Amoklauf im Hochbauamt

Amoklauf im Hochbauamt

Die Geschichte des Günther Tschanun
53 Minuten

Beschreibung

vor 6 Monaten
Der Chef der Zürcher Baupolizei liquidierte 1986 bei einem Amoklauf
die Mitarbeiter, die ihn am schärfsten kritisierten. Obwohl hier
ein offensichtlich überforderter Vorgesetzter seine Untergebenen
ermordete, wurde er in der Öffentlichkeit schon fast zum Helden des
Widerstands - verstand man seine Tat doch als Amoklauf gegen immer
brutaler werdende Arbeitsbedingungen. Doch reichen ein unfähiger
Stadtrat, eine hetzerische Presse, ein toxisches Arbeitsklima,
handfestes Mobbing und ein unmenschlicher Workload, um die
individuelle Schuld des Täters zu mildern? Die inzwischen über
vierzig Jahre zurückliegende Tat zeigt exemplarisch die Komplexität
von Gewaltverbrechen auf: eine individuelle Krise und
Prädisposition für Paranoia trifft auf die Strukturen der
Arbeitswelt im öffentlichen Dienst, die zu träge sind, um
politische Entwicklungen aufzufangen. Während die neu
obligatorische 2. Säule Gelder in die Pensionskassen schwemmt, die
diese in sicheren Immobilien anlegen wollen, also plötzlich gebaut
wird wie verrückt, versinkt die städtische Baupolizei im Chaos –
und gleichzeitig definieren sich immer mehr Menschen über ihren
Beruf, ziehen daraus Sinnhaftigkeit wie auch Selbstwertgefühl (das
Wort «Burnout» ist ein Kind der Siebzigerjahre). Wie bei den
meisten Gewaltverbrechen, wie wir sie auch heute noch regelmässig
erleben, verstricken sich das Psychogramm eines Individuums und das
einer Gesellschaft in fataler Weise.

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