der
Fragebogen gibt die Richtung vor, wo die Reise in den nächsten 20
Jahren hingehen soll“, so die Bürgermeisterin. Das Ganze auf eine
wissenschaftliche Ebene zu heben, sei auf Gemeinde-Ebene nicht
möglich, aber auch nicht zwingend notwendig, ist sich Thaller
sicher. Aus den Ergebnissen zieht sie sich gezielt einzelne
Themen heraus und baut diese in weitere
Bürgerbeteiligungsprojekte ein. So gab es in Hofkirchen
anschließend an die Befragung auch eine Jugendwerkstatt, um
besonders die Anliegen der jungen Bevölkerung stärker
herauszuarbeiten. Auch in den nächsten Jahren sind Fokusgruppen
zu bestimmten Themen geplant. Die wesentlichen Ergebnisse für
Nicole Thaller sind auch ihre Leitlinien im
Bürgermeisterinnen-Amt: „Welche Projekte sollen in meiner
Amtszeit priorisiert werden? Welche konkreten Themen wären
wichtig?“
Bereits umgesetzt wurde ein Spielplatz in der Gemeinde, aktuell
läuft zudem ein Prozess rund um die Nachmittagsbetreuung und eine
neue Dorfgestaltung. Von schnellen Abfragen zu konkreten Themen
hält die Bürgermeisterin wenig: „Man kann sich viele verschiedene
Meinungen einholen. Aber die Bevölkerung weiß nie alles. Etwa bei
Themen der Finanzierung von Gemeindeprojekten liegt die
Entscheidung zurecht bei den gewählten Gemeinde-Vertreter:innen,
die sich damit ausführlich beschäftigen. Nicht immer ist die
Wunsch-Variante der Bevölkerung auch die fachlich beste oder
rechtlich umsetzbare“, erläutert Thaller, die sogenannten
Bürgerräten skeptisch gegenübersteht: „Dafür gibt es den
Gemeinderat. Er ist die gewählte Vertretung der Bevölkerung,
dessen Hauptaufgabe und Hauptinteresse es ist, das Ohr bei den
Bürger:innen zu haben und ihre Bedürfnisse und Interessen zu
vertreten. Ein Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin darf auch
nie allein entscheiden – der Gemeinderat ist gelebte Beteiligung
auf basisdemokratischer Ebene.“ Im Gespräch mit
Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl erzählt Nicole Thaller
auch von ihrem persönlichen Weg in die Politik: „Ich sehe das Amt
als Beruf, der mir Spaß macht. Er ist zwar emotionaler als jeder
andere Beruf – denn du kennst die Menschen in deiner Gemeinde
persönlich – aber dafür kann man extrem viel bewegen“, so Nicole
Thaller in der neuen Folge von „Amtsgeheimnisse vor Ort“.
Österreichischer Gemeindebund
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